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Neue Äthiopien-Spezialbibliothek am Institut für Ägyptologie und Koptologie

Karin von Lüpke, Klaus Dornisch und Angelika Lohwasser vor der Vitrine mit Erinnerungsstücken aus Äthiopien, auf dem Foto: Hans von Lüpke
Karin von Lüpke, Klaus Dornisch und Institutsdirektorin Angelika Lohwasser (v.l.n.r.) vor der Vitrine mit Erinnerungsstücken aus Äthiopien, auf dem Foto: Hans von Lüpke
© Fitzenreiter

Als der Orientalist Enno Littmann 1906 die Deutsche Aksum-Expedition in Abessinien (heute Äthiopien) durchführte, war der Architekt, Bauforscher und Fotograf Theodor von Lüpke (1873 - 1961) einer der wichtigsten Teilnehmer. Er war verantwortlich für die fotogrammetrische Dokumentation und fertigte außerdem Zeichnungen an, vor allem von Bauwerken. Zur Vorbereitung der Expedition und späteren Publikation begann er, Fachliteratur zu sammeln. Da eine wissenschaftliche Beschäftigung mit Abessinien um die Jahrhundertwende erst in den Kinderschuhen steckte, waren es vor allem Reiseberichte, die in seine private Bibliothek Einzug fanden.

Nach dem Tod Theodor von Lüpkes ging vieles aus seiner Bibliothek an seinen Enkel Hans von Lüpke (1941 - 2020) über, der diese zwar nicht von Berufs wegen - er war als Jurist bei der Bundesanstalt für Arbeit beschäftigt - dafür aber aus vollem Interesse weiter ausbaute. Auch Literatur zur Peripherie von Abessinien, vor allem Jemen und Sudan, sammelte er. So fanden einige Raritäten Eingang in die Regale. Als Hans von Lüpke in diesem Frühjahr starb, war es ein Anliegen seiner Witwe, Karin von Lüpke, diesen wissenschaftlichen Schatz an eine Institution zu übergeben, die eine Zugänglichkeit gewährleistet. Ein enger Freund der Familie ist Klaus Dornisch, Klassischer Archäologe in Nürnberg, und Äthiopien-Experte: Sein 2015 erschienenes Buch "Sagenhaftes Äthiopien: Archäologie, Geschichte, Religion" erhielt anlässlich der Neuauflage 2020 den ITB BuchAward. Er nahm Kontakt zum Institut für Ägyptologie und Koptologie der Universität Münster auf, an dem die Idee einer Erweiterung der Institutsbibliothek auf großes Interesse stieß. Denn einerseits gehören die prä-aksumitischen Kulturen zur Peripherie des antiken Sudan, einem Forschungsschwerpunkt des Instituts, und andererseits ist Abessinien das einzige seit der Spätantike durchgehend christliche Reich Afrikas, was eine Beziehung zur Koptologie herstellt.

Am 12. Oktober 2020 konnten etwa 18 Regalmeter Bücher in Münster übernommen werden. Die Einarbeitung in die Bestandsbibliothek wird zügig vorgenommen, sodass viele Bücher zu "Äthiopien und Umgebung" bald Studierenden sowie Interessierten aus anderen Fächern zur Verfügung stehen werden.

Institut für Ägyptologie und Koptologie