Nahrungsergänzungsmittel auf Safranbasis

 

Abb. 1 Safranblüte (Crocus sativus L. 'Cashmerianus')
© Krüger/IPBP

Das Gewürz Safran wird aus den getrockneten Narbenschenkeln von Crocus sativus L. (Iridaceae, Schwertliliengewäche) gewonnen (Abb. 1).

Phytochemisch ist Safran durch das Vorliegen von (farbigen) Crocinen, (bitter schmeckendem) Picrocrocin und verschiedenen flüchtigen Aromastoffen (z.B. Safranal, Isophoron und Ketoisophoron, Abb. 2) gekennzeichnet. Qualitativ sehr hochwertige Safranproben können bis zu 30 % Crocin, 15 % Picrocrocin und mehr als 0,5 % der flüchtigen Fraktion enthalten.

Aufgrund einer in verschiedenen unabhängigen Studien gezeigten antidepressiven Wirkung ist Safran auch in den medizinischen Fokus gerückt. Man vermutet heute, dass Crocetin, also das Aglykon der Crocine, intestinal entsteht und für die neuroprotektiven Effekte verantwortlich ist. Safran wurde bisher nicht von dem Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel (HMPC) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) bearbeitet. Arzneimittelzulassungen für Safranpräparate bestehen zurzeit in Deutschland (nach unserer Kenntnis) ebenfalls nicht, allerdings finden sich Nahrungsergänzungsmittel (NEM) auf Safranbasis im Handel.

Abb. 2 Inhaltsstoffe aus Crocus sativus und Geniposid aus Gardenia jasminoides
© Lechtenberg/IPBP

Da Safran eine sehr teures Gewürz darstellt und bekanntermaßen häufig verfälscht wird, sollten in der hier vorliegenden Studie neun NEM auf Safranbasis analytisch untersucht werden, um einen Einblick in die gegenwärtige Qualitätssituation zu erhalten. Die untersuchten Produkte werden in Kapselform angeboten und enthalten nach der angegeben Deklaration Safranextrakt.

Geräteparameter, Analysebedingungen und Beispielchromatogramme

Die untersuchten NEM lassen sich gemäß Dosierungsstufe in drei Kategorien einteilen: A1 - A3 (15 mg), B1 - B5 (30 mg) und C1 (28 mg). Mit Ausnahme von A3 und B5 enthalten alle anderen Produkte neben Safran noch weitere „Botanicals“ als Zutaten, z.B. Rhodiola-Extrakt bei A1 und B1, Reisextrakt bei A2 und C1 und Lavendel-Extrakt bei B3. Unter anderem wurden folgende Qualitätsparameter untersucht:

  1. Authentizität (HPLC-UV-Fingerprint, ggf. HPLC/MS und Mikroskopie)
  2. Gehaltsbestimmung (HPLC/UV): Crocin-1, Crocin-2, Picrocrocin und Safranal.

Es lässt sich insgesamt ein erfreuliches Fazit ziehen.

Mit nur einer Ausnahme (Produkt B5) enthalten alle untersuchten NEM die für Safran typischen Inhaltsstoffe. Die ermittelten Gehalte an Crocinen und Picrocrocin können ebenfalls als Safran-typisch bewertet werden. Lediglich die Gehalte an Safranal (stellvertretend für die flüchtigen Inhaltsstoffe) sind durchweg sehr gering. Hier ist aber davon auszugehen, dass es sich verarbeitungs- oder lagerungsbedingt abgereichert hat.

Mikroskopische Prüfung:  Es finden sich in allen untersuchten Proben (außer in B5) die für Safran typischen Gewebebruchstücke und Pollenkörner.

Beim Produkt B5 (HerbalPlant Red Gold Safran-Extrakt, Lot. 21AQ183B, MHD 01.06.2024) zeigten sich weitere Auffälligkeiten: hoher Crocin-1-, aber niedriger Crocin-2-Gehalt, Fehlen von Picrocrocin und Safranal. Unter Verwendung hochauflösender MS ergab sich ein Hinweis auf das mögliche Vorliegen des Iridoidglucosides Geniposid (vgl. Abb. 2), welches als Inhaltsstoff der Früchte von Gardenia jasminoides J.ELLIS in der Literatur beschrieben ist. Gardenia-Früchte werden in der Literatur in Zusammenhang mit Safran häufig erwähnt, da diese ebenfalls Crocin-haltig sind und im Rahmen von einfachen UV-Qualitätsprüfungen in Safranproben nicht einfach nachzuweisen sind. Somit ist davon auszugehen, dass B5 kein Safran enthält (Abwesenheit der typischen C10-Terpene, untypisches Crocin-Muster, Vorliegen von Geniposid, welches kein Bestandteil von Safran ist). Es könnte sich in diesem Fall um eine bewusste Lebensmittelimitation handeln. Nach Mitteilung des Herstellers (10.5.2022) ist das Produkt mittlerweile vom Markt genommen worden.

Detaillierte Ergebnisse wurden in einem Fachjournal veröffentlicht: DOI 10.1055/a-1716-9696