© Andrea Bowinkelmann

Münsteraner Erklärung zu Demokratie und Sport

Die Demokratie steht weltweit unter Druck. Populismus und autoritäre Strömungen bringen demokratische Institutionen ins Wanken. Zugleich gefährden Polarisierung, Hassrede und Desinformation den offenen Dialog und den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Im Alltag zeigt sich das durch nachlassende Toleranz und eine sinkende Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen.

In dieser Situation sind alle gesellschaftlichen Felder gefordert, die Demokratie zu verteidigen und zu stärken. Der Sport eignet sich hervorragend, um demokratische Handlungskompetenzen gerade bei Kindern und Jugendlichen anzubahnen. Er ist direkt und authentisch, verfügt über eine hohe Interaktionsdichte – und er ist bei vielen jungen Menschen beliebt.

Insgesamt ist der Sport damit ein exzellentes Forum für das Erleben und Lernen von Demokratie. Wir halten es für zwingend erforderlich, den Sport als besonders chancenreiches Feld für die Demokratieförderung systematisch zu nutzen. Wir stehen gemeinsam gegen antidemokratische Tendenzen und fordern von der Politik:

  1. Die Sportangebote von Schulen, Sportvereinen und Jugendhilfeeinrichtungen müssen systematisch für die Förderung der Demokratie genutzt werden. Dazu muss ein institutionenübergreifender Konsens hergestellt werden, der sich in gemeinsamen Programmen, z.B. zum Sport im Ganztag, abbildet!
  2. Schulische und außerschulische Bewegungs-, Spiel- und Sportangebote für Kinder und Jugendliche müssen aufrechterhalten, unterstützt und ausgebaut werden, um Demokratie aktiv leben zu können. Der Sportunterricht in der Schule muss verpflichtend mindestens dreistündig in allen Bundesländern angeboten werden und darf nicht permanent ausfallen!
  3. Die Förderung der Demokratie muss fester Bestandteil sportbezogener curricularer Vorgaben aller Bildungseinrichtungen und Schulformen werden. Das besondere Potenzial des Sports macht es erforderlich, dass die Demokratieförderung nicht nur in allgemeinen Rahmenvorgaben, sondern auch in allen fachspezifischen Lehrplänen verankert wird!
  4. Praxisprojekte zur Demokratieförderung und Extremismusprävention im Sport müssen systematisch gefördert und evaluiert werden. Dazu gehören z.B. Kinderparlamente mit Sportbezug in der Grundschule, Antidiskriminierungsprojekte in der Sekundarstufe, Partizipationsmöglichkeiten im Ganztagssport sowie J-Teams in Sportvereinen!
  5. Die Demokratieförderung von Kindern und Jugendlichen muss als elementare Aufgabe verpflichtend in allen sportbezogenen Ausbildungs- und Studiengängen verankert werden, indem eine inhaltliche und methodische Auseinandersetzung ermöglicht und Demokratie auch fachbezogen erlebbar gemacht wird!
  6. Fort- und Weiterbildungsangebote zur Demokratieförderung im schulischen und außerschulischen Sport müssen systematisch entwickelt, implementiert und angeboten werden. Die Maßnahmen sollen sich sowohl an pädagogische Fachkräfte, Lehrkräfte und Übungsleiter*innen, als auch an Klassensprecher*innen, Sportassistent*innen und Sporthelfer*innen richten!
  7. Potenzielle Drittmittelgeber*innen müssen für die Brisanz und Relevanz der Demokratieförderung und Extremismusprävention im Sport sensibilisiert und aktiviert werden. Zur Erforschung und zum Transfer in den schulischen und außerschulischen Sport müssen systematische, langfristige Förderprogramme aufgelegt werden.


Prof. Dr. Meike Breuer und Studierende (TU Chemnitz)
Prof. Dr. Christian Gaum und Studierende (Ruhr-Universität Bochum)
Marco Grawunder und Studierende (Deutsche Sporthochschule Köln)
Svenja Kehm und Studierende (Universität Leipzig)
Thekla Mayerhofer und Studierende (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg)
PD Dr. Enrico Micheliniund Studierende (Humboldt-Universität zu Berlin)
Prof. Dr. Nils Neuber und Studierende (Universität Münster)
Dr. Alexander Ratzmann und Studierende (Brandenburgische TU Cottbus-Senftenberg)
Prof. Dr. Daniel Rode und Studierende (Paris Lodron Universität Salzburg)
Prof. Dr. Anne-Christin Roth und Studierende (PH Freiburg)

 

Download der Erklärung als PDF

Die Münsteraner Erklärung zu Demokratie und Sport wurde im Rahmen des Demokratie-Festivals am 04./05. Juli 2025 am Institut für Sportwissenschaft der Universität Münster von rund 150 Studierenden und Lehrenden aus zehn Hochschulen entwickelt. Zudem nahmen rund 50 weitere Gäste aus dem organisierten Sport, Schulen, Verwaltung, Zivilgesellschaft sowie der Landes- und Bundespolitik am Festival teil.

 

Kontakt: Prof. Dr. Nils Neuber, Institut für Sportwissenschaft, Universität Münster. Mail: nils.neuber@uni-muenster.de