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Sechs Fragen an… Prof. Dr. Kerstin Storm

Seit Oktober 2022 leitet Prof. Dr. Kerstin Storm das Institut für Sinologie und Ostasienkunde
Portrait Professorin Dr. Kerstin Storm
Professorin Dr. Kerstin Storm
© privat

Willkommen am Fachbereich Philologie der WWU Münster!

Vielen Dank, ich fühle mich sehr willkommen geheißen und freue mich darüber!

Wie sind Ihre ersten Eindrücke von Stadt und Universität?

Ich kenne die Stadt schon sehr lange, weil ich meine Zeit als Wissenschaftliche Mitarbeiterin hier verbracht habe, und freue mich, nun nach Münster zurückzukommen. Das sinologische Institut der WWU, das ich übernehmen durfte, ist eines der schönsten überhaupt, finde ich. Insbesondere seine hervorragend ausgestatte Bibliothek mit ihrem regen Studierendenbetrieb trägt viel dazu bei.

Zudem sprechen mich an der WWU die enorme Fächervielfalt und die sich daraus ergebenden Anknüpfungsmöglichkeiten an, die ich in den nächsten Wochen intensiv ausloten möchte.

Und was die Stadt angeht: Dass sie so grün ist und ich alles mit dem Fahrrad erreichen kann, ohne – wie in Trier, wo ich zuletzt war – mich dabei schweißtriefend Hügel hinaufquälen zu müssen, finde ich wunderbar!

Was sind Ihre Forschungsschwerpunkte?

Ich war bislang hauptsächlich mit der Geschichte und Literatur der mittleren chinesischen Kaiserzeit befasst, zum Beispiel mit dem Verhältnis von Recht und Literatur in Prüfungsaufsätzen der Tang-Dynastie (7.-10. Jh. n.Chr.). Mein noch bis zum Ende des Jahres laufendes BMBF-Forschungsprojekt ist weitgefasster und untersucht diachron Vorstellungen vom Alter und Altern in Gedichten der gesamten chinesischen Kaiserzeit. Zuletzt habe ich aber meinen Schwerpunkt ein wenig in die ausgehende Kaiserzeit verlagert und mich mit Verbreitungsmechanismen von Normen befasst; Ausgangspunkt war die zunächst simpel klingende Frage: Woher wusste ein Chinese oder eine Chinesin im riesigen Qing-Reich (17.-20. Jh. n.Chr.), was er bzw. sie durfte oder nicht durfte?

Wann haben Sie begonnen, sich für Ihr Fach bzw. Ihre Forschungsrichtung zu interessieren?

Mein Berufswunsch war eigentlich immer, einmal Journalistin zu werden. In meinem Hauptstudium kamen dann zwei Dinge zusammen: Ein sehr abschreckendes Praktikum im Bereich Auslandsjournalismus und zwei hochspannende Seminare zur chinesischen Literaturgeschichte. Damit hat mich die Sinologie dann sozusagen rumgekriegt.

Was verbinden Sie mit dem Begriff "Forschendes Lernen"?

Das sind für mich die wirklich spannenden Kurse, meist im Masterstudiengang: Wenn die Studierenden (vor allem in Sachen Sprachkenntnisse) so weit sind, dass man sie an sinologisches Forschen heranführen kann; dass man sie in die eigene Forschung einbeziehen kann; dass man ihnen jüngst Erarbeitetes oder Erdachtes vorlegen, mit ihnen in den Diskurs gehen und von dort aus gemeinsam weiterdenken kann. Das ist für mich die ideale Umsetzung des humboldtschen Prinzips der Einheit von Forschung und Lehre.

Was sind Ihre Tipps für ein erfolgreiches Studium?

In der Sinologie braucht man wegen der chinesischen Sprache, deren Erlernen den Studierenden viel abverlangt, zunächst vor allem Durchhaltevermögen. Und dann rate ich dazu, jenseits des mitunter arg durchgetakteten Studienverlaufs Zeit zu finden, den Blick in der Bibliothek über Buchrücken schweifen zu lassen, spannend Klingendes herauszufischen, zu lesen, zu denken und eigene Interessen und Fragen zu entwickeln. Das ist doch das Schönste am Studium, aus meiner Sicht auch ein großes Privileg und letztlich das wichtigste Kriterium für ein erfolgreiches Studium.

Und zu guter Letzt: Haben Sie schon ein Fahrrad?

Längst! Ich wüsste nicht, wie ich ohne auskommen könnte.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Kerstin Storm

Institut für Sinologie und Ostasienkunde

Die "Sechs Fragen an..." werden neuberufenen Professorinnen und Professoren des Fachbereichs Philologie gestellt. Prof. Dr. Kerstin Storm ist seit dem 1. Oktober 2022 Direktorin des Instituts für Sinologie und Ostasienkunde. Sie ist die Nachfolgerin von Prof. em. Dr. Reinhard Emmerich.