
Digital Humanities
Der Bedarf an digitalen Arbeitstechniken ist in den Geistes- und Sozialwissenschaften der WWU stark gestiegen. Die Universität hat 2017 unter maßgeblicher Beteiligung des Exzellenzclusters ein Center for Digital Humanities (CDH) eingerichtet, einen institutionalisierten Interessenverbund, dem sich DH-interessierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Fachbereiche anschließen können. Zum fächerübergreifenden Wissensaustausch bündelt das CDH bestehende DH-Vorhaben und -Interessen an der WWU, moderiert und koordiniert die verschiedenen Kompetenzen und Ressourcen innerhalb der Universität und setzt Impulse zur Erschließung weiterer Einsatzfelder für digitale Technologien.
Unterstützt wird das CDH durch das Service Center Digital Humanities (SCDH), das im eScience-Support-Center der ULB Münster verankert ist. Das SCDH unterstützt die Entwicklung und den Einsatz digitaler Arbeitstechniken an den geistes- und sozialwissenschaftlichen Fachbereichen, bietet seine Expertise bei der Planung und Einrichtung computergestützter Projektkomponenten an und stellt bedarfsgerechte DH-Strukturen und Dienstleistungen sicher.
Digital Humanities am Exzellenzcluster „Religion und Politik“
Der Exzellenzcluster „Religion und Politik“ geht anhand der Auseinandersetzung um den historischen Charakter religiös verbindlicher Texte dem Spannungsverhältnis von theologischer Glaubenslehre und gelebter Religiosität nach. Dabei sollen die verschiedenen Schichten der Entstehungs- und Überlieferungsgeschichte digital veranschaulicht und die historische Entstehung von theologischen Texten aufgezeigt werden. Ziel ist es, religiös verbindliche Texte der drei großen monotheistischen Religionen mit Methoden der Digital Humanities unter verschiedenen inhaltlichen Gesichtspunkten zu erfassen. Teils werden sie dabei erstmals rekonstruiert.
Vier Forschungsprojekte befassen sich mit der digitalen Edition autoritativer religiöser Texte: Für das Christentum untersucht der Kirchenhistoriker Prof. Dr. Hubert Wolf lehramtliche Entscheidungen der katholischen Kirche sowie der Kirchenhistoriker Prof. Dr. Holger Strutwolf deutungsrelevante Varianten des Neuen Testaments und ihre Rezeption in reformatorischen und modernen Übersetzungen. Für den Islam erforscht der islamische Theologe Prof. Dr. Mouhanad Khorchide in Kooperation mit der Islamwissenschaftlerin Prof. Dr. Angelika Neuwirth vom Corpus Coranicum in Berlin exemplarische Textstellen des Korans zum Thema Frieden und Gewalt. Für das Judentum untersucht der Liturgiewissenschaftler Prof. Dr. Clemens Leonhard in Kooperation mit der israelischen Ben Gurion Universität in Be’er Scheva einzelne Passagen der Pessach-Haggada.