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Rhetorik im Plural

Interdisziplinäre Tagung am SFB 1385 "Recht und Literatur" / Anmeldung möglich
Tagungsplakat
Tagungsplakat
© SFB 1385

Am 5. und 6. November findet am SFB 1385 "Recht und Literatur" der WWU Münster die Tagung "Rhetoriken. Interdisziplinäre und interkulturelle Zugänge" statt. Geleitet wird sie multidisziplinär von Prof. Dr. Stefan Arnold (Rechtswissenschaftliche Fakultät) sowie von Prof. Dr. Martina Wagner-Egelhaaf  vom Germanistischen Institut der WWU. Die Tagung beschäftigt sich mit der Frage, inwiefern sich rhetorische Perspektiven aus anderen Sprach- und Kulturräumen und Rechtsordnungen von denen deutscher bzw. westlicher Traditionen unterscheiden und mit welchen Rhetorikverständnissen in unterschiedlichen akademischen Disziplinen heutzutage gearbeitet wird.

Die Rhetorik der Antike stellte Jahrhunderte lang die maßgebliche Bildungsdisziplin in der westlichen Welt dar. Wer in Gesellschaft, Politik, Wissenschaft und Kunst mitreden wollte, hatte die Schule der Rhetorik zu durchlaufen. Allerdings war die Kunst der Rhetorik schon bei den alten Griechen nicht unumstritten. Platon spielte rhetorischen Schein und Effekthascherei gegen die philosophische Wahrheit aus. Im 18. Jahrhundert bezeichnet Immanuel Kant die Rhetorik als eine hinterlistige Kunst und unterscheidet zwischen 'Beredsamkeit' und 'Wohlredenheit'. Seiner Unterscheidung scheint die sich seit der Frühen Neuzeit verstärkt abzeichnende Differenzierung zwischen einer Produktionsperspektive und einer Rezeptionsperspektive auf die Rhetorik zugrunde zu liegen. Wurde in der Folge in den Philologien vor allem die Elocutio-Rhetorik rezipiert und gewissermaßen zum Instrumentenkoffer der Textanalyse funktionalisiert, hat die Rhetorik doch für die Literaturtheorie eine maßgebliche Rolle gespielt. In den Rechtswissenschaften scheint die Rhetorik als umfassende Leitdisziplin verloren gegangen und in Teildisziplinen wie Rechtslogik und Argumentationstheorie aufgelöst zu sein.

Vorträge halten bei der Tagung u.a. Prof. Dr. Ulrike Babusiaux (Zürich), Prof. Dr. Rüdiger Campe (Yale), Prof. Dr. Christof Rapp (München) und Prof. Dr. Dietmar Till (Tübingen). Die Tagung findet in Präsenz im JO 101 (Johannisstraße 4 / 48143 Münster) statt, die Vorträge sollen gestreamt werden. Anmeldungen sind hier möglich.

Tagungsprogramm

SFB 1385 "Recht und Literatur"

Prof. Dr. Martina Wagner-Egelhaaf