Arbeitsbereich „Mediensoziologie und Medienaneignung“

Über den Arbeitsbereich

Der von Prof. Dr. Jutta Röser geleitete Arbeitsbereich befasst sich mit Medienaneignung aus soziologischer Perspektive und dem Verhältnis von gesellschaftlichem und medialem Wandel. In der empirischen Forschung stehen qualitative Methoden im Fokus. Kennzeichnend ist zudem eine medienethnografische Herangehensweise, die sich durch einen verstehenden Zugang, alltagsnahe Forschungssituationen und eine Kombination verschiedener Erhebungsmethoden auszeichnet. Thematisch stehen die folgenden fünf Schwerpunkte im Zentrum der Forschung des Arbeitsbereichs:

(1) Rezeptionsforschung, Medienaneignung und qualitative Methoden

(2) Mediatisierung von Alltag und Gesellschaft

(3) Domestizierung von Medientechnologien in Geschichte und Gegenwart

(4) Migration, Religion und soziale Ungleichheit 

(5) Cultural Studies und Gender Media Studies 

 

Personen

Röser, Jutta, Prof. Dr. +49 251 83-24266 E-Mail
Dominiak, Jo Marie, M.A. +49 251 83-23013 E-Mail
Niemand, Stephan Dr. +49 251 83-24263 E-Mail
Reimer, Jacqueline, M.A. +49 251 83-21201 E-Mail

Ehemalige

  • PD Dr. Kathrin Friederike Müller
  • Dr. Raik Roth
  • Projekte

    Laufende Projekte

    Hilfe und Wissensaustausch zwischen Familiengenerationen bei der Aneignung von digitalen Medien(technologien)

    Auf Basis qualitativer Interviews gemeinsam mit Großeltern und Enkeln werden Hilfesysteme erforscht, die zwischen den Generationen bei der Aneignung digitaler Medientechnologien praktiziert werden. Einbezogen werden migrantische und nicht-migrantische Familien.
    Stichwörter: Familiale Generationenbeziehungen, Mediengenerationen, migrantische Familien, „Warm Expert“-Konzept, Teilhabe an digitaler Gesellschaft, Digital Divide, Medienkompetenz, Senior*innen
    Eigenprojekt – Prof. Dr. Jutta Röser & Jacqueline Reimer

    Rezeption muslimischer Repräsentationen und gesellschaftlicher Zusammenhalt 

    Im Rahmen von Lehrforschungsprojekten wird die Rezeption der Islamberichterstattung untersucht. Zahlreiche Inhaltsanalyse verweisen darauf, dass über Muslime und den Islam weitgehend in einem gewalt- und konflikthaften Kontext berichtet. Wie aber mediale Repräsentationen des Islams rezipiert werden, darüber ist bislang wenig bekannt. Ausgehend von diesem Desiderat wird in den Forschungsprojekten mittels qualitativer Methoden untersucht, wie sich a) Rezeptionsweisen entlang zentraler Differenzkategorien (Religiöse Identität/Geschlecht/Bildung) unterscheiden und was b) diese Rezeptionsweisen über den gesellschaftlichen Zusammenhalt aussagen.
    Eigenprojekt – Dr. Stephan Niemand

    Musikrezeption im Wandel

    Jo Marie Dominiak untersucht in ihrer Dissertation Dynamiken und Übergänge innerhalb der alltäglichen Nutzung und Aneignung von Musikmedien, sowohl gegenwartsbezogen als auch aus historischer Perspektive. Ausgehend vom Mediatisierungsansatz zielt das Promotionsprojekt darauf ab, dynamische Veränderungen im alltäglichen Medienhandeln mit Musikmedien aufzuschlüsseln und dabei ebenfalls wichtige gesellschaftliche Kontextfaktoren, wie Medienökonomie, Machtverhältnisse und medientechnologische Entwicklungen in die Analysen mit einzuspannen. 

    Internet – Technik – Geschlecht. Zur häuslichen Aneignung von Internettechnologien im Wandel 

    Raik Roth untersucht in ihrer Dissertation die Bedeutung und Re/Produktion von Geschlechterdifferenzen in der häuslichen Internetaneignung von Paaren. Ausgangspunkt war die Beobachtung innerhalb der qualitativen Panelstudie (s. Projekt zum mediatisierten Zuhause unten), dass sich innerhalb der Paarbeziehungen nur sehr wenige weibliche Expertinnen mit dem Internet fanden. Stattdessen nutzten bei der Mehrheit der Paare entweder die Männer das Internet federführend oder aber beide Partner*innen nutzten auf Augenhöhe – wobei Tätigkeiten rund um Hardware und Reparatur auch hier an die Männer abgegeben wurden. Die Dissertation analysiert aus konstruktivistischer Perspektive, wie und unter welchen spezifischen Bedingungen diese Geschlechterkonstellationen mit Internet in den Aneignungsprozessen von den Paaren hergestellt werden und wie sie sich im Zuge des Aufkommens mobiler Internettechnologien zwischen 2008 und 2013 verändern.
     

    Abgeschlossene Projekte

    Das mediatisierte Zuhause im Wandel

    Das Internet hat sich durch seine Verhäuslichung massenhaft verbreitet: Wie verlief der Anschaffungsprozess? Wie haben Paare das Internet in ihren Alltag eingefügt und welche Veränderungen brachten mobile Technologien? Wie haben sich die häuslichen Medienrepertoires und Kommunikationskulturen verändert? Diese und weitere Fragen beantwortet die von der DFG geförderte qualitative Langzeitstudie mit Paarhaushalten. In ethnografisch orientierten Haushaltsstudien wurde ein systematisch zusammengestelltes Sample von 25 Paaren zwischen 2008 und 2016 viermal zu ihrem häuslichen Medienhandeln befragt. Ergänzt werden die Befunde durch eine Untersuchung von 16 Paaren der Online-Avantgarde im Jahr 2016.

    © Springer VS

    Die Studie wurde im Rahmen von vier DFG-geförderten Projekten durchgeführt. Sie war Teil des DFG-Schwerpunktprogramms „Mediatisierte Welten“. Eine Gesamtauswertung wurde 2019 publiziert: 

    Röser, Jutta/Müller, Kathrin Friederike/Niemand, Stephan/Roth, Ulrike (2019): Das mediatisierte Zuhause im Wandel. Eine qualitative Panelstudie zur Verhäuslichung des Internets. Wiesbaden: Springer VS.

    Rezensionen zum Buch sind in  M&K und Publizistik sowie im rkm-journal erschienen.

    Alltagsumbrüche und Medienhandeln

    Erstmalig erfolgt mit der Dissertation von Stephan Niemand eine systematische Analyse über die Auswirkungen von Alltagsumbrüchen wie Elternschaft, Wohnungswechsel oder neue Partnerschaft auf die Nutzung von Medien. Anhand einer ethnografisch-orientierten Panelstudie mit 25 Paarhaushalten wird präzise herausgearbeitet, dass in solchen Übergangsphasen Veränderungen in der Alltagsstruktur einen tiefgreifenden Wandel der häuslichen Mediennutzung anstoßen. Die Studie liefert somit ein tieferes Verständnis zur Verwobenheit zwischen alltäglicher Lebensführung und Medienhandeln sowie zur Frage, warum sich die Mediennutzung im Laufe des Lebens verändert. Gleichzeitig wird mit dem Fokus auf Alltagsumbrüche eine neue und vielversprechende Forschungsperspektive für die Kommunikations- und Medienwissenschaft eröffnet.

    Die Dissertation wurde 2020 publiziert und sowohl mit dem Dissertationspreis der WWU Münster für hervorragende Doktorarbeiten als auch mit dem Dissertationspreis der Fachgruppe Soziologie der Medienkommunikation der DGPuK (Deutsche Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft) ausgezeichnet.

    Stephan Niemand (2020): Alltagsumbrüche und Medienhandeln. Eine qualitative Panelstudie zum Wandel der Mediennutzung in Übergangsphasen. Wiesbaden: Springer VS.

    Silversurfer 70plus

    Das Projekt erarbeitete qualitative Befunde über Silversurfer im Alter von 70 Jahren und älter, die erst in der Rentenphase mit der Nutzung des Internets begonnen haben. Gezeigt wird, wie die Seniorinnen und Senioren das Internet für sich entdeckt haben, wie sie es aktuell nutzen und erleben. Anschaulich wird insbesondere die Vielfalt innerhalb dieser Gruppe Älterer, die über ganz unterschiedliche Zugänge zum neuen Medium gefunden haben: über ein Ehrenamt, durch Anregungen von weit entfernt lebenden Kindern und Enkeln, aus dem Wunsch heraus, den Anschluss an aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen nicht zu verlieren, und anderes mehr. Die Befunde beruhen auf einem gemeinsamen Projekt der beteiligten Autoren und Autorinnen im Rahmen eines einjährigen Masterforschungsseminars an der Universität Münster. In diesem Rahmen wurden 19 ausführliche qualitative Interviews mit Silversurfern über 70 Jahren in deren Zuhause durchgeführt. Außer den übergreifenden Auswertungen enthält das Buch zum Projekt medienethnografische Porträts aller Befragten, um den subjektiven Sichtweisen der Seniorinnen und Senioren Raum zu geben. Die Porträts zeigen, wie eigensinnig und motiviert die Silversurfer das Internet in ihren Alltag integrieren.

    Das Buch zum Forschungsprojekt wurde durch Mittel von MedienAlumni gefördert und 2017 publiziert: 

    Röser, Jutta (Hg.) (2017): Silversurfer 70plus. Qualitative Fallstudien zur Aneignung des Internets in der Rentenphase. München: kopaed.

    Rezensionen zum Buch sind in Publizistik und M+K erschienen. 

    Spitzenfrauen im Fokus der Medien. Die mediale Repräsentation von weiblichen und männlichen Führungskräften in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft.

    Das Projekt setzte sich erstens mit der medialen Repräsentation von Frauen und Männern in Führungspositionen auseinander. Zwei Inhaltsanalysen zeigen, wie oft Spitzenfrauen und -männer in den Medien vorkommen und über welche Eigenschaften und Merkmale sie dort beschrieben werden. Zweitens stand die Auseinandersetzung der Nutzer*innen mit den Medien im Zentrum: Junge Frauen und Männer wurden zu ihrer Sicht auf Führungskräfte in den Medien befragt. In einem dritten Schritt beschäftigte sich das Projekt mit der Entstehung medialer Bilder und Texte über Interviews mit Journalist*innen. Auf dieser Basis beantwortet das Projekt die Frage, wie mit und durch Medien geschlechtsgebundene Bilder von Macht und Einfluss hergestellt werden. Die Analysen lassen die Fortschreibung tradierter Männlichkeit sichtbar werden und verweisen auf Formen der Modernisierung von Weiblichkeiten im Mediendiskurs.

    Das Projekt wurde in Kooperation mit Margreth Lünenborg von der FU Berlin durchgeführt und vom BMBF gefördert. Das Buch zum Forschungsprojekt wurde 2012 in der Reihe Cultural Media Studies publiziert.  

    Lünenborg, Margreth/Röser, Jutta (Hrsg.) (2012): Ungleich mächtig. Das Gendering von Führungspersonen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft in der Medienkommunikation. Bielefeld: transcript.

  • Publikationen

     

    Neueste Publikationen

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    Vorträge

    • Peil, Corinna; Röser, Jutta (): ‘Understanding re-domestication: a neglected concept’. ECREA 2022, 9th European Communication Conference (Aarhus University), Aarhus, .
    • Röser, Jutta; Niemand, Stephan (): „Mediatisierung qualitativ erforschen und theoretisch erweitern: Medienethnografie als theoriegenerierendes Forschungssetting“. 3. Tagung des Netzwerks Qualitative Methoden „Theorien in der qualitativen Forschung“ (Netzwerks Qualitative Methoden), FU Berlin, .
    • Röser, Jutta; Niemand, Stephan (): „Mediatisierung qualitativ erforschen und theoretisch erweitern: Medienethnografie als theoriegenerierendes Forschungssetting“. 3. Tagung des Netzwerks Qualitative Methoden „Theorien in der qualitativen Forschung“ (Netzwerks Qualitative Methoden), FU Berlin, .

    • Niemand, Stephan (): „Rezeption muslimischer Repräsentationen und gesellschaftlicher Zusammenhalt. Wie sich Angehörige der muslimischen Diaspora zu Medienbildern des Islam positionieren“. Tagung der Sektion und Fachgruppe Medienpädagogik (DGfE und DGPuK) „Gesellschaftlicher Zusammenhalt: Kommunikation und Konsens“, Universität Leipzig, Deutschland (online), .
    • Röser, Jutta; Dominiak, Jo Marie (): ‘How old and new music media coexist in everyday life: media consumption between dynamics and persistence’. Old media persistence: An ECREA virtual postconference on the relevance and persistence of traditional media, Braga, Portugal (online), .
    • Niemand, Stephan (): „Transitions in life and changes in media use“. ECREA'S 8th European Communication Conference “Communication and trust: Building safe, sustainable and promising future.” Section Audience and receptions studies, Braga, Portugal (online), .
    • Niemand, Stephan (): „Zwischen Verliebtheit und Trennungsschmerz. Zum Wandel der Mediennutzung entlang einzelner Beziehungsphasen“. Dreiländertagung für Kommunikationswissenschaft DGPuK, ÖGK und SGKM zum Thema "#Kommunikation #(R)Evolution. Zum Wandel der Kommunikation in der digitalen Gesellschaft" (Universität Zürich), Zürich, .
    • Röser, Jutta (): „Dynamik und Beharrung in der Mediatisierung. Eine Theorieperspektive auf den Wandel des Medienhandelns – am Beispiel einer Studie zur Corona-Situation“. Dreiländertagung für Kommunikationswissenschaft DGPuK, ÖGK und SGKM zum Thema "#Kommunikation #(R)Evolution. Zum Wandel der Kommunikation in der digitalen Gesellschaft, Universität Zürich, .

    • Niemand, Stephan; Röser, Jutta (): „Die Paarkonstellation als Hemmnis für gleichwertiges Expert*innentum mit digitalen Medien“. Tagung der DGPuK-FG "Medien, Öffentlichkeit, Geschlecht" zum Thema "Technik – Medien – Geschlecht revisited: Die Bedeutung von Gender in digitalisierten Medienwelten" (Institut für Kommunikationswissenschaft), Universität Münster, .
    • Niemand, Stephan; Röser, Jutta (): „Die Paarkonstellation als Hemmnis für gleichwertiges Expert*innentum mit digitalen Medien“. Tagung der DGPuK-FG "Medien, Öffentlichkeit, Geschlecht" zum Thema "Technik – Medien – Geschlecht revisited: Die Bedeutung von Gender in digitalisierten Medienwelten" (Institut für Kommunikationswissenschaft), Universität Münster, .
    • Niemand, Stephan (): „Transitionsprozesse und der Wandel von Mediennutzungsmustern im Lebensverlauf“. Jahrestagung der FG „Rezeptions- und Wirkungsforschung“ (Institut für Publizistik, JGU Mainz), Universität Mainz, .

    • Niemand, Stephan (): „Alltägliche Lebensführung als gelebte Selbstbestimmung: Theoretische Reflexionen zur Analyse von Alltagsumbrüchen und dem Wandel des Medienhandelns“. Jahrestagung der DGPuK "Selbstbestimmung in der digitalen Welt", Universität Mannheim, Deutschland, .

    • Niemand, Stephan (): „Mediatisierungsprozesse im Kontext von Elternschaft: Zur Bedeutung der Mediennutzung im Rahmen der familiären Fürsorgepraktiken“. Workshop "Techno-soziale Praktiken des doing family: Mediatisierungstheoretische Perspektiven auf die Heterogenisierung von Familienformen" (Institut für Soziologie), Justus-Liebig Universität Gießen, Deutschland, .
    • Niemand, Stephan (): „Alltagsumbrüche und Medienhandeln: Der Einfluss von biografisch-lebensweltlichen Zäsuren auf die häusliche Mediennutzung“. DGPuK-Jahrestagung „100 Jahre Kommunikationswissenschaft in Deutschland: Von einem Spezialfach zur Integrationsdisziplin" (Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft), Universität Leipzig, Deutschland, .
    • Niemand, Stephan (): „Zum Zusammenhang von Alltagsumbrüchen und Medienhandeln: Theoretische und methodische Reflexionen“. Vortrag beim Doktorandenkolloquium im Rahmen der Jahrestagung der FG „Rezeptions- und Wirkungsforschung“ (Amsterdam School of Communication Research (ASCoR)), University of Amsterdam, Netherlands, .

    • Röser, Jutta; Müller, Kathrin F.; Niemand, Stephan; Roth, Ulrike (): „Beharrung, Grenzziehung, Non-Linearität (…): Formen von Diskontinuitäten am Beispiel des mediatisierten Zuhauses“. Workshop „Diskontinuitäten der Mediatisierung“ (Institut für Kommunikationswissenschaft), Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Deutschland, .
    • Müller, Kathrin F.; Niemand, Stephan; Röser, Jutta (): ‘Mediatization across the life span: The initiation of new media practices via biographically decisive events’. ICA-Jahrestagung „Communication Across the Life Span“, San Juan, Puerto Rico, USA, .
    • Röser, Jutta; Peil, Corinna; Niemand, Stephan (): ‘The co-existence of old and new media: Practices of digital and non-digital media use at home’. Conference “Users across Media” (Department for Media, Cognition and Communication), University of Copenhagen, Denmark, .
    • Müller, Kathrin Friederike; Niemand, Stephan; Röser, Jutta; Roth, Ulrike (): „Medienethnografische Haushaltsporträts als Auswertungsinstrument: Techniken der kontextsensiblen Rezeptionsanalyse“. Tagung "Auswertung qualitativer Daten. Strategien, Verfahren und Methoden der Interpretation nicht-standardisierter Daten in der Kommunikationswissenschaft" (Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung), Ludwig-Maximilians-Universität München, Deutschland, .

    • Röser, Jutta; Müller, Kathrin F.; Niemand, Stephan (): ‘Convergence as an addition: The interplay of old and new media in German households’. ECREA-Conference „Communication for Empowerment: Citizens, Markets, Innovations”, Universität Lusófona, Lisbon, Portugal, .