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Sechs Fragen an... Prof. Dr. Sebastian Bernhardt

Seit September 2023 hat Sebastian Bernhardt die neue Professur für Literatur- und Mediendidaktik am Germanistischen Institut inne
Prof. Dr. Sebastian Bernhardt

Willkommen am Fachbereich Philologie der Universität Münster!

Wie sind Ihre ersten Eindrücke von Stadt und Universität?

Mir gefällt die Stadt sehr. Das Ambiente am Aasee, die historischen Häuserpassagen in der Innenstadt, das Schloss und die Umgebung sind wirklich reizvoll und die Stimmung gerade am Abend sehr belebt.

Die Universität ist sehr gut ausgestattet, bietet tolle Möglichkeiten für innovative Forschung und Lehre. Ich nehme bisher eine sehr offene und vertrauensvolle Stimmung unter den Kolleg:innen und zwischen den Akteur:innen wahr.

Was sind Ihre Forschungsschwerpunkte?

Ich forsche zu Literatur- und Medien und Machtreflexion, Rassismuskritik, Genderreflexion, alles aus einer didaktischen Perspektive. Das heißt, mich interessiert die Frage, inwiefern Literatur und Medien Dominanzverhältnisse ausgestalten, hinterfragen oder verstärken und welche Konsequenzen das für den unterrichtlichen Einsatz hat: Sollen die Werke im Unterricht thematisiert werden, auch wenn sie problematische Strukturen haben? Dürfen wir Schüler:innen mit der Rezeption allein lassen oder ist es nicht unsere Aufgabe, hier einen bewussten Umgang mitzugeben?

Mediale Schwerpunkte sind insbesondere Hörspiele und Literaturausstellungen. Hier sehe ich interessante Perspektiven, den Literaturunterricht medial noch breiter aufzustellen und dadurch auf ganz vielen unterschiedlichen Wahrnehmungskanälen ästhetische Erfahrungen zu ermöglichen.

Und in dem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass mich insbesondere die transmediale Narratologie, also die Frage der nicht an die Mediengrenzen gebundenen Erzählung, in meiner Forschung umtreibt: Inwiefern ist Erzählen in unterschiedlichen Medien wirklich so unterschiedlich? Welche gemeinsamen Strukturen lassen sich auffinden? Damit lässt sich auch sehr gut konzeptualisieren, wie Menschen an Erzählen und Erzählungen herangeführt und begeistert werden können.

Wann haben Sie begonnen, sich für Ihr Fach bzw. Ihre Forschungsrichtung zu interessieren?

Das ging in der Schule los. Spätestens in der zehnten Klasse war mir klar, dass ich etwas mit Literatur machen möchte, weil mich literarische Texte fasziniert haben. Spätestens, als ich "Homo Faber" damals gelesen habe, nahm das Schicksal seinen Lauf. Ich habe dann begonnen, u.a. Deutsch auf Lehramt an Gymnasien zu studieren. Allerdings kam dann eine Phase dazwischen, in der ich zunächst an der Uni, dann im Museum, und dann doch wieder an der Uni gearbeitet habe und schließlich in der Literatur- und Mediendidaktik wieder angekommen bin.

Was verbinden Sie mit dem Begriff "Forschendes Lernen"?

Als Didaktiker ist dieser Begriff für mich ein zentraler Baustein menschlichen Kompetenzerwerbs. Schon Kinder sollten im Unterricht selbsttätig entdecken, hinterfragen und Strategien erwerben, das zieht sich dann bis ins Erwachsenenalter durch. Auf den ersten Blick mag es im Literaturunterricht nicht einleuchten, aber auch hier sollten wir forschend lernen: Wie kann ein Text analysiert werden? Welche Antworten kann er auf Grundfragen des menschlichen Lebens geben? Wie kann ich meinen persönlichen Eindruck stützen? Hier sollten wir uns wie Forscher:innen an die Texte begeben und an ihnen selbst Phänomene, Zusammenhänge und Arbeitstechniken entdecken, beginnend schon auf basaler Ebene im Elementarbereich und dann immer weiter, ein Leben lang.

Im Seminarkontext bedeutet das für mich: Ich gebe den Studierenden Handwerkszeug für die Auseinandersetzung mit Texten und Medien auf den Weg und lasse dann in den Sitzungen experimentieren: Welche Ergebnisse fördern bestimmte Interpretationsverfahren zutage? Was bleibt offen? Welche didaktischen Konsequenzen hat das?

So wird ein nachhaltiger Erkenntniszuwachs garantiert.

Was sind Ihre Tipps für ein erfolgreiches Studium?

Am wichtigsten scheint mir zu sein, nach den eigenen Interessen zu studieren. Wenn man das Fach liebt und mit echter intrinsischer Motivation betreibt, sind auch die stressigen Phasen gut zu ertragen. Im Idealfalle macht man mit seinen Fächern ein Hobby zum Beruf.

Natürlich ist es aber auch wichtig, sich terminlich zu disziplinieren: Ein geregelter Wochenrhythmus, der auch feste Ruhetage und Ruhezeiten beinhaltet, klare Terminübersichten, damit man nicht zu sehr ins Prokrastinieren gerät. Dann funktioniert es auch mit einem ausgeglichenen Studienleben und die stressigen Prüfungsphasen werden ausgeglichen durch die schönen Phasen des geselligen Beisammenseins in und um die Uni.

Und zu guter Letzt: Haben Sie schon ein Fahrrad?

Ja, das war meine erste Anschaffung in Münster. Ich finde es sehr reizvoll, dass hier alles per Fahrrad erreichbar ist. Für mich als leidenschaftlichem Fahrradfahrer das Optimum.

Weitere Informationen:

Homepage Prof. Dr. Sebastian Bernhardt

Die "Sechs Fragen an..." werden neuberufenen Professorinnen und Professoren des Fachbereichs Philologie gestellt. Prof. Dr. Sebastian Bernhardt lehrt und forscht seit dem 1. September am Germanistischen Institut.