Dossier
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Hagia Sophia - Religiöse Gebäude und die Geschichte ihrer Umnutzungen

© unsplash/adliwahid; Timor Espallargas (cc-by-sa-2.5); unsplash/Meriç Dağlı; Nemrut Tümülüsü (CC BY 2.0)

Die Umwidmung religiös und politisch aufgeladener Gebäude wie der Hagia Sophia in Istanbul ist aus historischer Sicht seit der Antike kein neues Phänomen. Über Epochen, Religionen und Regionen hinweg lassen sich eine Vielzahl solcher Fälle finden, wie das Dossier "Hagia Sophia - Religiöse Gebäude und die Geschichte ihrer Umnutzungenan" anhand von Beispielen aus Antike, Mittelalter und Gegenwart aufzeigt. Außerdem wird die wechselvolle Geschichte der Hagia Sophia mit ihren inneren und äußeren Veränderungen vom sechsten bis 21. Jahrhundert nachgezeichnet.

Zu den Autorinnen und Autoren gehören der Byzantinist Michael Grünbart,  und die Judaistinnen Franziska Kleybolte und Katrin Kogman-Appel.

Religion und Politik am Goldenen Horn? Von Byzantinist Prof. Dr. Michael Grünbart

© unsplash/adliwahid

Am 10. Juli 2020 wurde vom Obersten Verwaltungsgericht der Türkei entschieden, dass die Hagia Sophia (Ayasofya) in İstanbul wieder Moschee sein wird. Mit einem Freitagsgebet soll am 24. Juli dieses Vorhaben manifest werden. Dieser Schritt des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan löste heftige, aber auch gemäßigte Reaktionen von politischen und religiösen Vertreter*innen aus. Eigentlich handelt es sich dabei weniger um eine religiöse Angelegenheit – die Hagia Sophia ist seit mehr als 550 Jahren keine christliche Kirche mehr – als vielmehr um eine national(istisch)e Befindlichkeit. Weiterlesen

Die Umwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee. Ein Ereignis mit historischen Parallelen. Von den Judaistinnen Prof. Dr. Katrin Kogman-Appel und Franziska Kleybolte

© Timor Espallargas (cc-by-sa-2.5)

Recep Erdoğans Erklärung vom 10. Juli 2020, die Hagia Sophia in Istanbul wieder in eine Moschee zu verwandeln, ist ein Akt gravierender politischer und diplomatischer Tragweite. Bei der Übernahme, Weiterverwendung und Umwandlung von religiös und politisch aufgeladenem Raum, handelt es sich interessanterweise keineswegs um einen Einzelfall – weder innerhalb der Türkei noch in der longue durée betrachtet: So wurde 2011 im türkischen Iznik ein Museum – ehemals eine Moschee ¬– wieder in eine solche umgewandelt; gleiches wurde 2013 für das türkische Trabzon überlegt; und auch in der Geschichte ist es seit der Antike ein Phänomen, welches sich über Epochen, Religionen und Regionen hinweg immer wieder finden lässt. Vorgeschichte und Kontext solcher Umwandlungen sind dabei stets Veränderungen der Machtverhältnisse und der Wunsch, diese deutlich sichtbar zu machen. Weiterlesen

Die Faszination heiliger Stätten. Interdisziplinäre Beiträge zu religiösen Orten von der Antike bis heute

© Nemrut Tümülüsü (CC BY 2.0)

Der Exzellenzcluster hat die historischen Ursprünge und Wandlungen religiöser Stätten wie Delphi, Jerusalem, Medina, Rom und Byzanz in den Blick genommen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehen auch den politischen und wirtschaftlichen Interessen sowie den Erinnerungskulturen nach, die sich mit den antiken Orten bis heute verbinden. Heilige Stätten entstanden oft an markanten Stellen in der Natur, an Quellen, auf Bergen oder in der Wüste. Religiöse Gemeinschaften verknüpften damit mythische Erzählungen und magische Rituale. Die Forschung von Mitgliedern des Exzellenzclusters und externer Referenten sind in in eine Ringvorlesung mit dem Titel "Heilige Orte" eingeflossen. Sie befassen sich auch mit den Totenkult der Pharaonen, entlegene Orten von Mönchen und Einsiedlern und den ältesten Heiligtümer der Menschheit wie das Bergheiligtum Göbekli Tepe. Sie eröffnen verschiedene Perspektiven auf die Religionsgeschichte der Menschheit. Zu Wort kamen Vertreter unterschiedlicher Fächer wie der Altorientalistik, Ur- und Frühgeschichte, Ägyptologie, Alten Geschichte, Klassischen Archäologie und Philologie, Bibelwissenschaften und Byzantinistik sowie Religions- und Islamwissenschaften. Zu den Einzelbeiträgen