Christlicher Staat und ,panhellenische Heiligtümer'. Zum Wandel überregionaler paganer Kultstätten im spätantiken Griechenland
Projektleiter:
- Prof. Dr. Andreas Gutsfeld
Mitarbeiter:
- Stefan Lehmann
Gegenstand des interdisziplinär angelegten Forschungsvorhabens ist der Wandel bedeutender überregionaler paganer Kultstätten im spätantiken Griechenland. Die Spätantike (284-565) war eine dynamische Zeit, in der sich viele Bereiche des öffentlichen Lebens (Verwaltung, Heer, Städtewesen), der Gesellschaft und der Wirtschaft schnell änderten. Dieser Wandel des spätantiken Imperium läßt sich aus archäologischer wie aus althistorischer Sicht am Schicksal der paganen Kultstätten in all seiner Vielfalt und Widersprüchlichkeit exemplarisch darstellen. Untersucht werden vier `panhellenische Heiligtümer' in Griechenland: Olympia, Isthmia und Nemea (in der 1. Antragsphase) und Delphi (in der 2. Antragsphase).
Seit Konstantin I. wandte sich die Politik der christlichen Kaiser mit immer größerer Schärfe gegen die Heiligtümer, die herausragenden Symbole des Heidentums. Die Kaiser befahlen Tempelbesitz zu konfiszieren, die Kultstatuen zu entfernen und schließlich die Tempel zu schließen und zu zerstören. Es ist allerdings bisher unklar, wie diese kaiserliche `Religions'-Politik in den einzelnen Teilen des Reiches umgesetzt wurde und wie sich die traditionellen Eliten und die breite Masse der Bevölkerung in den Provinzen dazu stellten.
Vor diesem Hintergrund soll erforscht werden, wie sich die Grundlagen, Funktionen, Aufbau und Erscheinungsbild der Heiligtümer wandelten. In diesem Zusammenhang muß auch danach gefragt werden, wie die Einflüsse und Entwicklungen der zunehmend christlichen Gesamtgesellschaft auf die paganen Kultstätten einwirkten. Umgekehrt muß aber auch die Frage gestellt werden, inwieweit diese Kultstätten noch immer Einfluß auf die lokale und Gesamtgesellschaft hatten.