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Ein mathematischer Blick ins Universum

Zweite Ausgabe der öffentlichen Reihe „Brücken in der Mathematik“ war sehr gut besucht

Um „Geometrie, Analysis und Gravitation“ ging es in der zweiten Veranstaltung der Reihe „Brücken in der Mathematik“ am 7. Januar 2020. Prof. Dr. Gerhard Huisken nahm die mehr als 200 Besucherinnen und Besucher mit auf eine Reise durch 2000 Jahre Wissenschaftsgeschichte.

Gerhard Huisken, Mathematikprofessor an der Universität Tübingen und Direktor des Mathematischen Forschungsinstitut Oberwolfach, forscht seit Jahrzehnten im Überschneidungsbereich von Analysis, Geometrie und Physik. Er ist für seine Beiträge zur allgemeinen Relativitätstheorie bekannt. Der Leibniz-Preisträger zeigte in seinem Vortrag, wie sich die geometrischen und analytischen Methoden zur Untersuchung von Himmelserscheinungen im Laufe der Zeit gegenseitig befruchtet haben.

So seien selbst in der modernen Relativitätstheorie geometrische Konzepte aus der Antike enthalten. „Altes Wissen wurde nicht ersetzt, sondern ist in neuen Beschreibungen immer noch präsent“, sagte Huisken. Er zeigte, wie die Wissenschaftler die mathematischen Modelle im Zusammenspiel mit realen Beobachtungen, die dank stetig verbesserter Teleskope möglich wurden, weiterentwickelten: vom ptolemäischen Modell über die Berechnungen der Planetenwege von Kopernikus bis hin zu den Keplerschen Gesetzen, die wiederum durch das Gravitationsgesetz von Newton bewiesen wurden. Geometrische Ansätze, die gekrümmte Räume im vierdimensionalen Raum-Zeit-Kontinuum betrachteten, bildeten die Grundlage für Einsteins allgemeine Relativitätstheorie – ein Meilenstein in der mathematischen Beschreibung von Himmelserscheinungen.

Huisken verhehlte nicht, dass es sich dabei um sehr komplexe Konzepte handelt: „Die Welt ist kompliziert – also braucht man komplizierte Modelle, um sie zu beschreiben.“ Zuhörerinnen und Zuhörern ohne mathematischen oder physikalischen Hintergrund versuchte er das Verständnis zu erleichtern, indem er lebensnahe Vergleiche wie diesen wählte: Man könne sich das Universum wie ein perfekt gespanntes Trampolin vorstellen. Wenn sich nun ein Mensch daraufstellt, verformt sich die Fläche, es bildet sich eine Kuhle. Genauso wie die Masse des Körpers das Trampolin verformt, verändert die Masse eines Sterns den Raum und dessen Geometrie. Diese mathematische Konstruktion ermögliche es, die Masse von Himmelskörpern und schwarzen Löchern zu berechnen.

Über die Vortragsreihe

Fragen und Themen, die für verschiedene mathematische Bereiche richtungsweisend sind und diese verbinden: Das ist der Schwerpunkt der öffentlichen Reihe „Brücken in der Mathematik“ des Exzellenzclusters Mathematics Münster. Initiiert haben die Reihe Prof. Dr. Matthias Löwe vom Institut für Mathematische Stochastik und Prof. Dr. Martin Hils vom Institut für Mathematische Logik und Grundlagenforschung.