Religionspolitik im Perserreich
Internationale Tagung zur politischen Funktion von Lokalheiligtümern
Mit der Rolle lokaler Heiligtümer im Altpersischen Reich befasst sich eine internationale Tagung des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ an der Universität Münster. „In welchem Maße lokale nicht-persische Heiligtümer die politischen Verhältnisse innerhalb des sogenannten Achaimenidenreiches stabilisierten oder destabilisierten, ist eine Kernfrage der Tagung“, erläutern der evangelische Theologe Prof. Dr. Reinhard Achenbach und der Althistoriker Prof. Dr. Peter Funke vom Forschungsverbund, die die Veranstaltung gemeinsam mit Althistorikerin Dr. Nikola Moustakis vom Centrum für Geschichte und Kultur des östlichen Mittelmeerraums (GKM) organisieren. Beteiligt sind Wissenschaftler aus den Fächern Alte Geschichte, Klassische Archäologie, Altorientalistik, Iranistik, Ägyptologie und Altes Testament. Die Tagung soll die interdisziplinäre Kooperation fördern.
Die Veranstaltung findet unter dem Titel „Die Religionspolitik der Achaimeniden und die Rolle der Lokalheiligtümer“ vom 24. bis 26. Februar in Raum JO 101 im Hörsaalgebäude des Exzellenzclusters „Religion und Politik“, Johannisstraße 4, in Münster statt. In einzelnen Themenblöcken berücksichtigt das Tagungsprogramm die verschiedenen Regionen des Altpersischen Reiches, das sich vom späten 6. bis zum 4. Jahrhundert vor Christus auf den klein- und vorderasiatischen Raum erstreckte, vom heutigen Afghanistan bis hin zu Ägypten und Teilen Griechenlands.
An der Tagung nehmen Referenten aus Deutschland, den Niederlanden, Frankreich, Österreich, der Schweiz, Italien, Israel und der Türkei teil. Sie fragen etwa danach, in welcher Weise die Heiligtümer eine Wahrung lokaler Identität unterstützten und wie weit sie aufgrund ökonomischer und äußerer Machtverhältnisse auf das Wohlwollen der Perser angewiesen waren. Sie untersuchen, welchen Einfluss die Eidesrituale der Symmachien auf die Stellung der Heiligtümer der gewährleistenden Gottheiten hatten. Sie gehen der Frage nach, wie sich die Religionsvielfalt im Perserreich auf die Politik auswirkte und wie unterschiedliche Ethnien darauf reagierten. Mit Blick auf wissenschaftliche Methoden wollen sie zudem beantworten, wie Konvergenzen und Divergenzen kultureller Entwicklungen und weltanschaulicher Vorstellungen in der Achaimenidenzeit besser erfasst und beschrieben werden können.
In zwei öffentlichen Abendvorträgen stellen die beiden renommierten Achaimeniden-Forscher Prof. Dr. Pierre Briant aus Paris und Prof. Dr. Christian Marek aus Zürich aktuelle Studien vor. Althistoriker Pierre Briant vom Pariser Collège de France spricht am Mittwoch, 24. Februar, in französischer Sprache über neue Forschungen zur achaimenidischen Geschichte. Sein Vortrag beginnt um 18.15 Uhr in Raum JO 101 im Hörsaalgebäude des Exzellenzclusters „Religion und Politik“, Johannisstraße 4. Zur Geschichte des Perserreichs stellt sein Werk „Histoire de l'Empire Perse“ das international wichtigste Standardwerk dar. Am Donnerstag, 25. Februar, spricht der Züricher Epigraphiker Christian Marek über eine neu entdeckte Inschrift aus dem 4. Jahrhundert vor Christus unter dem Titel „Gott oder Herrscherkult? Ein Hymnus am neu entdeckten Hekatomnidengrab in Mylasa“, ebenfalls um 18:15 im Hörsaalgebäude.
Prof. Achenbach leitet am Exzellenzcluster das Projekt C2-1 Religionspolitik im antiken Perserreich. Kulturvergleichende und rechtsgeschichtliche Studien zur Situation der Juden in der multireligiösen Gesellschaft der Achämenidenzeit. Prof. Funke ist Leiter des Projekts B2-6 Politisch-religiöse Interdependenzen in sakralen Räumen. Epigraphische Texte im Umfeld antiker griechischer Heiligtümer. (mit/ska)