Rückschau: Robert Latypow von Memorial Perm in Münster


Nachdem er im Dezember noch in Oslo den Friedensnobelpreis in Empfang genommen hat, war er nun in Münster zu Gast: Organisiert von der Gesellschaft zur Förderung der deutsch-russischen Beziehungen Münster/Münsterland e.V. (von uns bereits im Newsletter vorgestellt) und unserer Abteilung hielt Robert Latypow, Leiter von Memorial Perm und zurzeit im Exil in Bremen, am 18.1.23 vor über hundert Zuhörerinnen und Zuhörern einen Vortrag zum Zustand der russischen Zivilgesellschaft. Die Veranstaltung wurde von Prof. Dr. Ricarda Vulpius moderiert.
Auf die Begrüßung und die kurze Vorstellung des Redners folgte der Vortrag von Robert Latypow auf Russisch, der abschnittsweise auf Deutsch übersetzt wurde. Darin stellte er die Arbeit von Memorial Perm vor. Trotz aller Schwierigkeiten, die aktuell für Memorial (u. a. durch das Verbot in Russland) und die russische Zivilgesellschaft bestünden, würde Memorial – so Latypow – seine Arbeit im kleinen Rahmen fortsetzen, beispielsweise durch Veranstaltungen mit kleiner Teilnehmendenzahl oder durch Online-Veranstaltungen. Er appellierte an die internationale Gemeinschaft, auch weiterhin Kontakte mit dem nicht „putinistischen“ Russland aufrechtzuhalten und sich außerdem mit den Menschenrechtlerinnen und -rechtlern aus Russland zu solidarisieren.
Im Gespräch mit Ricarda Vulpius übte Latypow auch Selbstkritik, beispielsweise mit Blick auf ein möglicherweise zu reaktives Vorgehen von Memorial in der Vergangenheit anstelle einer stärkeren proaktiven Förderung des Menschenrechtsbewusstseins in Russland – was allerdings durch politische Gegenmaßnahmen erheblich erschwert worden wäre.
Die anschließende Diskussion gab dem Publikum die Möglichkeit, kritische Nachfragen zur Situation der russischen Zivilgesellschaft zu stellen.
Zum Schluss hielt Robert Latypow noch eine Überraschung bereit: Er hatte die Nobelpreismedaille von 2022 mitgebracht, die das Publikum anschauen und anfassen durfte.
Wir freuen uns sehr über die erfolgreiche Veranstaltung und den angeregten Austausch und bedanken uns bei Robert Latypow für sein Kommen und bei der Deutsch-Russischen Gesellschaft für die gute Kooperation!