Veranstaltungen des Lehrstuhls im Wintersemester 2016/17


Vorlesungen

DR. RÜDIGER SCHMIDT
086206 Vorlesung: Die DDR in der Ära Ulbricht
Montag: 14-15 Uhr, Mittwoch: 14-15 Uhr, Raum: , Beginn: zweite Vorlesungswoche
Als Karl Jaspers 1960 das Ende des deutschen Nationalstaats diagnostizierte, hatten sich auf dem Boden des eineinhalb Jahrzehnte zuvor untergegangenen Deutschen Reichs zwei politisch-soziale Systeme etabliert, die nicht nur außen- und militärpolitisch unterschiedlichen Bündnissystemen angehörten und so in die Blockkonfrontation eingebunden waren, sondern auch gesellschaftspolitisch konträre Konzepte staatlicher und sozialer Entwicklung repräsentierten. Die Vorlesung thematisiert die gesellschafts- und innenpolitische sowie die ökonomische Entwicklung der DDR, wobei – angefangen von der Staatsgründung über den Beschluss zum „planmäßigen Aufbau des Sozialismus“ (1952), den Aufstand vom 17. Juni 1953 oder den Mauerbau – ein besonderes Augenmerk den zäsurstiftenden Ereignissen in der Ära Ulbricht gilt.
Literatur zur Einführung: Mario Frank, Walter Ulbricht. Eine deutsche Biografie, Berlin 2001. Dierk Hoffmann, Von Ulbricht zu Honecker. Die Geschichte der DDR 1949-1989, Berlin 2013. Ders., Die DDR unter Ulbricht. Gewaltsame Neuordnung und gescheiterte Modernisierung, Zürich 2003. Ulrich Mählert, Kleine Geschichte der DDR, München 1997. Christoph Kleßmann, Die doppelte Staatsgründung. Deutsche Geschichte 1945-1955, Bonn 1991. Ders., Zwei Staaten, eine Nation. Deutsche Geschichte 1955-1970, Bonn 1997. Schroeder, Klaus/Alisch, Steffen: Der SED-Staat. Partei, Staat und Gesellschaft, München 1998. Wentker, Hermann, Außenpolitik in engen Grenzen. Die DDR im internationalen System 1949-1989, München 2007.

Proseminare

RÜDIGER SCHMIDT
086221 Proseminar: Napoléon Bonaparte und das Prémier Empire
Donnerstag, 16-18 Uhr, Freitag, 14-16 Uhr, Raum: , Beginn: zweite Vorlesungswoche
So sehr sich um den ersten Konsul und späteren Kaiser Napoléon bereits früh, ja im Grunde schon zu dessen Lebzeiten, ein Heldenmythos und eine „légende noire“ (Tulard) rankte, die einer populären und verehrenden Darstellung zugänglich war, so schwer tat sich die wissenschaftliche Historiographie mit der Erforschung des Empire, ohne sich in der Bewertung Napoleons zugleich wechselseitiger Motivunterstellungen zu bedienen, die hier Hagiographie und Panegyrik unterstellte oder dort die Liquidation des revolutionären Prozesses anklagte. Tatsächlich hat die Historiographie über das Empire im Vergleich zur Forschung über die konstitutionelle und republikanische Phase der Französischen Revolution nach wie vor nur vereinzelt ihre Anschlussfähigkeit an moderne Forschungstendenzen unter Beweis stellen können. Das Seminar thematisiert zum einen biographische Aspekte des Empereur sowie die maßgeblichen gesellschafts-, innen- und außen bzw. auch politisch-militärischen Entwicklungslinien des napoleonischen Zeitalters; ein anderer Schwerpunkt richtet sich auf die Legitimations- und Inszenierungsstrategien, die sich mit der napoleonischen Herrschaft verbinden.
Ferner bietet das Seminar im propädeutischen Teil eine Einführung in die Theorien und Methoden, Hilfsmittel und Arbeitstechniken der neueren und neuesten Geschichte. Für den Erwerb eines Seminarscheins sind die Übernahme eines Referats, eine schriftliche Hausarbeit sowie eine Abschlussklausur obligatorisch.
Literatur zur Einführung: August Fournier, Napoleon I. Eine Biographie, Essen 1996. Annie Jourdan, Napoléon. Héros, imperator, mécène, Paris 1998. Georges Lefèbvre, Napoleon, Stuttgart 2003. Rüdiger Schmidt/Hans-Ulrich Thamer (Hg.), Die Konstruktion von Tradition. Inszenierung und Propaganda napoleonischer Herrschaft (1799-1815), Münster 2010. Hans-Ulrich Thamer, Napoleon – der Retter der revolutionären Nation, in: Willfried Nippel (Hg.), Virtuosen der Macht. Herrschaft und Charisma von Perikles bis Mao, München 2000, S. 121-136. Jean Tulard, Napoleon oder der Mythos des Retters, Frankfurt a.M. 1982.

DR. CHRISTOPH LORKE
086223 Proseminar: Einführung in das Studium der neueren Geschichte: Zwischen Krise und Untergang: Die Weimarer Republik 1924-1929
Mi, 10-12, Mi 14-16 Uhr
Weltwirtschaftskrise, Präsidialkabinette, „Machtergreifung“: Nicht selten wird die erste parteienstaatliche Demokratie auf deutschem Boden von ihrem Ende her gedacht. Geradezu zwangsläufig hätten die Erblasten des Kaiserreichs in ihren Untergang geführt. Im Proseminar hingegen steht die Phase der „relativen Stabilisierung“ im Mittelpunkt – eine Zeit, die von politischer Normalisierung und wirtschaftlicher Konsolidierung, der Wiedereingliederung Deutschlands in das internationale Staatensystem sowie von vielfältigen kulturellen, wissenschaftlichen und intellektuellen Aufbrüchen geprägt war. Im Seminar werden die Studierenden mit den grundlegenden Methoden und Techniken der Neueren und Neuesten Geschichte vertraut gemacht. Hierfür sind umfangreiche praktische Übungsanteile vorgesehen. Für einen Leistungsnachweis sind neben einer regelmäßigen und aktiven Teilnahme das Halten eines Referats, das Bestehen einer Klausur sowie das Verfassen einer Hausarbeit erforderlich.
Literatur zur Einführung: Ursula Büttner, Weimar. Die überforderte Republik, Stuttgart 102010; Peter Hoeres, Die Kultur von Weimar. Durchbruch der Moderne, Berlin 2008; Eberhard Kolb, Die Weimarer Republik, München 82013; Horst Möller, Weimar. Die unvollendete Demokratie, München 92008; Detlev J. Peukert, Die Weimarer Republik. Krisenjahre der klassischen Moderne, Frankfurt am Main 132014; Heinrich August Winkler, Weimar 1918-1933. Die Geschichte der ersten deutschen Demokratie, München 42005.

DR. NIKLAS LENHARD-SCHRAMM
086224 Proseminar: Einführung in das Studium der neueren Geschichte: Die deutsche Gesellschaft in der NS-Zeit
Donnerstags 12–14 Uhr und 16–18 Uhr
Der Nationalsozialismus gehört zu den meistdiskutierten Feldern der neueren deutschen Geschichte. In historischer Forschung und Bildungsarbeit, aber auch in Politik und Öffentlichkeit ist ein kaum nachlassendes Interesse an den sozialen wie politischen Ursachen, Strukturen und Funktionsweisen des Nationalsozialismus zu konstatieren. Ging die wesentliche Integrationskraft der NS-Diktatur von dem Glauben an eine „Volksgemeinschaft“ aus? War das Zusammenspiel von „Verführung und Gewalt“ (Hans-Ulrich Thamer) das Charakteristikum des NS-Regimes oder bildete die „charismatische Führerfigur“ Hitler das eigentliche Bindeglied? Oder lässt sich der Nationalsozialismus besser als „Gefälligkeitsdiktatur“ (Götz Aly) beschreiben, die sich die Zustimmung der Bevölkerung „erkaufte“? Fluchtpunkt all dieser Fragen ist der Erklärungsversuch, wie und warum in Deutschland der Nationalsozialismus möglich war, der im „Zivilisationsbruch“ von Vernichtungskrieg und Holocaust mündete. Das Proseminar beleuchtet die sozialen wie politischen Aspekte des Nationalsozialismus und richtet dabei auch den Blick auf die verschiedenen geschichtswissenschaftlichen Zugänge zum Thema. Für das Bestehen des Proseminars sind eine aktive Teilnahme inkl. Referat, das Bestehen einer Klausur und das Verfassen einer Hausarbeit obligatorisch.
Einführende Literatur: Hans-Ulrich Thamer, Der Nationalsozialismus. Stuttgart 2002; Michael Wildt, Geschichte des Nationalsozialismus. Göttingen 2008; Hans-Ulrich Wehler, Der Nationalsozialismus. Bewegung, Führerherrschaft, Verbrechen 1919–1945. München 2009; Norbert Frei, Der Führerstaat. Nationalsozialistische Herrschaft 1933 bis 1945. München 2013 (Neuausgabe).

Hauptseminare

RÜDIGER SCHMIDT
086241 Hauptseminar: Die Entstehung der Diktatur: Politik und Gesellschaft in der SBZ/DDR zwischen Kriegsende und Mauerbau
Montag: 18-20 Uhr, Raum: , Beginn: zweite Vorlesungswoche

Die Frage nach der Errichtung eines diktatorischen Systems in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) zwischen 1945 und 1948/49, „das heißt zwischen dem Ende der nationalsozialistischen Diktatur und der endgültigen Etablierung der einheitssozialistischen Partei-Diktatur“, urteilt Hans-Ulrich Thamer, „erhält ihre politisch-historiographische Relevanz vor allem durch die grundsätzliche Frage nach der Offenheit oder der weitgehenden Prädetermination der politisch-sozialen Entwicklung“. Ob der Weg in die kommunistische Einparteienherrschaft nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Interessen der sowjetischen Besatzungsmacht unausweichlich gewesen ist und welche demokratischen Entwicklungspotentiale bzw. Handlungsspielräume in der unmittelbaren Nachkriegszeit existierten, ist in der zeithistorischen Forschung nach wie vor umstritten. Das Seminar thematisiert – angefangen von der Boden- und Industriereform über die Flüchtlings- und Vertriebenenpolitik bis zur Gründung der Parteien etc. – maßgebliche gesellschaftliche Weichenstellungen und Transformationsprozesse in der SBZ. Darüber hinaus ist beabsichtigt, die Folgen dieser Transformationsprozesse sowie die politisch-administrativen Handlungsziele und Strukturen in der DDR der fünfziger Jahre zu behandeln.
Literatur zur Einführung: Thomas Großbölting/Hans-Ulrich Thamer (Hg.), Die Errichtung der Diktatur. Transformationsprozesse in der Sowjetischen Besatzungszone und in der frühen DDR, Münster 2003. Dierk Hoffmann, Von Ulbricht zu Honecker. Die Geschichte der DDR 1949-1989, Berlin 2013. Ders., Die DDR unter Ulbricht. Gewaltsame Neuordnung und gescheiterte Modernisierung, Zürich 2003. Dierk Hoffmann/ Hermann Wentker (Hg.), Das letzte Jahr der SBZ. Politische Weichenstellungen und Kontinuitäten im Prozess der Gründung der DDR, München 2000. Ulrich Mählert, Kleine Geschichte der DDR, München 1997. Christoph Kleßmann, Die doppelte Staatsgründung. Deutsche Geschichte 1945-1955, Bonn 1991. Ders., Zwei Staaten, eine Nation. Deutsche Geschichte 1955-1970, Bonn 1997. Schroeder, Klaus/Alisch, Steffen: Der SED-Staat. Partei, Staat und Gesellschaft, München 1998.

Übungen

DR. DANIEL SCHMIDT
086262 Übung: Der Mensch im Maschinenkrieg. Die Materialschlachten des Ersten Weltkrieges 1916 bis 1918 (Mi 8-10, Beginn: 2. Semesterwoche)

Zwar war die Westfront des Ersten Weltkrieges bereits seit Herbst 1914 durch zermürbende Stellungskämpfe gekennzeichnet, im Jahr 1916 jedoch erreichte diese Form der Kriegsführung ein neues Ausmaß: Die Kriegsgegner versuchten, durch einen immer massiveren und rücksichtloseren Einsatz von Munition, Material und Menschen einen Durchbruch und somit die erhoffte Entscheidung zu erzwingen. „Verdun“, „Somme“ oder „Flandern“ bezeichnen seither nicht nur Schlachtfelder, sondern stehen synonym für den Ersten Weltkrieg als sinnloses Massensterben. Diese Materialschlachten werden im Rahmen der Übung aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet. Neben der operationsgeschichtlichen Dimension sollen dabei vor allem die Erfahrungen der Soldaten im Mittelpunkt stehen, die diese Schlachten auszufechten und sich dabei einem neuartigen Maschinenkrieg auszusetzen hatten. Einen weiteren Schwerpunkt der Übung bildet das erinnerungskulturelle Nachleben der Materialschlacht.
Einführende Literatur: Hirschfeld, Gerhard/Krumeich, Gerd/Renz, Irina (Hg.): Die Deutschen an der Somme 1914-1918. Krieg, Besatzung, Verbrannte Erde, Essen 2006; Jessen, Olaf: Verdun 1916: Urschlacht des Jahrhunderts, München 2014; Keegan, John: Die Schlacht. Azincourt 1415 – Waterloo 1815 – Somme 1916, München 1981; Schmidt, Daniel: „Bin noch gesund und munter“. Gelsenkirchener Feldpost aus dem Großen Krieg 1914-1918, Essen 2014; Stachelbeck, Christian: Militärische Effektivität im Ersten Weltkrieg. Die 11. Bayerische Infanteriedivision 1915 bis 1918, Paderborn 2010; Ulrich, Bernd/Ziemann, Benjamin (Hg.): Frontalltag im Ersten Weltkrieg. Ein historisches Lesebuch, Essen 2008.

PROF. DR. MARKUS KÖSTER/STEFAN QUERL
086269 Übung: Drehbuch „Drittes Reich“. Filmische Narrationen der NS-Zeit in Westfalen
Termine: Donnerstags, 20.10., 10.11., 1.12.2016, jeweils 16-18 Uhr; Blockveranstaltung vom 20.-22.1.2017.
Anmeldung erforderlich: markus.koester@uni-muenster.de; Beginn: Do., 20.10.2016, LWL-Medienzentrum für Westfalen, Fürstenbergstr. 14

Die Nationalsozialisten maßen dem Film als Propagandamedium große Bedeutung zu. Viele der von ihnen produzierten Filmbilder sind bis heute in Fernsehen und Internet sehr präsent. Populäre Histotainment-Dokumentationen greifen mit Vorliebe auf sie zurück – meist ohne ihren propagandistischen Entstehungskontext kenntlich zu machen. Die Historikerzunft begegnet filmischen Geschichtserzählungen hingegen nach wie vor meist mit großer Skepsis, gerade weil diese sehr erfolgreich das Geschichtsbild weiter Bevölkerungskreise beeinflussen. Daneben hat sich allerdings ein Forschungsstrang etabliert, der die kritische, aber differenzierte Untersuchung solcher populärer Geschichtskonstruktionen als genuine Aufgabe der Geschichtswissenschaft und -didaktik begreift und auch das positive Potenzial würdigt, das bewegte Bilder eröffnen, um junge Menschen zur Auseinandersetzung mit Geschichte anzuregen.
Weil sie so vielfältige Möglichkeiten für historisches Lernen bieten, sind in den letzten Jahren auch zahlreiche regionalhistorische Filmproduktionen entstanden, die sich mit verschiedenen Aspekten der NS-Zeit in Westfalen-Lippe beschäftigen: Editionen historischer Originalfilme ebenso wie Zeitzeugenporträts und komplexe didaktische Medien.
Welches Bild der NS-Zeit in der Region diese Filme zeigen, mit welchen filmischen Mitteln sie gestaltet sind, wo Wert und Grenzen solcher Filme als Quellen der Geschichtswissenschaft liegen und wie sie sich sinnvoll in der historischen Bildungsarbeit einsetzen lassen, möchte diese Übung an ausgewählten Beispielen ausloten. Ziel ist nicht zuletzt, grundlegende Kompetenzen der historischen Analyse von Film zu vermitteln.
Nach drei Vorbereitungsterminen im LWL-Medienzentrum und dem Geschichtsort Villa ten Hompel wird der Hauptteil der Veranstaltung ein Blockseminar vom 20.-22. Januar 2017 in der Akademie Franz-Hitze-Haus sein. Für Räumlichkeiten und die gute Verpflegung dort wird seitens des Franz Hitze Hauses ein Kostenbeitrag von 36 € p.P. erhoben.
Zur Einführung empfohlene Literatur: Frank Bösch: Film, NS-Vergangenheit und Geschichtswissenschaft. Von „Holocaust“ zu „Der Untergang“, in: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte 55 (2007), H.1, S.1-33; Thomas Fischer/ Rainer Wirtz (Hg.): Alles authentisch? Popularisierung der Geschichte im Fernsehen, Konstanz 2008; Peter Meyers: Film im Geschichtsunterricht, in: GWU 52 (2001), 246-259; Margrit Frölich/ Christian Schneider / Karsten Visarius: Das Böse im Blick. Die Gegenwart des Nationalsozialismus im Film, München 2007; Oliver Näpel: Medienbildung im Geschichtsunterricht II: Geschichte und Film, in: MediaCulture-Online, 2014 [www.lmz-bw.de/medienbildung-geschichtsunterricht-2.html]; Gerhard Paul: Visual History, Version 3.0, in Docupedia Zeitgeschichte [online: docupedia.de/zg/Visual_History_Version_3.0_Gerhard_Paul].

APL. PROF. DR. FRANZ-WERNER KERSTING

Übung: „Visual History“. Psychiatriegeschichte im Film

Mittwoch 16-18 Uhr, Beginn: 26. Oktober, Raum: wird noch bekannt gegeben!

„Psychiatrie im Film“ ist kein neues Phänomen. Dies zeigen nicht zuletzt Klassiker wie Alfred Hitchcock‘s „Psycho“ (1960) oder Milos Forman‘s „Einer flog über das Kuckucksnest“ (1975). Das Thema hat aber spürbar an Aktualität gewonnen: Heute werden psychische Krankheiten immer öfter offen und medial diskutiert, sind kein wirkliches Tabuthema mehr. Zudem finden die spezifisch kulturellen Bedingungen ihrer Entstehung, Wahrnehmung und Therapie verstärkte Aufmerksamkeit. Gleichzeitig zeigt sich in den Geschichts- und Kulturwissenschaften unter den Schlagworten „Iconic/Pictorial Turn“ und „Visual History“ ein gewachsenes Interesse am Medium Film und seiner Bedeutung für die (De-)Konstruktion kultureller Selbst- und Fremdbilder in Vergangenheit und Gegenwart.
Welches Bild von Psychiatrie, psychisch Kranken und psychiatrischen Kliniken Filme zeigten und zeigen, wie in ihnen gesellschaftliche „Normalität“ und „Anders sein“ visuell repräsentiert wurden, welche Leitbilder und Reformideen sich in ihnen spiegelten, mit welchen filmsprachlichen Mitteln sie arbeiteten und welchen Quellenwert solche Filme überhaupt für Historikerinnen und Historiker heute haben können, möchte diese Übung an ausgewählten Beispielen herausarbeiten. Ziel ist nicht zuletzt, den Umgang mit Film als Quelle zu erlernen.
Im Zentrum der Veranstaltung steht das Subgenre des historischen „Anstaltsfilms“ – ergänzt um psychiatrische „Lehrfilme“ sowie aktuelle Formate der visuellen Auseinandersetzung mit seelischen Handicaps.
Arbeitstechnisch soll sich in jeder Sitzung ein einführendes Überblicks-/Kurzreferat mit der Präsentation und Diskussion exemplarischer historischer Filmdokumente verbinden. Ein Leistungsnachweis kann durch einen Essay erworben werden. Die Veranstaltung wird über „Learnweb“ online begleitet.

Empfohlene Literatur zur Einführung: Brückner, Burkhart: Geschichte der Psychiatrie, Bonn 2010; Köhne, Julia Barbara, Kriegshysteriker. Strategische Bilder und mediale Techniken militärpsychiatrischen Wissens (1914-1920), Husum 2009; Kersting, Franz-Werner: Visual History. Anstaltspsychiatrie der 50er und 60er Jahre im Spiegel von Filmdokumenten aus Westfalen, in: Westfälisches Ärzteblatt 03/2013, S. 56-58 (=Teil I), 04/2013, S. 47-48 (=Teil II); Paul, Gerhard.: Visual History, Version: 3.0, in: Docupedia Zeitgeschichte, 13.3.2014 (online); Wulf, Hans Jürgen: Psychiatrie im Film, Münster 1995 (erstmals 1985).