Für den Monat Mai 2025 geht das „Paper of the Month“ der Medizinischen Fakultät der Universität Münster an: Dahmann S, Kueckelhaus M, Wiebringhaus P, Kampshoff D, Opitz C, Tio J, Ney M, Itzek A, Hirsch T, Dermietzel A.: Maternal mastitis and streptococcal toxic shock syndrome risk from breastfeeding children with scarlet fever: case report and literature review. The Lancet. Infectious diseases. 2025 Apr 16 [Volltext]
Laktationsmastitis betrifft bis zu 50 Prozent der stillenden Frauen. In seltenen Fällen kann sie durch Streptococcus pyogenes (GAS) zur nekrotisierenden Mastitis und weiter zum Streptokokken-bedingten toxischen Schocksyndrom (STSS) führen. Die Literatur bietet bisher kaum Hinweise auf das Infektionsrisiko der Mutter beim Stillen eines Kindes mit Scharlach.
Die Veröffentlichung beschreibt den Fall einer gesunden Mutter, die nach dem Stillen ihres an Scharlach erkrankten Kindes eine GAS-Mastitis entwickelte, die in ein STSS mündete. Eine Literaturrecherche ergab sechs ähnliche Fälle, in denen enger Kontakt zu infizierten Kindern der einzige gemeinsame Risikofaktor war. Die Autoren schlagen als praktikable Präventionsstrategie vor, das Stillen während der ersten 24 Stunden der antibiotischen Behandlung des Kindes auszusetzen und stattdessen abgepumpte Muttermilch zu geben. Diese Empfehlung basiert auf der hohen Pathogenität von GAS im Rachen des Kindes und dem direkten Kontakt mit der mütterlichen Brust – ein bisher fehlender, aber relevanter klinischer Hinweis.
Die Studie schließt eine entscheidende Wissenslücke zur GAS-Übertragung beim Stillen und liefert eine konkrete Handlungsempfehlung. Sie trägt zur Verbesserung der mütterlichen Gesundheitsvorsorge bei und kann zukünftige Leitlinien prägen – insbesondere in ressourcenschwachen Regionen mit hoher STSS-Sterblichkeit. Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit einer sorgfältigen Diagnostik und die Entwicklung evidenzbasierter Strategien.
Die bisherigen ausgezeichneten „Paper of the Month“ finden Sie hier.
Foto: MFM/Christian Albiker