Archiv der Kategorie: Humanmedizin

Das „Paper of the Month“ 08/2025 geht an Michael Heming, Anna-Lena Börsch und Gerd Meyer zu Hörste von der Klinik für Neurologie

Für den Monat August 2025 geht das „Paper of the Month“ der Medizinischen Fakultät der Universität Münster an: Michael Heming, Anna-Lena Börsch und Gerd Meyer zu Hörste von der Klinik für Neurologie: Multi-omic identification of perineurial hyperplasia and lipid-associated nerve macrophages in human polyneuropathies. Nature Communications. 16(1).2025: 7872 [Volltext]

Polyneuropathien (PNP) gehören zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen und führen zu fortschreitenden sensiblen und motorischen Ausfällen. Die Ursachen sind vielfältig und bleiben oft selbst nach Nervenbiopsien ungeklärt. Obwohl die Suralisbiopsie ein wichtiges diagnostisches Verfahren ist, wurde ihr molekulares Potenzial bislang nicht ausgeschöpft.

Mit modernster Einzelzell- und Raumtranskriptomik an Suralisbiopsien haben wir das bislang größte zelluläre Atlas menschlicher peripherer Nerven erstellt. Dabei wurden neue molekulare Marker von Schwann-Zellen und Perineurium identifiziert und krankheitsspezifische Veränderungen sichtbar. Besonders bei immunvermittelten PNP zeigte sich eine fokale Verdickung des Perineuriums, verbunden mit dem Signalstoff CXCL14, sowie eine Anreicherung von lipidassoziierten Makrophagen – ähnlich wie bei anderen lipidreichen Geweben. Damit erweisen sich PNP als „Pan-Nerven-Erkrankungen“, die nicht nur Nervenfasern, sondern auch deren Schutz- und Immunumgebung betreffen.

Diese Studie liefert wichtige Erkenntnisse zum Verständnis menschlicher Polyneuropathien und entschlüsselt Mechanismen mit diagnostischem und therapeutischem Potenzial. Die Charakterisierung zellulärer und molekularer Merkmale im Nervengewebe von Patienten eröffnet neue Wege zur Identifizierung behandelbarer Neuropathien und legt den Grundstein für die Entwicklung von Biomarkern.

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Sterbehilfe: Medizinrechtler kritisiert Gesetzeslage

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Im „Umdenken“–Podcast der Universität Münster kommen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen zu Wort. Sie berichten über ihre Forschungsschwerpunkte, aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse und ihre persönliche Motivation

In der neuesten Folge mit dem Medizinrechtler und Rechtsphilosophen Prof. Dr. Thomas Gutmann von der Universität Münster spricht dieser über Suizidassistenz, Palliativmedizin und Schwangerschaftsabbrüche.

Gutmann kritisiert die aktuelle Gesetzeslage zur sogenannten Suizidassistenz. „Der Kampf gegen die Sterbehilfe ist ein Ausläufer der christlichen Dominanz im deutschen Recht“, kritisiert der Wissenschaftler in der neuen Folge des „Umdenken“-Podcasts der Universität Münster. Angesichts der aus seiner Sicht „wenig liberalen Rechtslage“ und des gesetzgeberischen Stillstands liege „ein Fluch auf dem Bundestag“. Thomas Gutmann plädiert für ein „rechtssicheres Verfahren, in dem sich ein Arzt im Gespräch mit dem Sterbewilligen von der Freiwilligkeit seiner Entscheidung überzeugt“. Gleichwohl könne ärztliches Fachpersonal nicht zur Suizidassistenz verpflichtet werden.

Zum Hintergrund: 2020 hatte das Bundesverfassungsgericht das „Recht auf selbstbestimmtes Sterben“ formuliert und dem Gesetzgeber die Aufgabe gegeben, ein entsprechendes Gesetz auszuarbeiten. Drei Jahre später gab es allerdings im Bundestag für zwei Gesetzesentwürfe zur Neuregelung der Suizidassistenz keine Mehrheit – eine Einigung steht bis heute aus.

Positiv bewertet der Jurist dagegen die Entwicklung der Palliativmedizin in Deutschland. „Wir bekommen mittlerweile das Leiden vieler Patientinnen und Patienten in den Griff, und palliative Angebote stehen immer mehr Menschen zur Verfügung“, betont der Jurist.

Wiederum kritisch ordnet Thomas Gutmann den Paragrafen 218 des Strafgesetzbuches ein, der einen Schwangerschaftsabbruch grundsätzlich als rechtswidrig einstuft. Dies beruhe zum einen auf einem christlich geprägten „Embryonen-Fetischismus“, zum anderen auf Regelungen, die sich an überholten technischen und medizinischen Standards orientierten. Die Grundrechte der Frau würden nicht ausreichend berücksichtigt – häufig stehe allein der „heilige Embryo“ im Vordergrund.

Das „Paper of the Month“ 07/2025 geht an Daniel Münter und Kornelius Kerl von der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin -Pädiatrische Hämatologie und Onkologie-

Für den Monat Juli 2025 geht das „Paper of the Month“ der Medizinischen Fakultät der Universität Münster an: Daniel Münter und Kornelius Kerl von der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin -Pädiatrische Hämatologie und Onkologie-: Multiomic analysis uncovers a continuous spectrum of differentiation and Wnt-MDK-driven immune evasion in hepatoblastoma. Journal of Hepatology. 83(2).2025: 367-382 [Volltext]

Das Hepatoblastom ist ein pädiatrischer Lebertumor mit Wnt/β-Catenin-Mutationen. Bisher wurden diskrete Tumor-Subgruppen und Differenzierungsstadien mit Prognosebezug beschrieben. Die Mechanismen, die das Verhalten und die räumliche Anordnung von Immunzellen in der Tumormikroumgebung steuern, waren jedoch weitgehend unbekannt.

Die Studie zeigt ein kontinuierliches Spektrum von Differenzierungszuständen des Hepatoblastoms, einschließlich eines transitionalen ‚intermediären‘ Programms. Sie liefert räumliche Beweise für eine Immunflucht, bei der Immunzellen aus dem Tumorkern ausgeschlossen werden. Es wird ein neuer Mechanismus aufgedeckt, bei dem erhöhte Wnt-Signale die Expression von Midkine (MDK) in Tumorzellen steigern. Dieses MDK verändert nahegelegene Makrophagen und fördert einen anti-inflammatorischen, pro-fibrotischen Phänotyp, der zur Immunflucht beiträgt.

Die Arbeit identifiziert MDK als zentralen, tumorspezifischen Immunmodulator im Hepatoblastom und damit als neues, angreifbares Ziel für Therapien. Ein Eingriff in die Wnt-MDK-Achse könnte die Immunflucht umkehren oder reduzieren und bietet eine neue Therapiestrategie für diese Tumorentität.

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Das „Paper of the Month“ 06/2025 geht an K.-R. Buscher, R. Rixen und P. Schütz aus der Med D sowie C. Walter aus der Medizinischen Informatik

Für den Monat Juni 2025 geht das „Paper of the Month“ der Medizinischen Fakultät der Universität Münster an: PD Dr. Konrad-Robert Buscher, Dr. Rebecca Rixen und Paula Schütz aus der Medizinischen Klinik D sowie Dr. Carolin Walter aus dem Institut für Medizinische Informatik: Microvascular immunity is organ-specific and remodeled after kidney injury in mice. Nature communications. 16(1): 4333 [Volltext]

Blutuntersuchungen werden zur Diagnostik vieler Infektions- und Immunerkrankungen eingesetzt. Da das Immunsystem aber über den ganzen Körper verstreut ist, bleibt unklar, inwiefern Blutwerte Aufschluss über die Aktivität des Immunsystems geben.

Die Arbeit konnte ein weitgehend unbekanntes Versteck des Immunsystems aufzeigen: die kleinen Blutgefäße der Organe. Hier sind im Blut andere Immunzellen nachweisbar als über eine normale Blutentnahme ersichtlich. Diese Nische wird als „Mikrovaskuläre Immunität“ bezeichnet. Nach einem Nierenversagen ist sie trotz Ausheilung langfristig geschädigt, was zu veränderten Immunreaktionen der Niere führt.

Die „Mikrovaskuläre Immunität“ war bislang meist ein blinder Fleck in der Wissenschaft und der klinischen Medizin. Die weitere Erforschung könnte bei vielen Krankheiten zu neuen Möglichkeiten der Diagnostik und Therapie führen.

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Das „Paper of the Month“ 05/2025 geht an Alexander Dermietzel und Sonja Dahmann aus der Klinik für Plastische Chirurgie

Für den Monat Mai 2025 geht das „Paper of the Month“ der Medizinischen Fakultät der Universität Münster an: Dahmann S, Kueckelhaus M, Wiebringhaus P, Kampshoff D, Opitz C, Tio J, Ney M, Itzek A, Hirsch T, Dermietzel A.: Maternal mastitis and streptococcal toxic shock syndrome risk from breastfeeding children with scarlet fever: case report and literature review. The Lancet. Infectious diseases. 2025 Apr 16 [Volltext]

Laktationsmastitis betrifft bis zu 50 Prozent der stillenden Frauen. In seltenen Fällen kann sie durch Streptococcus pyogenes (GAS) zur nekrotisierenden Mastitis und weiter zum Streptokokken-bedingten toxischen Schocksyndrom (STSS) führen. Die Literatur bietet bisher kaum Hinweise auf das Infektionsrisiko der Mutter beim Stillen eines Kindes mit Scharlach.

Die Veröffentlichung beschreibt den Fall einer gesunden Mutter, die nach dem Stillen ihres an Scharlach erkrankten Kindes eine GAS-Mastitis entwickelte, die in ein STSS mündete. Eine Literaturrecherche ergab sechs ähnliche Fälle, in denen enger Kontakt zu infizierten Kindern der einzige gemeinsame Risikofaktor war. Die Autoren schlagen als praktikable Präventionsstrategie vor, das Stillen während der ersten 24 Stunden der antibiotischen Behandlung des Kindes auszusetzen und stattdessen abgepumpte Muttermilch zu geben. Diese Empfehlung basiert auf der hohen Pathogenität von GAS im Rachen des Kindes und dem direkten Kontakt mit der mütterlichen Brust – ein bisher fehlender, aber relevanter klinischer Hinweis.

Die Studie schließt eine entscheidende Wissenslücke zur GAS-Übertragung beim Stillen und liefert eine konkrete Handlungsempfehlung. Sie trägt zur Verbesserung der mütterlichen Gesundheitsvorsorge bei und kann zukünftige Leitlinien prägen – insbesondere in ressourcenschwachen Regionen mit hoher STSS-Sterblichkeit. Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit einer sorgfältigen Diagnostik und die Entwicklung evidenzbasierter Strategien.

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Das „Paper of the Month“ 04/2025 geht an Tanja Kuhlmann aus der Neuropathologie und Luisa Klotz aus der Neurologie

Für den Monat April 2025 geht das „Paper of the Month“ der Medizinischen Fakultät der Universität Münster an: Klotz L, Smolders J, Lehto J, Matilainen M, Lütje L, Buchholz L, Albrecht S, Walter C, Varghese J, Wiendl H, Nylund M, Thomas C, Gardberg M, van den Bosch AMR, Airas L, Huitinga I, Kuhlmann T.: Broad rim lesions are a new pathological and imaging biomarker for rapid disease progression in multiple sclerosis. Nature Medicine. 29 April 2025 [Volltext)

Die Multiple Sklerose ist die häufigste entzündlich demyelinisierende Erkrankung des zentralen Nervensystems. Aktuelle Behandlungen für Multiple Sklerose (MS) reduzieren die Schubaktivität, haben jedoch nur begrenzte Auswirkungen auf die Krankheitsprogression. Klinische Studien, die auf die Progression abzielen, scheitern oft aufgrund eines unzureichenden Verständnisses der zugrunde liegenden Mechanismen.

In dieser Studie wurde eine klinisch gut charakterisierte MS-Autopsie-Kohorte (n = 186) analysiert. Aus dieser Kohorte wählten wir Spenderinnen und  Spender aus, deren Krankheitsverläufe entweder besonders langsam oder sehr schnell voranschritten. Mithilfe umfassender Gewebeanalysen und räumlicher Transkriptomik wurde eine spezielle Art von MS-Läsionen identifiziert. Diese Läsionen sind von einem breiten Randsaum aus myeloiden Zellen umgeben und weisen charakteristische Transkriptom-Muster auf. Diese spezifische Läsionsart fand sich besonders häufig bei Personen mit einer rasch fortschreitenden MS. Eine unabhängige PET-Studie mit 114 Teilnehmenden bestätigte diesen Zusammenhang und zeigte, dass Läsionen mit einem breiten myeloiden Randsaum ein Marker für eine schnelle Krankheitsprogression sind.

Diese Ergebnisse liefern wichtige Einblicke in die Mechanismen der MS-Progression, identifizieren Läsionen mit breitem Zellrand als Biomarker für eine schnelle Krankheitsprogression und könnten die Patientenauswahl für zukünftige therapeutische Studien zur Behandlung der MS beeinflussen.

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Das „Paper of the Month“ 03/2025 geht an A. Büscher und L. Eckardt aus der Kardiologie II sowie L. Plagwitz und J. Varghese aus dem IMI

Für den Monat März 2025 geht das „Paper of the Month“ der Medizinischen Fakultät der Universität Münster an: Büscher A, Plagwitz L, Yildirim K, Brix TJ, Neuhaus P, Bickmann L, Menke AF, van Almsick VF, Pavenstädt H, Kümpers P, Heider D, Varghese J, Eckardt L.:  Deep Learning Electrocardiogram Model for Risk Stratification of Coronary Revascularization Need in the Emergency Department. European Heart Journal. 2025 Mar 29: ehaf254 [Volltext]

In der Notaufnahme (NA) ist bei Verdacht auf ein akutes Koronarsyndrom eine rasche Risikostratifizierung entscheidend. Das 12-Kanal-EKG ist hierfür unverzichtbar, jedoch ist die Diagnose einer Ischämie ohne eindeutige ST-Hebungen schwierig, da entsprechende Veränderungen subtil und unspezifisch sein können. Kardiale Biomarker können auch außerhalb von Herzinfarkten erhöht sein, was die diagnostische Unsicherheit in der NA erheblich erhöht.

Diese Studie stellt ein neues, EKG-basiertes Deep-Learning-Modell (DL) für Notaufnahmepatientinnen und -patienten vor, das interventionsbedürftige Koronarstenosen und Typ-1-Myokardinfarkte (MI) erkennt. Es übertrifft die standardmäßige ärztliche EKG-Befundung und erreicht fast das Niveau des Goldstandards hochsensitives Troponin T (hs-TnT). Durch die Einteilung in Niedrig-, Mittel- und Hochrisikogruppen unterstützt es klinische Entscheidungen und verringert Variabilität in der EKG-Befundung. Zudem bietet es höhere Spezifität und erkennt viele Typ-1-MIs trotz niedriger initialer Troponinwerte, was eine wertvolle diagnostische Synergie nahelegt. Die externe Validierung in verschiedenen Notaufnahme-Kollektiven bestätigt eine robuste Übertragbarkeit und könnte die EKG-Interpretation standardisieren.

Das DL-Modell verbessert die Erkennung interventionsbedürftiger Koronarstenosen und von Typ-1-Myokardinfarkt in der Notaufnahme. Es bietet hohe Spezifität, ergänzt Troponinbefunde und standardisiert die Risikostratifizierung. Künftige Studien sollten Auswirkungen des Modells auf klinische Abläufe und Patientenergebnisse untersuchen.

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Das „Paper of the Month“ 02/2025 geht an Christine H. Rumpf, Bianca Schwartbeck und Barbara Kahl vom Institut für Medizinische Mikrobiologie

Für den Monat Februar 2025 geht das „Paper of the Month“ der Medizinischen Fakultät der Universität Münster an: Rumpf CH, Janssen T, Hait RJ, Romme K, Decker C, Peters J, Czowalla C, Deiwick S, Görlich D, Dübbers A, Große-Onnebrink J, Kessler C, Küster P, Schültingkemper H, Hebestreit H, Graepler-Mainka U, van Koningsbruggen-Rietschel S, Schildberg T, Renner S, Nährig S, Wollschläger B, Schlegtendal A, Sutharsan S, Stehling F, Junge S, Ballmann M, Schwartbeck B, Kahl BC. Mucoid Staphylococcus aureus – Prevalence and Association with Lung Function in People with Cystic Fibrosis. Am J Respir Crit Care Med. 2025 Feb 7 [Volltext]

Mukoviszidose (CF) ist eine Erbkrankheit, die durch chronisch bakterielle Lungeninfektionen gekennzeichnet ist, die zur Zerstörung des Lungengewebes führen können. Staphylococcus aureus (SA) und Pseudomonas aeruginosa (PA) sind die häufigsten Erreger, die aus den Atemwegen isoliert werden. Zwar gibt es Erkenntnisse über die Prävalenz und die Auswirkungen von mukoiden PA auf die Lungenerkrankung, doch fehlen Informationen über mukoide SA.

Unter Verwendung spezieller Kulturbedingungen konnte das Team zeigen, dass bei SA-positiven Personen mit CF (PmCF) eine unerwartet hohe Prävalenz von hyper-Biofilm produzierenden mukoiden SA-Isolaten bestand. Mukoider SA war mit einer geringeren Lungenfunktion bei PmCF ohne PA sowie bei weiblichen PmCF im Vergleich zu weiblichen PmCF mit nur normalem SA assoziiert. Mukoide SA-Isolate waren resistenter gegen viele Antistaphylokokken Antibiotika, was sie – zusätzlich zu der erhöhten Antibiotikaresistenz während des Biofilmwachstums – noch schwieriger zu behandeln macht.

Die prospektive multizentrische Studie identifizierte PmCF mittleren Alters mit mukoidem SA (PA-neg und weiblich) mit schlechterer Lungenfunktion. Spezielle Kulturbedingungen sollten eingesetzt werden, um den Nachweis von mukoidem SA zu erleichtern und somit PmCF zu erkennen, die ein Risiko für eine schwerere Lungenerkrankung haben.

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Das „Paper of the Month“ 01/2025 geht an Lena Makowski von der Klinik für Kardiologie I und Jannik Feld vom IBKF

Für den Monat Januar 2025 geht das „Paper of the Month“ der Medizinischen Fakultät der Universität Münster an: Makowski L, Engelbertz C, Köppe J, Dröge P, Ruhnke T, Günster C, Gerß J, Freisinger E, Malyar N, Reinecke H, Feld J. Hospitalized upper extremity artery disease patients: treatment and long-term outcomes. Eur Heart J. 2024 Dec 30:ehae904 [Volltext]

Das Wissen über die Prävalenz und Prognose der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) der oberen Extremität ist sehr spärlich und alle bisherigen Analysen basieren meist auf kleinen Kohortenstudien mit wenigen Patientinnen und Patienten. Dadurch fehlt es an evidenzbasierten und einheitlichen Leitlinienempfehlungen für die Behandlung dieses heterogenen und eher jungen Patientenkollektivs.

In unseren Analysen von knapp 2.500 Patientinnen und Patienten, die bei der AOK krankenversichert sind, konnte das Arbeitsteam zeigen, dass die eher jungen Betroffenen mit pAVK der oberen Extremität häufig an zusätzlichen kardiovaskulären Komorbiditäten und Risikofaktoren leiden. Die Daten zeigen, dass nur etwa ein Drittel eine Revaskularisierung erhielt und nur knapp die Hälfte Statine und/oder Antithrombotika, welche als evidenzbasierte Sekundärprophylaxe gelten. Dadurch kann die schlechte Prognose, die sich in hohen Amputations- und Mortalitätszahlen zeigt, teilweise erklärt werden.

In der vorliegenden Arbeit wurden die Behandlung und die Prognose zum ersten Mal in einer so großen Kohorte analysiert. Dies füllt eine Lücke, da es bisher kaum Evidenz zur Behandlung von Patientinnen und Patienten mit pAVK der oberen Extremität gibt. Weitere prospektive klinische Studien sind dringend notwendig, um die Prognose verbessern zu können.

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Das „Paper of the Month“ 12/2024 geht an Niklas Hörsting, Kai Wohlgemuth und Heymut Omran von der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin – Allgemeine Pädiatrie –

Für den Monat Dezember 2024 geht das „Paper of the Month“ der Medizinischen Fakultät der Universität Münster an: Wohlgemuth K, Hörsting N, Koenig J, Loges NT, Raidt J, George S, Cindrić S, Schramm A, Biebach L, Lay S, Dougherty GW, Olbrich H, Pennekamp P, Dworniczak B, Omran H. Pathogenic variants in CFAP46, CFAP54, CFAP74 and CFAP221 cause primary ciliary dyskinesia with a defective C1d projection of the central apparatus. European Respiratory Journal. 64(6).2024:2400790 [Volltext; Volltext]

Die PCD äußert sich unter anderem in chronischen Atemwegsinfektionen. Die Leitlinie der Europäische Atemwegsgesellschaft empfiehlt die Bewertung der klinischen Historie, die Messung der nasalen NO-Produktionsrate, die Videomikroskopie-Analyse des ziliären Schlags sowie die TEM-Analyse der ziliären Ultrastruktur. Genetische Untersuchungen können als letzter Schritt durchgeführt werden.

Das Forschungsteam konnte erstmals zeigen, dass pathogene Varianten in den Genen CFAP46, CFAP54, CFAP74 und CFAP221 zu einer defekten C1d-Projektion des ziliären Zentralapparats, einem Bestandteil des respiratorischen Flimmerepithels, führen. Diese Gene können dadurch erstmals der PCD mit einer defekten C1d-Projektion zugeordnet werden. Außerdem lässt sich dieser PCD-Typ nicht anhand der aktuellen Leitlinie diagnostizieren: Trotz schwerer Symptomatik wird er vom PCD-Vorhersagescore PICADAR nicht erkannt. Zudem ist er mit normalen nasalen Stickstoffmonoxid-Produktionsraten, einer normalen ziliären Ultrastruktur und einem normalen Schlagmuster assoziiert. Doch durch neuartige in-vitro-Analysen der ziliären Transportkapazität konnte die insuffiziente Atemwegsreinigung dargestellt werden.

Die Studie erweitert einerseits das Spektrum bekannter PCD-Gene, andererseits betont sie, dass die PCD mit defekter C1d-Projektion dem aktuellen Diagnostik-Algorithmus entgeht. Die von der Arbeitsgruppe vorgeschlagene Priorisierung genetischer Untersuchungen wird für die Entwicklung einer neuen Leitlinie von enormer Relevanz sein.

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Das „Paper of the Month“ 11/2024 geht an Thomas Albert, Natalia Moreno Galarza, Birgit Burkhardt und Kornelius Kerl aus der Kinder- und Jugendmedizin – Pädiatrische Hämatologie und Onkologie

Für den Monat November 2024 geht das „Paper of the Month“ der Medizinischen Fakultät der Universität Münster an: Fischer A, Albert TK, Moreno N, Interlandi M, Mormann J, Glaser S, Patil P, de Faria FW, Richter M, Verma A, Balbach ST, Wagener R, Bens S, Dahlum S, Göbel C, Münter D, Inserte C, Graf M, Kremer E, Melcher V, Di Stefano G, Santi R, Chan A, Dogan A, Bush J, Hasselblatt M, Cheng S, Spetalen S, Fosså A, Hartmann W, Herbrüggen H, Robert S, Oyen F, Dugas M, Walter C, Sandmann S, Varghese J, Rossig C, Schüller U, Tzankov A, Pedersen MB, d’Amore FA, Mellgren K, Kontny U, Kancherla V, Veloza L, Missiaglia E, Fataccioli V, Gaulard P, Burkhardt B, Soehnlein O, Klapper W, de Leval L, Siebert R, Kerl K. Lack of SMARCB1 expression characterizes a subset of human and murine peripheral T-cell lymphomas. Nature Communications. 15(1). 2024: 8571 [Volltext]

Periphere T-Zell-Lymphome, nicht näher bezeichnet (PTCL-NOS), sind eine heterogene Gruppe aggressiver maligner Erkrankungen mit schlechter Prognose. Epigenetische Dysregulation und Mutationen in Chromatin-Remodeling-Genen wurden für viele verschiedene Tumoren beschrieben, aber die spezifische Rolle des Funktionsverlusts des Remodeling-Faktors SMARCB1 bei PTCL wurde noch nicht charakterisiert.

Die Studie identifiziert eine SMARCB1-negative PTCL-NOS-Untergruppe, die häufiger junge Patienten in der Altersgruppe bis 25 Jahre betrifft. Vergleichende epigenomische Analysen bei Mensch und Maus zeigen ähnliche DNA-Methylierungsmuster, die auf eine Plastizität der lymphatischen Linie hinweisen. Einzelzellanalysen enthüllen ein immunsuppressives Tumormikromilieu. Die Publikation zeigt, dass der Histon-Deacetylase(HDAC)-Inhibitor SAHA/Vorinostat die erschöpfte Immunzelllandschaft umgestalten und die Funktion von T- und NK-Zellen wiederherstellen kann. Diese Erkenntnisse bieten eine Grundlage für neue Therapiestrategien.

Die Studie zeigt erstmals, dass der Verlust der SMARCB1-Funktion eine definierende Eigenschaft einer PTCL-NOS-Untergruppe ist. Durch die Integration von epigenomischen, transkriptomischen und präklinischen Modellen bietet sie neue Einblicke in die Pathogenese und schafft die Grundlage für Therapieansätze unter Einbeziehung von HDAC-Inhibitoren.

Das Paper wurde von den Editoren von Nature Communications für deren Highlight Section Cancer ausgewählt

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Podcast der Universität Münster: „Wir konsumieren zu viel Fett, Salz und Zucker“

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In der aktuellen Folge des „Umdenken“-Podcasts der Uni Münster dreht sich alles um Lebensmittelchemie. Noch nie waren Lebensmittel so sicher wie heute. Auch das Ernährungsbewusstsein nimmt in Deutschland stetig zu. Dennoch nehmen wir nach wie vor zu viel Fett, Salz und Zucker zu uns, betont die Lebensmittelchemikerin Prof. Dr. Melanie Esselen in der neuen Folge des „Umdenken“-Podcasts. Gleichwohl plädiert die Wissenschaftlerin keinesfalls für einen konsequenten Verzicht von Zuckerprodukten. „Es kommt auf eine ausgewogene Ernährung an. Meistens stellen Stoffe wie Zucker oder Fett erst dann eine Gefahr für den Körper dar, wenn wir sie im Übermaß konsumieren“, erklärt Melanie Esselen.

Im „Umdenken“-Podcast der Universität Münster kommen Wissenschaftler:innen aus unterschiedlichen Disziplinen zu Wort und berichten über ihre Forschungsschwerpunkte, wissenschaftliche Erkenntnisse und ihre persönliche Motivation. Produziert wird der Podcast von der Stabsstelle Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit.