Gastaufenthalt von Dr. Maryse Ndong am Germanistischen Institut

von Albina Haas

Seit Oktober 2014 kooperiert das Germanistische Institut der WWU mit der Deutschabteilung der Universität Omar Bongo in Gabun. Dies wird durch NON EU Erasmus-Programm unterstützt und gefördert. Seitens der WWU leitet Dr. Nils Bahlo die Kooperation und Dr. Maryse Ndong ist Leiterin der Partnerschaft in Gabun. Im folgenden Interview berichtet Frau Dr. Ndong über ihren ersten Gastaufenthalt in Münster.

I: Liebe Frau Ndong, Sie sind zum ersten Mal in Münster. Wie sind Ihre Eindrücke?

MN: Nach ein paar Wochen hier kann ich sagen, dass ich von Münster positiv überrascht bin. Die Stadt ist sehr schön und ich finde die Münsteraner sehr gastfreundlich und hilfsbereit. Ich war oft hier in der Stadt, und jedes Mal, wenn ich irgendwo stehe und nach Informationen frage oder Hilfe brauche, bekomme ich Hilfe und Begleitung. Ich finde es sehr positiv für eine Stadt, wenn sie so offen ist!

Das Germanistische Institut ist wirklich groß; so groß hätte ich es mir nicht vorgestellt! Ich finde, dass die Kollegen einen guten Umgang miteinander haben. Was die Uni selbst angeht, kann ich gar nicht so viel sagen, weil ich keinen direkten Kontakt habe. Der Empfang von Gastwissenschaftlern und die Gastfreundlichkeit auf Uni-Ebene sind meiner Meinung nach verbesserungswürdig. Das ist schließlich sehr wichtig, wenn man auf Internationalität zielt. Dieser Bereich sollte ausgebaut werden! An anderen Universitäten in Deutschland, an denen ich war, war das anders organisiert, freundlicher und wärmer. Man wurde persönlich empfangen und willkommen geheißen. Man hat alles getan, damit der Gast sich wohlfühlt. Hier wurde ich nur vom Germanistischen Institut willkommen geheißen. Es geht doch auch darum, ein Image einer Gesamt-Universität zu verkaufen, und da sollte sich in Münster etwas ändern.

Dr. Maryse Ndong
© Albina Haas Uni MS

I: Sie haben im Rahmen Ihres Aufenthaltes auch hier unterrichtet. Erzählen Sie bitte von Ihren Unterrichts-Erfahrungen hier bei uns am Institut.

MN: Die Erfahrung war positiv und ich war sehr beeindruckt von den Studierenden hier. Zunächst muss man sagen: Meine Seminare waren Blockseminare und wir haben den ganzen Tag gearbeitet. Ich habe wirklich gezweifelt, ob das überhaupt durchzuhalten ist. Es ist aber alles gut gegangen, und ich empfand die Studierenden als sehr aufgeschlossen und wissbegierig. Sie haben viele Fragen gestellt und wir hatten einen guten gegenseitigen Austausch. Das hat mir gut gefallen und ich bin mit meinem ersten Seminar hier sehr zufrieden.

Ich habe aber auch festgestellt, dass die Münsteraner Studierenden im Bereich der Didaktik und der Methodik von Deutsch als Zweit- und Fremdsprache nur sehr geringe Kenntnisse haben. Umso reicher war aber der Austausch, weil die Studierenden so sehr viele Fragen hatten. Wir haben mit praktischen Beispielen gearbeitet, und ich nehme an, dass es für die Studierenden eine bereichernde Erfahrung war.

I: Zum ersten Mal wird im Rahmen des Non-EU-Erasmus-Plus-Programms auch der Austausch von Studierenden aus Gabun ermöglicht. Im Wintersemester sind nun vier Studierende aus Libreville hier. Wie läuft deren Aufenthalt bis jetzt?

MN: Sie sind gut angekommen. Es gab zwar anfangs einige organisatorische Probleme, aber die haben wir schnell beseitigt. Ich finde die vielfältigen Aktivitäten, die ihnen hier durch das International Office und durch das Erasmus-Programm geboten werden, sehr positiv. Sie können so neben fachlichen auch umfangreiche landeskundliche Erfahrungen machen, was sehr wichtig für ihr Studium ist.

I: Sind zusätzlich zu dem Austausch von Studierenden noch weitere Aktivitäten geplant?

MN: Wir hoffen, dass wir nächstes Jahr eine Germanistische Instituts-Partnerschaft (GIP) beantragen können. Das wäre eine große Hilfe für uns in Gabun, denn wir haben nur ein Bachelor-Studium, aber die Studierenden müssen ihr Studium darüber hinaus fortsetzen, da wir einen großen Mangel an Lehrkapazitäten und Fachkräften haben. Wir hoffen, dass eine solche Kooperation ermöglicht, einen Master-Studiengang einzurichten. Das wäre für uns ideal. Natürlich möchten wir auch, dass deutsche Tutoren zu uns kommen. Davon profitieren beide Seiten: Deutsche Studierende machen dann ihr Auslands-Praktikum für vier oder acht Wochen bei uns und unsere Studierenden erhalten Unterricht von Muttersprachlern. Das ist für beide Seiten eine echte Bereicherung! Auslandserfahrung hat viel für sich: In seiner gewohnten Umgebung arbeitet man anders als außerhalb. Man bringt außerhalb gemachte Erfahrungen mit zurück und bereichert so die Art und Weise, wie man zu Hause lehrt. Man kann dann in allen Bereichen sehr viel Interkulturelles machen, sei es sprachwissenschaftlich oder didaktisch. Das ist immer einen Versuch wert!

Unterrichtserfahrungen in Deutschland
© Albina Haas Uni MS

I: Welchen Stellenwert hat denn die Germanistik und die deutsche Sprache in Gabun?

MN: Deutsch hat einen sehr hohen Stellenwert. Wegen des großen Lehrermangels ist die Ausbildung von Deutschlehrern sehr wichtig; der Stellenmarkt ist groß und offen.

An Gymnasien oder Colleges wird Deutsch in der Regel als zweite Fremdsprache unterrichtet. Die erste Fremdsprache ist Englisch, und dann hat man die Möglichkeit, zwischen Deutsch, Spanisch, Italienisch und Arabisch zu wählen.

I: Vielen Dank für das Gespräch!

MN: Ich bedanke mich! Ich hoffe, dass diese Kooperation weiter besteht und beide Universitäten davon profitieren. Ich glaube übrigens auch, dass man die Kooperation sogar auf andere Bereiche erweitern könnte, z.B. auf die Anglistik oder gerade auch auf die Romanistik, denn in Gabun ist die Landessprache Französisch. Da könnten sicher auch viele Romanistik-Studierende bereichernde Erfahrungen machen.