Aktuelles am Zentrum für Interdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung

Mit Konsumkorridoren zu einer neuen Normalität Nachhaltigen Konsums?

Wie kann Nachhaltiger Konsum attraktiv werden? Wie kann er zu einer neuen Normalität werden, im Zuge derer ein gutes Leben in einer begrenzten Welt für alle möglich wird?

Um diese und weitere Fragen aus den Bereichen Nachhaltiger Konsum und Soziale Gerechtigkeit zu diskutieren, kamen im Herbst 2016 30 Wissenschaftler*innen und Expert*innen in Budapest zusammen und präsentierten ihre Antworten anschließend auf der 5. "International Degrowth Conference". Für ZIN-Sprecherin Prof.‘in Doris Fuchs, die Teilnehmerin der Konferenz war, ist es das von ihr mitentwickelte Konzept der Konsumkorridore, das eine Antwort auf die Frage nach der praktischen Umsetzung nachhaltigen Konsums bietet.

In ihrem, gemeinsam mit Kollegin Dr. Antonietta Di Giulio verfassten, Beitrag zum Tagungsband steht folglich eben dieses Konzept im Mittelpunkt. In dem Artikel mit dem Titel „Consumption Corridors: integrating the good life and justice in sustainable development“ wird deutlich, dass durch die Festlegung von Minimal- und Maximalstandards individuellen Konsums heute und zukünftig lebenden Individuen der Zugang zu notwendigen Ressourcen und somit die Möglichkeit eines guten Lebens garantiert werden kann. Innerhalb dieser durch o.g. Standards begrenzten Konsumkorridore ist individuelle Lebensgestaltung und den eigenen Präferenzen entsprechender Konsum möglich, ohne dass Überkonsum einiger den Zugang zu Ressourcen und die Chance auf ein gutes Leben anderer gefährdet. Die Konsumkorridore antworten damit auf die ethischen Herausforderungen nachhaltiger Entwicklung, die darin bestehen, dass Individuen und Staaten zwar einerseits Rechte zugestanden, andererseits jedoch auch Pflichten zugesprochen werden. Die Konsumkorridore stellen sich so als Weg heraus, um die erfolgreiche Verbindung von Konsum, Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit und individueller Freiheit herzustellen.

Nähere Erläuterung zu dem Brückenschlag zwischen den Ideen bzgl. des guten Lebens und Gerechtigkeit hin zu dem Konzept der Konsumkorridore und zu der Entstehung des Konzeptes enthält der online verfügbare Artikel „Consumption Corridors: integrating the good life and justice in sustainable development“. Dort erfolgt auch ein Vergleich mit ähnlichen Ideen sowie eine Zusammenfassung und Diskussion aktueller gesellschaftlicher und politischer Herausforderungen Nachhaltigen Konsums.

Bild L _schel Pm Stellungnahme Monitoring-prozess
© Uni MS - Laura Grahn

Energiewende-Experten: Zielerreichung bei der Energiewende sichern

Der Monitoring-Prozess „Energie der Zukunft“ ist Teil einer Langfriststrategie, welche im Energiekonzept der Bundesregierung vom September 2010 verankert wurde. Zur Begutachtung und Kommentierung der jährlich von den Ministerien zu erstellenden Monitoring-Berichte bestellte die Bundesregierung im Oktober 2011 eine unabhängige Expertenkommission mit vier Energiewissenschaftlern. Die vorliegende Stellungnahme der Expertenkommission kommentiert den fünften Monitoring-Bericht der Bundesregierung für das Berichtsjahr 2015.

Auch nach der Umsetzung der „10-Punkte-Energie-Agenda“ der Bundesregierung besteht weiterhin ein erheblicher Handlungsbedarf zur Erreichung der Energiewendeziele. Offensichtlich ist, dass den zumeist positiven Trends im Bereich „Erneuerbare Energien“ auf der einen Seite eine unbefriedigende Entwicklung bei der „Energieeffizienz“ auf der anderen Seite gegenübersteht. Insbesondere das Klimaschutzziel dürfte mit großer Wahrscheinlichkeit verfehlt werden. „Um die Zielerreichung zu sichern und die Glaubwürdigkeit der Energiewende zu erhalten, ist ein verlässlicher und langfristig stabiler Rahmen für die Transformation des Energiesystems notwendig“, so Andreas Löschel (Universität Münster), Vorsitzender der unabhängigen Expertenkommission zum Monitoring-Prozess „Energie der Zukunft“.

Weitere Links zu diesem Artikel:
Pressemitteilung zur Stellungnahme der unabhängigen Expertenkommission zum Monitoring-Prozess „Energie der Zukunft“
Original-Pressemitteilung des Bundesministeriums
Forschung A-Z / Prof. Dr. Andreas Löschel
Fünfter Monitoring-Bericht zur Energiewende
Stellungnahme der Expertenkommission zum fünften Monitoring-Bericht zur Energiewende
"Monitoring der Energiewende"

[Copyright: Pressemitteilung auf der Homepage der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster]

[Foto: Laura Grahn | WWU Münster]

Muss der Begriff der „sozialen Nachhaltigkeit“ neu bestimmt werden?

Dem weit verbreiteten Drei-Säulen-Modell von Nachhaltigkeit zufolge, umfasst Nachhaltigkeit drei Dimensionen: eine ökologische, eine ökonomische und eine soziale. In seinem Artikel „Gemeinsam – nachhaltig. Argumente für eine sozialisationstheoretische Bestimmung sozialer Nachhaltigkeit" (Soziologie und Nachhaltigkeit, Jg. 2, Nr. 5. Münster) kritisiert ZIN-Mitglied Prof. Matthias Grundmann die Art und Weise, wie der Begriff „soziale Nachhaltigkeit“ oft inhaltlich gefüllt wird. Oft würden „relativ willkürliche Makrozusammenhänge adressiert, die dann […] zu Indikatoren sozialer Nachhaltigkeit verdichtet werden, um als politische Steuerungsgrößen zu dienen“ (ibd.: 4), ein Vorgehen, das mit „Verkürzungen im Nachhaltigkeitsdiskurs einhergehe[t] und zu einer Reduktion der sozialen Dimension auf politische Regulation führ[t]“ (ibd.). Es ergibt sich die Notwendigkeit „herauszuarbeiten, wie soziale Nachhaltigkeit in gesellschaftlichen Diskursen und konkreten Handlungs- und Beziehungsstrukturen verankert ist.“ (ibd.)

Im Zuge einer neuen Begriffsdefinition sozialer Nachhaltigkeit legt Prof. Grundmann anschließend eine „Bestimmung sozialer Nachhaltigkeit im Spannungsfeld zwischen mikro- und makrostrukturellen Akteuren“ (ibd.: 13) vor, die es „ermöglicht […] die unterschiedlichen gesellschaftlichen Handlungszusammenhänge, die den Diskurs um soziale Nachhaltigkeit bestimmen, differenzierter als bisher in den Blick zu nehmen. Auf diese Weise lassen sich auch Engführungen des Diskurses um soziale Nachhaltigkeit aufheben. Zugleich öffnen sich Argumente für eine sozialtheoretische Fundierung des Nachhaltigkeitsdiskurses.“(ibd.: 13)

Letztlich zeigt der Autor auf, dass eine gehaltvolle soziologische Neubestimmung sozialer Nachhaltigkeit ihre moralischen Ansprüche an die individuelle Lebensgestaltung und Gesellschaftlichkeit deutlich werden lässt und gleichzeitig normative Leitideen zur Erfüllung dieser Ansprüche liefert.

[Quelle: Grundmann, Matthias (2016): Gemeinsam - nachhaltig. Argumente für eine sozialisationstheoretische Bestimmung sozialer Nachhaltigkeit. Soziologie und Nachhaltigkeit, Jg. 2, Nr. 5. Münster.]

Eine Vision für ein klimaneutrales Münster

Am 07. Dezember nimmt ZIN-Sprecherin Prof.‘in Doris Fuchs am ersten Forum Klimaschutz 2050 in Münster teil. Ziel des Forums ist es, die Vision klimaneutrales Münster voranzutreiben.

Die Stadt Münster hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu werden und somit ihre Vorreiterrolle im kommunalen Klimaschutz zu festigen. Münster gehört dabei offiziell zum Kreis der „Masterplan-Kommunen 100% Klimaschutz“ die vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit für ihr Engagement ausgezeichnet werden.

Der Masterplan sieht einen Stadtentwicklungspfad vor, der bis zum 30.06.2017 fertiggestellt sein soll. Den inhaltlichen Schwerpunkt des Masterplanprozesses bildet dabei das Leitprojekt Suffizienz: Angestrebt wird eine Verminderung des Ressourcen- und Energieverbrauchs bei gleichzeitig hoher Lebenszufriedenheit.

Im Anschluss an das 1. Forum, das sich als Fachdialog versteht, soll im Frühjahr die Bürgerschaft miteinbezogen werden, da ihre Beteiligung durch Ideen und Initiativen als maßgeblich für das Erreichen der Klimaschutzziele gilt.

[Quellen: Klima-Initiative Münster (Hg.): Klima-info Münster kompakt, November 2016 und Homepage der Stadt Münster (Hg.): Klimaschutz 2050, abgerufen am 06.12.2016 und Homepage der Stadt Münster (Hg.): Klimaschutz 2050 - Vision, abgerufen am 06.12.2016]

Auf der Suche nach dem rechten Maß nachhaltigen Konsums

ZIN-Sprecherin Prof.‘in Doris Fuchs nimmt am 28. und 29. November am Expert*innendialog des von der Mercator-Stiftung in der Schweiz geförderten Projektes „Nachhaltiger Konsum- Die Suche nach dem rechten Maß“ in Basel teil.

Das Projekt widmet sich dem Problem der Überbeanspruchung natürlicher Ressourcen durch Konsum, indem es Fragen nach dem richtigen Maß im Konsumverhalten stellt. Wissenschaftler*innen der Universität Basel diskutieren, ob ein Weg zur Verringerung des Konsums die Verständigung über seine Ober- und Untergrenzen sein könnte und stellen so die Idee der Konsum-Korridore in den Mittelpunkt ihrer Forschung. „Im Rahmen so genannter Konsum-Korridore soll jeder Mensch ein erfülltes Leben führen können, ohne dass ein solches durch das eigene Konsumverhalten für andere Menschen eingeschränkt oder gar verunmöglicht wird.“ (Quelle: Homepage der Mercator Stiftung)

Prof.‘in Doris Fuchs arbeitet seit langem selbst an der Idee der Konsum-Korridore und gehört zu den Begründer*innen dieses Konzeptes, das bspw. im Zentrum des diesjährigen March Münster Meetings stand und dem bereits einige Publikationen gewidmet wurden (s. bpsw. Di Giulio, Antonietta; Fuchs, Doris. 2014. ‘Sustainable Consumption Corridors: Concept, Objections, and Responses.’ GAIA 23: 184-192).

Auf dem Weg zur "Global Nachhaltigen Kommune" mit dem ZIN

Fragen von Nachhaltigkeit sind immer stärker auch in der Praxis präsent, zum Beispiel in Form der nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen. Im Zuge des Modellprojektes „Global nachhaltige Kommune NRW“ sollen Strategien zur Umsetzung dieser Ziele auf lokaler Ebene entwickelt werden. 16 Städte und Kommunen nehmen an diesem Projekt teil- unter ihnen Münster. In einem auf zwei Jahre angelegten Prozess erarbeiten kommunale Akteure aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft „Handlungsprogramm für nachhaltige Entwicklung und die dazugehörige Beteiligungs- und Steuerungsstruktur“.

Als Vertreter*innen der Wissenschaft arbeiten in diesem Projekt auch ZIN-Sprecherin Prof.‘in Doris Fuchs sowie die ZIN-Mitglieder Prof. Tillmann Buttschardt und Prof. Matthias Grundmann mit. Bereits im Juni wurde auf einem gemeinsamen Treffen aller beteiligten Akteure diskutiert, welche Bereiche einer nachhaltigen Entwicklung bzw. der Agenda 2030 in Münster bereits gut abgedeckt sind und wo Bedarfe bestehen. Im Zuge eines zweiten Treffens soll heute, am 23.11., ein Leitbild einer Nachhaltigkeitsstrategie inklusive thematischer Leitlinien erarbeitet werden.

[Quelle: Homepage der Bürgerbewegung "Münster nachhaltig"]

Nachhaltig, gerecht und sozial verträglich? - Prof. Michael Quante spricht zu den normativen Aspekten der Energiewende

Nachdem in der letzten Woche Prof. Andreas Löschel über Effizienz und Verteilungswirkungen der Energiewende sprach und dabei aus Sicht eines Ökonomen argumentierte, kommt kommenden Montag ein Philosoph zu Wort: Am 21.11.2016 um 18 Uhr c.t. widmet sich Prof. Michael Quante im JO1 (Johannisstraße 4) den gesellschaftlichen Fragen und Problemen, die die Energiewende aufwirft.

Können wir die Energieversorgung so gestalten, dass sie für alle frei zugänglich und bezahlbar zugleich bleibt? Gehört Energie zu den Grundgütern, mit denen eine sozial und solidarisch verfasste Gesellschaft alle ihre Mitglieder in ausreichendem Maße versorgen muss? Wie weit darf ein rechtlicher oder staatlicher Paternalismus gehen, wenn Entscheidungen zur Energieversorgung Auswirkungen auf die individuelle Lebensgestaltung mit sich bringen?

Angeleitet von diesen Fragen geht Prof. Quante den ethischen Aspekten der Energiewende aus Sicht der philosophischen Ethik nach und fragt nach den geeigneten normativen Prinzipien, mittels derer wir den anstehenden Umbau unserer Gesellschaft in diesem Bereich angemessen gestalten und rechtfertigen können.

Prof.‘in Doris Fuchs bei „WDR 3 – Kultur am Mittag“

Ein Leben, in dem Besitz und Konsum nicht im Mittelpunkt stehen und das „zero waste“ verursacht – dieser Trend scheint immer mehr im Kommen zu sein. Doch kann man wirklich von einem breiten gesellschaftlichen Umdenken in Richtung nachhaltiger Lebensweisen sprechen? Von einem wissenschaftlichen belegbaren Wandel unseres Verständnisses von Lebensqualität? Oder ist es nur eine wohlsituierte Elite, die stets den eigenen CO2-Abdruck im Blick hat und sich mit viel Muße dem Upcycling widmet, bevor vermeintlich „kaputte“ Gegenstände weggeworfen werden?

Diesen Fragen widmete sich ZIN-Sprecherin Prof.‘in Doris Fuchs am Donnerstag, den 17.11.2016 in der Sendung „Kultur am Mittag“ des Radiosenders WDR 3.

Hier können Sie einen Mitschnitt des Interviews hören.

Neue Vortragsreihe „Risiken und Potenziale technologischer Innovationen und Transformationen für ökologische und soziale Nachhaltigkeit“

Nachdem im Sommersemester 2016 ZIN-Mitglieder im Rahmen des Brotzeitkolloquiums Vorträge zu nachhaltigkeitsrelevanten Themen aus „ihren“ Disziplinen gehalten haben, versprechen Vorträge externer Wissenschaftler*innen (nur der erste Vortrag bildet in dieser Hinsicht eine Ausnahme) im Wintersemester 2016/17 Einblicke in ganz neue Themenfelder.

Die Vortragsreihe „Risiken und Potenziale technologischer Innovationen und Transformationen für ökologische und soziale Nachhaltigkeit“ startet am Mittwoch, den 9. November um 18h c.t. im S2 (Schloss) mit einem Vortrag von ZIN-Mitglied Prof. Dr. Andreas Löschel. Unter dem Titel „Effizienz und Verteilungswirkungen der Energiewende“ wird Prof. Dr. Löschel das Konzept der Energiewende aus Perspektiven der Energie- und Ressourcenökonomik beleuchten.

Aus einer ganz anderen Perspektive, nämlich aus Sicht der Philosophie, betrachtet Prof.Dr.Dr.h.c. Michael Quante im zweiten Vortrag der Reihe das Thema Energiewende: Er widmet sich den gesellschaftlichen Herausforderungen und ethischen Fragen die sie aufwirft unter dem Titel „Nachhaltig, gerecht und sozial verträglich? Überlegungen zu den normativen Aspekten der Energiewende“. Prof. Quantes Vortrag findet am Montag, den 21. November um 18 Uhr c.t. im JO1 (Johannisstraße 4 ) statt.

Im Sinne der für das ZIN zentralen Interdisziplinarität wurden für die weiteren Vorträge der Reihe Naturwissenschaftler*innen eingeladen, wie bspw. Prof.‘in Dr. Nathalie Sick (Juniorprofessorin für Innovations- und Technologiemanagement für Energiespeichertechnologien). Sie werden ihre jeweils eigenen – und damit ganz unterschiedlichen – Forschungsbereiche vorstellen und nachhaltigkeitsrelevante Aspekte erläutern.

Informationen zu weiteren Vorträgen folgen.

Die Energiewende in Deutschland – Umwelt- und gesellschaftsverträglich?

Wie gelingt eine umwelt- und gesellschaftsverträgliche Transformation des Energiesystems? Um eine Antwort auf diese Frage zu finden fördert das BMBF seit 2013 mit 30 Mio. Euro 33 Projekte, in denen zu thematischen Schwerpunkten wie Akzeptanz, Governance oder Partizipation geforscht wird und Lösungen mit Praxispartnern erprobt werden. (Link zur Homepage der Fördermaßnahme)

Die Ergebnisse und Anwendungspotenziale aus allen Verbund-Projekten werden in der Abschlusskonferenz unter dem Titel „Strategien für eine nachhaltige Energiewende“ am 4. und 5. Oktober in Berlin präsentiert, und das ZIN ist hier gleich doppelt vertreten: Prof. Dr. Andreas Löschel hält am 4. Oktober einen Vortrag zum Thema „Energiewende in Deutschland: Stand und Perspektive“. ZIN-Sprecherin Prof.‘in Doris Fuchs hat das Verbundprojekt „KomMA-P-Akzeptanz der Energiewende stärken“ mitentwickelt und bringt auf der Konferenz im Projekt gewonnen Erkenntnisse zu der Frage ein, wie Angebote zur Teilhabe an der Energiewende gestaltet sein müssen, um bei Bürger*innen positiv aufgenommen zu werden.

Von der Theorie zur Praxis nachhaltigen Konsums durch die "sustainable consumption corridors"?

Am 26. und 27. September richtete das Kompetenzzentrum Verbraucherforschung NRW in Bonn zum 2. Mal die International Conference on Consumer Research (ICCR) aus. Unter dem Motto “The 21st Century Consumer: Vulnerable, Transparent, Responsible?” wurde in 12 Sessions über verschiedene Facetten des Konsums diskutiert, von Nudging über „politischen“ Konsum bis hin zu neuen Phänomenen wie der sharing economy.

Dem „sustainable consumer“ wurde eine eigene Session gewidmet, die ZIN-Sprecherin Prof.‘in Doris Fuchs mit einem zunächst ernüchternden Vortrag eröffnete. Wo haben wir im Bereich „nachhaltiger Konsum“ in den letzten Jahren wirkliche Fortschritte gemacht? Nirgends, zeigt ein ehrlicher Blick laut Doris Fuchs, die diese Bestandsaufnahme exemplarisch mit Statistiken zu rapide steigenden Flugpassagierzahlen und SUV-Käufen in Deutschland belegte. Die Forschung zu Nachhaltigem Konsum steht also weiterhin vor der Frage, wie ein tatsächlicher Einfluss im Sinne dieser Art des Konsums auf die Praxis ausgeübt werden kann. Mit dieser Frage ließ die ZIN-Sprecherin die Zuhörenden jedoch nicht allein, sondern stellte ihre – in Zusammenarbeit mit anderen Wissenschaftler*innen entwickelte- Antwort vor: das Konzept der "sustainable consumption corridors". Diese Korridore umfassen sowohl Minimalstandards, die jedem Individuum ein gutes Leben ermöglich, als auch Maximumstandards, die den individuellen Konsum begrenzen um den Ressourcenzugang für heutige und zukünftige Generationen zu sichern.

Auch auf der 5. NRW-Nachhaltigkeitstagung des Ministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW am 29. September in Münster war Prof.‘in Doris Fuchs mit einem Vortrag zum Thema Nachhaltiger Konsum vertreten. Des Weiteren sprach sie in einem Interview mit Svenja Schulze, der Ministerin für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes NRW über die Bedeutung der Nachhaltigkeitsstrategie der Landesregierung und die Rolle der Zivilgesellschaft in der Nachhaltigkeitsforschung.

[Mehr Informationen zu der Idee der "sustainable consumption corridors" enthält der Artikel "Sustainable Consumption Corridors: Concept, Objection and Responses" (di Giulio & Fuchs 2014). Einen näheren Bericht zur 5. NRW-Nachhaltigkeitstagung unter dem Titel "Wege aus der Wachstums-Krise" hat die WN verfasst.]

Deckblatt Ifs-studie
© Görgen et al. 2016: Deckblatt

Veröffentlichung der Studie "Impulse für eine nachhaltige Stadtentwicklung"

Am 3. und 4.  Juni 2016 wurde in Münster bereits zum zweiten Mal der Tag der Nachhaltigkeit von der Bürgerbewegung "Münster nachhaltig" ausgerichtet,  auf dem auch der Arbeitskreis Gemeinschafts- und Nachhaltigkeitsforschung mit einem Stand vertreten war. Der Arbeitskreis, in dem ZIN-Mitglied Prof. Dr. Matthias Grundmann mitarbeitet, begleitet die Bewegung wissenschaftlich und veröffentlichte pünktlich zum zweiten Tag der Nachhaltigkeit eine erste Auskopplung der Begleitforschung.

Die Publikation"Impulse für eine nachhaltige Stadtentwicklung- Der Tag der Nachhaltigkeit 2015 in Münster" "ist ein erstes Teilergebnis einer soziologischen Begleitforschung zu den Prozessen, die zum Tag der Nachhaltigkeit 2015 geführt haben. Für den Bericht wurden die Entwicklung der Initiative sowie erste Reflexionen für die interessierte Öffentlichkeit verständlich aufbereitet." (Görgen et al. 2016: o.S.) Er ist online verfügbar unter diesem Link.

[Quellen: Meldungen des Instituts für Soziologie & Görgen, Benjamin; Grundmann, Matthias; Hoffmann, Jessica; Hoffmeister, Dieter; Wendt, Björn (Hg.): Impulse für eine nachhaltige Stadtentwicklung. Der Tag der Nachhaltigkeit 2015 in Münster. Münster 2016)

[Foto: WWU Münster | IfSoz]



Welche Handlungskompetenzen benötigen Lehrkräfte für die Umsetzung von Bildung für Nachhaltige Entwicklung?


Bei der Umsetzung von Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) wird der LehrerInnenbildung eine zentrale Rolle zugewiesen. Aktuelle Untersuchungen zeigen jedoch, dass eine entsprechende Verankerung des BNE-Konzepts in der universitären Lehrerbildung kaum erkennbar ist. Bislang wurden nur ansatzweise Kompetenzen definiert, über die Lehrkräfte im Kontext von BNE verfügen sollten.
Die neu erschienene explorative Studie von ZIN-Mitglied Prof.'in Dr. Gabriele Schrüfer und PD Dr. Gesine Hellberg-Rode geht daher der Frage nach, welche Kenntnisse und Fähigkeiten Lehrkräfte für einen BNE-spezifischen Unterricht benötigen und orientiert sich dabei am Modell der professionellen Handlungskompetenz.
Methodisch wurde zunächst eine zweistufige Delphi-Studie durchgeführt. Auf dieser Basis wurde ein Fragebogen entwickelt, mit Hilfe dessen die extrahierten Kompetenzen quantitativ überprüft wurden. Im Hinblick auf eine spätere disziplinübergreifende Curriculums-Konstruktion sollten darüber hinaus die BNE-spezifischen Kenntnisse und Fähigkeiten im Sinne der professionellen Handlungskompetenz als „Fachwissen“, „Fachdidaktisches Wissen“ und „Pädagogisches Wissen“ klassifiziert werden.

Die Studie ist online zugänglich unter: http://zdb.uni-bielefeld.de/index.php/zdb/article/view/330/PDF

An den Grenzen der Energiewende

Deutschland will aus der Kohle aussteigen. Das klingt gut, verschiebt das Problem unter Umständen aber nur auf die Nachbarn. Nach dem UN-Klimagipfel von Paris gilt es, die ambitionierten globalen Ziele auf europäischer und nationaler Ebene umzusetzen. Deutschland läuft dabei Gefahr, seine Ziele zu verfehlen. Eine Ursache ist, dass nationale und europäische Ambitionen auseinanderfallen. Sinnvoll wäre es nun, höhere Anstrengungen (zumindest) auf europäischer Ebene einzufordern. Da dies politisch nicht durchsetzbar ist, bleiben – wenn man die eigenen Ziele ernst nimmt – nur nationale Politiken, etwa der diskutierte Kohleausstieg. Diese bergen aber die Gefahr, dass es nur zur Verschiebung von Emissionen in die Nachbarländer kommt. Professor Andreas Löschel, Inhaber des Lehrstuhls für Mikroökonomik, insbesondere Energie- und Ressourcenökonomik, an der WWU kommentiert in der Süddeutschen die „Grenzen der Energiewende“ und diskutiert klimapolitische Handlungsoptionen.

Link: http://www.sueddeutsche.de/politik/aussenansicht-anden-grenzen-der-energiewende-1.3060897

[Quelle: Homepage des Lehrstuhls für Mikroökonomik, insb. Energie- und Ressourcenökonomik]

Bild Gr _nschatz Artikel
© André Dünnebacke / Regionale 2016 Agentur

ZIN-Vorstandsmitglied Prof. Tillmann Buttschardt ausgezeichnet für das Projekt "GrünSchatz"

Um die negativen Auswirkungen der Biogasgewinnung auf die Natur einzudämmen, erprobt das Projekt "GrünSchatz" neue Saatgutmischungen aus heimischen Wildpflanzen. Das Forschungsprojekt gehört ab sofort zu den Vorreitern im Klimaschutz der "KlimaExpo.NRW". Projektleiter Prof. Tillmann Buttschardt von der WWU nahm die Urkunde am 1. Juli entgegen.
[Quelle: Homepage WWU]

Einen Artikel mit näheren Informationen über das Projekt "GrünSchatz" finden Sie hier.

[Foto: André Dünnebacke / Regionale 2016 Agentur]

Dsc 0258
© ZIR

Bericht zur Tagung "Die transformative Kraft der Städte" - Die Stadt als Lösungsinstrument des globalen Klimawandels!?

Auf Einladung von Forschungseinrichtungen der Westfälischen Wilhelms-Universität, dem Zentralinstitut für Raumplanung (ZIR), dem Zentrum für Nachhaltigkeitsforschung (ZIN) sowie dem Institut für Umwelt- und Planungsrecht (IUP) tagten am vergangenen Montag hochkarätige Wissenschaftler im Ratssaal des Historischen Rathauses unter der Überschrift „Die transformative Kraft der Städte: Nachhaltige Urbanisierung in Nordrhein-Westfalen“. Im Fokus der Veranstaltung stand die Präsentation des vom Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung für Globale Umweltveränderungen (WBGU) erstellten Hauptgutachten 2016 „Der Umzug der Menschheit – die transformative Kraft der Städte“.

Nach einer Begrüßung durch Prof. Dr. Tillmann K. Buttschardt vom ZIN und Prof. Dr. Hans D. Jarass, LL.M. vom ZIR sprachen nach Grußworten des Staatssekretärs Michael von der Mühlen, Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr NRW, der Prorektorin der Uni Prof., Dr. Cornelia Denz, und der Bürgermeisterin Karin Reismann der Vorsitzende des WBGU, Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) sowie Prof. Dr. Sabine Schlacke, Direktorin des IUP und ebenfalls Mitglied im WBGU, zu mehr als 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus unterschiedlichsten Fachrichtungen.

Beide erläuterten dabei das vom WBGU entwickelte Leitbild, ein normativer Kompass für die Stadt der Zukunft. Das vorgestellte Leitbild stellt den Menschen und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt des städtischen Lebens. Die Transformation der Städte zur Nachhaltigkeit soll anhand der drei Dimensionen Nachhaltigkeit, Teilhabe und Eigenart gelingen. Beide Wissenschaftler machten deutlich, dass es nicht „ein einziges“ anzustrebendes Modell für eine funktionierende Stadtgesellschaft gebe und ebenfalls nicht „den einen Tipp“ für eine nachhaltige Stadtentwicklung. Allerdings betonten sie, dass den Städten bei der Bewältigung vieler gesellschaftlicher und politischer Herausforderungen eine maßgebliche Rolle zukomme, insbesondere beim Klimawandel. Städte spielten bei der Verwirklichung der Klimaziele sowie der Klimafolgenanpassung eine zentrale Rolle. Schellnhuber brachte es dezidiert auf den Punkt, indem er darauf hinwies, dass die Welt, die wir kennen, unterginge, wenn wir jetzt nicht begännen zu handeln. Dies sei ein großer Verrat an unseren Nachkommen.
Im Anschluss an die beiden Referate gab es eine Podiumsdiskussion unter der Moderation von Georg Ehring von der Umweltredaktion des Deutschlandfunkes. Neben den beiden Hauptreferenten waren Stadtdirektor Hartwig Schultheiß, Beigeordneter der Stadt Münster, Staatssekretär Michael von der Mühlen, Prof. Martin zur Nedden, Wissenschaftlicher Direktor und Geschäftsführer des Deutschen Instituts für Urbanistik, Deutsche Akademie für Städtebau und Landesplanung Berlin, Prof. Dr. Rolf-Dieter Postlep, Präsident der Akademie für Raumforschung und Landesplanung, und Prof. Dr. Uwe Schneidewind, Präsident des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie, Mitglied des WGBU Teil des interdisziplinär hervorragend besetzen Podiums.

[Foto: ZIR]

ZIN-Mitglied Prof. Dr. Andreas Löschel kommentiert Flexibilisierungspotentiale der Energienachfrage im HandelsblattJournal

Der Entwurf des Gesetzes zur Digitalisierung der Energiewende sieht einen bundesweiten Rollout von Smart Metern bei Verbrauchern von mehr als 6 000 kWh vor. Stromkonsumenten sollen sich künftig immer stärker an der Gestaltung des Stromversorgungssystems einbringen. Doch wie stark sind die tatsächlichen Flexibilisierungspotentiale der Energienachfrage? Wissenschaftliche Erkenntnisse dazu fallen recht unterschiedlich aus und wenige Untersuchungen sind generalisierbar oder lassen Rückschlüsse darüber zu, ob die beobachtbaren Veränderungen beim Energieverbrauch tatsächlich auf den jeweiligen Eingriff zurückgeführt werden können. Feldexperimente mit geeigneten Kontrollgruppen können die Belastbarkeit von Forschungsergebnissen absichern. Die vor Kurzem auf Initiative des Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk des Landes Nordrhein-Westfalen gegründete Forschungsgruppe „SmartEnergy.NRW“ wird hierzu einen Beitrag leisten. WWU-Professor Andreas Löschel, Direktor am Centrum für angewandte Wirtschaftsforschung Münster (CAWM), leitet gemeinsam mit Professor Thorsten Schneiders von der TH Köln die Gruppe. Deren Kommentar zu den Flexibilisierungspotentialen der Energienachfrage ist in der aktuellen Ausgabe des HandelsblattJournals zur Energiewirtschaft nachzulesen.

Link: http://veranstaltungen.handelsblatt.com/journal/energiewirtschaft-download/

[Quelle: Homepage des Lehrstuhls für Mikroökonomik, insb. Energie- und Ressourcenökonomik]


Buerogebaeude-fensterfront 1 1
© cc-by-nc-sa - TF28 tfaltings.de

Vorankündigung: Die transformative Kraft der Städte: Nachhaltige Urbanisierung in Nordrhein-Westfalen

In Kooperation mit dem Zentralinstitut für Raumplanung, dem Institut für Umwelt- und Planungsrecht möchte das ZIN auf die Abendveranstaltung am Montag, den 27.06.2016 um 18.00 Uhr (s.t.) im Ratssaal der Stadt Münster zum Thema "Die transformative Kraft der Städte: Nachhaltige Urbanisierung in Nordrhein-Westfalen" hinweisen.

Es referieren und diskutieren unter anderem:

  • Staatssekretär Michael von der Mühlen, Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen
  • Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU)
  • Prof. Dr. Sabine Schlacke, Institut für Umwelt- und Planungsrecht, WWU Münster, Mitglied des WBGU,
  • Stadtdirektor Hartwig Schultheiß, Münster
  • Prof. Dr. Uwe Schneidewind, Wuppertal Institut, Mitglied des WBGU
Aus organisatorischen Gründen wird um eine möglichst zeitnahe Anmeldung unter zir@uni-muenster.de gebeten.

Das aktuelle Programm können Sie hier herunterladen.

[Foto: cc-by-nc-sa - TF28 tfaltings.de | WWU Münster]

Loeschel Andreas

Herr Prof. Dr. Andreas Löschel als neues Mitglied am ZIN aufgenommen

Die Mitglieder des Zentrums für interdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung freuen sich sehr, Prof. Dr. Andreas Löschel, Professor für Volkswirtschaftslehre, als weiteres Mitglied im ZIN aufnehmen zu dürfen.

Prof. Löschel hat den Lehrstuhl für Mikroökonomik, insbesondere Energie- und Ressourcenökonomik an der WWU Münster inne. Der Fokus des Lehrstuhls liegt auf der ökonomischen Analyse energie-, klima- und ressourcenpolitischer Regulierung. Somit bereichert Prof. Löschel die interdisziplinäre Ausrichtung des ZIN um den Bereich der Wirtschaftswissenschaften.
Besondere Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der internationalen Klimapolitik und der Energiepolitik sowie in der quantitativen Analyse mit Hilfe von ökonomischen Simulationsmodellen und experimentellen Ansätzen.

Prof. Löschel ist unter anderem Vorsitzender der Expertenkommission zum Monitoring-Prozess „Energie der Zukunft“ der Bundesregierung und Leitautor der Arbeitsgruppe 3 für den fünften Sachstandsbericht des Weltklimarates (IPCC).
Weitere Informationen zu Herrn Prof. Dr. Löschel finden Sie hier.

[Foto: Privat]

Plakat Brotzeitkolloquium Sommersemester 2016

ZIN 'Brotzeit-Kolloquium' startet am 21. April 2016

Das 'Brotzeit-Kolloquium' ist eine neue Vortrags- und Diskussionsreihe des Zentrums für Interdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung (ZIN). Ab dem 21. April 2016 wird dieses in regelmäßigen Abständen donnerstags in der Zeit von 12 - 14 Uhr in der Johannisstraße 1 - 4 (JO 101) stattfinden. Zusammen mit Mitgliedern des Zentrums und eingeladenen Gästen wird das Kolloquium Nachhaltigkeitsrelevante Themen aus dem sozial- und geisteswissenschaftlichen Spektrum aufgreifen und diskutieren. Weitere Informationen erhalten Sie hier.