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Profit vs. Wissenschaft

Unter dem Titel Is the staggeringly profitable business of scientific publishing bad for science? veröffentlichte Stephen Buranyi im Guardian vom 27.06.2017 einen recht ausführlichen Artikel über den wissenschaftlichen Publikationsboom, dessen historische Wurzeln als auch über die Entwicklung und Rückwirkungen auf das wissenschaftliche Publikationswesen. Eine Branche die wie keine andere exorbitanten Gewinnspannen aufweist.

Das Geschäftsmodell – der Kunde liefert unentgeltlich einen Artikel, der auf seine Kosten ein Peer-Review-Verfahren durchläuft  … und schlussendlich wird das Produkt dem Kunden verkauft – führte dazu, dass Bibliotheken sich als Gefangene eines Marktes wiederfinden, dessen alljährliche Preissteigerung ihrer Produkte für die Verlage ein mehr als nur lukratives Geschäft darstellen, hingegen jegliches Bibliotheksbudget auf Dauer sprengen.

Der Artikel arbeitet sich entlang der Entwicklung des Verlages Elsevier, der mit mehr als 1.000 wissenschaftliche Zeitschriften der mit Abstand größte Wissenschaftsverlag der Welt ist.

Ein Bericht des Informationswissenschaftlers Vincent Larivière (Universität von Montreal) aus dem Jahre 2015 führt aus, dass Elsevier 24% des wissenschaftlichen Zeitschriftenmarktes beherrscht. Mit Springer und John Wiley & Sons verfügen diese drei Unternehmen über die Hälfte des Marktes.

Seit Anfang des Jahrtausends haben Wissenschaftler als Alternative zum Subskriptionsmodell „open access“ favorisiert. Und trotz der Unterstützung z.B. durch die Gates Foundation erscheinen nur ein Viertel wissenschaftlicher Publikationen als frei verfügbar – Elsevier hingegen allein im vergangenen Jahr 1,5 Millionen Artikel-Einreichungen erhielt, 420.000 Artikel publizierte und (nach eigenen Angaben) 14 Millionen Wissenschaftler betreute, und 800.000 Wissenschaftler ihre Zeit für Bearbeitung als auch für Peer-Reviews zur Verfügung stellten.

Die Idee, dass die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung für jedermann frei zugänglich sein sollte, kann als Gefahr für das aktuelle System gesehen werden, welches schlicht auf der Möglichkeit der Herausgeber basiert den Zugriff auf wissenschaftliche Literatur zu beschränken.

So ist es auch nicht verwunderlich, dass gegen die von der Kasachin Alexandra Elbakyan aufgesetzte Webseite, von der wissenschaftliche Arbeiten kostenlos heruntergeladen werden können, von Elsevier wg. Hacking und Urheberrechtsverletzungen in den USA eine einstweilige Verfügung auf Unterlassung bei Androhung einer Strafe von 15 Millionen Dollar erwirkt wurde.

  • Stephen Buranyi: Is the staggeringly profitable business of scientific publishing bad for science? The Guardian, 27.07.2017, online

screenshot © The Guardian

Elsevier-Vertragskündigung und Alternativen

Die „Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen“, zu der auch die Universität Münster gehört, hatte sich im vergangenen Jahr für einen neuen Vertrag mit dem Elsevier-Verlag stark gemacht, der ein dauerhaftes Zugriffsrecht auf alle Elsevier-Zeitschriften inklusive einer automatischen Open-Access-Schaltung aller Publikationen und ein neues und transparentes Kostenmodell garantiert. Ohne Erfolg. Alle 60 Universitäten, deren Verträge mit Elsevier zum Jahresende 2016 auslaufen, haben daraufhin auf eine Vertragsverlängerung ab 2017 verzichtet.

So hat auch die WWU den Vertrag mit Elsevier gekündigt. Dies hat zur Folge, dass somit auch die Freedom Collection, auf welche alle Angehörigen der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) seit 2009 Zugriff hatten, und die das komplette E-Journal-Angebot des Elsevier-Verlags mit rund 2500 Titeln (ohne Archivrechte) umfasste, ab Januar 2017 nicht mehr zur Verfügung steht.

Allerdings haben die betroffenen Wissenschaftseinrichtungen bereits Vorsorge getroffen allen Lehrenden und Studierenden Alternativen anzubieten: Angebote der Dokumenten-Lieferung – von der klassischen Fernleihe bis zum schnellen Direktlieferdienst. Die Kosten für diesen Service übernimmt die Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) der Universität Münster.

In diesem Zusammenhang sei auf die wesentlich überarbeiteten FAQs zum DEAL-Projekt und zur Kündigung des Elsevier-Vertrages der WWU Münster der ULB zum 31.12.2016 verwiesen.

Forschungsdatenmanagement an der WWU

Aktuelle Forschungsprozesse generieren große Datenmengen, die es adäquat zu erschließen und zu archivieren gilt um sie für die Nachnutzung verfügbar zu halten. Daher hat die WWU nun eine eigene Webseite (https://www.uni-muenster.de/Forschungsdaten/) aufgespielt, auf welcher sämtliche Serviceleistungen der WWU zum Organisieren (Datenmanagement), Speichern (dauerhafte Sicherung), Publizieren (Urheberrecht) und Nachnutzen von Forschungsdaten zu finden sind.

Die Angebote der WWU umfassen u.a. die Beratung zum Thema Forschungsdaten, die Bereitstellung von IT-Infrastruktur und Anwendungssoftware als auch Schulungen und Workshops.

Ansprechpartner ist der Servicepunkt Forschungsdatenmanagement (angesiedelt in der ULB):

Servicepunkt Forschungsdatenmanagement
Krummer Timpen 3, Raum 13
48143 Münster
Tel: +49 (0) 251 83-25529
forschungsdaten@uni-muenster.de

Nature’s 10 – The year in science

Nature, die 2014 am meisten zitierte interdisziplinäre Fachzeitschrift, hat zum Jahresende ein Special Feature mit dem Titel The year in science veröffentlicht. Neben wichtigen Ereignissen wie dem Klima-Abkommen oder der Patentschlacht um CRISPR werden unter dem Titel Nature’s 10 herausragende Persönlichkeiten, die in diesem Jahr innerhalb der Wissenschaft von sich reden machten, gelistet.

So Gabriele Gonzalez (Gravity spy), die mit einem sehr großen Team von Wissenschaftlern Anzeichen von Gravitationswellen nachweisen konnte, deren Existenz Albert Einstein bereits 1916 annahm. Oder der AI-Spezialist Demis Hassabi (Mind crafter), der mit dem Computerprogramm AlphaGo gegen den Champion Lee Sedol des Strategiespiels Go antrat und spielend (!) gewann.

Celina M. Turchi (Zika detective) wurde vom brasilianischen Gesundheitsministerium beauftragt den rasanten Anstieg von Berichten über Babies, die mit abnormal kleinen Köpfen und Gehirnen im Nordosten des Landes geboren wurden zu untersuchen . „Nicht in meinen schlimmsten Albträumen als Epidemiologin hatte ich mir eine Mikrozephalie-Epidemie vorgestellt.“ Zurzeit versucht Sie zu eruieren, warum dieses Phänomen der Zika-Infektion ausserhalb Brasiliens nicht auftrat.

Alexandra Elbakyan (Paper pirat), die seit 2009 mit einer illegalen Seite wissenschaftliche Artikel, die durch eine Paywall geschützt sind,  ins Netz stellt, wofür Sie zwar Beifall erhielt, sich aber auch der juristischen Verfolgung durch Zeitschriftenverlage ausgesetzt sah.  Vielleicht hat Heather Piwowar von Impactstory nicht ganz unrecht, wenn Sie  darauf verweist, dass es das einzige ist, was die Verlage dazu bringt Open-Access-Modelle anzubieten.“

Terry Hughes (Reef sentinel), einem Korallenforscher, der den Einfluss des Klimaphänomens El Niño auf das Great Barrier Reef nachweisen konnte, bzw. dass die hohe Wassertemperatur die Korallen die symbiotischen Zooxanthellae-Algen vertreiben lässt, die sie eigentlich mit Nahrung versorgen und für ihre spezielle Färbung sorgen. Die Korallen können sich nach diesem ‚Bleichen‘ zwar erholen, aber Nachuntersuchungen im Oktober und November diesen Jahres ergaben, dass 67% der Flachwasser-Korallen im 700 Kilometer langen nördlichen Teil des Great Barrier Reef abgestorben sind.

Der vollständige Artikel ist zu finden in Nature 540, 507–15, (22 December 2016) – doi:10.1038/540507a, der auch einen Ausblick auf WissenschaftlerInnen bzw. deren Arbeit enthält, die  2017 über die Grenzen ihres Fachgebietes hinaus mediales Interesse erlangen werden.

 

Abbildung © nature.com

FIT für die Wissenschaft

fitlogoDie WWU hat für Sie im Rahmen von SAFIR, der Servicestelle Antragsberatung zu Forschungsförderungsprogrammen aus nationalen und internationalen Ressourcen, den E-Mail-Informationsdienst FIT  eingerichtet, damit Sie ohne viel Aufwand auf dem Laufenden bleiben können: Sie erhalten individuell auf Sie zugeschnittene Informationen zu einem Zeitpunkt Ihrer Wahl per E-Mail.

Nehmen Sie sich kurz Zeit für die Registrierung, um Folgendes nie mehr zu verpassen:
o          Fördermöglichkeiten für Ihre Forschungsprojekte,
o          Bewerbungsfristen für wissenschaftliche Preise,
o          aktuelle Veranstaltungen des Forschungsdezernates,
o          wichtige Änderungen bei verwaltungsinternen Abläufen,
o          Informationen für Ihren wissenschaftlichen Nachwuchs zu Stipendien und Preisen.

Um sich anzumelden, klicken Sie bitte auf Registrierung und tragen Ihre gewünschten Daten ein.

Grafik: © WWU

Bibliotheksdienstleistungen für Forscher: Wichtigkeit nach Benutzergruppe

UMFRAGE

In einer Umfrage vom 22.–28. Januar 2016 wurden den Wissenschaftlern der Medizinischen Fakultät acht Fragen zu 36 gewünschten oder bereits existierenden Bibliotheksdienstleistungen gestellt. Die bei Surveymonkey gehostete Online-Umfrage wurde an alle Rapidoc-Kunden der Bibliothek verteilt (ca. 800) und zusätzlich über den Verteiler des Dekanats an alle wissenschaftlichen Beschäftigten (ca. 2000). Die Umfrage wurde von 218-mal beantwortet, 217 Fragebögen konnten in die Auswertung einbezogen werden.

Der ersten beiden Teile der Analyse beschäftigten sich mit der Zufriedenheit der Forscher mit der Bibliothek und der Wichtigkeit der forschungsrelevanten Dienstleistungen.

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Difference in Importance between researchers and clinicians
Als Antwortmöglichkeiten für die Wichtigkeit der 36 Dienstleistungen war vorgegeben: „important“, „less important“ und „not important“. Zudem konnte mit folgenden Optionen der Benutzungsgrad und Wissensstand mit dem jeweiligen Service angegeben werden: „I have rarely or never used it“ und „I know almost nothing about it“.

Es wurden im Folgenden nur die 17 wichtigsten Dienstleistungen betrachtet (Angabe von „important“ in % aller Antwortenden). Diese wurden nach Wichtigkeit bei den „Forschern“ (s.u.) gerankt.

Der Zugang zu Fachzeitschriften wird sowohl von den Antwortenden, die Forschung als ihre Hauptaufgabe angaben (e.g. „Forscher“, n=122) als auch von denen, die Krankenversorgung als ihre Hauptaufgabe angaben (e.g. „Ärzte“, n=55) als wichtigste Dienstleistung angesehen (99% Forscher vs. 100% Ärzte). Der Zugang zu Literaturdatenbanken wie Web of Science, Scopus usw. nimmt bei beiden Gruppen den zweiten Platz ein, wird von den Ärzten aber deutlich wichtiger angesehen als von den Forschern (87% vs. 97%). Die Gruppe der Lehrenden wurde aufgrund ihrer geringen Größe von 15 Personen nicht in die Auswertung einbezogen.

Als dritter Service in der Rangliste taucht der Expresslieferdienst Rapidoc auf. Dieser weist mit 82% vs. 59% die größte Differenz zwischen beiden Nutzergruppen auf. Forscher messen Rapidoc eine deutlich höhere Wichtigkeit als Ärzte zu.

Die nächsten sechs Dienstleistungen zeigen einen nur geringen Unterschied zwischen den beiden Nutzergruppen. Es sind dies: Unterstützung von Literaturverwaltung, bei Open Access-Publikationen, beim Plagiatcheck für Fachzeitschriften, beim Impact Faktor, bei bibliometrischen Analysen und Support für Promovenden.

Dokumentation und Sichtbarkeit des wissenschaftlichen Outputs finden (naheliegenderweise) 64% der Forscher wichtig, aber nur 50% der Ärzte. Ärzten ist es dagegen besonders wichtig, dass Doktoranden eine Einführung in die Literatursuche erhalten (56% vs. 71%) und dass sie durch das Helpdesk unterstützt werden (53% vs. 60%).

Bei den restlichen, weniger wichtigen 19 Services fallen die folgenden Themen auf, die von den Forschern deutlich anders wahrgenommen wurden als von den Ärzten (Differenz > 12 Prozentpunkte): Instruction to PubMed and MeSH (47% Forscher vs. 69% Ärzte); Consultation for Data Management Proposals (37% vs. 22%); Consultation regarding Systematic Reviews (36% vs. 50%); Creation and Use of Meta Data Schemes (33% vs. 16%); Instructional Lessons at your Office, Team, or Laboratory (31% vs. 18%); Setting up Alerts for Articles (31% vs. 43%).

Zusammenfassung
Insgesamt legen die Forscher mehr Wert auf forschungs- und publikationsorientierte Services wie Research Data, Publishing, Ref Management, Visibility of Scientific Output und Express Document Delivery Service Rapidoc.

Ärzte betonten dagegen die Wichtigkeit von Schulungen und den Zugang zu Informationen wie z.B. PubMed-Einführungen, Suchstrategien, Hilfe bei Autorenverträgen, Datenbanken, Bücherwünsche und allg. Unterstützung durch ein Helpdesk.

Weitere Umfrage-Ergebnisse