EXC 2060 C3-9 - Was wird an deutschen Moscheen gepredigt?

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Projektzeitraum
Projektstatus
laufend
Mittelgeber
DFG - Exzellenzcluster
Förderkennzeichen
EXC 2060/1
  • Beschreibung

    In Deutschland haben Muslime die Möglichkeit in über 2000 Moscheen zu beten und vor allem am Freitag an dem gemeinschaftlichen Freitagsgebet teilzunehmen. Dieses wird stets durch eine Predigt (Khutba) eingeleitet.
    Was wird in den Moscheen gepredigt? Darüber wissen wir zu wenig. Sehr oft wird vor allem seitens der Politik die Aufforderung gestellt, die Predigten sollten in deutscher Sprache stattfinden. Damit erhofft man sich mehr Transparenz. Dabei herrscht die Vorstellung, dass wenn die Imame auf Deutsch predigen würden, sie einen offenen und „aufgeklärten“ Islam vermitteln würden. Dabei vergisst man sehr oft, dass gerade die meisten salafistischen Angebote in Deutschland in deutscher Sprache stattfinden. Die Sprache alleine ist lange nicht das Problem bzw. der Schlüssel zu einem „europäischen Islam“. Worauf es tatsächlich ankommt, sind die Inhalte der Predigten, mit denen Woche für Woche viele Muslime erreicht werden. Gerade die Freitagspredigten prägen das Islambild vieler Muslime und stellen in Deutschland neben den digitalen Netzwerken den wichtigsten Zugang der Muslime zum Verständnis ihrer Religion dar, denn der islamische Religionsunterricht wird noch lange nicht flächendeckend angeboten.
    Im Rahmen des geplanten Projekts sollen die Freitagspredigten in mehreren, kontrastierenden Moscheen (v.a. türkische, bosnische, arabische, aber auch deutschsprachige) in verschiedenen Bundesländern analysiert werden.
    Durch dieses Projekt soll mehr Klarheit über die Inhalte der Freitagspredigten in den Moscheen geschaffen werden. Die Ergebnisse werden große Relevanz vor allem für die Frage nach der inhaltlichen Gestaltung der Imameausbildung in Deutschland haben, aber auch für die gesellschaftspolitische Diskussion um die Rolle der Moscheegemeinden in Fragen der Integration der Muslime in Deutschland.
  • Personen

  • Promotionen

    Friederike Müller, M.A.

     

    Promotion

    Die Vermittlung und Aneignung von islamischen Normen. Ein Vergleich zwischen Glaubenslehre und lebenspraktischer Perspektive. (Arbeitstitel)

    Betreuerin
    Prof. Dr. Christel Gärtner
    Promotionsfach
    Soziologie
    Angestrebter Abschlussgrad
    Dr. phil.
    Verleihender Fachbereich
    Fachbereich 06 – Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften

    In meinem Dissertationsprojekt soll untersucht werden, wie sich die Vermittlung und Aneignung von islamischen Normen vollziehen und wie die dadurch weitergegebenen Inhalte das Islamverständnis von Muslim:innen in Deutschland prägen. Unter „Islamverständnis“ verstehe ich die jeweiligen Auslegungen des Islams sowie die dazugehörige religiöse Praxis, die aufgrund der innerislamischen Vielfalt unterschiedlich ausfallen können. Zur Beantwortung dieser Fragen werden qualitative Interviews mit gläubigen Moscheegänger:innen durchgeführt. Anschließend werden diese im Sinne des rekonstruktionslogischen Interpretationsverfahrens der Objektiven Hermeneutik nach Oevermann sequenzanalytisch analysiert. Da Freitagspredigten in Moscheen ein wichtiges Medium – neben anderen Kanälen – zur Vermittlung von (religiös begründeten) Normen für Muslim:innen in Deutschland darstellen können, habe ich in einem ersten Forschungsschritt mehrere Freitagspredigten kontrastiver Moscheen ebenfalls mit der Methode der Objektiven Hermeneutik analysiert. Im Vergleich der Ergebnisse soll u.a. die Frage in den Blick genommen werden, inwieweit sich Übereinstimmungen in den Normvorstellungen der Gläubigen und den in den Predigten tradierten Normen finden.