Oktober 2019
Oktober 2019

Münze des Monats

© Archäologischen Museums der Universität Münster

Denar des Kaisers Trajan

Archäologisches Museum der Universität Münster, Inv. Nr. M 2116.
Münze der römischen Kaiserzeit.
Denar des Kaisers Trajan (98-117 n. Chr.), Prägeort Rom, 112-114 n. Chr.
Av: IMP TRAIANO AVG GER DAC P M TR P COS VI P P: Trajansbüste, mit Lorbeerkranz, Gewand über der rechten Schulter (manchmal auch über der linken);
Rev: S P Q R OPTIMO PRINCIPI VIA TRAIANA: Via Trajana, bis zur Taille nackt, mit dem Kopf nach rechts liegend, ein Rad auf dem rechten Knie, den linken Arm auf einem Felsen abgelegt, in der linken Hand einen Zweig haltend.
Rif: RIC II, 266; BMC 487; Cohen 646.

Abb. 1
© Wikipedia

Dieser denarius wurde zur Feier die Errichtung der Via Traiana, die Beneventum (Benevento, in Kampanien) mit Brundisium (Brindisi, in Apulien) verband, geprägt (Abb. 1).
Die Darstellung auf der Münze ist recht ungewöhnlich: Die weibliche Figur auf dem Revers repräsentiert die Straße. Ihr linker Ellbogen ruht auf einigen Felsen, die für den Boden stehen, der geebnet werden musste. Mit der Rechten hält sie ein Wagenrad auf dem Knie fest, ein Symbol für den intensiven Verkehr. Die gleiche Darstellung findet sich auch auf aurei, sestertii, dupondii und asses (RIC II, 266, 636-641).
Bereits Augustus ließ zur Feier der Errichtung von Straßen Münzen prägen (RIC I, 140-144), doch erst unter Trajan taucht die Straße als Personifikation auf. Dieser sorgte während seiner Regierungszeit für den Bau und die Restauration vieler öffentlicher oder strategischer Bauten, manches davon wurden auf Münzen gefeiert. In diesem Kontext gibt es zwei solcher Darstellungen mit Personifikationen, die derjenigen der Via Traiana ähneln: Die erste befindet sich auf einem denarius, der die Donau zeigt (RIC II, 100-101), die zweite auf einer Münze zur Errichtung des römischen Aquädukts (RIC II, 463-464, 607-609). Die Haltung der beiden Personifikationen erinnert an die derjenigen auf der Münze zur Via Traiana, obwohl es sich jeweils um eine männliche Personifikation handelt.
Die Münzen sowie die beiden erhaltenen Inschriften bilden den einzigen zeitgenössischen Nachweis zur Ausführung des Straßenbaus. Dank der Inschriften wissen wir, dass die Straße während der XIII tribunicia potestas Trajans eröffnet wurde, welche am 10. Dezember 109 n. Chr. begann. Die Inschriften befanden sich auf den Meilensteinen und auf den Steinen, die jeweils an den obersten Punkten der Brücken angebracht wurden. Die Meilensteine wurden im Abstand von je einer Meile (ca. 1.5 km) aufgestellt und trugen alle die gleiche Inschrift, nur die Anzahl der Meilen variierte. Die Inschrift lautete (CIL IX, 6003):
IMP(ERATOR) CAESAR
DIVI NERVAE F(ILIUS)
NERVA TRAIANVS
AVG(VSTVS) GERM(ANICVS) DACIC(VS)
PONT(IFEX) MAX(IMVS) TR(IBVNICIA) POT(ESTATE)
XIII IMP(ERATOR) VI CO(N)S(VL) V
P(ATER) P(ATRIAE)
VIAM A BENEVENTO
BRVNDISIVM PECVN(IA)
SVA FECIT
Den Inschriften auf den Steinen der Brücken fehlten die Meilenangaben, dafür hatten sie die Ergänzung et pontes nach viam (CIL IX, 6005).
Durch den Ausdruck pecunia sua kann man darauf schließen, dass die Arbeiten aus dem fiscus Caesaris finanziert wurden, das unter direkter kaiserlicher Kontrolle stand.
Die Straße wurde nicht ex novo gebaut: Strabo berichtet von einer bereits vorher existierenden Verbindungsroute, die er allerdings als Maultierweg («ἡμιονική», Strabo 6,3,7) beschreibt, was eine schlechte Begehbarkeit vermuten lässt. Der durch Trajan veranlasste Neubau verbesserte das Vorankommen der Reisenden somit erheblich. Die Aufsicht über die Arbeiten hatte der Magistrat Quintus Pompeius Falco inne, der 108 n. Chr. consul suffectus war und den Titel des curator viae Traianae (AE 1957, 336) erhielt.
Den Anfang der Straße bildete der Trajansbogen in Beneventum, der 114 n. Chr. zur Feier der Errichtung der Via Traiana errichtet wurde. Von dort aus führte die Straße durch Aequum Tuticum, Aecae, Herdonia, Canusium, Rubi, Butuntum, Barium und Egnatia, bevor sie Brundisium erreichte. Die Straße stellte eine Alternative zur Via Appia aus republikanischer Zeit dar. Im Vergleich zu dieser war sie ca. 28 Meilen kürzer, was auf der Gesamtstrecke zwischen Beneventum und Brundisium eine Zeitersparnis von fast einem Tag ausmachte. Die Aufmerksamkeit, die dem Bau der Via Traiana galt, zeigt die Bedeutung von Brundisium, einem für Trajan bedeutsamen Hafen, weil dieser von dort aus seine Expeditionen in den Osten startete, von denen vor allem die nach Dakien und Parthien wichtig waren: Im Jahr 113 n. Chr. bildete Brundisium den Ausgangspunkt für den Partherkrieg.

Roberto Tomassoni (Übersetzung: Patricia Linnemann)


Literatur:

  • AE = Année Épigraphique;
  • ASHBY T., GARDNER R. 1916, The Via Traiana, “Papers of the British School at Rome”, Bd. 8, Nr. 5, S. 104-171;
  • BELLONI G. G. 1993, La moneta romana, Rom;
  • CIL = Corpus Inscriptionum Latinarum;
  • RADKE G. 1971, Viae publicae romanae, “Pauly’s Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft. Supplementband XIII”, Stuttgart;
  • RESCIO P. 2013, Via Traiana: una strada lunga duemila anni: guida al percorso e agli itinerari, Fasano;
  • RIC I = SUTHERLAND C. H. V., CARSON R. A. G. 1984 (Repr.), Roman Imperial Coinage, I, From 31 BC to AD 69, London;
  • RIC II = MATTINGLY H., SYDENHAM E. A. 2001 (Repr.), Roman Imperial Coinage, II, Vespasian to Hadrian, London;
  • ROTILI M. 1972, L’arco di Traiano a Benevento, Rom;
  • SILVESTRINI M. 1999, Un itinerario epigrafico lungo la via Traiana: Aecae, Herdonia, Canusium, Bari;