Mehrere Menschen um einen großen Tisch mit einem großen Blatt Papier, auf dem die Menschen schreiben

Interreligiöse Kooperation im Religionsunterricht

„Interreligiöse Kooperationen im Religionsunterricht“ haben gerade seit der Einführung des bekenntnisorientierten islamischen Religionsunterrichts in Nordrhein-Westfalen noch mehr an Bedeutung gewonnen. Katholische, evangelische und muslimische Religionslehrer/innen suchen mehr denn je das Gespräch und den Austausch. Interreligiöse Kooperation ist eine Zukunftsaufgabe der Unterrichtspraxis und der Lehrerfortbildung.

Das im vorletzten Jahr gegründete „Christlich-Islamische Forum – Religionspädagogik“, das ebenfalls dem interreligiösen Austausch von Religionslehrkräften dient, öffnete daher auch in diesem Jahr den Kreis für Lehramtsstudierende und Religionslehrer/innen, um Inhalte und Materialien des Religionsunterrichts zu vergleichen und voneinander lernen zu können. In diesem Zusammenhang veranstaltete das Zentrum für Islamische Theologie (WWU Münster) am 12.11.2015 in Kooperation mit der Katholisch-Theologischen Fakultät (WWU Münster) und dem Comenius Institut (Ev. Arbeitsstätte für Erziehungswissenschaften e.V., Münster) die dritte Lehrerfortbildung im Franz-Hitze-Haus, an der rund 70 Lehrkräfte der drei verschiedenen Konfessionen teilnahmen. Dieses Mal ging es um das Thema „Interreligiöse Kooperation im Religionsunterricht“

Die Fortbildung wurde durch das Referat von Prof. Dr. Claus Peter Sajak (Katholisch-Theologische Fakultät, WWU Münster)  eingeleitet. Prof. Dr. Sajak präsentierte und verglich anhand von vier Leitfragen sehr anschaulich die verschiedenen Modelle interreligiöser Kooperation.

Danach hatten die Teilnehmer/innen die Möglichkeit, an zwei von vier verschiedenen Workshops zu Themen des Religionsunterrichts teilzunehmen. In den Workshops wurden Unterrichtsreihen und Materialien vorgestellt und praktische Fragen aufgegriffen: Wie gelingt ein gemeinsames Lernen von Schüler/innen unterschiedlicher Konfession und Religion, was können wir voneinander lernen?
Andreas Gloy stellte in seinem Workshop das Hamburger Modell vor, bei dem im ganzen Bundesland der Religionsunterricht konfessionsübergreifend unterrichtet wird. In einem weiteren Workshop präsentierte Betül Duru das Konzept des Religionsunterrichts der inklusiven Modellschule Primus Schule Münster. Hier wird der Religionsunterricht in vier Projektwochen über das ganze Jahr verteilt unterrichtet. Dabei findet der Religionsunterricht an vier Vormittagen in der Woche in der eigenen Konfession statt, am fünften Tag werden die Ergebnisse vor den anderen Religionsklassen präsentiert.

Claudia Sturm von der Drei-Religionen-Grundschule in Osnabrück zeigte, wie an der Schule Juden, Christen und Muslime gemeinsam Schule machen und dabei lernen, ihre unterschiedlichen religiösen Riten zu respektieren. Der Alltag der Schule ist dabei von der religiös geprägten Lebensweise geleitet, z. B. beim gemeinsamen Mittagessen der Schüler/innen, bei dem auf alle Speisevorschriften der Religionen geachtet wird. Den interreligiösen Unterricht an der Theodor-Heuss-Berufsschule in Offenbach, bei dem Muslime, Katholiken, Protestanten und Atheisten in der 11. Klasse gemeinsam unterrichtet werden, stellten Stefan Pruchniewicz und Burkhard Rosskothen vor. Das Projekt mit dem Titel „Verschiedenheit achten – Gemeinschaft stärken“ nimmt die drei Religionen Judentum, Christentum und Islam immer in Bezug zu den Begriffen „Toleranz“ und „Dialog“ in den Blick und soll dabei helfen, die Hintergründe auftretender Konflikte besser zu verstehen und angemessen zu reagieren.

In einem abschließenden Werkstattgespräch mit allen Beteiligten des Tages wurden die Praxisprojekte noch einmal ins Blickfeld genommen. Neben der kritischen Auseinandersetzung mit den Inhalten des Workshops wurden auch Grundsatzfragen, wie Sinn und Zweck des interreligiösen Religionsunterrichts, diskutiert. Es zeigte sich, dass es nicht nur eine ideale Form des Religionsunterrichts gibt, sondern auch weitere Faktoren für die Gestaltung des interreligiösen Religionsunterrichts eine wichtige Rolle spielen, z. B. die Schulstufe der Schüler/innen. Auch wurden die Schwierigkeiten des konfessionsübergreifenden Religionsunterrichts sichtbar.

Wieder einmal wurde bei dieser Lehrerfortbildung auch die Notwendigkeit eines Austausches unter Religionslehrkräften deutlich. Weitere Fortbildungen sind deshalb geplant.