Nur ein Teil im großen Machtapparat der SED

Historiker Prof. Dr. Thomas Großbölting im Interview mit der Nordwest-Zeitung

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Prof. Dr. Thomas Großbölting

© WWU/Peter Sauer

Über die Aufarbeitung von Stasi-Akten und den Machtapparat der SED hat Historiker Prof. Dr. Thomas Großbölting mit der Nordwest-Zeitung gesprochen.

Herr Großbölting, wie bewertet ein Historiker die bisherige Aufarbeitung der Stasi-Akten?

Die Aufarbeitung der Stasi-Akten ist ein großer Erfolg, ein Gewinn für die politische Kultur und hat das Zusammenwachsen der beiden Teile Deutschlands ermöglicht. Und: Es hat zu einer Befriedung der ostdeutschen Gesellschaft geführt.

Wie viel offenbaren diese Unterlagen über eine Diktatur?

Wenn ich mich lobend geäußert habe, so gibt es doch einen Wermutstropfen: Mit den Stasi-Akten erhalten wir nur ein kleines Segment der DDR-Diktatur. Wir beschäftigen uns mit dem Repressionsapparat, aber nicht mit dem ganzen Machtapparat. Die Stasi war nur ein Teil des großen Machtapparats...

...eine Säule von mehreren?

Genau. Der eigentlich treibende Motor war die SED als Staatspartei. Die Stasi selber hat sich definiert als Schild und Schwert der Partei. Und wie die Forschung zeigt, ist sie dieser Rolle relativ gerecht geworden. Wenn man jedoch über das Funktionieren einer Diktatur etwas wissen will, darf man nicht bei der Stasi stehen bleiben, sondern muss andere Elemente der SED-Diktatur in den Blick nehmen.

Das ganze Interview: „Nur ein Teil im großen Machtapparat der SED“ (Prof. Dr. Thomas Großbölting, in: Nordwest-Zeitung vom 12. Januar 2012)