Laufende Dissertationen, betreut von Prof. Dr. Kerstin Storm

Kerl, Lisa Natascha

Neues aus China? – Wissensquellen, Wissensaneignung und Wissenstransfer von Missionaren in China im 19./20. Jahrhundert

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Laufende Dissertationen, betreut von Prof. Dr. Reinhard Emmerich

Brosch, Alexander

Status und Funktion der Kaiserinwitwe zur Späteren Han-Zeit (25-220 n. Chr.)

Mein Forschungsprojekt nimmt eine Institution in den Fokus, welche die Spätere Han-Dynastie – und damit auch nachfolgende, die grundlegenden Wertesysteme der Späteren Han beibehaltende Dynastien – in großem Maße geprägt hat: die Kaiserinwitwe, also die Hauptfrau des verstorbenen Kaisers. Als einzige zur direkten Machtausübung berechtigte Frau in der Männerwelt des Kaiserhofs nahm sie eine Sonderstellung ein, die es in vielerlei Hinsicht zu erforschen gilt. Insbesondere war es der Kaiserinwitwe möglich, nach Ableben ihres Gatten unter seinen Söhnen und jüngeren Verwandten einen Nachfolger auszuwählen und auf den Kaiserthron zu bringen; teils beriet sie sich dazu mit hohen Beamten oder Verwandten, doch das letzte Wort lag bei ihr. Da überdies Herkommen und Recht minderjährige, unter dem Vormund eines Erwachsenen stehende Kaiser akzeptierten, war es Kaiserinwitwen nicht selten möglich, einen sich noch im Kindesalter befindenden Kaiser zu bestimmen, für diesen die Regentschaft zu übernehmen und über Jahre zu herrschen wie ein Kaiser.
Ziel meines Dissertationsprojekts ist es, neue Erkenntnisse hinsichtlich der ideologischen Fundierung und der gesellschaftlich akzeptierten Werte, die der Kaiserinwitwe solche Autorität ermöglichten, zu gewinnen. Auch soll der Dynamik zwischen Kaiserinwitwe und Kaiser sowie den Einflüssen von frauengeführten Regentschaften auf den zur frühen chinesischen Kaiserzeit stattfindenden Wertewandel auf den Grund gegangen werden. Dies soll dazu beitragen, die gesellschaftlichen Strukturen der Zeit sowie die politischen Machtgefüge am Han-zeitlichen Kaiserhof besser zu verstehen. Besonderes Augenmerk liegt zudem auf praktischen Aspekten von Regentschaften, durch deren Erforschung viele Aspekte des damaligen Herrschaftssystems fassbarer werden.


Li-Mönkediek, Min

Bezüge zwischen Song-zeitlichem Seladon und der zeitgenössischen nichtmateriellen Kultur 宋代青瓷與同時期非物質文化的關係

Ru-Seladon (Ruyao 汝窯) ist einer der berühmtesten chinesischen Porzellane. Im Vergleich zu der prunkvollen Schönheit der Kunst der Tang-Dynastie, präsentiert uns das Ru-Seladon der Nördlichen Song-Dynastie (960-1126) eine besondere schlichte Schönheit. Laut einer Statistik aus dem Jahre 2012 von dem Auktionshaus Sotheby’s sind heutzutage 79 erhaltene Ru-Seladons auf der ganzen Welt verteilt. In Bezug auf Ru-Seladon bleiben jedoch bislang noch viele offene Fragen in der Forschung, z.B. die Fragen über den Grund für die Herstellung und über den Zeitabschnitt der Produktion; Warum ließ der Kaiser Huizong (1082-1135) Dingyao (Ding-Porzellan) durch Ruyao am Hof ersetzen? Hat seine starke Affinität zum Daoismus eine wichtige Rolle in der Blütezeit von Ruyao gespielt? Und hatte die daoistische Ästhetik einen starken Einfluss auf die himmelblaue Farbe und Form von Ruyao? Warum wollten die Kaiser in der Ming- und Qing-Zeit das Seladon in der Nördlichen Song-Zeit immer wieder reproduzieren? Während meiner Dissertationsarbeit werde ich mich, auf Grundlage von bisherigen Studien und archäologischen Untersuchungsergebnisse, antiken Quellen sowie eigener Feldforschung mit diesen offenen Fragen wissenschaftlich auseinandersetzen.


Pérez-Garcia, Jesús

Hat die kulturelle Weltoffenheit der Tang-Zeit die zeitgenössische Erzählliteratur geprägt?

Die Tradition der chinesischen Erzählung des Wunderbaren (zhiguai 志怪 und chuanqi 傳奇) stellte in alten Zeiten eine literarische Randerscheinung dar, die aus der Gelehrtensicht als bloßes Produkt des Hörensagens und der Verfälschung herabsetzend betrachtet wurde. Nichtsdestotrotz erlebte die fiktive Erzählliteratur während der Tang-Zeit ein Ausreifen und Blüte. Mit dieser Dissertation soll die Offenheit der Tang-Dynastie, nach außen und nach innen, erforscht werden, wobei die Kulturaustausche und die Spannung mit dem Fremden und Andersartigen näher untersucht werden. In den Mittelpunkt der Analyse rücken die chuanqi 傳奇, da sich deren relativ freiere Form der Widerspiegelung des Abweichenden in besonderem Maße eignete.
Die Arbeit stellt sich zum einen in Anlehnung an die neueren sinologischen Studien des Fremden - als Begebenheit, die sich nicht nur in Dämonen, sondern auch in Personenschilderung, Emotionen oder Stil zum Ausdruck kommt. Und zum anderen wird auch auf Erkenntnisse von neueren interdisziplinären Hilfsdisziplinen und Ansätzen zurückgegriffen, die die Geschlechter-Perspektive oder die animal turn in den Fokus bringen. Ferner baut man auf frühere Dissertationsarbeiten des Instituts für Sinologie der Universität Münster bezüglich des Begriffs xiaoshuo 小説 auf.


Schwarz, Christoph

Die Wandlungstexte (bianwen 變文) aus Dunhuang 敦煌: Die Entwicklung neuer volkstümlicher Erzähltraditionen in der zweiten Hälfte des 1. Jahrtausends n.Chr.

Das Ziel dieses Dissertationsvorhabens ist es, eine neue Darstellung von der Textgattung der sogenannten Wandlungstexte (bianwen 變文) zu geben. Zum einen sollen hierfür die neusten Erkenntnisse aus der chinesischen und japanischen Forschung berücksichtigt werden, zum anderen soll eine ausführlich annotierte Übersetzung des „Wandlungstextes über den Han-General Wang Ling“ („Han jiang Wang Ling bian“ 漢將王陵變) angefertigt werden, die die Grundlage für eine formale und semantische Analyse bildet. Unter Berücksichtigung von überlieferten Quellen und inhaltsverwandten Manuskripten aus Dunhuang sollen auch intertextuelle Bezüge überprüft werden.


Wiens, Eugen

Politische Funktionen der Großen Gnadenakte in der Tang-Zeit

Vor dem Hintergrund eines gegenwärtig in China vernachlässigten Begnadigungsrechts lässt die Tradition im kaiserlichen China, nahezu jährlich Amnestien zu gewähren, erstaunen. Der historische Vergleich zu anderen Regionen stellt die Praxis der häufigen sowie regelmäßigen Amnestievergabe als singuläres Merkmal heraus. Die außergewöhnlich hohe Anzahl an Amnestien wurde bislang in der Auseinandersetzung mit dem Recht im kaiserlichen China noch nicht genug gewürdigt, dies gilt umso mehr für dessen historischer Aufarbeitung. Die Großen Gnadenakte dashe 大赦, die umfassendste Form unter den Amnestien, die eine landesweite Begnadigung bis einschließlich zur Todesstrafe verurteilten Delinquenten umfassten und weitere Wohltaten wie Steuersenkungen sowie Hilfeleistungen für Arme gewährten, sind nicht nur aus juristischer Sicht von Belang, sie sind beispielsweise auch für die Politik bedeutsam. In der Dissertation werden bisher weniger im Fokus stehende Quellen untersucht, wie bspw. die zur Gewährung einer Amnestie verlautbarten Edikte oder sich dazu kritisch äußernde Remonstrationen, um nach den Gründen und Funktionen dieser Politik zu fragen.


Zhao Yuan 赵圆

Der Allgemeine Teil des Bürgerlichen Gesetzbuchs und sein chinesisches Äquivalent Minfa Dian 民法典. Ein linguistischer Vergleich

Von 1978 an findet in der VR China wegen der Modernisierung eine neue zentrale juristische Reform statt. Der Einfluss ausländischer Rechtsordnungen, insbesondere der deutschen, auf das chinesische Zivilrecht spielt hierbei eine wichtige Rolle. Im März 2017 wurde der allgemeine Teil des Minfa Dian (MFD) in China erlassen. Aus den vorgenannten Gründen ist es sinnvoll, die Gesetzbücher in chinesischer und deutscher Sprache mit linguistischen Methoden zu analysieren. Die Dissertation handelt von folgenden Themen und Fragen:

  1. Semantische Analyse, Syntaxanalyse, der textlinguistische Vergleich des BGBs und des MFDs.
  2. Wie die Differenzen zwischen Ungenauigkeit und Exaktheit der Juristensprache bereinigt werden können und was für eine Juristensprache für die Praxis zweckmäßig ist.
  3. Welche Möglichkeiten dafür bestehen, eine Balance zwischen fachlichem Ausdruck und alltäglichem Bedarf zu finden.