Migration – Forschungen über Wanderungen in fremde Welten

© exc

Was lösen Fremde in unserer Lebenswelt aus, was verändert sich? Und was passiert mit uns, wenn wir in der Fremde sind? Die Ausstellung „Kleine Fächer – Große Potenziale“ präsentiert hier Forschungsergebnisse aus den kleinen Fächern der Geisteswissenschaften im Themenfeld „Migration“. Die Beiträge reichen vom zurückgelassenen Gewandschmuck der Kelten, an dem sich Migrationsbewegungen nachvollziehen lassen, über ein Kreuz aus Papua-Neuguinea und seine Geschichte in der christlichen Mission bis zu „Migration food“ – den Döner und seinen Weg nach Deutschland oder das mediterrane Gewürz Kumin und seinen Weg in das westfälische Wurstebrot.

  • Not oder Neugierde – Mehr zum Themenfeld Migration

    Migration – Menschen und Ideen

    Betrachtet man die Geschichte in ihrer Gesamtheit, so gehört Migration zu den Charakteristika menschlicher Gesellschaften. Allerdings steht der Vorstellung von mobilen Bevölkerungsgruppen, wandernden Ideen und Technologien häufig das Konzept des festen Territoriums einer Gesellschaft gegenüber. Oft genug sind aber Stabilität und Leistungsfähigkeit stark von Einflüssen und Aufnahmen neuer Techniken, Ideen und Menschen von außen abhängig. Die Gründe für Migration sind vielfältig und die zurückgelegten Entfernungen unterschiedlich weit. Oft sind bessere Siedlungs- und Erwerbsmöglichkeiten die Anlässe, ausgelöst durch klimatische Veränderungen, Naturkatastrophen oder politisch-gesellschaftliche Entwicklungen. Migration ist dabei für die Emigrantinnen und Emigranten nicht ein Problem, sondern die Problemlösung. Die aufnehmenden Gesellschaften sehen das allerdings oft mit Skepsis, obwohl mit der Zuwanderung für sie oft erhebliche Innovationen verbunden sind.

    Gefragt wird in der Ausstellung nach Wahrnehmungen und Veränderungen auf beiden Seiten: Was lösen Fremde in unserer Lebenswelt aus, was verändert sich? Und was passiert mit uns, wenn wir in der Fremde sind?

    Wenn man migriert, nimmt man seine Sitten, Gebräuche und Vorstellungen mit in die neue Heimat. Besonders gut sichtbar ist das bei Nahrung. Das revolutionärste Nahrungsmittel, das aufgrund von Migration wanderte, war das Getreide. Im Neolithikum kam es mit den Menschen aus dem Orient nach Europa und löste auch hier die sogenannte „Neolithische Revolution“ aus: den Schritt vom Jäger und Sammler zum Bauern und Viehzüchter. Erst durch diese Sesshaftigkeit konnten sich unsere komplexen Gesellschaften bilden.

    Neben Not spielt auch Neugierde eine Rolle. So standen ferne Welten immer im Interesse der Menschen. Schon aus dem Altertum gibt es Reiseberichte, seit dem 16. Jahrhundert die gedruckte Reiseanleitung. Auch wir lesen heute noch, welche Gebräuche es in fremden Kulturen gibt. Lebt man länger in einem anderen Land, verschmelzen eigene Vorlieben und Vorstellungen mit den dort vorhandenen: Wir assimilieren uns.

    Beitrag aus dem Katalog zur Ausstellung "Kleine Fächer - Große Potenziale"

© exc

Migration food: Döner

Mit Fleisch, Salat, Gemüse und Soße gefüllt: Der Döner gehört fest zur deutschen Esskultur. Türkische Gastarbeiter brachten ihn in den 1970er Jahren nach Deutschland - Forscherinnen und Forscher nennen das „Migration food“. Was kulinarische Traditionen mit der Pflege der Identität von Migranten zu tun haben, zeigt das Fach Islamwissenschaft in einer Bilderstrecke.

© exc

Kunstvolle Gewandnadeln entlang des Wegs

Not zwingt Menschen immer wieder, sich auf Wanderschaft zu begeben. 500 Jahre v. Chr. zogen die Kelten in Richtung Süd- und Südosteuropa. Die Ur- und Frühgeschichtlichen Archäologie konnte die Routen durch zurückgelassene Gewandnadeln rekonstruierten.

© exc

Neue Buchgattung Reiseführer

Im 16. und 17. Jahrhundert begannen die obersten Klassen, humanistische Bildungsreisen zu unternehmen. Dafür entstanden erstmals Reiseanleitungen, oft auf Latein, die zeigen: Man setzte sich wie heute mit den Sitten und Gebräuchen anderer Länder auseinander, wie das Fach Lateinische Philologie zeigt.

© exc

Wie Migration Esskulturen verändert

Wie kommt das mediterrane Gewürz Kumin in das westfälische Wurstebrot? Wie Migration Esskulturen verändert, zeigt das Fach Kulturanthropologie.

© Nina Romming

Migration zu Bildungszwecken

Bereits 1876 kamen sieben chinesische Offiziere nach Bochum, Wilhelmshaven und Kiel. Die chinesische Bildungsmigration hält mit aktuell 40.000 Studierenden an deutschen Hochschulen bis heute an, wie das Fach Sinologie zeigt.

© exc

An den Tattoos erkannt

Migration in der Antike: Die Klassische Archäologie zeigt, was sie aus antiken Vasen herauslesen kann.