SFB >> Kulturen des Entscheidens << (Teilprojekt C06): Entscheiden im politischen System der Bundesrepublik Deutschland

Atom- und bildungspolitische Entscheidungen von 1949 bis in die 1970er

Das Teilprojekt C06 thematisiert, wie sich Praxis und Modi politischen Entscheidens in der Bundesrepublik von deren Gründung bis in die 1970er Jahre veränderten, wann und unter welchen Bedingungen die politischen Akteure Entscheidungsbedarf wahrnahmen und welchen Einfluss die sich wandelnden institutionellen, gesellschaftlichen und kulturellen Rahmenbedingungen hierauf besaßen.

Verhandelt werden diese Fragen am Beispiel von zwei Politikfeldern, nämlich jenem der Atompolitik und dem der Bildungspolitik, durch die zwei zentrale Achsen politischen Entscheidens in der Bundesrepublik in den Blick genommen werden. Während Fragen der Atompolitik vor allem im bundespolitischen Dreieck von Bundeskanzleramt und Kabinett, zuständigen Fachministerien (inklusive der unterstellten Behörden bzw. der dort geschaffenen Institutionen wie die Deutsche Atomkommission) und Bundestag erörtert wurden, organisierte sich die Bildungspolitik entsprechend der im Grundgesetz festgeschriebenen Kulturhoheit der Länder prinzipiell auf der föderalen Ebene. Von besonderem Interesse sind auf diesem Politikfeld die seit den 1950er Jahren verstärkt entstehenden Koordinierungsgremien und Beratungsinstanzen (Kultusministerkonferenz, Bund-Länder-Kommission, Deutscher Ausschuss für das Erziehungs- und Bildungswesen, Deutscher Bildungsrat).

Indem das Projekt den Zeitraum zwischen Gründung der Bundesrepublik und den 1970er Jahren untersucht, geraten außerdem unterschiedliche Phasen in den Blick, in denen sich die Praxis politischen Entscheidens angesichts sich wandelnder Rahmenbedingungen und Herausforderungen erkennbar veränderten: Vom Übergang von der nationalsozialistischen Diktatur zum demokratisch-parlamentarischen System der Bunderepublik, über sich neu herausbildende Formen, Verfahren und Begründungen des (politischen) Entscheidens seit den 1960er Jahren hin zum Aufstieg der elektronischen Informationsverarbeitung sowie einer starken konzeptionellen und personellen Einbindung von wissenschaftlichen Methoden und Kompetenzen aus den Technik- und Sozialwissenschaft in den 1970er Jahren. Vor diesem Hintergrund stellt sich das Projekt auch die Frage, wie Deliberationsprozesse im Spannungsfeld von Politik und Expertenwissen sowie von gesellschaftlichen Erwartungen und Partizipationsdruck vollzogen und rezipiert wurden.

Das offizielle Poster zum Projekt finden Sie hier.

Den Link zum Projekt C06 des Sonderforschungsbereiches finden Sie hier.