Von der Handschrift zum E-Book

Aus Gold mach Schwarz-Weiß – jüdische Medien im Wandel: Die Qualität und Ästhetik von Büchern hat sich über Jahrhunderte stark verändert, weil ihre Produktion immer wieder rationalisiert wurde. Im Mittelalter war es der Wandel von der Handschrift zum gedruckten Buch, heute von Print zum Ebook. Ein Beitrag des Fachs Jüdische Studien zur Ausstellung „Kleine Fächer – Große Potenziale“.

Gesellschaften, die eine Schriftkultur pflegen, entwickelten und entwickeln verschiedene Medien zur Vermittlung ihrer Texte. Wir alle sind gut mit dem Medium „gedrucktes Buch“ vertraut. Die meisten von uns lesen aber auch e-Texte auf Tablets, Laptops und Handys. Wir leben also in einem Zeitalter des Medienwandels. Ein ähnlicher Wandel fand in Europa im 15. Jahrhundert statt. Spätestens im Jahr 1450 wurde in Mainz eine Druckerpresse installiert, während gleichzeitig viele Leser das vertraute Medium des handgeschriebenen Buchs weiterverwendeten.

Handgeschriebene Bücher spielten im Mittelalter auch in den jüdischen Gesellschaften eine große Rolle. Bis zum 14. Jahrhundert waren bemalte Handschriften prachtvolle Einzelwerke, die sorgfältig mit kostspieliger Malerei ausgestattet wurden. Für besonders aufwendige Handschriften wurde teures, schwierig zu verarbeitendes Goldblatt verwendet. Seit dem 15. Jahrhundert allerdings wurden Bücher in größeren Mengen reproduziert. Nun waren relativ flüchtig gezeichnete Illustrationen üblich, die zumeist nicht voll bemalt wurden. Änderungen dieser Art sind in der sogenannten „Washington Haggadah“ zu beobachten. Eine Haggadah ist ein kleines Buch, dessen Text am Vorabend des im Frühjahr stattfindenden Pesach-Festes vorgetragen wird. Seinen Namen trägt das in Süddeutschland entstandene Buch, da es seit Beginn des 20. Jahrhunderts in Washington liegt. In ihm finden wir sowohl flüchtige Randzeichnungen als auch noch das traditionelle Goldblatt.

Die älteste jüdische Buchdruckerei nördlich der Alpen entstand 1512 in Prag. Hier wurde 1526 die „Prager Haggadah“ gedruckt. Der Text wurde mit beweglichen Typen in unterschiedlichen Größen gedruckt und die kleinen, einfach gerahmten Holzschnitte wurden sorgfältig in das Layout des Blattes integriert. Für die etwas aufwendigen Umrandungen – wie hier auf der rechten Seite zu sehen – wurden Motive verwendet, die auch zu anderen Büchern passten. Farbige Bemalung, die früher mit der Hand ausgeführt wurde, fehlt nun ebenso wie die aufwendigen goldenen Anfangsbuchstaben. Einige der Holzschnittmotive kehren in ein und demselben Buch zwei- bis dreimal wieder.

Beitrag der Jüdischen Studien in der Ausstellung "Kleine Fächer - Große Potenziale",
Themenfeld Kommunikation, im Archäologischen Museum der WWU.