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Umbrüche als Herausforderung und Chance – Die 16. Ausseer Gespräche im interdisziplinären Austausch

Im Zeitraum vom 26. bis 28. Juni 2025 fanden die 16. Ausseer Gespräche in Bad Aussee statt. Die traditionsreiche Tagung, die sich über die Jahre als Ort des interdisziplinären Austauschs und intellektuellen Streitgesprächs etabliert hat, widmete sich in diesem Jahr dem Thema „Umbrüche“. Organisiert wurde die Veranstaltung unter der Leitung von Professorin Irmtraud Fischer in Zusammenarbeit mit namhaften Wissenschaftler:innen verschiedenster Fachrichtungen.

Die Ausseer Gespräche 2025 eröffneten mit dem Vortrag des Historikers Lutz Raphael, der unter dem Titel „Umbrüche, Zeitenwenden!?“ die Historizität gesellschaftlicher Strukturbrüche analysierte. Dabei plädierte er für eine differenzierte Betrachtung historischer Kontinuitäten und Diskontinuitäten. Die Kunsthistoriker:innen Cornelia Logemann und Ulrich Pfisterer erweiterten diese Perspektive mit einem dialogischen Vortrag zu kunstgeschichtlichen Umbrüchen – von der Renaissance bis zur Avantgarde – und zeigten auf, dass künstlerische Transformationen oft mehrdeutig und nicht linear verlaufen.

Im ersten Seminar thematisierte Regina Polak den Wandel der Religiosität in Österreich, während Dina El Omari neue Ansätze der Koranforschung als Ausdruck theologischer Inkulturation in Europa vorstellte – ein Beitrag zur Reflexion religiöser Reformprozesse im Spannungsfeld von Tradition und Kontext. Frau Omari wurde dabei von ihren wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen Botaina Azouaghe und Bilgehan Asena Ayvaz sowie von ihrer wissenschaftlichen Aushilfskraft Maria Alejandra Schrama begleitet. Das zweite Seminar beleuchtete digitale Umbrüche. Chiara Zuanni und Andreas Trügler diskutierten kritisch den Einsatz Künstlicher Intelligenz in den Wissenschaften und warfen Fragen nach Grenzen und methodischer Transparenz auf.

Der Vortrag von Christoph Bock am Folgetag eröffnete mit seinem Ausblick auf die molekulare Medizin eine komplexe Debatte über gesellschaftliche Verantwortung. In den abschließenden Seminaren wurden Umbrüche in Kunst, Stadtentwicklung und Aktivismus behandelt. Besonders Seminar II, geleitet von Julia Kölbl und Tanja Grabovac, betonte anhand feministischer und queerer Perspektiven die Notwendigkeit, marginalisierte Stimmen als produktive Impulse im gesellschaftlichen Wandel zu verstehen. Den Schlusspunkt bildete das Gesprächskonzert unter dem Titel „Umbruch und Kontinuität“, in dem Gerd Kühr, Federico Celestini und Ulf Bästlein gemeinsam mit Studierenden der Kunstuniversität Graz musikalische Wendepunkte lebendig werden ließen – ein Zusammenspiel von Wissenschaft, Musik und Reflexion.