Forschungsfelder

Informationen zu den Forschungsschwerpunkten des Instituts für Soziologie
  • Arbeits-, wissens- und organisationssoziologische Forschung

    Der Arbeits- und Lehrbereich „Arbeit und Wissen“ ist der Erforschung der Genese, der Struktureigentümlichkeiten und Polyvalenzen von Arbeit und Wissen als relativ stabiles und zugleich wandlungsfähiges Macht- und Sozialgefüge der Gesellschaft gewidmet. Dies impliziert insbesondere die theoretische und empirische Untersuchung der gesellschaftlichen Transformationen, die die Infragestellung des traditionellen Selbstverständnisses moderner Gesellschaften sowie ihrer sozialen Kohäsion bergen. Zum einen birgt insbesondere die sich wandelnde Arbeits- und Wissensgesellschaft ambivalente, mikro- und meso-soziologisch näher zu erforschende Herausforderungen. Zum anderen werden auf der makrosoziologischen Ebene Beiträge zur Weiterentwicklung der Arbeits- und Wissenssoziologie auf Basis der Prozesstheorie geleistet. Dabei stellt sich grundlegend die Frage nach der Verortung des Individuums im Arbeits-, Wissens- und Bildungsprozess vor dem Hintergrund eines erweiterten arbeitssoziologischen Untersuchungsrahmens (von der klassischen Industrie- und Betriebssoziologie über die Arbeits- und Organisationssoziologie hin zur Untersuchung von Wissens- und Allein-Dienstleitungsarbeit) neu.  Ein wissenssoziologischer Blick auf die Standortgebundenheit der Diskurse um die Arbeits- und Wissensgesellschaft sowie die faktische Mobilisierung impliziten Wissens in Arbeitsorganisationen wird hier zudem durch den Blick auf die langfristigen sozio- und psychogenetischen Dimensionen gesellschaftlicher Transformationen erweitert.

    Entsprechend des auf die Antinomien, Eigendynamiken und Ambivalenzen ausgerichteten Masterstudiengangs sind im prozesssoziologischen Schwerpunkt „Arbeit und Wissen“ mehrere Forschungsprojekte angesiedelt, die sich insbesondere mit den Transformationen und Subjektivierungsprozessen von Arbeit und Wissen sowie ihren Auswirkungen auf soziale Ungleichheiten (Geschlecht, Herkunft, Alter etc.) befassen.


    Professur für Arbeit und Wissen (Stefanie Ernst)

  • Bildungsforschung

    Sozialisation und Bildung

    Bildung ist Ausdruck von Sozialisation und zwar ebenfalls in zweifacher Hinsicht. Zum einen ist sie Ergebnis kulturell gelenkter Sozialisation. In Bildung kommen sowohl Vorstellungen darüber zum Ausdruck, was einen „zivilisierten“ Menschen und einen gesellschaftsfähigen Menschen auszeichnet als auch konkrete Vorstellungen darüber, welche Handlungsbefähigungen erworben werden (müssen), um sozial angemessen an Gesellschaft teilhaben zu können. Die damit einhergehenden normierenden Engführungen von Sozialisation (als zunächst ergebnisoffener Prozess) zeigen sich z.B. in institutioneller Arrangements der Bildungsvermittlung und -aneignung. Ihre sozialisatorische Bedeutung zeigt sich aber auch darin, dass Bildung zu einer immer wichtigeren Ressource für eine gelingende Lebensführung in nachmodernen Gesellschaften avancierte.

    Aus sozialisationstheoretischer Perspektive informieren Bildungsprozesse also über die Aneignung von sozialen und kulturellen Kapitalien als auch über die Verfahrenswirklichkeiten von Wissensvermittlung, Wissensaneignung und Ausbildung sozial wertgeschätzter Handlungsbefähigungen (Capabilities).

    In den empirischen Analysen über Bildung werden daher neben den institutionellen Rahmenbedingungen von Bildungserwerbsprozessen lebens- und erfahrungsweltliche (wie z.B. milieuspezifische) Bildungsanlässe und Aspekte der Bildungsvermittlung untersucht. Datenbasis sind zum einen Daten der Isländischen Längsschnittstudie (Grundmann et al 2006; Grundmann/Edelstein/Steinhoff 2011), zum anderen ethnographische Analysen über milieuspezifische Bildungskulturen (Dissertation von Hornei) und erfahrungsbiographische Analysen von Bildungsverläufen im Übergangssystem von der allgemeinbildenden in die berufliche Bildung.


    Professur für Sozialisation (Matthias Grundmann)

  • Empirische Sozialforschung und Statistik


    Professur für Methoden und Sozialstrukturanalyse

  • Gemeinschafts- und Nachhaltigkeitsforschung

    Seit 2001 werden am Lehrstuhl von Professor Dr. Matthias Grundmann Vorlesungen, Seminare, Lehrforschungsprojekte und Abschlussarbeiten zum Thema soziale und intentionale Gemeinschaften durchgeführt. Anknüpfend an soziologische, sozialpsychologische und sozialgeographische Theorien fragen wir nach aktuellen Prozessen der Gemeinschaftsbildung in modernen, individualisierten Gesellschaften. Mit teilnehmender Beobachtung und Besuchen in Gemeinschaften und im Dialog mit den Gemeinschaften (z. B. im Rahmen der "Gemeinschaftswerkstatt") geht es zum einen darum, Entwicklungsprozesse in Gemeinschaften zu erhellen und die Gemeinschaften in ihrem Wachstum (z. B. durch wissenschaftliche Reflexionen) zu unterstützen. Zum zweiten wollen wir die gesellschaftlichen Innovationspotentiale für eine zukunftsfähige, sozial-ökologische Entwicklung oder die Transformation individualistischer Gesellschaften hin zu sozial-ökologischen Lebensräumen herausarbeiten. Schließlich geht es auch darum, die gesellschaftspolitische Bedeutung der sozialen Gemeinschaftsbewegung für globale und regionale Entwicklungen aufzuzeigen.

    Eine zweite Linie richtet ihren Schwerpunkt auf regionale Sozialstrukturen. Durch Studien, Lehrforschungsprojekte und Seminare zum Gemeinschaftserleben in kommunalen Lebenszusammenhängen (Armut und Eliten in Münster, Kriegskindheiten, regionale sozialpolitische Initiativen und Bewegungen), die von apl. Prof. Dieter Hoffmeister und Matthias Grundmann begleitet wurden, hat sich gezeigt, dass regionale Lebensverhältnisse in hohem Maße auch von den „Aktivierungspotenzialen“ in der Bevölkerung abhängen. Insbesondere für die Beantwortung der Frage nach der Etablierung nachhaltiger regionaler Lebensformen spielen daher Zusammenhänge zwischen sozialpolitischem Gemeinsinn und gemeinsamen sozial-ökologischen Handeln sowie der kooperativen Vernetzung von lokalen Akteur_innen für die Umsetzung nachhaltiger Lebenspraktiken eine entscheidende Rolle.


    Arbeitskreis Gemeinschafts- und Nachhaltigkeitsforschung, Professur für Sozialisation (Matthias Grundmann)

  • Geschlechterforschung


    Professur für Arbeit und Wissen (Stefanie Ernst)

  • Multiple Differenzierung


    Professur für Theoriebildung mit dem Schwerpunkt soziale Kohäsion (Joachim Renn)

  • Religionssoziologie

    Überkommene Meistererzählungen wie etwa die von der Säkularisierung oder der Modernisierung wurden durch Erkenntnisse der neueren Religionssoziologie und Religionsgeschichte weitgehend dekonstruiert. An die Stelle verbreiteter Konvergenz- und Linearitätsannahmen über Prozesse der Säkularisierung und funktionalen Differenzierung sind Vorstellungen der historischen Kontingenz der Moderne, der Pfadabhängigkeit historischer Entwicklungen, der „Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen“ sowie der Entdifferenzierung und Grenzüberschreitung getreten. Neuere religionssoziologische und religionshistorische Arbeiten gehen nicht mehr von der Inkompatibilität von Religion und Moderne aus, von dem Anpassungsdruck, den moderne Gesellschaften auf religiöse Sinnformen und Praktiken ausüben, und der Determination religiöser Vergemeinschaftungs- und Sinnformen durch die als Einheit vorgestellte Moderne. Vielmehr stellen sie mehr und mehr die Vereinbarkeit zwischen Religion und Moderne und die religionsproduktiven Momente der Moderne heraus und konzeptualisieren Religion selbst als einen wichtigen Motor gesellschaftlicher Transformationsprozesse. Statt einen scharfen Gegensatz zwischen Moderne und Tradition zu behaupten und Religion allein auf der Traditionsseite zu verorten, arbeiten sie die interne Vielfalt moderner Kulturen (multiple modernities) sowie die fließenden Grenzen sowohl zwischen Tradition und Moderne als auch zwischen Moderne und Religion heraus. Das Anliegen dieser neuartigen Religionsforschung läuft in vielerlei Hinsicht darauf hinaus, nicht nur die gesellschaftlichen Außenwirkungen religiöser Ideen, Symbole und Praktiken zur Geltung zu bringen, sondern auch die auf dem religiösen Feld ablaufenden Transformationsprozesse, die Prozesse der Individualisierung und Pluralisierung des Religiösen, des Formenwandels und der Selbstmodernisierung der Religion ins Auge zu fassen.

    Die Arbeit des Lehrstuhls Religionssoziologie knüpft an diese Entwicklungstendenz an, gibt ihr aber noch einmal eine andere Wendung, denn so berechtigt die Kritik an der Säkularisierungstheorie ist, sofern sie sich auf die Konstruktion teleologischer Geschichtsmodelle, den Entwurf einer deterministischen Ableitungslogik und das Denken in verallgemeinerbaren Containerbegriffen bezieht, so sehr droht sie doch zugleich in einen unkritischen Relativismus zu führen, der den Einzelfall zur einzigen Untersuchungseinheit aufwertet, das Kontingente verabsolutiert, den Vergleich von Konstellationen behindert und die Herausarbeitung übergreifender Strukturen unter den Generalverdacht des Eurozentrismus stellt. Ob Religion und Moderne vereinbar sind, ob Tradition und Moderne keinen Gegensatz bilden, ob die interne Vielfalt der Moderne gegenüber ihrer Einheit überwiegt, darf nicht ideologisch vorentschieden, sondern muss historisch und empirisch untersucht werden. Die Kritik an der klassischen Säkularisierungstheorie ist wichtig, denn religiöse Vorstellungen und Handlungsweisen können nicht nur als abhängige Variable behandelt und nur aus strukturellen Bedingungen erklärt werden. In der Tat ist es erforderlich, religiöse Kulturen in ihrer Eigendynamik zu würdigen, ihre strukturellen Wirkungen in Blick zu nehmen und die innerhalb von religiösen Gemeinschaften ablaufenden Veränderungsprozesse herauszuarbeiten. Sozialwissenschaftliche Strukturanalyse und Kulturgeschichte der Religion sollten aber nicht in Gegensatz zueinander gebracht werden; vielmehr gilt es, die Chancen ihrer Vermittlung auszuloten und sowohl die produktiven Wirkungen religiöser Gemeinschaften und Vorstellungen als auch ihre Abhängigkeit von äußeren Umständen, sowohl die Vereinbarkeit zwischen Religion und Moderne als auch die zwischen ihnen liegenden Spannungen, sowohl die historische Kontingenz moderner Veränderungsprozesse als auch ihre Regelhaftigkeit in Betracht zu ziehen. Um eine solche Vermittlung bemüht sich der Lehrstuhl für Religionssoziologie und die ihm angehörenden Mitarbeiter. Die Erforschung religiöser Wandlungsprozesse in der Moderne kann sich nicht damit begnügen, Religion lediglich als abhängige Variable zu erfassen, sondern muss auch die von ihr ausgehenden Wirkungen religionsintern und religionsextern untersuchen. Sie kann sich nicht mit makrosoziologisch ansetzenden Erklärungen zufrieden geben, sondern hat auch mikrosoziologische Veränderungsprozesse ins Auge zu fassen. Sie muss strukturelle Variablen in ihre Analysen ebenso einbeziehen wie semantische, diskursive und kulturgeschichtliche Bestände und erklärende Ansätze ebenso verfolgen wie hermeneutische, historische Besonderheiten. Sie wird allerdings nicht darauf verzichten können, über mikrosoziologische, die historische Kontingenz betonende, die Eigendynamik und das Selbstverständnis der Religionen herausstellende Ansätze hinauszugehen und auch auf im Rücken der Akteure liegende strukturelle und kulturelle Einflussfaktoren, allgemeine Regelmäßigkeiten sowie gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge abzuheben. Soziologie erschöpft sich nicht in Deskription, sondern hat einen erklärenden Anspruch, ohne den sie sich nicht von den Geschichtswissenschaften unterscheiden würde. Deshalb kommt es in der soziologischen und natürlich auch in der religionssoziologischen Arbeit immer wieder darauf an, theoretische Erklärungsmodelle den Analysen zugrunde zu legen, ohne die empirische Analyse in ein deduktives Geschäft abgleiten zu lassen, die gewonnenen empirischen Untersuchungsergebnisse im Licht von theoretischen Modellen zu interpretieren und sie dazu zu benutzen, um theoretische Entwürfe weiterzuentwickeln. Theoriearbeit und empirische Arbeit sind insofern eng verknüpft. Außerdem ist es für die soziologische Arbeit am Lehrstuhl für Religionssoziologie entscheidend, dass für den Umgang mit den empirischen Phänomenen ein reflexives Methodenbewusstsein sowie handwerkliche Methodenkenntnis ausgebildet werden. Nur durch den Gebrauch hoch entwickelter Methoden der empirischen Sozialforschung wird es möglich sein, zu intersubjektiv überprüfbaren, allgemeingültigen und falsifizierbaren Aussagen über die zu erforschende soziale Wirklichkeit zu kommen. Aussagen, die nicht falsifizierbar und mit dem Anspruch auf übersubjektive Gültigkeit ausgestattet sind oder sich der der intersubjektiven Überprüfung entziehen, können nicht als wissenschaftliche Aussagen bezeichnet werden. Unter den Methoden besitzt der Vergleich aufgrund seiner heuristischen Qualitäten zweifellos einen privilegierten Status.

    Inhaltlich stellen die religiösen Veränderungsprozesse in den Ländern Ost- und Ostmitteleuropas einen ersten Schwerpunkt dar. Daneben stehen – auch und nicht zuletzt unter vergleichenden Gesichtspunkten – die Länder Westeuropas im Fokus der Aufmerksamkeit. Die Erforschung des religiösen Wandels in den unterschiedlichen Regionen Europas erfolgt unter Einbeziehung des sozialen, politischen, ökonomischen, rechtlichen und kulturellen Kontextes, wobei jene oben angedeutete Vermittlung zwischen Sozialstrukturanalyse und Kulturgeschichtsschreibung, makro- und mikrosoziologischer Betrachtung, erklärendem und hermeneutischem Ansatz angestrebt wird. Die in Münster betriebene Religionssoziologie ist kontextuale Religionssoziologie. Deswegen werden neben den religiösen Wandlungsprozessen immer auch Veränderungen im wirtschaftlichen Bereich, im Staat/Kirche-Verhältnis, in der Religionspolitik, in den kulturellen Semantiken und Diskursen sowie in der öffentlichen und politischen Kultur beachtet. Gerade eine methodenbewusst betriebene Religionssoziologie wird dabei sowohl die Falle des Szientismus als auch der bloßen Paraphrase vermeiden können und darf es sich zutrauen, zu über den Einzelfall hinausgehenden Einsichten zu gelangen.


    Professur für Religionssoziologie (Detlef Pollack)

  • Sozialisationsforschung

    Sozialisation als Vollzugswirklichkeit und als soziale Praxis

    Sozialisation ist Vollzugswirklichkeit, ein individueller und kollektiver Gestaltungsprozess, im Zuge dessen Menschen Persönlichkeitseigenschaften, Identitäten, Zugehörigkeiten, Vorstellungen und Werte sowie soziale Praktiken des Miteinanders ausbilden. Im Zentrum dieser Vollzugswirklichkeit stehen sozialisatorische Interaktionen, aus dessen Verlauf sich sowohl in den beteiligten Akteuren als auch zwischen den Akteuren eine Wirklichkeit aufspannt, an denen sie ihr Handeln ausrichten. Diese Wirklichkeit ist voraussetzungsvoll, also gesellschaftlich und kulturell gerahmt. Wie aber lässt sich diese Vollzugswirklichkeit theoretisch modellieren, dass in ihr auch jene Gestaltungsprozesse zum Vorschein kommen, in denen sich Sozialisation letztlich ausdrückt? Wie können also die Praktiken der Sozialisation in den Blick genommen werden?

    Eine Möglichkeit besteht darin, die sozialisatorische Interaktion als eine konflikthafte Situation zu modellieren, die durch widerstreitende Ansichten und Interessen der beteiligten Akteure entsteht (Oevermann). Ebenso wichtig scheint dabei aber auch das Bestreben der Akteure zu sein, ihre An- und Einsichten im Interaktionsgeschehen wechselseitig anzuerkennen (Honneth 1992; 2010). Schließlich lassen sich die so gefassten Interaktionswirklichkeiten aber auch als Versuch der Gestaltung des Miteinanders deuten (Grundmann 2006). Es geht bei all dem immer um den Umgang mit an und für sich widersprüchlichen Handlungsanforderungen und -bedürfnissen, wie sie idealtypisch mit dem Begriff der Ambivalenz umschrieben werden können (Lüscher 2010). Hierzu hat Lüscher auch eine Forschungsheuristik entworfen, an denen sich eine soziologisch fundierte Sozialisationsforschung orientieren kann. Mit Bezug auf das Konzept der Ambivalenz lässt sich aber auch beschreiben, wie in und durch Sozialisationsprozesse mit solchen basalen menschlichen Konfliktsituation oder der Anerkennungs- und Gestaltungsbedürfnisse umgegangen werden kann. Es kommen jene sozialen Praktiken in den Blick, in denen sich Sozialisation vollzieht. So lässt sich empirisch nachzeichnen, wie sich widersprüchliches Welterleben (z.B. moralische Dilemmata oder Differenzen zwischen Selbst- und Fremdbildern) auf die Persönlichkeitsentwicklung und die Genese der Handlungsbefähigung auswirken, welche Entwicklungsrisiken widersprüchlichen Handlungsanforderungen in unterschiedlichen Handlungskontexten (z.B. Schule, Familie, Peersgruppe) innewohnen, wie sich Individuen zu Gruppen zusammenschließen bzw. ein Zugehörigkeitsgefühl zu einer Gruppe entwickeln, wie Akteure in sozialen Bezugsgruppen mit individuellen und kollektiven Handlungsbezügen umgehen und wie sich Gruppenbildungsprozesse zwischen Kohäsion und Anomie vollziehen.


    Professur für Sozialisation (Matthias Grundmann)

  • Sozialstrukturanalyse


    Professur für Methoden und Sozialstrukturanalyse

  • Stadt- und Regionalanalyse

    Die Themen Resilienz bzw. Zukunftsfestigkeit von Städten und Regionen haben in jüngerer Zeit zunehmend Konjunktur. Unter der Bedingung von Differenzierung und Mobilität, sich abzeichnender Ressourcenknappheit und demographischem Wandel sowie überformt von zunehmender gesellschaftlicher Spaltung stellt sich bei gleichzeitigem Erstarken der Bürgergesellschaft für immer mehr Menschen die Frage: Wie könnte sie eigentlich aussehen, die Stadt der Zukunft in der Region der Zukunft? Wie sollten/könnten/müssten künftige Infrastruktureinrichtungen beschaffen sein, wie eine Teilhabe kommunaler Akteure gewährleistet werden und welches sind die jeweils spezifischen kommunalen und regionalen Ressourcen hierfür?

    Die mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung seit etwa 25 Jahren an unserem Institut betriebene Stadt- und Regionalanalyse befasste sich allerdings in erster Linie zunächst weniger mit kommunalen Ressourcen und Aspekten der Zukunftsfestigkeit, als vielmehr mit kommunalen „Problemfeldern“. Von der Armutsproblematik über die Rolle der städtischen Eliten, bis hin zu Integrationsproblemen von Aussiedlern, den Nöten der Kriegskindergeneration oder drohender Altersarmut wurde die jeweils aktuelle Gemengelage vermessen und dargestellt (vgl. Literaturliste). In einem seit etwa drei Semestern laufenden Lehrforschungsprojekt trat dann, initiiert von Studierenden, die Frage nach den kommunalen/regionalen Ressourcen stärker in den Vordergrund. Dabei wurde Nachhaltigkeit, insbesondere eine nachhaltige Wirtschafts- und Lebensweise, als Mittel zur Herstellung von Zukunftsfähigkeit moderner Stadtgesellschaften identifiziert – auch wider jene Problemlagen, die in den etwa zweieinhalb Jahrzehnten zuvor erkundet worden waren.

    Eine Zusammenarbeit erfolgt in diesem Zusammenhang derzeit, wie bereits in den vorangegangenen Projekten, mit den unterschiedlichen Akteuren der Stadtgesellschaft: von der Politik über die Verwaltung bis hin zu den Verbänden, Selbsthilfegruppen und Initiativen. Seit einiger Zeit besteht zudem eine enge Kooperation mit dem Lehrstuhl von Prof. Grundmann (Gemeinschaftsforschung), da wir vor allem die hier in den Blick genommenen neuen Lebens- und Konsumformen als Ressource und Mittel für Resilienz und Zukunftsfestigkeit verstehen.


    Prof. (apl.) Dr. Dieter Hoffmeister, Arbeitskreis Gemeinschafts- und Nachhaltigkeitsforschung