
„Leila und Madschnun“ – Uraufführung eines außergewöhnlichen Theaterprojekts am Zentrum für Islamische Theologie
Am 27. Juni 2025 feierte auf der Studiobühne der Universität Münster ein außergewöhnliches Theaterstück seine Uraufführung: Leila und Madschnun. Die Aufführung resultierte aus der dramatischen Adaption des berühmten Liebesepos des Dichters Niẓāmī Ganǧawī (gest. 605/1209), zum ersten Mal als Theaterstück in deutscher Sprache verfasst und inszeniert von Prof. Dr. Ahmad Milad Karimi, Professor für Kalām, Islamische Philosophie und Mystik am Zentrum für Islamische Theologie (ZIT).
Was diese Premiere zu einem besonderen Ereignis machte, war nicht allein der literarische Gehalt, sondern vor allem die Art seiner Umsetzung: Zwei Semester lang erarbeiteten Studierende des ZIT unter der dramaturgischen Leitung von Professor Karimi nicht nur das Stück, sondern tauchten tief ein in die poetisch-theologischen Dimensionen einer der bedeutendsten Liebesgeschichten der Weltliteratur. Das Theaterprojekt verband dabei klassische Lektüre, theologische Reflexion und szenisches Spiel zu einem performativen Ausdruck gelebter Theologie.
Die Premiere war ausgebucht, die Studiobühne voll und die Atmosphäre elektrisierend. Was sich auf der Bühne entfaltete, war nicht nur ein ästhetisch anspruchsvolles Schauspiel, sondern der Ausdruck eines ganzheitlichen Lernprozesses. Die Studierenden – viele von ihnen zum ersten Mal in einer Theaterproduktion – wuchsen über sich hinaus. Sie lernten, dass Theologie nicht nur gelehrt, sondern auch verkörpert, gespürt, gesprochen und gespielt werden kann.
Leila und Madschnun wurde so zu einem Ereignis, das weit über die Bühne hinauswirkte. Es zeigte eindrucksvoll, wie Islamische Theologie lebendig in Bewegung geraten kann – durch Sprache, Körper, Emotion, durch die Auseinandersetzung mit Liebe, Schmerz und Transzendenz. Die Inszenierung wurde getragen von einem hohen Maß an Ernsthaftigkeit und Hingabe. Jede Szene war das Ergebnis intensiver Auseinandersetzung mit dem Text, mit sich selbst und mit einer Form des Denkens, die nicht im Seminarraum endet.
Das Theaterprojekt ist Teil eines wachsenden Selbstverständnisses am ZIT, das Theologie als eine lebendige, kreative, interdisziplinäre Praxis versteht. Es eröffnet neue Räume, in denen Studierende ihre Stimmen finden, ästhetisch artikulieren und theologisch befragen können – Räume, in denen Denken zu Handlung, Text zu Szene, Reflexion zu Ausdruck wird.
Das Echo des Abends war überwältigend. Zahlreiche Gäste zeigten sich tief berührt von der Darbietung, dem Mut der Studierenden und der Kraft des Textes. Die Premiere war nicht nur ein Höhepunkt des Sommersemesters 2025, sondern ein starkes Zeichen dafür, wie inspirierend, mutig und transformativ Islamische Theologie heute sein kann.
Nach dem erfolgreichen Auftakt, hat am 7. Juli 2025 die zweite Aufführung auf der Studiobühne stattgefunden. Der Termin war ebenfalls ausgebucht, die Resonanz sehr positiv und die Nachfrage nach weiteren Aufführungen groß.
Aus dieser Erfahrung entsteht unter der Leitung von Professor Karimi nun eine eigene Theatergruppe am ZIT, die ab dem kommenden Wintersemester 2025/26 an weiteren Inszenierungen arbeiten wird. Ziel ist es, auch in Zukunft theologische Inhalte in künstlerischer Form zur Aufführung zu bringen und so neue Ausdrucksformen für ein lebendiges, sinnlich-reflektiertes Denken zu erschließen.
