Herk
Kaiserzeitl. Becher mit Heraklesfigur (Asklepieion), 2. Hälfte 1. Jh. n. Chr.

Antikes, byzantinisches und islamisches Glas aus Pergamon

Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Projekt widmet sich der wissenschaftlichen Bearbeitung der antiken, byzantinischen und islamischen Glasfunde aus den seit mehr als 130 Jahren andauernden deutschen Grabungen in Pergamon. Diese Stadt im westlichen Kleinasien ist – ungeachtet ihres bedeutenden Ranges unter den antiken Metropolen – in der „Glaslandschaft“ des östlichen Mittelmeerraumes noch gar nicht in Erscheinung getreten.

Den äußerst dürftigen Kenntnisstand spiegelt die geringe Zahl der nur vereinzelt in den Grabungspublikationen der Reihe „Altertümer von Pergamon“ veröffentlichten Glasobjekte wider. Allerdings steht die Erforschung des antiken und vor allem des byzantinischen Glases in Kleinasien generell noch am Anfang. Das Forschungsvorhaben zu den Glasfunden aus Pergamon reiht sich in die gegenwärtig vor allem von türkischen Kollegen unternommenen Bemühungen ein, diesem Desiderat zu begegnen und verfolgt das Ziel, einen grundlegenden Beitrag zur Glasforschung in Kleinasien zu leisten.

Gegenstand der Untersuchungen sind neben Glasgefäßen auch Schmuckstücke und Gerätschaften aus Glas sowie Fensterglas. Das Projekt verfolgt dabei konkrete Fragestellungen, die weit über eine reine Materialstudie hinausgehen, denn sie gelten nicht nur dem Formen- und Typenrepertoire und der Provenienz (lokale Produktion oder Import?), sondern auch dem Zusammenhang zwischen Form und Funktion der Glasgefäße sowie ihrem Verhältnis zu keramischen und toreutischen Erzeugnissen. Naturwissenschaftliche Analysen von ausgewählten Proben, die in London durchgeführt wurden, liefern weitere bedeutsame Erkenntnisse.

Ein besonderes Augenmerk richtet sich auf die jeweiligen Fundkontexte, denn das mit dem Glas vergesellschaftete Fundmaterial (Münzen, Keramik etc.) gewährt wichtige Aufschlüsse zur Datierung einzelner Formen, die sonst nur über Vergleichsstücke von anderen Fundorten zu gewinnen wären. Die Berücksichtigung der Kontexte gestattet zudem Aussagen zu wirtschafts- und sozialgeschichtlichen Aspekten in den verschiedenen Phasen der Stadtgeschichte, die das bislang von der Pergamon-Forschung gezeichnete Bild ergänzen, mitunter aber auch revidieren.

Ansprechpartner:
Dr. Holger Schwarzer, M. A.