Antike Kanonisierungsprozesse und Identitätsbildung in Zeiten des Umbruchs

Antragsteller: Christoph Leonard Hesse
Projektbeteiligte: Christoph L. Hesse, Marcel Friesen, Tabea Kramer, Alexander Noak, Jacquline Schau, Maria Theotikou
Fachbereich, Studienrichtung: Centrum für Geschichte und Kultur des östlichen Mittelmeerraums (GKM)
Projekttitel: Antike Kanonisierungsprozesse und Identitätsbildung in Zeiten des Umbruchs
Fördersumme: 5.000,00 Euro
Kontakt: Christoph Leonard Hesse

Projektbeschreibung:

Das geförderte Forschungsvorhaben umfasste die Organisation und Durchführung der zweitägigen internationalen Nachwuchstagung zum Thema „Antike Kanonisierungsprozesse und Identitätsbildung in Zeiten des Umbruchs“ sowie die redaktionelle Vorbereitung eines abschließendes Tagungsbandes, dessen Publikation für Ende 2018 vorgesehen ist. Die Tagung fand vom 26.-27. Mai 2017 in den Räumlichkeiten des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ der Universität Münster statt. Dem fünfköpfigen Komitee Münsteraner Studierender standen Herr Prof. Dr. Reinhard Müller und Frau Dr. Nikola Moustakis, wissenschaftliche Geschäftsführerin des Centrums für Geschichte und Kultur des östlichen Mittelmeerraums (GKM), beratend zur Seite.

Der bereits kurz nach Bewilligung in den wichtigsten Fachmedien publizierte „Call for Papers“ stieß auf großen Zuspruch und auf derart großes Interesse seitens der Zielgruppe, dass eine Auswahl aus 40 BewerberInnen aus 14 verschiedenen Nationen getroffen werden musste. Durch die bewilligte Höchstfördersumme konnte insgesamt 15 jungen Nachwuchswissen-schaftlerInnen verschiedener fachlicher (Altorientalistik, Archäologie, Bibelwissenschaften, Philologie, Judaistik, Philosophie und Alte Geschichte) sowie geographischer Herkunft (Aarhus, Innsbruck, Paris, Sydney, Mailand/Cambridge, Durham, u.a.) die Teilnahme an der Tagung und der damit verbundenen Veröffentlichung ihrer Ergebnisse ermöglicht werden. Aufgrund des großen Interesses und des ausgewogenen Bewerberfelds konnten alle vier geplanten Programmteile (Alter Orient, Altes Testament/Altes Israel, Griechisch-römische Staatenwelt, Spätantikes Christentum) mit jeweils 3 bis 4 Vorträgen und mindestens einem internationalen Beitrag pro Sektion erfolgreich umgesetzt werden. Konferenzsprachen waren Englisch und Deutsch.

Viele der im Vorfeld definierten Leitfragen: Wie konstituiert sich ein Kanon, wie Identität und wie bedingen sich die Prozesse gegenseitig? Inwiefern schafft ein Kanon kulturelle und soziale Kohärenz – zwei essentielle Faktoren in der Herausbildung einer stabilen Gruppenidentität? Welche Institutionen, Gruppen bzw. welche politischen oder gesellschaftlichen Kräfte haben unmittelbaren Einfluss auf Kanonisierungsprozesse und das Schicksal eines Kanons? Wann und warum kommt es zu ‚Umbrüchen‘ im Umgang mit dem originären Kanon und was fördert, unterbricht oder beendet seine Tradierung? zogen sich wie ein roter Faden durch fast alle Tagungsbeiträge und sorgten für ein sich mit jeder Diskussionsrunde gegenseitig verstärkendes und vertiefenden Verständnis möglicher hermeneutischer Vielfalt. Besonders der abschließende Workshop und abrundende Vortrag zur Geschichte der Erforschung und Definition von Kanon und Kanonizität förderten die verschiedenen fachlichen Positionen eindrucksvoll zu Tage. Die hierbei aufgedeckten Möglichkeiten, aber auch unüberbrückbare Differenzen, einer methodisch-interdisziplinären Herangehensweise lassen auf weitere gemeinsame Arbeiten auf diesem Forschungsfeld erwarten. Der bald erscheinende Tagungsband soll hierfür – so die Hoffnung seiner Herausgeber – erste Denkanstöße liefern und somit in bescheidenem Maße zu einer nunmehr interdisziplinär zu führenden Kanondebatte in den Altertumswissenschaften und den ihr angrenzenden Fachgebieten beitragen.


Tagungswebseite: http://gkmnwtagung.strikingly.com/