Archiv der Kategorie: Allgemeines

Rückblick 2020, Vorschau 2021

Liebe Nutzer*innen der Zweigbibliothek Medizin,

das vergangene Jahr 2020 ist für uns alle anders geworden, als wir es uns noch am Jahresanfang 2020 gedacht haben…
Die Bibliothek musste im ersten Lockdown geschlossen werden und konnte erst 47 Tage später wieder für die Ausleihe öffnen. 103 Tage dauerte es, bis – dank niedriger Fallzahlen – wieder in einem eingeschränkten Betrieb Arbeitsplätze angeboten werden konnten. Dieser Service wurde sehr gut angenommen, wenn auch im Herbst die Nutzungszahlen zurückgingen (war vielleicht die überreichliche Durchlüftung in Kombination mit der Mundschutzpflicht am Arbeitsplatz der Grund?). Die Lernplätze fielen im zweiten Lockdown dann leider wieder weg, die Ausleihe aber nicht – hier haben wir aus den Erfahrungen gelernt und eine sichere Bestell- und Ausleihmöglichkeit geschaffen. Auch die elektronischen Bücher und Lernportale wurden und werden weiterhin sehr gut genutzt – hier waren wir schon immer gut aufgestellt und konnten seit März einen deutlichen Zuwachs bei der Nutzung feststellen. Im Rahmen von easystudium wurden alle Erstis per Zoom in die Welt der Onlinemedien eingeführt. Diejenigen ohne Tablet wurden mit iPads ausgestattet – so haben nun alle (fast) die gesamte Bibliothek bei sich zu Hause auf dem Schreibtisch liegen oder unterwegs zur Verfügung.

Alle Einschränkungen haben Sie mit großer Geduld angenommen, Abstände eingehalten und sorgfältig die Corona-Zettel für eine eventuelle Nachverfolgung ausgefüllt – dafür gebührt Ihnen ein herzliches Dankeschön!

Wir alle hoffen auf eine Besserung der Zustände, die uns einen normaleren Bibliotheksbetrieb ermöglichen. Die nahe Zukunft bleibt ungewiss, doch sicherlich wird sie sich – mit ihrer aller Hilfe – im Laufe des Jahres bessern. Mit Begeisterung und Stolz haben wir die vielen, vielen Initiativen unserer Medizinstudierenden verfolgt, wo auch immer – sei es in der Krankenversorgung, als Containment Scouts oder Einkaufshilfe – ihren freiwilligen und solidarischen Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie zu leisten.
Das Team der Zweigbibliothek ist weiterhin rund um die Uhr für Sie vor Ort, per Telefon oder E-Mail für Sie da, wir kümmern uns gerne um Ihre Anliegen. Bitte behalten Sie unbedingt unsere Homepage, sowie die der Zentralbibliothek im Auge, um immer aktuell informiert zu sein – auch gerade über unsere Öffnungszeiten, die sich je nach Inzidenzlage ja ändern können.

Bleiben Sie gesund und starten Sie gut in das Jahr 2021!
Ihr Team der Zweigbibliothek Medizin

PS: Wir freuen uns sehr für die Studis, wenn das Leben normaler wird. Denn die Studienzeit wird nicht nur in der ZB Med zum Lernen verbracht, sondern dann auch an anderen Orten. 😉

 

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Foto: (c) chanpipat at shutterstock

Buchkritik: Jenny Milewski


Der Protagonist des Erstlings von Jenny Milewski ist Jonas Lerman, Autor mehrerer Bücher, die um die Person Carl Cederfeldt gebaut sind, einem Chirurgen, der seine fachlich erworbenen Fähigkeiten in die recht extreme Freizeitgestaltung des Serienmords einbringt.

Das Buch von Jenny Milewski trägt den Titel Skalpelltanz, gleich dem ersten Buch ihres Protagonisten Jonas Lerman. Der Autorin gelingt es langsam eine konstante Spannung zu erzeugen, in der die Realität fraglich wird, da Jonas Lerman die Kontrolle über sein Leben zu verlieren scheint. Er hat keine Schreibblockade, nein, aber jene Bilder, die ihn zum Schreiben brachten, tauchen nicht mehr auf. Stattdessen Stimmen in seinem Kopf. Eine Psychose? Nein, auch keine Schizophrenie. Beides schliesst Stefan Forslund (macht in Coaching) aus, der im weiteren Verlauf dieses Thrillers Lerman hilfreich unterstützt (mit Atemtechniken und Visualisierungen).
Auch darob gelingen Jonas Lerman wieder ein paar Seiten, gewohnt brutal-sadistisch, um hernach zu realisieren: es hat sich tatsächlich so zugetragen. Ein schwarze Hummer, das Fahrzeug Carl Cederfeldts, fährt durch die Straßen. Ein durchgeknallter Fan, der die Fiktion in die Realität hebt, ein Trittbrettfahrer? Oder multiple Persönlichkeit, schwer traumatisiert? Denn Jonas Lerman gerät mehrfach in Situationen … aber das haben Sie mich doch gestern schon gefragt. Nein. Und dann sieht er sich in einem Café … Doppelgänger?

Es klärt sich alles. Zum Schlechten. Ein Thriller, dessen latente Spannung an Sara Gran ‚Komm näher‘, mehr noch an Jason Starr ‚Hard Feelings‘ erinnert, und Stephen King ist auch nicht fern. Ein Thriller mit ein bisschen Horror, ein bisschen Splatter. Starke Nerven oder einen starken Magen braucht er nicht.

Ein beachtenswertes Romandebüt (und Jenny Milewski teilte kürzlich mit, dass ein weiterer Roman von ihr in Deutschland erscheinen wird – „about a japanese ghost of vengeance haunting a Swedish student dorm“). Soweit wie Franziska Kommert aus der Buchhandlung Decius in Göttingen mag man allerdings nicht gehen. Sie schrieb bereits am 20.02.2015 als Buchhändlerstimme auf den Seiten des Heyne-Verlags zu diesem Roman (und es ist dort noch immer zu lesen): „Frau Milewski hat hier ein Meisterwerk hingelegt. Clever aufgebaut und mit einer Endlösung zum niederknien.“

Das Buch Skalpelltanz von Jenny Milewski finden Sie in der Zweigbibliothek Medizin unter der Signatur WZ 305.R/239.

© Cover: Heyne Verlag

Verbesserung der Ausleihkonditionen

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Ab heute, dem 1.10.2015, gelten, wie die ULB mitteilt, für alle Nutzer*innen einfachere und verbesserte Ausleihkonditionen:

„Die Leihfrist für alle Medien beträgt nun grundsätzlich vier Wochen. Die bisher kürzere Leihfrist für Zeitschriften von zwei Wochen entfällt.
Bitte beachten Sie: Mehrfach vorgemerkte Medien sind nach wie vor nur zwei Wochen ohne Verlängerungsmöglichkeit ausleihbar. Darüber werden Sie aber bereits zum Zeitpunkt der Ausleihe explizit informiert.
Die Verlängerungsfrist beträgt ebenfalls grundsätzlich vier Wochen. Bis auf Zeitschriften sind alle Medien verlängerbar – selbstverständlich nur, wenn keine Vormerkung vorliegt.
Hinweis für bevorrechtigte Nutzergruppen (Wissenschaftler): Die automatische Verlängerung erfolgt in Zukunft maximal zehnmal für jeweils vier Wochen (anstatt bisher maximal fünfmal für jeweils acht Wochen).
Alle Leih- und Verlängerungsfristen bleiben verlässlich gültig. Die bisher übliche nachträgliche Verkürzung einer Verlängerungsfrist aufgrund einer späteren Vormerkung entfällt.“

Beachten Sie bitte: In der Zweigbibliothek Medizin gehören Zeitschriften zum nicht ausleihbaren Präsenzbestand und können daher nur in der Bibliothek genutzt werden. In Ausnahmefällen ist eine Übernacht- (von 17 bis 11 Uhr des nächsten Tages) beziehungsweise eine Wochenendausleihe (Freitag 17 Uhr bis Montag 11 Uhr) gegen Hinterlegung des Ausweises möglich.

Foto: ZB Medizin/Katrin Bendix

Herzlich willkommen, liebes Carl Wernicke- und Evans-Semester!

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Die Zweigbibliothek Medizin der Medizinischen Fakultät begrüßt Sie herzlich in Münster! Im Ersti-Info (zum Ausdrucken) finden Sie alles, was Sie für den Start ins Studentenleben brauchen – jedenfalls bibliotheksseitig. Wir tun alles, um Ihnen bei den ersten Schritten behilflich zu sein. Die meisten Fragen lassen sich per Email (info@zbmed.ms), Telefon (0251-83/58560) oder an Leihstelle und Auskunft (Albert-Schweitzer-Campus 1, Gebäude A11) sicher leicht klären.

Mittels “Aktivierung” wird aus Ihrer neuen Studierendenkarte ein Benutzungsausweis der Zweigbibliothek und der Unibibliothek. Sie können die Aktivierung online vornehmen. Sie erhalten eine Nachricht an Ihre uni-muenster E-Mail-Adresse, wenn die Aktivierung erfolgt ist. Wenn Sie Ihre Studierendenkarte nicht online aktivieren möchten, sondern in der Bibliothek, dann ist das auch problemlos möglich. Bringen Sie bitte dazu einen amtlichen Lichtbildausweis (Personalausweis, Reisepass) mit und kommen Sie Mo-Fr zwischen 8 und 16:30 Uhr. Ausführlichere Informationen finden Sie hier.

Spezielle Angebote der Bibliothek für Studierende finden Sie ebenfalls online.

Wir wünschen Ihnen einen guten Studienbeginn!

Ihr Bibliotheksteam

Carl Wernicke (1848-1905) war Neurologe und Psychiater. Er entdeckte das sensorische Sprachzentrum (so genanntes Wernicke-Areal) im Gehirn, das im Gegensatz zum motorischen Broca-Areal (nach Paul Broca) für das Verstehen von Sprache zuständig ist. Er verstarb 2 Tage nach einem schweren Fahrradunfall. (mehr)

Thomas Wiltberger Evans (1823-1897) war ein Zahnarzt, der mehrere Techniken populär machte, darunter die Amalgamfüllung. Er erhielt mehrere Auszeichnungen für seine zahnmedizinische Arbeit, war Mitbegründer der ersten amerikanischen Zeitung in Paris und übertrug als erster die Erinnerungen von Heinrich Heine ins Englische. (mehr)

Foto: (c) ULB und Kurhan, Fotolia

Umfrageergebnis: Kritzeln ist (k)eine Kunst!

Auch für die Zweigbibliothek Medizin ist es ein ärgerliches Vorkommnis: Bücher werden zurückgegeben, die durch Marker und Unterstreichungen oder handschriftliche Notizen dermaßen verunstaltet sind, dass diese danach eigentlich nicht mehr zu gebrauchen sind. Darob teilten wir den Aufruf zur Teilnahme an einer Kurzumfrage der ULB zu Kritzeleien in Bibliotheksbüchern zwischen dem 29.10. und 12.11.2014.

Die ULB hat nun die Ergebnisse veröffentlicht, und das Votum der Teilnehmer ist eindeutig. Von 154 Teilnehmer fühlen sich an die 77% der Umfrageteilnehmer von den Markierungen anderer Nutzer in Bibliotheksbüchern gestört. Ebenso klar positioniert sich die ULB, als auch die ZB Medizin:

„Da sich die Beschwerden in letzter Zeit sehr häufen, möchten wir an die Nutzerinnen und Nutzer appellieren, in Bibliotheksbüchern möglichst nichts zu markieren, zu unterstreichen und zu kommentieren – weder mit Bleistift, Kuli noch Textmarker!“

Die ganze Nachricht der ULB finden Sie hier: Umfrageergebnis: Kritzeln ist (k)eine Kunst!

Rapidoc :: 50.000ste Artikellieferung

Rapidoc LogoHeute wurde die 50.000ste Rapidoc-Artikelbestellung aufgegeben und ausgeliefert. Es handelte sich um einen Artikel aus dem Jahre 2011, erschienen in der Zeitschrift Pharmacogenomics, bestellt zu Forschungszwecken – bestellt um 11:35 Uhr, geliefert um 13:49 Uhr.

Einerseits kann der schnelle und unkomplizierte Zugang zu medizinischer Fachliteratur unter Umständen lebenswichtig sein, andererseits ist es für die Bibliothek wirtschaftlicher, die Lieferungen einzelner Fachartikel zu bezahlen als jede potenziell benötigte Zeitschrift zu abonnieren. Daher hat die Zweigbibliothek Medizin bereits Ende Oktober 2000 der gesamten Medizinischen Fakultät die kostenfreie Dokumentenlieferung via subito zur Verfügung gestellt. Fast zehn Jahre später wurde daraus Rapidoc und die 1-Klick-Bestellung von Zeitschriftenartikeln via Smartphones ermöglicht.

Zur Zeit gibt es an die 900 aktive Nutzer, davon 72 Doktoranden, die seit 2003 ebenfalls einen Zugang zu Rapidoc erhalten können. Seither nutzten über 400 Doktoranden diesen kostenfreien Lieferdienst der Zweigbibliothek Medizin. Ungefähr 75% der Artikelbestellungen entfallen auf Forschung und Lehre, 25% der Artikel werden zur Krankenversorgung geordert. 75% aller Artikel werden von Rapidoc innerhalb von 7 Stunden Lieferzeit bereitgestellt.

Rapidoc liefert Ihnen Zeitschriftenartikel, die nicht online vorhanden sind. Und das, egal ob diese Artikel in Münster vorhanden sind oder nicht.
Weitere Informationen nebst Anmelde- und Bestellformular zu Rapidoc finden Sie hier.

Buchkritik: Andréa Belliger / David J. Krieger

Gesundheit 2.8„Gesundheit 2.0“ steht für die Möglichkeiten, die sich aus der Verbindung von Gesundheitsversorgung, E-Health und Web 2.0 ergeben. (Der Terminus Health 2.0 hat seinen Ursprung im Artikel von D. Giustini: How Web 2.0 is changing medicine: Editorial. In: British Medical Journal. 2006, 333:1283-1284, hier) Gesundheit 2.0 ist die Gesundheitsversorgung von morgen, in der Ärzte und Patienten die Behandlung gemeinsam und gleichberechtigt planen. Solcherart lässt sich Gesundheit 2.0 als „partizipative Gesundheitsversorgung“ verstehen.

Die Autoren – die das Institut für Kommunikation & Führung in Luzern leiten – stellen die Fragen: Wie sieht der Umgang mit Gesundheit und Krankheit in einer vernetzten Gesellschaft aus? Welche Veränderungen im Gesundheitswesen zeigen sich bereits?

Das Buch richtet sich an Patienten und ihre Angehörigen, an Ärzte und Pflegefachleute, an Praktiker/-innen in der Heim- und Krankenhausverwaltung, im Gesundheitsmanagement, in der Pharmaindustrie und in der Medizintechnik. Das Spektrum der Themen reicht von offener Kommunikation, Transparenz und Partizipation über elektronische Gesundheitsdossiers und medizinische Gesundheitsdaten bis hin zu Online-Patienten-Communities, Telemedizin oder eBeratung.

Das Buch Gesundheit 2.0 von Andréa Belliger und David J. Krieger findet sich in der ZB Medizin unter der Signatur W 84.7 14/7

Foto: © transcript Verlag

Buchkritik: Bernhard Albrecht

Patient meines LebensEs geht in diesem Buch um die ärztliche Kunst, also weit mehr als evidence-based medicine und Leitlinien auch nur im Ansatz vermögen. Bernhard Albrecht, der Autor, ausgebildeter Arzt, heuer eher journalistisch unterwegs, erzählt in seinem Buch neun Fallgeschichten, die alle durch ein besonderes Patienten–Arzt–Verhältnis sich kennzeichnen. Es sind keine schönen Geschichten.

Da ist der Inder, der versucht mittels Backofenreiniger sich zu suizidieren, die Speiseröhre nebst Luftröhre sich verätzt. Extrakorporal wird im Bioreaktor eine neue Luftröhre gezüchtet und implantiert, erstmalig in dieser Form. Der junge Mann suizidiert sich später. Da ist der junge Mann, der mit einer Körperkerntemperatur von 17° Grad gefunden wird, keinerlei vitale Reaktionen mehr aufweist, jedoch ins Leben zurückgeholt wird, doch durch auftretende Komplikationen Wochen später stirbt. Da ist die Frühgeburt in der 22. Schwangerschaftswoche von Zwillingen, von denen eines überlebt, als jüngstes Frühchen Europas. In der Schweiz oder den Niederlanden wären sie unter Spätabort verbucht worden … und da ist die Fallgeschichte ‚Schmerz‘.

Nach 14 Jahren trifft eine erkrankte Frau erstmalig auf einen Schmerztherapeuten. „Bis heute ist die Schmerztherapie ein Stiefkind der Medizin“. Der Arzt versucht einiges bis hin zu Morphin, und weiteren Opiaten, bis hin zu Fentanyl, dessen „schmerzstillende Potenz beträgt das 120-fache des Morphins“. Aber nichts hilft, bis er dann auf einem Kongreß vom Cannabis-Einsatz in der Schmerztherapie hört. Das erste in Deutschland hergestellte Cannabis-Präparat namens Dronabinol verordnete der Arzt daraufhin seiner Patientin. Sie wurde schmerzfrei. Allerdings bekam der Arzt in Folge Regressforderungen von seiner Krankenkasse, denn obwohl die Bundesopiumstelle bereits 1998 den Wirkstoff THC (Tetrahydrocannabinol) der Hanfpflanze als „verschreibungsfähig“ erklärt hatte, also die Rezeptierung straffrei ist, so gibt es keine Krankheit, für die THC offiziell indiziert ist, keine Krankenkasse darob verpflichtet ist, die Kosten zu tragen.

Angesichts dieser kranken Geschichte wird klar, wie eigentlich bei all diesen auch medizinisch fundiert erzählten Geschichten der Sammlung, es braucht Ärzte mit Weitblick, die das individuelle Leid zum Abklingen bringen.

Das Buch Patient meines Lebens von Bernhard Albrecht findet sich in der ZB Medizin unter der Signatur W 21 13/2

Foto: © Droemer Knaur

Gerhard Domagk – Pathologe. Nobelpreisträger. Visionär.

"Domagk Bibliografie"2014 jährt sich Domagks Nobelpreisverleihung für Prontosil zum 75. Mal – Domagk ist bis heute der einzige Nobelpreispreisträger der WWU. Sein Todestag wiederholt sich in diesem Jahr zum 50. Mal und das Institut für Pathologie trägt seit nunmehr 30 Jahren seinen Namen.

In Zusammenarbeit mit der Medizinischen Fakultät der WWU, dem Gerhard-Domagk-Institut für Pathologie, unterstützt durch seinen Enkel Prof. Dirk Domagk und die Bayer AG, ist ihm eine Veranstaltungsreihe gewidmet.

1932 hatte Gerhard Domagk [1895-1964], der an der Universität Münster Professor war, das erste Antibiotikum entwickelt, wofür er 1939 den Nobelpreis für Medizin erhielt.

„Die Bibliografie Gerhard Domagks“ ist der Titel der Dauerausstellung (24.April bis 31.Oktober) in der Zweigbibliothek Medizin, die eine Auswahl von Werken von und über Gerhard Domagk, historischen Fotos als auch einen Walt Disney Comic des Jahres 1944, der sich mit der Entdeckung und Vermarktung der Sulfanamide beschäftigt, bietet.

Buchkritik: Fritz Zorn

Der Autor Fritz Zorn (ein Pseudonym) hinterliess ein Buch mit dem Titel ‚Mars‘, erschienen 1977. In seiner Einleitung schreibt Adolf Muschg, Krebs sei eine „Krankheit in Anführungsstrichen“ und „ein asozialer Prozess der biologischen Norm“. Der im Alter von 32 Jahren verstorbene Fritz Zorn schreibt, „dass die Schäden, die durch eine falsche Erziehung hervorgerufen worden sind, so gross werden können, dass sie in ihren extremsten Formen (wie das nun bei mir der Fall zu sein scheint), sich auch als neurotisch bedingte Krankheiten, zum Beispiel Krebs, manifestieren können.“

Den Tumor am Hals bezeichnet er als „verschluckte Tränen“, was an die Sprechweise des Es, wie Georg Groddeck es sah, gemahnt: „Es versteht sich von selbst, dass das Es, wenn es mit einfachen Mitteln seine Ziele nicht erreicht (…) zu Kehlkopfgeschwüren, zum Krebs greift.“ Die Diskrepanz zwischen Innen und Aussen und der Wahnsinn der Normalität. Und wenn der Krebs als „Granit der materiellen Vorgänge“ (Viktor von Weizsäcker) aufgelöst wird und wir beginnen dem Gedächtnis der Natur, den „morphischen Resonanzfeldern“ (Rupert Sheldrake), zu lauschen? Alexander Solschenizyn (Nobelpreis für Literatur 1970) auf die Frage, wie er so unheilbar erkrankt (‚Krebsstation‘) habe überleben können, gegenfragt, wer denn sonst die Bücher hätte schreiben sollen, die er noch schreiben hat müssen…

Fritz Zorn schliesst sein Buch mit dem Satz „Ich erkläre mich als im Zustand des totalen Krieges.“ Nur blanke Wut in Worte gegossen, verstehbar, und umso unerträglicher dieses Dokument eines Menschen, dem es nicht gelungen ist sich zu erreichen, wo alles Krankheit zum Tode ist. Was bleibt sind zwei anonyme Daten auf einem Stein und ein Buch. Fritz Zorn (eigentlich Fritz Angst) erfuhr einen Tag vor seinem Tod von der Annahme seiner Aufzeichnungen zur Veröffentlichung.

Das Buch Mars von Fritz Zorn finden Sie unter der Signatur WZ 305.R/33 in der Zweigbibliothek Medizin.

Foto: © Fischer Verlag