Informationen zum Zwei-Fach-Bachelor-Studiengang "Klassische und Christliche Archäologie"

 

1. Porträt des Faches    
2. Anforderungen an Studieninteressierte   
3. Berufs- und Tätigkeitsfelder   
4. Weitere Informationen    

1. Porträt des Faches   

1.1 Geschichte und Methoden
Der Zwei-Fach-Bachelor-Studiengang „Klassische und Christliche Archäologie“ ist ein interdisziplinärer Studiengang des Faches Klassische Archäologie und des Faches Christliche Archäologie, der vom Institut für Klassische und Christliche Archäologie angeboten wird. Er beschäftigt sich mit den materiellen Hinterlassenschaften der griechisch-römischen Antike und des frühen Christentums. Im Zentrum stehen Denkmäler der Mittelmeerkulturen und der zu ihnen in Beziehung stehenden Nachbarn.

Die Klassische Archäologie behandelt die Zeugnisse der Vergangenheit in den Regionen, die von der griechischen und der römischen Kultur geprägt waren. Die Kerngebiete klassisch-archäologischer Arbeit sind also Griechenland und Italien. Doch wie Griechen und Römer im gesamten Mittelmeerraum und schließlich auch weit darüber hinaus Fuß fassten, sind auch die Stätten klassisch-archäologischer Forschung geographisch sehr viel weiter gestreut. Die spezifische Methodik der Klassischen Archäologie, die Annäherung an die griechisch-römische Kultur aus der Verknüpfung von materieller und schriftlicher Überlieferung heraus zu verfolgen, lässt den Untersuchungszeitraum zunächst mit dem Einsetzen erster literarischer Äußerungen im frühen ersten Jahrtausend vor Christus beginnen. Seit die vielfältigen Rückbindungen in das zweite Jahrtausend vor Christus hinein anerkannt wurden, sind die altägäischen Hochkulturen gleichfalls in das Blickfeld der Klassischen Archäologie getreten.

Die Christliche Archäologie befasst sich inhaltlich mit der gesamten Kunst- und Kulturgeschichte der spätantiken und (früh-)byzantinischen Epoche (4.-7. Jahrhundert). Profane und religiöse Denkmäler werden gleichrangig behandelt. Hierin, aber auch hinsichtlich der angewandten Methoden, gibt es keinen grundsätzlichen Unterschied zu den Nachbardisziplinen wie der Klassischen Archäologie oder der Kunstgeschichte des islamischen und europäischen Mittelalters. Insgesamt zeigt sich die spätantike und byzantinische Kunst jedoch als ein Phänomen von großer Eigenständigkeit und Ausstrahlung, innerer Geschlossenheit und langer Dauer. Das gilt auch für die reiche literarische Produktion, ohne deren gute Kenntnis die bildende Kunst nicht ausreichend erschlossen werden kann.

1.2 Lehr- und Forschungsschwerpunkte
Die Klassische Archäologie wird an der Universität Münster in Forschung und Lehre in ihrer gesamten Breite vertreten. Zusätzliche thematische Schwerpunkte bilden die Numismatik - mit eigener Forschungsstelle - und die Etruskologie. Im Wechsel werden pro Semester Übungen zur provinzialrömischen Archäologie und zur computergestützten archäologischen Vermessung angeboten. Die Christliche Archäologie beschränkt sich in Münster nicht auf christliche Denkmäler, sondern bezieht auch die pagane, jüdische und frühislamische Kunst der Spätantike und des frühen Mittelalters mit ein. Innerhalb des Studiengangs werden spezielle Qualifikationsmöglichkeiten angeboten, die auf eine praxisnahe Ausbildung abzielen:

  • Integraler Bestandteil sind museumspraktische Übungen im Archäologischen Museum der Universität. Das Museum beherbergt eine umfangreiche Sammlung von Originalen sowie zahlreiche großformatige Gipsabgüsse.
  • Innerhalb des Studiengangs werden Lehrveranstaltungen zur Provinzialrömischen Archäologie abgehalten. Diese dienen unter anderem dem regionalen Praxisbezug.
  • In jedem Sommersemester werden Übungen zur Vermessungstechnik angeboten. Diese sind wichtiger Bestandteil einer praxisorientierten Ausbildung.
  • An der Universität werden regelmäßig Exkursionen angeboten sowie verschiedene archäologische Ausgrabungen und Feldforschungsprojekte durchgeführt, an denen Studierende der Klassischen und Christlichen Archäologie teilnehmen können.
  • Am Institut für Klassische Archäologie und Christliche Archäologie wird erfolgreich eine e-learning-Unterstützung von Lehrveranstaltungen eingesetzt.

1.3 Studiensituation in Münster
Für das Studium des Zwei-Fach-Bachelor-Studiengangs „Klassische und Christliche Archäologie“ ist Münster ein hervorragender Studienort. Hier finden Sie nicht nur ausgezeichnete altertums- und kunstwissenschaftliche Fachbibliotheken, sondern auch das Centrum für Geschichte und Kultur des östlichen Mittelmeerraums (GKM) und das 2008 eingerichtete Exzellenzcluster "Religion und Politik in den Kulturen der Vormoderne und der Moderne", an dem auch das Fach Klassische Archäologie beteiligt ist. Seit 2011 besteht mit "Archäologie Diagonal" zudem ein Netzwerk archäologischer Wissenschaften an der Universität Münster.

Die in Deutschland gegenwärtig einmalige institutionelle und räumliche Verbindung von Klassischer und Christlicher Archäologie führt zu einer engen, fächerübergreifenden Kooperation der Dozierenden und Studierenden und erlaubt das Aufbrechen künstlicher Fächergrenzen. Darüber hinaus bieten die vielfältig vertretenen großen und kleinen Nachbarfächer, mit denen die archäologischen Fächer verzahnt sind, in jeder Phase des Studiums anregende interdisziplinäre Forschungsmöglichkeiten. Neben der Alten Geschichte und ihren Forschungs- und Arbeitsstellen, mit denen gemeinsam Grabungen unternommen werden, sind vor allem die Klassische Philologie, die Ur- und Frühgeschichte, die theologischen Fächer, die Ägyptologie und Koptologie, die Kunstgeschichte, die Altorientalische Philologie und Vorderasiatische Altertumskunde, die Byzantinistik, die Arabistik und Islamwissenschaft sowie das Institut für Interdisziplinäre Zypernstudien zu nennen.

Die Institutsbibliothek umfasst über 39.000 Bände. Mit 500 gehaltenen Zeitschriften besitzt sie im Landesvergleich Nordrhein-Westfalen den größten Bestand. Spezialabteilungen der Bibliothek umfassen Etruskologie, Numismatik und Frühchristliche Archäologie. Unmittelbar zugänglich von der Institutsbibliothek sind die umfangreichen Bibliotheken der Alten Geschichte und der Klassischen Philologie. Die Bestände der Bibliotheken können gleichzeitig genutzt werden. Weitere Buchbestände zur Christlichen Archäologie finden sich in den Bibliotheken der Evangelisch-theologischen sowie der Katholisch-theologischen Fakultät. Im Archäologischen Museum werden Studierende an Originalen und Gipsabgüssen geschult und in die Konzeption von Ausstellungen einbezogen. Für fortgeschrittene Studierende bietet sich die Möglichkeit erster Publikationen in der von Dozierenden des Instituts herausgegebenen Fachzeitschrift "Boreas. Münstersche Beiträge zur Archäologie".

2. Anforderungen an Studieninteressierte   

Das Studium setzt die allgemeine Hochschulreife und Kenntnis der deutschen Sprache voraus. Für das Studium wird ein hohes Maß an Interesse und an Eigeninitiative erwartet. Ein intensives Selbststudium in der Bibliothek, das über das von der Prüfungsordnung geforderte Pensum hinausgeht, ist dringend angeraten.

Im Hinblick auf den erfolgreichen Abschluss des Teilstudiengangs "Klasssiche und Christliche Archäologie" sind Lateinkenntnisse im Umfang des Latinums erforderlich. Diese müssen - sofern sie nicht bereits zu Studienbeginn vorliegen - bis zur Belegung des Freien Vertiefungsmoduls (in den Allgemeinen Studien) nachgeholt werden. Sollten die Lateinkenntnisse bereits zu Studienbeginn vorhanden sein, wird das Erlernen von Altgriechisch empfohlen, welches Studienvoraussetzung für konsekutive, d.h. auf den Bachelor aufbauende, altertumswissenschaftliche Masterstudiengänge ist. Neben den alten Sprachen sind Kenntnisse moderner Sprachen, zumindest in Englisch, Französisch und Italienisch, dringend erwünscht. Die Kenntnis dieser Sprachen dient der Fähigkeit zur Lektüre wissenschaftlicher Literatur begleitend zum Besuch der Lehrveranstaltungen. Erforderlich sind Kenntnisse zumindest zweier moderner Fremdsprachen – sofern sie nicht bereits zu Studienbeginn vorliegen – bis zur Belegung des Freien Vertiefungsmoduls.

Während des Studiums sollte auch der Studienort gewechselt oder ein Auslandssemester eingelegt werden. Für ein Auslandsstudium bestehen ERASMUS-Verträge unter anderem mit Universitäten in Dänemark (Aarhus) und Griechenland (Athen). Gleichwertige Studienleistungen werden innerhalb der ECTS-Punktvergabe anerkannt. Angeraten sind zudem Museumspraktika und die Teilnahme an archäologischen Feldforschungen.

3. Berufs- und Tätigkeitsfelder  

Der Bachelor ist ein berufsqualifizierender Abschluss. Dennoch ist die Aussicht, direkt nach einem Bachelor-Studium eine feste Stelle im Fach zu bekommen, gegenwärtig denkbar schwierig. Der Zwei-Fach-Bachelor „Klassische und Christliche Archäologie“ reagiert darauf mit einem hohen Praxisanteil im Studium, der auf einen Einstieg in das Berufsleben oder weiterführende Master- und Promotionsstudiengänge vorbereiten soll. Als spätere Tätigkeitsfelder im Fach bieten sich vor allem Universitäten, Museen und die Einrichtungen des Deutschen Archäologischen Instituts an. In allen drei Bereichen gibt es deutlich mehr Bewerber*innen als Stellen. In der Regel ist – im Anschluss an einen Masterstudiengang – die Promotion Voraussetzung für eine unbefristete archäologische Fachstelle. Doch auch die Promotion bietet keine Garantie, eine solche zu finden!

Diese Perspektive sollte jedoch nicht entmutigen. Denn das Studium der beiden Fächer vermittelt Qualifikationen, die auch außerhalb archäologischer Tätigkeitsfelder von Nutzen sind. Die im Archäologiestudium erlernte Fähigkeit, Problemstellungen eigenständig und flexibel zu bearbeiten, die Bereitschaft, sich in andere Kulturen einzudenken sowie die große Fremdsprachenkompetenz machen Absolventen der archäologischen Fächer auch für andere Tätigkeitsbereiche attraktiv. So finden zahlreiche Absolventen beispielsweise im Bereich Medien und Öffentlichkeitsarbeit eine Stelle. Ein späterer Berufseinstieg in solchen Bereichen wird dadurch erleichtert, dass sie bereits während des Studiums der Archäologie verwandte Berufsfelder ins Auge fassen und in ihnen, etwa durch Praktika, erste Erfahrungen sammeln.

Außerdem erwerben die Studierenden mit dem Bachelor-Abschluss die Voraussetzung für die Aufnahme eines fachwissenschaftlichen Masterstudienganges. An der Universität Münster steht eine Vielzahl geeigneter Masterstudiengänge zur Auswahl. Derzeit sind der fachwissenschaftliche Masterstudiengang „Klassische Archäologie“ sowie die interdisziplinären Masterstudiengänge „Byzantinistik und Christliche Archäologie“, „Antike Kulturen“ und „Antike Kulturen des östlichen Mittelmeerraums (AKOEM)“ belegbar. Weiterhin besteht die Möglichkeit, sich für den international integrierten, interdisziplinären „European Master in Classical Studies (EMCC)“ zu bewerben.

4. Weitere Informationen   

Auf den Seiten des Instituts für Klassische Archäologie und Christliche Archäologie können Sie sich umfassend informieren. Hinweise zu Struktur und Aufbau des Studiums sowie zu den relevanten Studien- und Prüfungsordnungen finden Sie unter der Rubrik „Studieren“ in den Bereichen „Studiengänge“ und „Studienordnungen“. Die wichtigsten Informationen stehen dort in Form von Studienführer und Modulhandbuch als PDF-Dateien zum Download bereit. Zudem ist unter dieser Rubrik die wichtigste weiterführende Literatur zu den Fächern Klassische Archäologie und Christliche Archäologie zusammengestellt.