Die Kooperative El Progreso stellt aus der Cupuaçu Schokolade her.
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Regenwald bewahren und Wege aus der Armut aufzeigen

Münster/Madre de Dios – Den Regenwald bewahren und den Menschen zugleich Wege aus der Armut aufzeigen, das gelingt einem Projekt in Madre de Dios in Peru. Marianne Heimbach-Steins, Mitglied des ZIN-Vorstands und Direktorin des Instituts für Christliche Sozialwissenschaften der Katholisch-Theologischen Fakultät der WWU, hat das Projekt Ende November im Rahmen einer Dialogreise mit Caritas International - dem internationalen Hilfswerk des Deutschen Caritas-Verbandes, besucht. „Hier wird Familien im Amazonasgebiet eine Lebensgrundlage ermöglicht und aktiv zur Bewahrung der Schöpfung beigetragen“, sagte sie nach ihrer Rückkehr.

Neue Wege sind nötig, um die dicht bewaldete und artenreiche Natur zu schützen. Der Raubbau an der Natur in Peru ist immens, wird doch jedes Jahr Regenwald in der Größenordnung von etwa 200.000 Fußballfeldern vernichtet. Mit fatalen Folgen: Flächen liegen inzwischen verödet da, ganze Flusslandschaften sind verschwunden. Durch den Klimawandel steigt das Überschwemmungsrisiko noch weiter an.

Vor allem illegale Goldschürfer aus dem meist bitterarmen Hochland Perus roden im Amazonasgebiet. Mit Quecksilber und anderen Chemikalien lösen sie das begehrte Edelmetall aus dem Schlamm und leiten das Abwasser dann ungefiltert in die Flüsse. „Der peruanische Staat hat zwar Gesetze gegen das Schürfen auf den Weg gebracht, aber sie werden einfach nicht durchgesetzt“, erfuhren die Reisenden von den Caritasmitarbeitenden vor Ort. Selbst vor ausgewiesenen Naturreservaten machen die Schürfer nicht halt. Kleinbauern und indigene Bevölkerung werden zurückgedrängt oder von ihren Ländern vertrieben.

Hier setzt das von Caritas international unterstützte Projekt an. Kleinbauern werden beim ökologischen Anbau unterstützt. Caritas setzt den Schwerpunkt hier auf Agroforstwirtschaft, also die Kombination von Land- und Waldwirtschaft auf der gleichen Fläche. Die wirkt der Bodenerosion entgegen, stabilisiert den natürlichen Wasserhaushalt, stärkt das labile Ökosystem und sichert zugleich die wirtschaftliche Existenz. Die Familien bepflanzen ihre Felder mit Nutzpflanzen, Fruchtbäumen und mehrjährigen Hölzern. Statt Monokulturen, die die Gefahr der Bodenerosion begünstigen, wird Wert gelegt auf möglichst große Diversität. So werden etwa auf einem Feld zugleich Ananas, Kakao, Bananen, Paranüsse und Avocados angebaut. Für die Flächen werden Bewirtschaftungspläne erarbeitet, die auch die Gefahr künftige Überschwemmungen und Dürren berücksichtigen.

Die Kleinbauern bekommen von der Caritas Madre de Dios aber nicht nur Know-How für die Landbewirtschaftung an die Hand, sondern werden auch als Erzeugergemeinschaften gestärkt, indem sie auch eigene Verwertungsketten aufbauen. Zusammen erwirtschaften sie ein ordentliches Einkommen und können sich den illegalen Goldschürfern besser widersetzen.

Das Projekt zeigt Erfolge. Die Erzeugergemeinschaft „Aprocci“ beispielsweise bewirtschaftet 120 Hektar Land, baut unter anderem Kakao an und verarbeitet diesen zu einer – inzwischen preisgekrönten – Trinkschokolade weiter. Die Gemeinschaft „El Progreso“ mit 38 Kleinbauern fertigt Schokolade aus selbst angebautem „Cupuaçu“, einem Verwandten der Kakaopflanze.

Ein Treffen mit dem Bischof von Madre de Dios, David Martinez de Aguirre Guinea, rundete das Bild für Marianne Heimbach-Steins ab. „Der Bischof hat uns vom Besuch des Papstes in Puerto Maldonado im Januar 2018 und von den Problemen der Armen in seiner Diözese berichtet. Hier vor Ort wird ganz klar, was Franziskus meint, wenn er in seiner Enzyklika „Laudato si“ mahnt, den Schrei der Armen und zugleich den Schrei der geschundenen Erde zu hören.“

Im Rahmen der Dialogreise lernte die Gruppe – überwiegend Entscheidungsträger aus Kirche und Caritas – die Arbeit der Caritas in Peru kennen. Im Großraum Lima besuchten die Reisenden Projekte für die Opfer der Überschwemmungskatastrophe nach dem El Niño 2017 sowie für suchtkranke Menschen und ehemalige Heimkinder. In Arequipa wiederum erfuhren sie, wie durch inklusive Grundschulen, Lehrer-Fortbildungen und Hausbesuche das gemeinsame Lernen von Kindern mit und ohne Behinderung voran gebracht wird. Ein Treffen mit der peruanischen Sozialministerin Liliana La Rosa Huertas eröffnete der Gruppe Einblick in die schwierige sozialpolitische Lage in dem Land, dessen Sozialetat derzeit gerade einmal 2,85% des gesamten Staatshaushaltes ausmacht.

Für Marianne Heimbach-Steins bot die Reise in das drittgrößte Land des südamerikanischen Kontinents „Anschauungsunterricht“ für die vielfältigen Anforderungen ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit, vor allem für die Notwendigkeit, Umweltschutz und Sozialpolitik zusammenzudenken. Nachhaltigkeit und Gerechtigkeitsverantwortung im umfassenden Sinn verlangen es, den Schutz der Natur und die Anliegen der indigenen Bevölkerung sowie der Armen koordiniert voranzutreiben – eine immense Herausforderung für Politik und Zivilgesellschaft.

Weitere Informationen zur Hilfe von Caritas international in Peru:
www.caritas-international.de/hilfeweltweit/lateinamerika/peru

Caritas international, Freiburg,
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