Portrait: Stephan Niemand
© Susanne Lüdeling

Dr. Stephan Niemand mit zwei Dissertationspreisen ausgezeichnet

(04.12.2020 ) Für seine Dissertation „Alltagsumbrüche und Medienhandeln. Eine qualitative Panelstudie zum Wandel der Mediennutzung in Übergangsphasen“ hat Stephan Niemand gleich zwei Preise verliehen bekommen. Neben dem mit 3.500 Euro dotierten Dissertationspreis der WWU Münster für hervorragende Doktorarbeiten erhielt er den Dissertationspreis der Fachgruppe Soziologie der Medienkommunikation der DGPuK (Deutsche Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft).

In seiner mit dem "summa-cum-laude"-Prädikat ausgezeichneten Arbeit analysiert Stephan Niemand erstmalig systematisch die Auswirkungen von Alltagsumbrüchen wie Elternschaft, Wohnungswechsel oder neue Partnerschaft auf die Nutzung von Medien. Im Zentrum der Studie stand die Fragestellung, inwiefern sich die Mediennutzung im Zuge solcher Umbrüche verändert. Methodisch umgesetzt wurde die Untersuchung mittels einer ethnografisch-orientierten Langzeitstudie, in der 25 Paare zu vier verschiedenen Zeitpunkten befragt wurden. Indem der Alltag in verschiedene Dimensionen (u.a. zeitlich, inhaltlich, sozial, emotional) aufgespannt wurde, konnten Alltagsveränderungen wie veränderte Zeitressourcen, neue Aufgabengebiete oder emotionale Krisen präzise mit einem Wandel der Mediennutzung in Beziehung gesetzt werden. Bei der Aushandlung der Mediennutzung in der neuen Lebenssituation wird deutlich, dass diese stets im Spannungsfeld zwischen Entfaltungschancen, Zwängen und Erwartungen sowie Bedürfnissen und Daseinsthemen erfolgt. Das auf Basis der theoretischen Einsichten und empirischen Befunde erarbeitete Konzept der ‚mediatisierten Lebensführung‘ liefert somit ein tieferes Verständnis zur Verwobenheit zwischen Alltags- und Medienhandeln sowie zur Frage, warum sich die Mediennutzung im Laufe des Lebens verändert.

Die Jury der WWU würdigte insbesondere das in der Arbeit entwickelte Konzept der ‚mediatisierten Lebensführung‘, das „der Kommunikationswissenschaft eine ganz neue Systematik bereitstellt, um zu erfassen, inwiefern Alltagsfaktoren einen Wandel der Mediennutzung initiieren können. Diese Systematik dürfte sich für weitere Forschungen als deutlich tragfähiger erweisen als die ‚Bedürfnisse und Motive‘ des Uses and Gratifications-Ansatzes, wurden hier doch meist nur äußerst allgemeine Kategorien wie Orientierung, Unterhaltung etc. identifiziert.“ Die Jury der Fachgruppe Soziologie der Medienkommunikation der DGPuK begründet ihre Entscheidung damit, dass es sich beim „Zusammenhang zwischen Alltagsumbrüchen und Medienhandeln um ein mediensoziologisch hoch relevantes Thema handelt, das in der Kommunikationswissenschaft jedoch nur wenig erforscht ist.“ Neben einer „überzeugenden, und sehr gut durchdachten Argumentation“, sei zudem „die analytische Herangehensweise ausgezeichnet […], die jederzeit sehr gut begründet, eng und transparent mit Erkenntnisinteresse und Forschungsfragen verknüpft ist.“

Stephan Niemand promovierte von 2014 bis 2020 am Institut für Kommunikationswissenschaft in Münster und arbeitet aktuell als Postdoc im Arbeitsbereich Mediensoziologie und Medienaneignung am IfK. Seine interdisziplinäre Arbeit wurde von Jutta Röser und Armin Scholl betreut. Die Dissertation ist in der Reihe „Medien • Kultur • Kommunikation“ bei Springer VS erschienen und hier zu finden.

Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist für die WWU Münster eine zentrale strategische Aufgabe. Insgesamt wurden 14 Dissertationspreise an exzellente Absolvent*innen aus 14 Fachbereichen im Rahmen der „summa-cum-laude“-Feier als Videobotschaft der WWU verliehen. Das Preisgeld dient der Förderung von Forschungsarbeiten der Preisträger*innen oder kann auch zur Finanzierung eines in Münster stattfindenden Kolloquiums über das preisgekrönte Forschungsthema verwandt werden.

Die Fachgruppe Soziologie der Medienkommunikation fördert den wissenschaftlichen Nachwuchs, indem sie jährlich gemeinsam mit dem Verlag Springer VS eine herausragende Dissertation im Themenfeld „Medien-Kultur-Kommunikation“ auszeichnet. Gegenstand des Preises ist neben der kostenfreien Publikation ein Bücher-Gutschein von Springer VS sowie die öffentliche Würdigung der ausgewählten Dissertation.

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