Poster zu Linkon 2 im Jahr 2017
© Linkon

Archiv Linkon 2:

Programm 3. Juli 2017

10:00 Uhr  Begrüßung

10:15 Uhr  Sara Jablotschkin: Zur sozialen Bedeutung von Sprache am Beispiel von Spracheinstellungen über SprecherInnen mit migrationsbedingtem Akzent

10:45 Uhr  Philipp Cirkel: Spracheinstellungen zum Ruhrdeutschen in qualitativen Interviews

11:15 Uhr  Timo Schürmann: Regionale Variation im Gespräch – Aktuelle Fragestellungen und methodische Zugänge

11:45 - 12:45 Uhr  MITTAGSPAUSE

12:45 Uhr  Jelena Weihermüller: Wahl und Bewertung von Ehenamen im Wandel

13:15 Uhr  Katrin Liffers: Metakommunikation unter Linguistik-Studierenden – Potenzial zur Identitätskonstruktion?

13:45 Uhr  Katja Niewienda: Sprachliche Strukturen der Identitätsbildung auf YouTube

14:15 - 14:45 Uhr  KAFFEEPAUSE

14:45 Uhr  Katy Karen Cordeiro dos Santos: Emotionales Codeswitching: Sprachwahl und Emotionen bei bilingualen Liebespaaren – Eine Fallstudie

15:15 Uhr  Silvia Vogelsang: Strategien der Verständnissicherung in Gesprächen zwischen MuttersprachlerInnen und Nicht-MuttersprachlerInnen

– –

16:00 Uhr  GASTVORTRAG: Prof. Dr. Michael Beißwenger: Kooperative Schreibprozesse unter Bedingungen der Kopräsenz und online: Medialität, Prozessualität, Interaktion

 

Abstracts zu den Vorträgen:

Sara Jablotschkin

Zur sozialen Bedeutung von Sprache am Beispiel von Spracheinstellungen über SprecherInnen mit migrationsbedingtem Akzent

Eine Sprachform, bei der sich ein Akzent erkennen lässt, offenbart Hinweise auf die regionale Herkunft des Sprechers bzw. der Sprecherin. Anhand soziolinguistischer Forschungsergebnisse soll dargestellt werden, dass vor allem das Sprechen mit einem migrationsbedingten Akzent häufig negativ bewertet wird. Daraus wird deutlich, dass Sprache auch eine soziale Funktion erfüllt und die Spracheinstellungsforschung wichtige Hinweise zu der Existenz von Stereotypen, Vorurteilen und Diskrimination in einer Gesellschaft liefern kann.

Philipp Cirkel

Spracheinstellungen zum Ruhrdeutschen in qualitativen Interviews

Als Ruhrdeutsch wird allgemein die Umgangssprache des Ruhrgebietes bezeichnet. Während diese Sprachform in der Öffentlichkeit über viele Jahrzehnte als Arbeitersprache stigmatisiert und vorwiegend niedrigen sozialen Schichten zugeordnet wurde, zeigen linguistische Studien ein differenzierteres Bild. Insbesondere die Forschung der letzten zwanzig Jahre hat nachgewiesen, dass Ruhrdeutsch seinen SprecherInnen ein hohes Potenzial zur regionalen Identifikation bietet und einen festen Platz in der alltäglichen Kommunikation, unabhängig von sozialem Status, einnimmt. Anhand von Interviewausschnitten wird beispielhaft untersucht, wie junge Bewohner des Ruhrgebietes heute das Ruhrdeutsche bewerten.

Timo Schürmann

Regionale Variation im Gespräch – Aktuelle Fragestellungen und methodische Zugänge

Die Untersuchung regionaler Variation mithilfe gesprächslinguistischer Methoden ist ein in der Forschung bisher wenig behandeltes Themenfeld (vgl. Lanwer 2015; Dittmar 2010). Der Vortrag skizziert die bisherigen Themen und Fragestellungen. In der Forschung wurden vor allem die Phänomene Code-Switching und Stilisierungen in Redewiedergaben aufgegriffen. Vereinzelt werden auch Sprachbewertungen in der Interaktion betrachtet. Da-rüber hinaus stellt der Vortrag innovative methodische Verknüpfungen zwischen gesprächslinguistischen Herangehensweisen und quantitativen Verfahren vor.

Jelena Weihermüller

Wahl und Bewertung von Ehenamen im Wandel

Mittlerweile gibt es in Deutschland verschiedene Möglichkeiten zur Gestaltung von Ehenamen, also den Nachnamen, die die Partner in der Ehe annehmen. In diesem Vortrag soll beleuchtet werden, aus welchen Gründen Ehepartner ihre Entscheidung treffen und wie sich verändernde Einstellungen zu Ehe sowie neue Vorstellungen von Gleichberechtigung diese Entscheidungen beeinflussen. Diese Fragen sollen sowohl aus onomastischer als auch genderlinguistischer Perspektive beleuchtet werden.

Katrin Liffers

Metakommunikation unter Linguistik-Studierenden — Potenzial zur
Identitätskonstruktion?

Betrachtet man eine Gruppe von Linguistik-Studierenden fällt schnell auf, dass sich ein großer Teil ihrer Gespräche sowohl in der Face-to-Face-
Kommunikation als auch in der WhatsApp-Interaktion um Sprache selbst dreht. Dabei stellt sich die Frage, ob Funktionen wie Dialogorganisation, Verstehenssicherung und Akzeptanzstützung ausreichen, um das Potenzial der Metakommunikation hinreichend zu beschreiben. Im Rahmen dieses Vortrags soll der Begriff der Metakommunikation erläutert und Funktionen, die sie in der Kommunikation unter den Studierenden einnimmt, dargelegt werden.

Katja Niewienda

Sprachliche Strukturen der Identitätsbildung auf YouTube

Aktuelle Studien zu den Online-Nutzungsgewohnheiten junger Erwachsener zeigen, dass Videoplattformen wie YouTube immer stärker und vielseitiger zur Darstellung der eigenen Persönlichkeit und zum Austausch mit Gleichaltrigen aufgesucht werden. Die Individuen nehmen dabei die Rolle des Produzenten, Zuschauers und Kommentators ein. In diesem (virtuellen) Interaktionsraum finden sich Mitglieder sozialer Gruppen zusammen, die gemeinsame Interessen und Ansichten teilen. In diesem Vortrag werden die vielfältigen Partizipationsmöglichkeiten von YouTube als user generated plattform dargestellt. Aus sprachwissenschaftlicher Perspektive wird auf Interaktionspraktiken der Herausbildung einer personalen sowie einer sozialen Identität eingegangen.

Katy Karen C. dos Santos

Emotionales Codeswitching: Sprachwahl und Emotionen bei bilingualen Liebespaaren – Eine Fallstudie

Du bist eine bomba de fofura! Dass bilinguale Sprecher sich zugunsten der Affektivität häufig für eine bestimmte Sprache entscheiden, wurde bereits von Studien über Codeswitching festgestellt. Dabei entsteht jedoch die Frage, ob tatsächlich nur die L1 als Trägervarietät für die Intimität und Nähe fungiert oder ob die Notwendigkeit einer Sozialisation in L2 im erwachsenen Alter womöglich eine neue Verbindung zwischen Codeswitching und Emotionen ans Licht bringen kann. Ziel der Arbeit ist, anhand einer fünfstündigen Gesprächsaufnahme zu untersuchen, inwiefern Emotionen bei der Sprachwahl in der Kommunikation eines bilingualen Liebespaares Einfluss nehmen können.

Übersetzung: Niedlichkeitsbombe.

Silvia Vogelsang

Strategien der Verständnissicherung in Gesprächen zwischen MuttersprachlerInnen und Nicht-MuttersprachlerInnen

In Gesprächen jeglicher Art nutzen die Teilnehmenden verschiedene Strategien, um ihr Verstehen zu dokumentieren und überprüfen zu können, ob sie das von der anderen Person Gesagte richtig verstanden haben. Strategien dieser Art reichen von Hörersignalen (mhm, ja) über Reformulierungen bis hin zu expliziten Verständnisnachfragen. Wenn das Gespräch für eine der beteiligten Personen in einer Fremdsprache geführt wird, entstehen besondere Bedingungen. Im Vortrag soll betrachtet werden, wie die Teilnehmenden in solchen Gesprächskonstellationen verständnissichernde Strategien nutzen.

Gastvortrag / Keynote

Prof. Dr. Michael Beißwenger (Universität Duisburg-Essen)

Kurzbeschreibung:

In den Schulen, Universitäten und im Arbeitsleben verfasst man nur selten Texte völlig allein. Sei es durch Korrektur, Einholen einer zweiten Meinung oder gemeinsames Erarbeiten von Formulierungen und ganzen Texten, fast immer ist eine zweite oder dritte Person am Schreibprozess beteiligt. Prof. Dr. Michael Beißwenger betrachtet die komplexen Anforderungen dieses Prozesses sowohl im persönlichen Gespräch als auch in digitalen Schreibumgebungen wie GoogleDocs oder Wikis.

Abstract:

Kooperative Textproduktion unter Bedingungen der Kopräsenz und online: Medialität, Prozessualität, Interaktion

Der Vortrag behandelt Formen der gemeinschaftlichen Produktion von Texten, bei denen zwei oder mehrere Beteiligte ein textuelles Produkt herstellen, das sie gleichberechtigt als AutorInnen verantworten. Solche Formen der kooperativen Textproduktion sind komplexe Interaktionsformen, in denen Planungs-, Formulierungs-, Evaluations- und Überarbeitungsaktivitäten in Abstimmung mit anderen Beteiligten organisiert werden müssen. Zur Bewältigung dieser Aufgaben wechseln die Beteiligten systematisch zwischen mündlicher und schriftlicher Sprachproduktion, zwischen Schreiben und Lesen, und beziehen Gesprochenes auf Geschriebenes. Die Herstellung von Orientierung ist für das Gelingen des kooperativen Schreibprozesses mindestens ebenso wichtig wie die Koordination individueller Aktivitäten und die Herstellung und Sicherung einer geteilten Auffassung über das gemeinsame Tun.

Anhand eines Ausschnitts aus einer videografierten ‚konversationellen Schreibinteraktion‘ (face-to-face, handschriftlich) wird ein Modell für die Analyse kooperativer Textproduktionsprozesse zur Diskussion gestellt. Ausblickend wird skizziert, wie sich die Herausforderungen beim kooperativen Schreiben unter Bedingungen digitaler Vermittlung – konkret in Schreibumgebungen wie GoogleDocs, Wikis und Etherpads – verändern. Die Analyse und Modellierung kooperativer Schreibprozesse im digitalen Medium ist eine wichtige Voraussetzung dafür, die Kompetenzen zu identifizieren, die für eine erfolgreiche Nutzung der genannten Technologien in (immer mehr) beruflichen Kontexten benötigt werden und die im Deutschunterricht vermittelt werden müssen.

 

Der Vortrag von Prof. Dr. Michael Beißwenger beginnt am 03.07.2017 um 16 Uhr c.t.

PRESSE

Ankündigung der Fachbereichsseite

Nachwuchskongress [linkon] mit Kurzvorträgen Studierender und Gastvortrag

Pressemitteilung

Am 03.07.2017 findet bereits zum zweiten Mal die Summer School [linkon] statt. Diese wird von Studierenden des Masterstudiengangs Angewandte Sprachwissenschaft organisiert und durchgeführt.

[linkon] findet ab 10 Uhr (c.t.) im Senatsaal (Raum 102) im Schloss (Schlossplatz 2, 48149 Münster) statt. Den Höhepunkt der Veranstaltung bildet der Vortrag von Prof. Dr. Michael Beißwenger um 16 Uhr (c.t.). Der Sprachwissenschaftler der Universität Duisburg-Essen spricht zum Thema „Kooperative Schreibprozesse unter Bedingungen der Kopräsenz und online: Medialität, Prozessualität, Interaktion“.

In den Schulen, Universitäten und im Arbeitsleben verfasst man nur sehr selten Texte völlig allein. Sei es durch Korrektur, Einholen einer zweiten Meinung oder gemeinsames Erarbeiten von Formulierungen und ganzen Texten, fast immer ist eine zweite oder dritte Person am Text beteiligt. Prof. Beißwenger betrachtet die komplexen Anforderungen dieses Prozesses sowohl im persönlichen Gespräch als auch in digitalen Schreibumgebungen wie GoogleDocs oder Wikis.

Zuvor präsentieren die Studierenden in spannenden Kurzvorträgen ihre aktuellen Studienprojekte. Von Identitätsbildung über regionale Variation und Mehrsprachigkeit bis hin zu Sprachbewertungen durch Laien wird ein breites thematisches Spektrum abgedeckt Die Veranstaltung ist öffentlich und kostenlos.

Studierenden und Lehrende aller Fachrichtungen sowie Interessierte sind herzlich eingeladen. Unterstützt wird die Veranstaltung durch den Fachbereich 09 Philologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

Veranstaltungs-Nachbericht

von Philipp Cirkel, Katrin Liffers und Timo Schürmann

Am 03.07.2017 fand bereits zum zweiten Mal der Studierendenkongress [linkon] des Masterstudiengangs Angewandte Sprachwissenschaft statt. Ab 10 Uhr präsentierten die Studierenden in spannenden Kurzvorträgen ihre aktuellen Studienprojekte. Von Identitätsbildung über regionale Variation und Mehrsprachigkeit bis hin zu Sprachbewertungen durch Laien wurde ein breites thematisches Spektrum abgedeckt und angeregt diskutiert. Hauptredner des Kongresses, Prof. Dr. Michael Beißwenger (Universität Duisburg-Essen) äußerte sich lobend über das Konzept der Veranstaltung: „Ich finde das eine sehr begrüßenswerte und unterstützenswerte Initiative, die man an anderen Universitäten am besten übernehmen sollte. Wenn die Studierenden jetzt in Münster eine Tagung organisieren – und das nicht zum ersten Mal – dann finde ich das eine wunderbare Sache, um Lehre und Lernen mit Wissenschaft und Forschung zu verknüpfen“.

In seinem Gastvortrag beschäftigte er sich mit kooperativen Schreibprozessen. In Schulen, Universitäten und im Arbeitsleben verfasst man nur sehr selten Texte völlig allein. Sei es durch Korrektur, Einholen einer zweiten Meinung oder gemeinsames Erarbeiten von Formulierungen und ganzen Texten, fast immer ist eine zweite oder dritte Person am Entstehungsprozess eines Textes beteiligt. Prof. Beißwenger räumt dem kooperativen Schreiben einen wachsenden Stellenwert in den genannten Bereichen ein. In immer mehr Berufsfeldern werde beispielsweise erwartet, dass man gemeinsam Texte schreibt, etwa Dokumentationen über Arbeiten, die man im Team durchgeführt hat.

Die Anforderungen, die sich beim gemeinsamen Schreiben von Texten ergeben, sind dabei äußerst komplex. Die Akteure müssen beim Verfassen unterschiedliche Aufgaben bewältigen und aneinander ausrichten. Sie nehmen dabei gleichzeitig die Rolle von PlanerIn, SchreiberIn, LeserIn und LektorIn ein. Im Prozess der Aushandlung ist unter anderem die mündliche Flüchtigkeit eine Herausforderung. Eine Formulierung, die vor einigen Sekunden geäußert wurde, kann bereits vergessen sein, wenn sie aufgeschrieben werden soll. Diese Schwierigkeit tritt in digitalen Schreibumgebungen wie z.B. GoogleDocs nicht auf. Hier wird jegliche Arbeit am Text schriftlich festgehalten. Dabei ist jede Änderung am Text für alle Beteiligten ersichtlich. Zudem können Anmerkungen oder Formulierungsvorschläge mithilfe einer Kommentarfunktion schriftlich fixiert werden. Durch die räumliche Distanz müssen alle Kommentare zudem so gestaltet werden, dass sie ohne Nachfragen verständlich sind. Die Vermittlung von Schreibkompetenzen, die diese digitale Kommunikation erfordert, sieht Beißwenger als wichtige Aufgabe der Schulen.