Die politischen Raumkonstruktionen von Gesellschaft und Umwelt in der päpstlichen Enzyklika Laudato si‘

Beitrag von Prof‘in Doris Fuchs und Prof. Paul Reuber im neuen Sammelband zur Enzyklika

Prof‘in Doris Fuchs und Prof. Paul Reuber haben gemeinsam einen Beitrag zu politischen Raumkonstruktionen von Gesellschaft und Umwelt in der Enzyklika Laudato Si‘ im neu erschienenen Sammelband „Die Enzyklika Laudato si‘. Ein interdisziplinärer Nachhaltigkeitsansatz“ veröffentlicht.

In der Enzyklika Laudato Si‘ ruft Papst Franziskus u.a. dazu auf „die gesamte Menschheitsfamilie in der Suche nach einer nachhaltigen und ganzheitlichen Entwicklung zu vereinen“  und lädt mit seiner Schrift gleichzeitig „zu einem neuen Dialog ein über die Art und Weise, wie wir die Zukunft unseres Planeten gestalten“.
Prof‘in Fuchs und Prof. Reuber folgen diesem Ruf, indem sie aus der Perspektive der Politischen Geographie und der Politischen Ökonomie die Raumkonstruktionen von Gesellschaft und Umwelt untersuchen. Sie setzen dazu bestimmte Inhalte der Enzyklika - das Mensch-Natur-Verhältnis, die Nord-Süd-Geopolitik des Papstes sowie seine Gesellschaftsentwürfe – zu wissenschaftlichen Debatten und Ansätzen, wie bspw. zu post- und dekolonialen Ansätzen, postmodernen Konstruktionsweisen des Gesellschaft-Umwelt-Verhältnisses oder globalisierungskritischen Postwachstums-Ansätzen.

Die AutorInnen heben dabei lobend hervor, dass die Enzyklika „spannende[n] und in vielerlei Hinsicht für die katholische Kirche innovative[n] Positionierungen und Argumentationslinien“ (Fuchs/Reuber 2019, 69) enthalte. So problematisiere der Papst z.B. globale Ungerechtigkeiten, Ungleichheiten und Verteilungsströme und hebe hervor, dass trotz mancher Kritik die kirchliche Position an dieser Stelle mit ihrem Fokus auf Genügsamkeit Antworten bieten können. Insgesamt, so Fuchs und Reuber, sei Papst Franziskus, u.a. durch das Aufgreifen aktueller umwelt- und sozialkritischer wissenschaftlicher Debatten, eine „ambitionierte Analyse“ (Fuchs/Reuber 2019, 75) mit Blick auf Ungleichheiten, Machtasymmetrien und das Mensch-Natur-Verhältnis gelungen. Gleichzeitig stehen die AutorInnen den aus dieser Diagnose resultierenden Forderungen und Lösungsansätzen kritisch gegenüber: Anstatt auf „Umverteilung und Enteignung“ (ebd., 75) zu setzen, blieben diese „vor allem auf der Ebene von Spiritualität und Erziehung“ (ebd.) – dies sei mit Blick auf den Verfasser verständlich, für kritische Wissenschaftler*innen allerdings überraschend und letztlich etwas enttäuschend.
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[Quelle: Reuber, Paul; Fuchs, Doris (2019). Politische Raumkonstruktionen von Gesellschaft und Umwelt in der päpstlichen Enzyklika Laudato si‘ 2015 – ein kritischer Kommentar aus der Perspektive von Politischer Geographie und Politischer Ökonomie. In: Heimbach-Steins, Marianne und Schlacke, Sabine (Hrsg.). Die Enzyklika Laudato si‘. Ein interdisziplinärer Nachhaltigkeitsansatz?. Baden-Baden: Nomos, 55 – 76.]