Archiv der Kategorie: Open Access

PeerJ: All you can publish

Der Trend zu Open Access hat zur Gründung neuer Zeitschriften und Verlage geführt. Die bekanntesten in den Biomedical & Life Sciences sind BioMedCentral (Gründer: Vitek Tracz, 2008 an Springer verkauft) und PLoS (Gründer: Nobelpreisträger Harold Varmus u. Peter Binfield, s.u.). Während BioMedCentral noch ziemlich traditionell eine Suite von zahllosen Einzeltiteln ins Leben rief, gelang PLoS mit PLoS ONE ein (disruptiver) Quantensprung. PLoS One war das erste einer neuen Art von Zeitschriften, die vielfach auch Megajournals genannt werden. Megajournals zeichnen sich durch folgende Kriterien aus: fachübergreifend, keine editorielle Einschränkung, Auffangbecken für abgelehnte Artikel aus (höherrangigen) Zeitschriften des Verlags, schneller Durchlauf, Article Level Metrics.

PLoS One war mit dieser Politik sehr erfolgreich und wurde in wenigen Jahren mit 50.000 publizierten Artikeln (über 20.000 im Jahr) zur größten Zeitschrift der Welt. So ganz nebenher bewies PLoS One, dass das Geschäftsmodell des artikelbezahlten Open Access sehr erfolgrech sein kann. Diese Erkenntnis hat zu zahlreichen Neugründungen etablierter Verlage geführt, die PloS One das Feld natürlich nicht gerne alleine überlassen wollten:

Eine umfangreiche Liste von Megajournals (mit APCs) hält die Bibliothek der Universität Berkeley vor.

Die vorletzte Neugründung war eLife, ein Gemeinschaftsprodukt von MPG, Wellcome Trust und Howard Hughes Medical Institute (keine APC!); die letzte Neugründung ist PeerJ, das am 3. Dezember die ersten Submissions entgegennimmt.

PeerJ
PeerJ ist deswegen so interessant, weil es sich im Vergleich zu allen obigen Megajournals um ein neues Geschäftsmodell handelt, das wiederum einen disruptiven Charakter hat: Statt eine Article Publication Charge (APC) für jede Veröffentlichung zu nehmen (die Rejections sind ja meist umsonst), kann man bei PeerJ nach der Bezahlung einer One-Time-Fee lebenslang umsonst publizieren. Der Slogan von PeerJ lautet denn auch „Pay once, publish for life“, von Nature schnell umgedichtet zu: „All you can publish“.

Neben PeerJ (einer peer-reviewten akademischen Zeitschrift) bietet PeerJ auch noch eine pre-print Zeitschrift bzw. pre-print Server mit Namen PeerJ PrePrints an. Beide richten sich an die „biologischen und medizinischen Wissenschaften“.

Open Access & Peer review
PeerJ legt (natürlich) höchsten Wert auf die Feststellung, dass es sich nicht um eine Eintagsfliege ohne Peer Review handelt, sondern wirbt ausdrücklich mit „Open Access & Peer review“, dazu gibt es 5 Nobelpreisträger im (distinguished) Editorial Board und einen ebenso distingierten Vorstand: Peter Binfield (ehemals PLoS ONE), Jason Hoyt (ehemals Mendeley) und … tatatata … Tim O’Reilly (Chef von O’Reilly Media Inc).


Kostenplan von PeerJ

Das einzigartige bei PeerJ ist der Kostenplan (s.o.): Für eine einmalige Zahlung von $99 kann man ein Paper im Jahr bei PeerJ veröffentlichen – lebenslang. Wenn man erst nach der Annahme eines Papers bezahlen möchte, um nicht umsonst bezahlt zu haben, dann kostet es mit $129 nur $30 mehr.

Neben dem lebenlangen und (bis auf die Einmalzahlung) kostenfreien Publizieren sind die sensationell niedrigen Gebühren der größte Eyecatcher bei PeerJ, der auch für die größte Verwunderung sorgt: Wie kann sich so ein Geschäftsmodell nur tragen? Dafür gibt es mehrere Gründe, so findet man z.B. im Kleingedruckten folgenden offenherzigen Hinweis:

However, do be aware that every author has to be a paying member before we will start the production process on your paper. In addition, don’t forget that we ask every member to contribute one review to our community every 12 months, or risk their membership lapsing.

Bei einer durchschnittlichen Autorzahl von 7 (z.B. in PNAS) würde dies bedeuten, das PeerJ für den ersten Artikel 7*129 = $903 einnehmen würde. Zum Vergleich: BiomedCentral startete 2004 mit $500. Die betrifft zwar nur die Einnahmen des ersten Jahres, aber wenn sich die Zahl der PeerJ-Autoren jedes Jahr auch nur verdoppelt, dann sinkt der Verlust für Publikationen von Altautoren jedes Jahr um 50%. Fragen Sie bitte einen Betriebswirtschaftler nach den Details, ich bin leider keiner …

Und der zweite Hinweis: Ebenso wie bei BMC ist es auch bei PeerJ zu erwarten, dass nach einer anfänglichen Phase des kreativen Kundenfangs die Preise ansteigen werden. BMC hat bei einigen Titeln bereits die Marke von $2.500 (2.000€) überschritten und auch bei PeerJ sind zukünftige Kostensteigerungen nicht ausgeschlossen – ich erwarte die erste bereits in einem Jahr.

Publikationsfond der Uni Münster übernimmt keine APC > 2.000 Euro

Wenn Sie im Vertrauen auf den Publikationsfond der Uni Münster ihre Manuskripte bisher munter bei Open Access – Verlagen eingereicht haben, sollten Sie das Folgende bitte aufmerksam lesen:

Open Access und Open Access ist nicht dasselbe. Zu denken, dass alle Biomed Central-Titel Open Access und damit förderungswürdig sind, ist z.B. ein Trugschluß: Es gibt einige Biomed Central-Zeitschriften, die zwar alle ihre Research Paper frei zur Verfügung stellen, aber eben nicht die übrigen Paper. Deshalb müssen diese Zeitschriften von Bibliotheken kostenpflichtig subskribiert werden. Publikationen in solchen so genannnten „Hybridjournalen“ werden vom Publikationsfond der Uni Münster nicht übernommen – Hybridjournale sind für die fördernde DFG ein Ausschlußkriterium.

Das zweite Ausschlußkriterium ist die APC, die Article Publication Charge. Wenn diese über 2.000€ steigt, ist ebenfalls Schluß mit der Förderung.

Aus beiden folgt, dass Publikationen in den bekanntesten Biomed Central-Titel Genome Biology und Genome Medicine strong>nicht gefördert werden können: Zum einen sind dies Hybrid-Journale, da nicht alle ihre Artikel Open Access sind, die Zeitschrift also kostenpflichtig abonniert werden muss. Zum anderen ist die APC für diese beiden Titel stetig gestiegen (Abb. siehe oben) und beträgt seit kurzen 2.025 Euro – liegt also über der von der DFG im Open Access-Programm gezogenen Grenze.

Wenn man sich alle BMC-Submissions von Forschern der Uni Münster in den letzten 3,5 Jahren anschaut (Abb. siehe oben), dann sieht man, dass die APC von durchschnittlich 1.050 Euro in 2008 auf 1.450 Euro in 2012 gestiegen ist – jedes Jahr also ziemlich genau 100 Euro mehr.


Mit dem Open Access-Programm Publizieren unterstützt die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) wissenschaftliche Hochschulen bei der Einrichtung von Publikationsfonds, aus denen die Hochschulen die bei der Veröffentlichung von Artikeln in Open-Access-Zeitschriften anfallenden Publikationsgebühren finanzieren können.

Foto: Logo von Genome Biology (c) Biomed Central

Kostenübernahme für Publikationen in Open Access Journalen

Rechtzeitig zur Open Access-Woche hat die DFG die Förderung von Open Access-Publikationen an der Universität Münster bis Februar 2013 verlängert.

Die Kostenübernahme für Publikationen in BiomedCentral-, PLOS- oder sonstigen in Frage kommenden Zeitschriften* ist damit vorerst gesichert.

* Exkludiert sind Hybridjournale und Journale, die Publikationsgebühren > 2000 Euro verlangen. Die Open-Access-Zeitschrift muss die im jeweiligen Fach anerkannten, strengen Qualitätssicherungsverfahren anwenden (z.B. Zeitschriften, die im Directory of Open Access Journals verzeichnet sind) und nicht zu den obskuren Open Access-Verlagen gehören. Siehe: http://www.ulb.uni-muenster.de/service/publizieren/publikationsfonds.html


Seit 2004 bekommen alle Wisssenschaftler der Uni Münster finanzielle Unterstützung für das Veröffentlichen von Artikeln in Open-Access-Zeitschriften. Seit 2011 hat die Universität dazu mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft einen Publikationsfonds für die Finanzierung von Open Access-Artikelgebühren eingerichtet. Sie gehört damit zu den ersten Universitäten in Deutschland, die eine Förderung im neuen Programm “Open Access Publizieren” der Deutschen Forschungsgemeinschaft erhalten.

Mit Hilfe der Universitätsbibliothek: Das eigene E-Journal publizieren

Vor kurzem habe ich erklärt, wie man eine eigene Open Access-Zeitschrift gründet. Nun weist mich die Universitäts- und Landesbibliothek daraufhin, dass ich Eulen nach Athen tragen würde, da es ein profesionelles System bereits an der WWu geben würde, Open Access-Zeitschriften zu publizieren.

Mit dem Verwaltungssystem Open Journal Systems betreibt die Unibibliothek eine Plattform für die Publikation Ihrer E-Journals. Open Journal Systems ist eine weltweit verbreitete Open Source Software, die die effiziente Verwaltung und Organisation einer Online-Zeitschrift ermöglicht. Das Layout der Zeitschrift ebenso wie der Redaktionsprozess können individuell angepasst werden. Open Journal Systems wird von The Public Knowledge Project weiter entwickelt.

Als Angehöriger der Universität Münster können Sie Ihr eigenes E-Journal publizieren und den redaktionellen Prozess mit Open Journal Systems verwalten.

Gerne richten wir für Ihre Zeitschrift einen Zugang zum Open Journal Systems ein und helfen Ihnen bei der Anpassung und Einarbeitung in das System. Auch während des Betriebs stehen wir Ihnen unterstützend zur Seite.

Kontakt:
Dr. Stephanie Klötgen – Tel.: 0251-8325528
Dr. Viola Voß – Tel.: 0251-8325556
openaccess@uni-muenster.de

Gründe deine eigene Open Access-Zeitschrift

An der Fakultät Medizin gibt es einige Wissenschaftler, die editor-in-chief hochrangiger Fachzeitschriften sind. Ihnen geht es nicht ums Geld oder die Karriere, sondern sie wollen die Zeitschrift und die Forschung auf ihrem Fachgebiet voranbringen. Mit ihren Verbesserungswünschen stehen sie bei den Verlagen, die ihre Titel herausbringen, oft vor verschlossenen Türen. Dort herrschen vielfach Unverständnis, Unfähigkeit und Unwillen: Man hat kein offenes Ohr für die Forscher mehr, wie auch der Marketingdirektor von Nature, David Hoole, einräumen musste:

Es besteht die Gefahr, dass der Kontakt mit dem Wissenschaftler – die eigentliche Stärke des Verlagswesens – auf dem Altar einer ausschließlichen Profitfixierung geopfert werden könnte.

Bei der Profitfixierung sind die Verlage gut, die Zeitschriftenpreise sind stetig gestiegen und man kann nichts dagegen unternehmen, da es alles de-facto Monopole sind.

Am liebsten würde man die Zeitschrift selber publizieren, doch der Verlag rückt die Rechte an dem Titel (und damit ist der Impakt Faktor verbunden!) nicht heraus oder wenn, dann zu aberwitzigen, nicht selten siebenstelligen Summen. Wenn wundert’s? Das wissenschaftliche Publikationswesen ist die Lizenz zum Geld drucken, und wer würde schon seinen Dukatenesel ziehen lassen?

Die logische Schlußfolgerung ist, selber eine Zeitschrift zu gründen. Möglichst als Open Access, mit möglichst schnellen Publikationszeiten, Aufnahme in PubMed und einem Impact Faktor – aber möglichst ohne Verlag. In der Chemie und der Physik gibt es Beispiele für solche hochrangigen Neugründungen, das Pendant in der Medizin (German Medical Science) hat jedoch – obwohl früh gestartet – noch keine Impact Faktoren aufzuweisen. Man kann natürlich auch Independent Journal Editor bei BioMed Central (jetzt Springer) werden, aber trotz „independent“ gehören die Rechte an der Zeitschrift ausschließlich dem Verlag.

Um Ihnen dabei zu helfen, eine selbständige, unabhängige Open Access-Zeitschrift zu gründen, hat Martin Paul Eve, ein Doktorant an der University von Sussex, folgende fünfteilige Anleitung geschrieben: Starting an Open Access Journal: a step-by-step guide:

This guide is for academics who want to establish their own journals that are:

– Peer reviewed, in a traditional pre-review model
– Open Access and free in monetary terms for authors and readers
– Preserved, safe and archived in the event of catastrophe or fold
– Reputable: run by consensus of leaders in a field

Wie immer, ist auch die Unibibliothek nicht untätig geblieben und hält ein eigenes Angebot bereit, eine Open Access-Zeitschrift zu publizieren.

Finanzielle Unterstützung für das freie Publizieren an der Uni Münster

Unter dem Titel: Wissenschaftstransfer statt Geheimwissen. Wer in freien Magazinen publiziert, muss Forschungsgeld opfern schreibt Gianna-Carina Grün in der ZEIT über die Frage, ob Verlage den Zugang zu dem Forscherwissen durch eine Paywall versperren dürfen und wieso viele Forscher Open Access fordern, obwohl Bibliotheken für den Zugang zu Science oder Nature bezahlen.

Welchen Erfolg haben Open-Access-Initiativen in den USA, Großbritannien und Deutschland, die freien Zugang zu Ergebnissen fordern, die aus öffentlich geförderter Forschung resultieren?

Seit 2004 unterstützt das Dekanat Medizin und die Zweigbibliothek Medizin das freie Publizieren bei BioMed Central.

Seit 2011 bekommen alle Wisssenschaftler der Uni Münster finanzielle Unterstützung für das Veröffentlichen von Artikeln in Open-Access-Zeitschriften. Die Universität hat dazu mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft einen Publikationsfonds für die Finanzierung von Open Access-Artikelgebühren eingerichtet. Sie gehört damit zu den ersten Universitäten in Deutschland, die eine Förderung im neuen Programm “Open Access Publizieren” der Deutschen Forschungsgemeinschaft erhalten.

Bekenntnis zu Open Access: WWU Münster unterstützt freien Zugang zu wissenschaftlichen Informationen

In diesem Frühjahr hat das Rektorat eine Open Access-Erklärung beschlossen. Darin ermutigt und unterstützt die Westfälische Wilhelms-Universität ihre Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die Ergebnisse ihrer Forschungsarbeit frei zugänglich zu machen. Zudem hat die Universität die „Berliner Erklärung über den offenen Zugang zu wissenschaftlichem Wissen“ unterzeichnet. Damit setzt sie sich für die Stärkung einer nachhaltigen Wissenschaftskommunikation im Sinne von Open Access ein.

Schneller und direkter Zugriff auf wissenschaftliche Informationen ist eine wichtige Grundlage für exzellente Forschung und ein interdisziplinäres Arbeiten. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf der ganzen Welt setzen sich daher für Open Access-Publikationsmodelle ein, die allen Menschen einen freien und gleichberechtigten Zugang zu wissenschaftlicher Fachinformation und Literatur ermöglichen und gleichzeitig für die optimale Verbreitung von Forschungsergebnissen sorgen. Es haben sich zwei Publikationswege entwickelt: Über den „Goldenen Weg“ wird direkt in Open Access-Zeitschriften oder auf Dokumentenservern veröffentlicht; beim „Grünen Weg“ werden bereits in kostenpflichtigen Medien publizierte Forschungsergebnisse zusätzlich auf einem Open-Access-Dokumentenserver hinterlegt. Die WWU empfiehlt daher den Autorinnen und Autoren der Universität, sich bei Verlagsverträgen das Recht zur weiteren elektronischen Nutzung ihrer eigenen Werke zu sichern.

Mit dem Dokumentenserver der Universitätsbibliothek stellt die WWU eine zentrale Plattform zur Verfügung, auf dem Open Access-Publikationen gespeichert, präsentiert und archiviert werden können. Die ULB bietet darüber hinaus zahlreiche Dienstleistungen rund um das Thema Open Access an: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können in der Reihe „Wissenschaftliche Schriften der WWU Münster“ sowohl digital als auch in Print-Form publizieren, und aus einem Publikationsfonds können Mittel für Beiträge in Open Access-Zeitschriften („Goldener Weg“) beantragt werden. Die Bibliothek bietet zudem Unterstützung beim digitalen Publizieren, bei der Herausgabe von online-Zeitschriften und steht als Ansprechpartner für alle Fragen zur Verfügung.

Kontakt
Dr. Stephanie Klötgen (Tel. 83-25528)
Dr. Viola Voß (Tel. 83-25556)
openaccess@uni-muenster.de

Weitere Informationen

Open Access Erklärung der WWU
Berliner Erklärung
Digitales Publizieren und Open Access
Publikationsfonds
Wissenschaftliche Schriften der WWU Münster

[aus ULB Münster]

Foto: Gemmerich at Flickr

Universelles (Artikel)Leben jenseits von Fachzeitschriften

Mit SpringerPlus hat nun nach BMJ (BMJ Open), Cell Press (Cell Reports), Nature (mit Nature Communications, Scientific Reports) und Sage (SAGE Open) auch der weltweit zweitgrößte Wissenschaftsverlag ein „Konkurrenzblatt“ zu PLoS One herausgebracht. PLoS One ist mit knapp 14.000 Artikeln im Jahr mit Abstand die größte Zeitschrift der Welt (mit einem ob der breiten Streuung überraschend hohem ImpactFaktor von 4,4). Das Angebot, a) einfach Alles, b) nicht themengebunden und c) u.U. auch noch Open Access zu publizieren, was u.U. anderswo einem vielleicht strengeren Peer Review nicht standgehalten hat (hätte), hat zu einer beachtlichen, ja explosiven Nachfrage geführt. Insgesamt nicht weniger als neun professionelle Fachgesellschaften und Verlage wollten darum auch etwas von dem großen Kuchen abhaben und sind auf den Zug aufgesprungen. Mit Elsevier und Wiley stehen die verbliebenen Wissenschaftskonzerne vermutlich bereits in den Startlöchern.

SpringerPlus muß sich erstmal durchsetzen auf dem umkämpften Markt und startet mit einem Article Publication Charge von 850 Euro – ein wahrer Kampfpreis, rund $200 weniger als PLoS One.

Als BioMed Central Member Institution ist die Universität Münster automatisch auch SpringerPlus Member, was bedeutet, dass die Publikationskosten von der ULB Münster übernommen werden würden.

American Chemical Society on Campus

Unter dem Titel ACS on Campus, University of Münster findet am 20. März 2012 eine Veranstaltung am Fachbereich Chemie statt (Hörsaal C2 an der Wilhelm-Klemm-Straße). Prof. Dr. Jan Andersson und Prof. Dr. Ernst-Ulrich Würthwein vom Fachbereich Chemie & Pharmazie der WWU Münster laden auch und gerade die Mediziner dazu ein:

Am 20. März wird die American Chemical Society zum ersten Mal in Europa eine in den USA bereits sehr beliebte Veranstaltung anbieten. Wegen seiner hervorragenden Voraussetzungen wurde der Fachbereich Chemie und Pharmazie der WWU für diese Europa-Premiere ausgewählt und Sie haben die Chance dabei zu sein!

An diesem Tag bietet die ACS eine Reihe von Seminaren und Informationsveranstaltungen an. Dabei stehen auch für die Studierenden wichtige Themen in Zentrum: Wie kommuniziere ich meine Forschungsergebnisse? Wie schreibe und redigiere ich meine Veröffentlichungsmanuskripte? Wie kann ich noch effektiver mit der chemischen Literatur umgehen? Im Journal of the Future-Panel diskutieren Experten über neuartige Methoden des Publizierens und des Peer Review, darunter der Leiter der ZB Med, Dr. Oliver Obst.

Außerdem bietet der Tag Gelegenheit, sich über Karrieremöglichkeiten nach dem Examen im Gespräch mit ganz unterschiedlichen Fachleuten zu informieren. Aus der Industrie, Behörden und Hochschulen kommen Berufstätige und berichten über ihre Erfahrungen und geben Ihnen Tipps für die eigene Karriere.

Der Tag ist so angelegt, dass die Besucher viele Möglichkeiten haben, sich mit den Referent/innen zu unterhalten. SciFinder-Recherchen werden direkt am Rechner geübt und es werden viele Tipps gegeben, wie man seine Literaturrecherche verbessern kann. Die Teilnehmer können sogar vorab eigene Fragestellungen an die SciFinder-Trainer einsenden, auf die in der Veranstaltung individuell eingegangen werden soll.

Die Vortragenden kommen sowohl aus den USA als auch aus Deutschland. Die Tagungssprache ist Englisch – eine hervorragende Möglichkeit, die eigenen Sprachkenntnisse anzuwenden und zu verbessern.

Die Teilnahme (einschließlich Mittagessen) ist umsonst, aber eine vorherige Anmeldung ist notwendig.

Obacht: Open Journal of Preventive Medicine

Zum Thema Obskure Open Access-Verlage erreichte mich heute obiges Call for Paper (Anklicken zum Vergrössern). Ich verkneife mir zu überprüfen, ob alle auf dem Editorial Board wissen, dass sie auf dem Editorial Board sind, und sage nur frei nach Groucho Marx:

Ich möchte nicht in einer Zeitschrift publizieren, die mich als Autor akzeptiert.

Obskure Open Access-Verlage

Open Science, Open Minds, dem griffigen Slogan des kroatischen Intech Verlags möchte man gerne noch „Open Wallets“ hinzufügen, denn hier geht es ums Geld. Für das wissenschaftliche Publikationswesen bedeutete Open Access nach langer Zeit mal wieder ein vollkommen neues Geschäftsmodell. Und wie alle neuen Geschäftsmodelle wurde auch Open Access nach kurzer Zeit von dubios agierenden Trittbrettfahrern ohne jeden wissenschaftlichen Anspruch zum reinen Geldverdienen benutzt:

Das Spannende an dem „Bentham-Fall“ ist, dass offensichtlich jedes Geschäftsmodell seine Betrüger hat. Jede neue Möglichkeit, Geld zu verdienen (und die Verknüpfung von publikationsabhängigen Forschern und kostenpflichtigem Open Access ist definitiv eine glänzende Geschäftsidee), zieht ihr spezifisches Betrugsmodell nach sich.

Dies hat obskure Verlage wie Pilze aus dem Boden schiessen lassen, eine gute Übersicht finden Sie in Beall’s List of Predatory, Open-Access Publishers. Deren Geschäftsidee: Gegen 500, 1000 oder 2000 Euro publizieren sie alles, was man ihnen zusendet, in Zeitschriften mit wohlklingenden Titeln wie International Journal of Medicine and Medical Sciences, von denen nie jemand etwas gehört hat und hören wird. Die Publikation dient alleine der Publikation – dem Zitat, das man seiner Vita anhängt. Ein Peer-Review findet meist nicht statt, das Editorial Board ist ein einziger Fake, ein Lektorat gibt es nicht. Stattdessen wird das Manuskript 1:1 auf die Webseite gestellt. In letzter Zeit werden Forschungsarbeiten auch zunehmend in Sammelbänden publiziert, meist ohne inneren Zusammenhang und Editorial; das Prinzip ist dasselbe.

Just because a journal is Open Access doesn’t make it legitimate or high quality. [Jeffrey Beall]

Über die diversen Angebote im Web kann sich jeder selbst informieren; ein simples Googlen nach dem Verlag oder seinen Zeitschriften offenbart recht schnell, ob es sich um einen renommierten Verlag mit gut zitierten Titel in PubMed handelt oder um einen reinen Abzocker, einen Trittbrettfahrer auf der Open Access-Welle, dessen Publikationen nie und nimmer zitiert werden und auch nicht in den bekannten Literaturdatenbanken auftauchen. Ein gutes Merkmal sind die Anzahl der Artikel pro Zeitschriftenheft (meist sehr wenige, wenn überhaupt). Fallen Sie nicht auf künstlich aufgeblasene Zugriffszahlen herein, die eine aktive wissenschaftliche Leserschaft vorgaukeln.

Obwohl: Es ist ja kein wirklicher Betrug. Jeder hat doch das bekommen, was er wollte: Der Verlag die Autorengebühr, der Autor die Publikation. Und jeder konnte sich vorher informieren, was er da einkauft. Trotzdem sollte man als Autor gut aufpassen, in welchem Umfeld man seine Arbeit publiziert. Das kann sich durchaus auf Karriere, Klinik oder Fakultät negativ auswirken.

Ein starkes Argument
Die Universität Münster bezahlt aus Ihren DFG-geförderten Publikationsfond nur Open-Access-Zeitschriften, welche die im jeweiligen Fach anerkannten, strengen Qualitätssicherungsverfahren anwenden wie z.B. PLOS- oder BiomedCentral-Journale.

Merke: Nicht überall, wo Open Access drauf steht, ist gute Forschung, gutes Peer Review, gute ImpactFaktoren drin!