„Dschihad heißt nicht Terror“

Interview mit Islamwissenschaftler Prof. Dr. Marco Schöller in den Westfälischen Nachrichten

Pm-dschihadismus

Prof. Dr. Marco Schöller

© han

Über den „Heiligen Krieg“ von Al Kaida und den Tod von Osama bin Laden hat Islamwissenschaftler Prof. Dr. Marco Schöller vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ mit Karin Völker von den „Westfälischen Nachrichten“ gesprochen.

Nicht-Muslime verbinden mit dem Dschihad automatisch den fundamentalistischen Terror.

Das ist nur eine Sichtweise von vielen. Es gibt zwar tatsächlich Gruppierungen im Islam, die den Terrorismus rechtfertigen. Der Dschihad als Terror-Krieg gegen möglichst viele unbeteiligte Zivilisten ist eine moderne Erscheinung. So etwas hat es in den vielen Jahrhunderten des Islam zuvor nicht gegeben.

Was bedeutet „Dschihad“ wörtlich übersetzt?

Es heißt übersetzt Anstrengung oder Bemühung. Und gemeint ist damit für den gläubigen Muslim die Anstrengung, ein anständiger Mensch zu sein, sich moralisch korrekt zu verhalten. Dieser Aspekt, der „Dschihad der Seele“, spielt im Islam eine immer wichtigere Rolle. Die Sicht des Dschihad, die das Kriegerische gegenüber anderen Menschen betont, hat ihre Tradition auch eher im Kampf konkurrierender Glaubensrichtungen innerhalb des Islam.

Beispielsweise zwischen Sunniten und Schiiten im Irak?

Ja, richtig. Osama bin Laden hat sich ja auch zuerst gegen Muslime gewandt, nämlich das saudische Königshaus, das sich mit den Amerikanern verbündet hatte.

Das ganze Interview: „Dschihad heißt nicht Terror“ (Prof. Dr. Marco Schöller, in: Westfälische Nachrichten vom 4. Mai 2011)