Literarischer Wettstreit im Ägypten der Mamlukenzeit
Shamsaddīn an-Nawāǧī (ca. 1386–1455) war im mamlukenzeitlichen Ägypten berühmt für seine Sammlungen von Liebes- und Weindichtungen. An-Nawāǧī war jedoch nicht nur Herausgeber von literarischen Anthologien, sondern selbst ein angesehener Dichter. Daneben lehrte er in Kairos Madrasas, den Schulen für islamische Wissenschaften, adab-Literatur sowie die Überlieferungen der Aussagen und Handlungen des Propheten Mohammeds (ḥadīṯ), welche, neben dem Koran, die Grundlage für die Rechtsnormen des islamischen Gesetzes darstellen.
Die Konferenz "The Racecourse of Literature. An-Nawāǧī and His Contemporaries" beschäftigt sich mit den bisher wenig untersuchten Schriften an-Nawāǧīs. Dabei werden auch die Werke einiger seiner Zeitgenossen, wie Ibn Ḥiǧǧa und Ibn Ḥaǧar al-ʿAsqalānī, in den Blick genommen, denn die Dichter dieser Epoche sahen sich durchaus als Konkurrenten und standen in einem fortwährenden literarischen Wettbewerb zueinander.
Die Leibnizpreis-Forschungsstelle "Arabische Literatur und Rhetorik Elfhundert bis Achtzehnhundert" (ALEA) widmet sich der weitgehend vernachlässigten arabischen Literatur späterer Jahrhunderte. ALEA hat es sich zum Ziel gemacht, die Schlüsseltexte dieser Zeit zu editieren und zum Gegenstand wissenschaftlicher Forschung zu machen. So konnte das bisher vorherrschende Dekadenzkonzept bezüglich dieser Jahrhunderte bereits revidiert werden. Tatsächlich lässt sich von einer literarischen Blütezeit in Syrien und Ägypten im 13. und 14. Jahrhundert sprechen, in welcher die komplexesten und raffiniertesten Texte entstanden.
Die Konferenz findet am 04. und 05. Mai im Institut für Arabistik und Islamwissenschaft (Schlaunstraße 2, 2. Etage) statt. Interessierte sind herzlich eingeladen!