
Pax zu Gast in Münster
Archäologisches Museum der Universität Münster, Inv. Nr. M 2066
As des Kaisers Titus, Münzstätte Rom (80/81 n. Chr.)
27,9 mm; 12,96 gr, 6 h
Av.: Büste des Titus mit Lorbeerkranz n.l.; IMP T CAES VESP AVG P M [TR P] COS VIII
Rv.: Stehende Pax mit Zweig und Caduceus n.l.; PAX AVGVST / SC
2018 haben das Ende des Ersten Weltkriegs 1918 sowie Ende des 30-Jährigen Kriegs 1648 Jahrestage. Zu diesem Anlass haben sich in Münster fünf Institutionen zu einer Ausstellungskooperation zusammengeschlossen, um das Thema Frieden von der Antike bis heute zu behandeln. Fünf Ausstellungen des Archäologischen Museums der Universität Münster, des Bistums, des Kunstmuseums Pablo Picasso Münster, des LWL-Museums für Kunst und Kultur und des Stadtmuseums Münster widmen sich vom 28. April bis 2. September 2018 umfassend diesem Thema (http://www.lwl.org/landesmuseum-download/Website/Flyer_Frieden_hyperlinks_6.9.pdf).
Im Archäologischen Museum trägt die Ausstellung den Titel „Eirene/Pax. Frieden in der Antike“. Diese Ausstellung behandelt die gesamte Antike und Besucherinnen und Besucher werden auch zahlreiche hochkarätige numismatische Zeugnisse in der Ausstellung sehen. Denn das Thema ist auch aus numismatischer Sicht hochspannend. Obwohl die Personifikation der Friedensgöttin Eirene in Griechenland seit klassischer Zeit gut zu greifen ist, tritt sie auf Münzen – bis auf eine Darstellung im unteritalischen Lokroi Epizephyrioi (das seltene Stück ist in der Ausstellung zu sehen) – in klassischer und hellenistischer Zeit nicht auf. Es ist ein Phänomen der Römerzeit, dass die Friedensgöttin Pax auf Münzen in Erscheinung tritt. Nach ersten Anfängen in republikanischer Zeit und der frühen Kaiserzeit ist es das Bürgerkriegsjahr 68 n. Chr. und die anschließenden flavischen Kaiser, die mit dem Sieg über Judäa ein umfangreiches Programm der numismatischen Verbildlichung der Pax entfalten.
Eine dieser Münzen ist ein As im Archäologischen Museum der Universität Münster, welches auch in der Ausstellung zu sehen ist. Die Münze wurde 80/81 n. Chr. von Kaiser Titus geprägt, und die Vorderseite ziert sein beleibtes Porträt nach links. Die Rückseite zeigt die nach links stehende Friedensgöttin Pax. In ihrer vorgestreckten Rechten hält sie gesenkt den Friedenszweig und in ihrem linken Arm liegt der Botenstab Caduceus, eines der wichtigsten Attribute der Friedensgöttin (das Attribut trägt sie auch schon auf der Silbermünze aus Lokroi Epizephyrioi). Es ist ein Anliegen der Ausstellung nicht nur der Bedeutung des Friedens in der Antike nachzugehen, sondern auch die Genese einer spezifischen Friedensikonographie nachzuzeichnen. Diese Ikonographie, die Teil einer abendländischen Friedenssymbolik geworden ist (wie in den anderen Ausstellungen zu sehen ist), ist geprägt durch Attribute. Der Botenstab Caduceus oder griechisch das Kerykeion ist eines der zentralen Attribute der Friedensgöttin. Die Bedeutung dieses Attributs ist bislang in der Forschung nur wenig berücksichtigt worden, doch erläutert uns der Geschichtsschreiber Diodor im 1. Jh. v. Chr. explizit seinen Ursprung: „Dem Hermes schreibt man die Einführung von Friedensgesandtschaften zu, wie sie in Kriegszeiten stattfinden, ferner von Unterhandlungen sowie Verträgen und als Abzeichen hierfür schuf er den Heroldsstab; ihn tragen gewöhnlich jene, die in derartigen Angelegenheiten Gespräche führen und dank dem Stabe bei den Feinden Sicherheit genießen.“ (Diod. 5,71,1, Übersetzung: O. Veh). Diese Herleitung des Attributs gibt der römischen Friedenideologie, die sehr stark vom römischen Siegfrieden, der Pax Romana, geprägt ist, eine andere Facette, nämlich die Möglichkeit des Verhandlungsfriedens. Es ist ein Anliegen der Ausstellung im Archäologischen Museum auch dieser Dimension des Friedensgedankens in der Antike nachzugehen, ein Thema, das nie an Aktualität einbüßt.
(Achim Lichtenberger)
Literatur: RIC II-I2 230; http://archaeologie.uni-muenster.de/ikmk/object?lang=de&id=ID152; S. Erhardt, in: A. Lichtenberger, H.-H. Nieswandt, D. Salzmann (Hrsg.), Eirene/Pax. Frieden in der Antike (Dresden 2018), 279 Nr. 144.
