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Außenpolitik chinesischer Prägung?

Gastvortrag über die weltweite chinesische Diaspora am 29. April

Am Montag, 29. April, hält Dr. Carsten Schäfer vom Ostasiatischen Seminar der Universität zu Köln einen Gastvortrag zum Thema "Außenpolitik chinesischer Prägung? China und die chinesische Diaspora" am Institut für Sinologie und Ostasienkunde der Universität Münster. Die Veranstaltung beginnt um 17 Uhr in Raum RS 23, Schlaunstraße 2. Interessierte sind herzlich willkommen.

Weltweit gibt es geschätzte 60 Millionen Auslandschinesen. Vor diesem Hintergrund verwundert es kaum, dass sich China heute intensiv bemüht, die eigene Präsenz in auslandschinesischen Gemeinschaften weltweit auf- und auszubauen. Die Politik der Nutzbarmachung der potentiellen ökonomischen und politischen Ressourcen, die China in der "eigenen" Diaspora sieht, ist längst ein integraler Bestandteil der Modernisierungsstrategie des Landes geworden.
Der Vortrag rückt diese gegenwärtige chinesische Diasporapolitik und ihre Implikationen in den Fokus. Im ersten Teil stehen dabei Diskurse, Motive, Behörden und Maßnahmen dieser Politik im Zentrum: Peking begreift alle ethnischen Chinesen weltweit – unabhängig von ihrer Staatsbürgerschaft – als Teil Chinas und nimmt sie in die "patriotische Pflicht", auch im Ausland Chinas Interessen "zu dienen". Ein gewaltiger politischer Apparat zielt daher darauf, auslandschinesische Organisationen und Medien eng an den chinesischen Staat anzubinden.

Während Auslandschinesen in den vergangenen 40 Jahren in der Tat massive finanzielle, intellektuelle und politische Beiträge zu Chinas Modernisierungsprojekt geleistet haben, entpuppt sich die Diaspora bei genauerem Hinsehen jedoch immer wieder als zweischneidiges Schwert: Längst haben Auslandschinesen gelernt, offizielle Diskurse und Politiken des chinesischen Staates für eigene Interessen nutzbar zu machen, die nicht selten gegen diesen Staat gerichtet sind. Anhand von Fallbeispielen wird diese ambivalente Rolle der Auslandschinesen im zweiten Teil des Vortrags ins Zentrum gerückt. Sie zeigen, dass sich die Kommunistische Partei mit der Hinwendung zur Diaspora immer auch Kräften aussetzt, die sie kaum kontrollieren kann – und die letztlich sogar die Legitimation der Partei selbst in Frage stellen können.

Dr. Carsten Schäfer ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Arbeitsbereich Moderne China-Studien am Ostasiatischen Seminar der Universitätr zu Köln. 2018 promovierte er an der Universität Wien zum Thema auslandschinesische Identitäten und Integrationsprozesse in Europa. 

Institut für Sinologie und Ostasienkunde

Dr. Carsten Schäfer an der Uni Köln