Archiv für den Tag: 02. März 2016

Auditor-Folgen in AMBOSS

ambossDer AMBOSS-Auditor, bereitgestellt von MIAMED, ist eine Mischung aus Podcast und Video mit einer gehörigen Portion an Interaktivität.

In den jeweiligen Auditor-Folgen werden komplexe, klinisch relevante Zusammenhänge anschauliche und prägnant erklärt.

Wie bei allen Inhalten in AMBOSS können im Auditor einzelne Begriffe angeklickt und so weitere vertiefende Informationen aufgerufen werden. Alle Auditor-Folgen werden aktuell gehalten und z.B. geänderte Leitlinien und neueste wissenschaftliche Erkenntnisse in die jeweiligen Sequenzen eingepflegt.

Die neueste Auditor-Folge stellt die sekundäre Hämostase vor, und erklärt, in einzigartiger Übersicht und Darstellung, das Zusammenspiel der Gerinnungsfaktoren im zellbasierten Modell und Kaskadenmodell.

Die Auditor-Folgen sind noch nicht auf dem Smartphone abspielbar. Als einfaches Video sind sie auf Youtube anzusehen:

AMBOSS Auditor:
Sekundäre HämostaseTeil 1 – Gerinnungsfaktoren und Gerinnungskaskade;
Sekundäre HämostaseTeil 2 – Zell-basierte Gerinnung.

Zu finden sind die Auditor-Folgen in der AMBOSS-Bibliothek.

Das Lernkarten- und IMPP-Fragenprogramm Amboss von Miamed, steht allen Medizinstudierenden vom 1.1.-31.12.2016 als Campus-Lizenz für unbegrenztes Kreuzen zur Verfügung – auch per Browser und App (iOS und Android. Eine Anleitung zur Freischaltung findet sich im Glossar oder hier.

Text & Bildnachweis: © Miamed GmbH

Die häufigste Dummheit bei Dissertationen: Der Guttenberg-Fehler

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Rabbi Löw und der Golem (Zeichnung von Mikolas Ales, 1899)

Bei einem Vortrag wurde ich kürzlich gefragt, was der Nummer 1-Fehler beim Zitieren in Dissertationen sei. Welcher Fehler wird am häufigsten gemacht? Wissenschaftliche Aussagen zu wenig oder zu viel belegt? Zu viel Text zitiert, zu viele schmückende Goethe-Zitate? Falsche Zitierweisen, falsche Zitatstile? Nein – nichts von alledem. Die häufigste Dummheit beim Zitieren ist der Guttenberg-Fehler.

Wie bekannt, wurde Karl-Theodor zu Guttenberg der Doktortitel aufgrund von zahlreichen Plagiaten aberkannt.

Was ist der Guttenberg-Fehler? Karl-Theodor zu Guttenberg hatte seine Dissertation aus vielen Quellen zusammenkopiert, diese Quellen aber nirgendwo angegeben. Dies kann absichtlich so gemacht werden, um die externen Quellen zu verschleieren und als seine eigenen auszugeben. Meist jedoch passiert dies unabsichtlich und ist der modernen Arbeitsweise des Cut & Paste geschuldet. Ich möchte hier nicht in die Diskussion einsteigen, ob er es selber war oder ein Ghostwriter. Ich möchte nur auf folgende Arbeitsweise beim Schreiben hinweisen, die ich als ziemlich typisch erlebe:

Man muss einen Artikel, ein Buch, eine Dissertation abgeben. Man fängt an, erratisch Stoff zu sammeln. Man findet schnell eine Vielzahl eigener Texte, Fundstücke aus Google-Suchen, aus Zeitschriften, etc pp. Per Cut & Paste füllt sich so schnell ein Worddokument. Nach einer Stunde sind mehrere Seiten geschafft. Das fühlt sich schon mal sehr gut an. Die akute Attacke einer Schreib- und Denkblockade konnte gebannt werden. Die Deadline ist noch weit in der Zukunft. Der Artikel, das Buch, die Dissertation bleibt liegen. Schliesslich gibt es Wichtigeres/Dringenderes.

Soweit – sogut. Einige Wochen später ist die Deadline bedrohlich nahe gerückt. Man nimmt sich den Text wieder vor. Der ist ja total unfertig und erratisch! Das ist ein Steinbruch, ein wahrer Ideen-Ameisenhaufen. Leichte Panik breitet sich aus. Man verschiebt Textbruchstücke von A nach B und B nach A. Füllt die sich aufzeigenden Leerstellen mit eigenem Geschreibsel. Bis jetzt liegt kein Makel auf der Aktion. Doch man hat verdrängt, dass nicht alles auf dem eigenen Mist gewachsen ist. Man hat es vergessen. Man weiss nicht mehr, was eigenes und was fremdes Geistesgut ist. Man belegt das Fremde nicht, man zitiert es nicht. Aus unbelebter Google-Materie wurde ein Plagiate-Golem zum Leben erweckt. Mit gutem Gewissen gibt man die Arbeit ab. Das einzige was zählt: Ich habe die Deadline geschafft. Doch vier Wochen später kommt die schlechte Nachricht. Der Plagiate-Checker hat angeschlagen und je nach Situation heisst es nun: Zurück auf Los! oder Gehe ins Gefängnis!

Übrigens: Die Unibibliothek bietet ein sehr gutes E-Tutorial zum Zitieren und Plagiate vermeiden.

Foto: Mikoláš Aleš, Public Domain (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Golem_and_Loew.jpg)

easystudium: Mehr als 1.200 Teilnehmer

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Mit dem aktuellen Erstsemester (Yamanaka-Semester) sind nun 1.281 Studierende der Humanmedizin beim preisgekrönten easystudium-Projekt registriert. Bei insgesamt 1670 Studierenden in den betreffenden Semestern beträgt die Teilnahmequote 76%, d.h. mehr als drei Viertel aller Studierenden der Humanmedizin nimmt am Projekt easystudium teil. Betrachtet man nur die vorklinischen Semesterkohorten, steigt die Teilnehmerquote auf 90% – ein guter Hinweis darauf, dass easystudium die Bedürfnisse der Studierenden gut getroffen hat.


Nach dem großen Erfolg von easyphysikum wurde das Tabletprojekt der Bibliothek im Mai 2015 auf alle Studierenden der Humanmedizin in Münster ausgeweitet. Die Zahl der iPads wurde verdreifacht, nun stehen über 200 iPads als Bibliotheks-Leihgeräte zur Verfügung, um allen Studierenden unabhängig von ihren finanziellen Möglichkeiten den Zugang zu den besten Lernmedien für ihr Medizinstudium zu ermöglichen. Die Leihgeräte können bis zum Physikum, d.h. maximal zwei Jahre lang, ausgeliehen werden, die Lernmedien stehen semester- und tabletunabhängig jedermann zur Verfügung.

Die FAZ berichtet über Münsteraner Promotionskolleg MedK

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Unter dem Titel Mediziner haben das Forschen verlernt (zugängl. im Hochschulnetz) berichtete Marvin Milatz in der FAZ vom 28.2. über das Promotionskolleg der Medizinischen Fakultät MedK. Dabei wird u.a. aus einem Interview mit Tom Völler (Doktorand und Sprecher des ersten MedK-Kurses) und Michael Schäfers (Sprecher des Exzellenzclusters Cells in Motion) zitiert.

Hintergrund: Der Wissenschaftsrat bemängelte in seinen Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Medizinstudiums in Deutschland (PDF) sowohl, dass die Mehrheit der Medizinstudenten in Deutschland nie richtig geforscht hätte, als auch, dass es an forschenden Ärzten fehlen würde.

Die ZB Med ist mit der Vorlesung Literatur finden, verzeichnen, zitieren im allgemeinen Teil von MedK beteiligt.

Wo gibt es Versorgungsdaten im Gesundheitswesen?

Das Gutachten „Daten für die Versorgungsforschung. Zugang und
Nutzungsmöglichkeiten
“ vom DIMDI listet Datenbestände im Gesundheitswesen, insbesondere solche, die für die (klinische) Forschung interessant sind.

Unser Datenbestand stammt vom Bundesversicherungsamt (BVA). Das BVA wiederum erhält die Daten von den Krankenkassen für den morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleich (Morbi-RSA). Die an uns übermittelten Morbi-RSA-Daten führen wir über mehrere Jahre hinweg zusammen. Zurzeit liegen die Daten der Ausgleichsjahre 2009, 2010 und 2011 vor. Sie werden im kommenden Jahr durch die Daten aus 2012 ergänzt. Derartig vollständig waren diese Angaben bisher nicht verfügbar.

Das Gutachten […] stellt es zudem dar, welche Daten wo vorliegen. Hier werden als Datenquellen neben dem Informationssystem Versorgungsdaten des DIMDI zahlreiche weitere Einrichtungen wie Sozialversicherungsträger, amtliche Statistiken, Forschungsdatenzentren oder private Krankenversicherung aufgeführt.

Foto: Screenshot der DIMDI-Webseite

Neues Buch : Klassenmedizin

Klassenmedizin

Authors:
Kalvelage, Bernd
Klassenmedizin : Plädoyer für eine soziale Reformation der Heilkunst
Springer, 2014
XV, 218 S.

Der Satz „Weil du arm bist, wirst du früher sterben!“ ist inzwischen wissenschaftlich umfangreich belegt. Er beschreibt ein eklatantes Qualitätsdefizit unseres medizinischen Versorgungssystems. Menschen aus der sogenannten Unterschicht – also ca. ein Fünftel unserer Gesellschaft – sind ungenügend versorgt.
Die Folgen: vermehrtes Kranksein, erschwertes Gesunden und vorzeitiges Sterben als Patienten. „Lehre der Klassenmedizin“ ist die Antwort auf die soziale „Verblindung“ der Medizin.
Foto und Text: Springer


Alle in der Universität Münster zugänglichen Springer e-Books finden Sie in dieser Liste. Im Buchkatalog der Universitätsbibliothek, kann man gezielt nach Online-Büchern suchen. Die Bibliothek hat die Lehrbücher unter den obigen Titeln der Liste aller Online-Lehrbücher hinzugefügt. Zugänglich sind diese Bücher nur im Hochschulnetz der Universität.

Open Access Zeitschriften finden mit dem Web of Science (von Astrid Vieler)

Seit Anfang des Jahres bietet die Datenbank Web of Science einen zusätzlichen Suchfilter für Open Access (OA) Publikationen. Diesen kann man sich zunutze machen, um OA Zeitschriften zu finden, die vielleicht auch für den nächsten eigenen Artikel geeignet sind.
Am einfachsten geht das, wenn man zuvor schon thematisch ähnlich publiziert hat:
Suchen Sie Ihre eigene Publikation und benutzen Sie dann den Link View related records um eine Treffermenge thematisch verwandter Artikel zu erhalten. Alternativ führen Sie eine klassische Suche anhand geeigneter Schlagworte durch, um eine ausreichend große Treffermenge zu erhalten.
Die so entstandene Artikel-Liste können Sie dann mit wenigen Klicks auf OA Zeitschriften eingrenzen (1).

Über die Funktion Analyze Results (2) kann diese Artikel-Liste dann nach Zeitschriften Titeln (Source Titles) ausgewertet werden.

Die meisten Zeitschriften in der Datenbank sind außerdem in den Journal Citation Reports geführt, und können deshalb in der Regel schon einen Impact Faktor vorweisen. Alle diese Zeitschriften sind reine Open Access Zeitschriften, deren Artikel immer sofort mit dem Erscheinen Open Access zur Verfügung stehen.

Alternativ bieten auch die in der vergangenen Woche vorgestellten semantischen Suchmaschinen Möglichkeiten, gezielt nach Open Access Zeitschriften zu suchen.

Die ULB bietet Ihnen weitere Beratung und Angebote rund um das Thema Open Access Publizieren.

Herzlich willkommen, liebes Urso von Salerno- und Cron-Semester!

Die Zweigbibliothek Medizin der Medizinischen Fakultät begrüßt Sie herzlich in Münster! Im Ersti-Info (zum Online-Lesen | zum Ausdrucken) finden Sie alles, was Sie für den Start ins Studentenleben brauchen – jedenfalls bibliotheksseitig. Wir tun alles, um Ihnen bei den ersten Schritten behilflich zu sein. Die meisten Fragen lassen sich per Email (info@zbmed.ms), Telefon (0251-83/58560) oder an Leihstelle und Auskunft (Albert-Schweitzer-Campus 1, Gebäude A11) sicher leicht klären.

Mittels „Aktivierung“ wird aus Ihrer neuen Studierendenkarte ein Benutzungsausweis der Zweigbibliothek und der Unibibliothek. Sie können die Aktivierung online vornehmen. Sie erhalten eine Nachricht an Ihre uni-muenster E-Mail-Adresse, wenn die Aktivierung erfolgt ist. Wenn Sie Ihre Studierendenkarte nicht online aktivieren möchten, sondern in der Bibliothek, dann ist das auch problemlos möglich. Bringen Sie bitte dazu einen amtlichen Lichtbildausweis (Personalausweis, Reisepass) mit und kommen Sie Mo-Fr zwischen 8 und 16:30 Uhr. Ausführlichere Informationen finden Sie hier.

Spezielle Angebote der Bibliothek für Studierende finden Sie ebenfalls online.

Wir wünschen Ihnen einen guten Studienbeginn!

Ihr Bibliotheksteam

Urso von Salerno war ein italienischer Arzt, Philosoph und Autor. Er starb 1225. Eines seiner Werke – De commixtionibus elementorum libellus, herausgegeben von Wolfgang Stürmer, Stuttgart 1976 – finden Sie in der ULB unter der Signatur 3G 49127-2.

Über Ludwig Cron und sein Leben ist wenig bekannt, wie auch Jochen Waurig in seiner Dissertation [Der Thüringer Wundarzt Ludwig Cron und seine Schrift über Aderlaß und Zahnextraktion. Würzburg 2003] konstatiert. Ludwig Crons bekannte ‚Zahnextraktionsschrift‘ Der bey dem Aderlassen und Zahnausziehen sicher, geschwind, glücklich und recht qualificirte Candidatus chirurgiae oder Barbier-Geselle : in welchem deutlich gewiesen und gezeiget wird, wie man das Aderlassen und Zahnausziehen recht lernen und hernach (Gott gebe) allezeit glücklich und wohl practiciren möge, Leipzig 1717, finden Sie als Nachdruck (1989) in der Zweigbibliothek Medizin unter der Signatur WU 11 89/1.

Foto: (c) ULB und Kurhan, Fotolia

Open Access zu den Systematic Reviews der Cochrane Library

Ab dem 1. Februar werden neue systematische Reviews und Protocols der Cochrane Library Open Access automatisch nach einer 12-monatigen Embargo-Periode zur Verfügung stehen. D.h. Reviews, die ab dem 1.2.2013 eingepflegt wurden, sind seit dem 1.2.2014 weltweit frei verfügbar – unabhängig von einer Lizenzierung.

This applies only to those versions published with a new citation on or after 1 February 2013. If, for example, a Cochrane Review update is published on 1 February 2013, on 1 February 2014 the Cochrane Review will be free to view. However, earlier versions, including the Protocol and first version of the Cochrane Review will not be free to view.

Neben diesem „grünen“ Open Access gibt es nun auch einen „Gold open access“, die unverzüglich ohne Embargoperiode frei verfügbar sind, di4es allerdings nur nach einer Author Payment Charge von 2.500 bzw. 5.000 Dollar.

Die Zweigbibliothek Medizin hat die Cochrane Library unter http://www.thecochranelibrary.com für die Universität Münster lizenziert (nur innerhalb des Hochschulnetz), deshalb wird diese Änderung uns erst einmal nicht betreffen.

Open-Access-Publizieren an der WWU / DFG-Förderung verlängert

Die WWU vermeldete am Tag vor Silvester ein gute Botschaft:

Open Access steht für einen freien Zugang zu wissenschaftlichen Informationen und die optimale Verbreitung von Forschungsergebnissen – von wissenschaftlichen Artikeln und Büchern bis hin zu Forschungsdaten. Die Deutsche Forschungs­gemeinschaft (DFG) unterstützt finanziell das Publizieren in Open-Access-Zeitschriften. Die Westfälische Wilhelms-Universität Münster (WWU) hat mithilfe der DFG einen Publikationsfonds eingerichtet. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der WWU können für Beiträge in Open Access-Zeitschriften Mittel aus diesem Fonds beantragen, der zu 75 Prozent aus DFG-Mitteln und zu 25 Prozent aus zentralen Universitätsmitteln gespeist wird. Nach der ersten und zweiten Förderphase wurde jetzt auch der Verlängerungsantrag des Publikationsfonds um ein weiteres Jahr bis Februar 2014 bewilligt.

Die DFG knüpft die Förderung aus dem Open-Access-Publikationsfonds an folgende Bedingungen:

  • Die Artikel werden in „reinen“ Open-Access-Zeitschriften veröffentlicht: Die Zeitschriftenbeiträge sind unmittelbar mit Erscheinen über das Internet für Nutzer entgeltfrei zugänglich.
  • Die Zeitschrift wendet die im jeweiligen Fach anerkannten, strengen Qualitätssicherungsverfahren an (z.B. Zeitschriften, die im Directory of Open Access Journals verzeichnet sind).
  • Die Publikationsgebühren dürfen die Höhe von 2.000 EUR pro Artikel nicht übersteigen.
  • Es werden ausschließlich Artikel finanziert, bei denen ein Angehöriger der WWU als „submitting author“ oder „corresponding author“ für die Bezahlung der Publikationsgebühren verantwortlich ist.
  • Artikel, die aus dem Publikationsfonds finanziert wurden, müssen einen Hinweis auf die Förderung enthalten (z.B. „We acknowledge support by Deutsche Forschungsgemeinschaft and Open Access Publication Fund of University of Muenster.“).
  • Artikel, die in subskriptionspflichtigen Zeitschriften erscheinen (z.B. Modell „Open Choice“) sind nicht förderfähig.

Foto: cc-by-sa PLoS

Neue Online-Bücher von Springer im November 2013

Trau keiner Leitlinie, die du nicht selber gefälscht hast


Foto: Artikel aus der FAZ

Martina Lenzen-Schulte hat in der FAZ vom 28. August (Nr. 199, S. N1) unter dem Titel „Was die Leitlinien den Ärzten verschweigen – Millionen Herzkranker folgen dem Rat eines Betrügers“ (verfügbar im Hochschulnetz) auf verschiedene Fälle von Leitlinienirrtümern hingewiesen.

So sollen Tausende von Toten in Europa […] auf das Konto einer derzeit gültigen Leitlinie der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie gehen. Grund: Eine zu günstige Bewertung von Betablockern aufgrund von wissenschaftlichem Fehlverhalten.

Viele weitere Beispiele finden Sie in einem verstörenden Bericht von Jeanne Lenzer im British Medical Journal mit dem Titel Why we can’t trust clinical guidelines. Dort wird anhand von wohlbekannten Betrugs- und neu aufgedeckten Verdachts-Fällen (auch in der renommierten Cochrane Library) aufgezeigt, dass auch Leitlinien nicht über jeden Verdacht erhaben sind.

Guidelines are usually issued by large panels of authors representing specialty and other professional organisations. While it might seem difficult to bias a guideline with so many experts participating under the sponsorship of large professional bodies, a worrying number of cases suggests that it may be common. A recent survey found that 71% of chairs of clinical policy committees and 90.5% of co-chairs had financial conflicts.

Ärzte geraten immer wieder in ein Handlungsdilemma: Wenn Sie die Leitlinie anwenden, kann es ihren Patienten schaden. Behandeln sie nicht leitliniengetreu, kann es ihrer Karriere schaden. Letzteres hat die ungute Konsequenz, dass Ärzte Leitlinien befolgen, obwohl sie nicht an deren Wissenschaftlichkeit glauben. Warum sollte man sowas tun? Many cited a fear of malpractice if they failed to follow „a standard of care“.

Eine Analyse von Gisela Schott et. al. im deutschen Ärzteblatt kommt unter dem Titel Besteht ein Einfluss pharmazeutischer Unternehmen auf Leitlinien? Zwei Beispiele aus Deutschland zu dem Ergebnis, dass „auch gegenüber deutschen Leitlinien eine gesunde Skepsis angebracht ist“. Bereits 2010 hatte Frau Schott nachgewiesen, dass pharmazeutische Unternehmen Studienprotokolle zu ihren Gunsten beeinflussen.

Beliebte Manipulationen sind:

  • selektive Auswertung von Patientendaten
  • nachträgliche Veränderungen des primären Endpunktes
  • in Anbetracht der Ergebnisse unangemessen positive Formulierung der Zusammenfassung
  • Autorschaft durch Ghostwriter

Die von Frau Schott aufgedeckten Abhängigkeiten bei der Erstellung der S3-Leitlinie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) zur Therapie der Psoriasis vulgaris durch Efalizumab sind wirklich haarsträubend:

  • Die Serono GmbH (der Efalizumab-Hersteller) förderte die DDG finanziell.
  • Zahlreiche Leitlinienautoren erhielten finanzielle Zuwendungen der Serono GmbH oder führten Beratertätigkeiten für sie aus.
  • Die Angaben zu den Interessenkonflikten der Autoren waren nicht in der Leitlinie, sondern nur auf der Webpage der Arbeitsgruppe zu finden.

Von den 15 stimmberechtigten Teilnehmern am Konsensusverfahren der S3-Leitlinie gaben zehn teilweise zahlreiche finanzielle Verbindungen mit bis zu elf verschiedenen pharmazeutischen Unternehmen an.

Die AWMF hat mittlerweile reagiert und Empfehlungen der AWMF zum Umgang mit Interessenkonflikten bei Fachgesellschaften herausgegeben.

Die rund 70 Fachgesellschaften und 2500 Experten, die für die AWMF hierzulande rein ehrenamtlich und ohne nennenswerte akademische Anerkennung mehrere hundert Leitlinien erstellen, müssen inzwischen detailliert aufführen, welche Interessenkonflikte ihr fachliches Urteil beeinträchtigen könnten.