An den Tattoos erkannt

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Die Klassische Archäologie zeigt in der Ausstellung „Kleine Fächer – Große Potenziale“, was Tattoo-Darstellungen auf Vasen über Arbeitsmigration im antiken Athen verraten.

Wassergefäß des Lydos
Wassergefäß des Lydos
© Robert Dylka

Einwanderung war in der Antike ein weit verbreitetes Phänomen. In Athen z. B. sorgte der Politiker Solon im frühen 6. Jahrhundert v. Chr. mit einem Gesetz zur Stärkung der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt dafür, dass zahlreiche Handwerker ins Land kommen konnten. Dies gelang insbesondere in der Keramikproduktion, so dass die bis ca. 550 v. Chr. im Mittelmeergebiet führende Stadt Korinth von Athen abgelöst wurde. In der Vasenmalerei selbst kann man die neuen Handwerker zwar nicht nachweisen, aber in auf Gefäßen niedergeschriebenen Namen begegnen uns manche Hinweise auf eine nichtathenische Herkunft: Lydos, der Lyder, kam aus dem westlichen Kleinasien, ihm ist das Wassergefäß zugeschrieben. Weitere Namen wie Mys, Kares und Thrax deuten allesamt auf eine Zuwanderung aus nichtgriechischen Gebieten hin. Auch aus anderen griechischen Gebieten wanderten Neubürger in Athen ein, die wohl ab dem 5. Jahrhundert v. Chr. als Metöken (wörtlich Mitbewohner) bezeichnet wurden. Übrigens gab es ebenso wie heute immer auch Auseinandersetzungen zum Thema Migration. Zwei Sokratesschüler stehen stellvertretend für diesen Konflikt: Platon war eher negativ der Zuwanderung gegenüber eingestellt, während Xenophon sie positiv betrachtet.

Während die Metöken freiwillig in Athen waren, galt dies nicht für die unzähligen Sklaven. Sie stammten aus Kriegsereignissen und dem Sklavenhandel. Unterscheiden muss man hier zwischen Haus- und Bergwerkssklaven. Insbesondere die Ammen waren eng in die Familie eingebunden. Auf Grabreliefs oder Vasenbildern können Sklavinnen anhand der Gewandung ausgemacht werden. In der Vasenmalerei sind die Ammen, die aus Thrakien (ungefähr dem heutigen Bulgarien) stammen, noch zusätzlich gekennzeichnet, indem man die Tätowierung malerisch angab, die für die Reitervölker nördlich und nordöstlich Griechenlands typisch war. Die Trauerszene auf dem Wassergefäß zeigt eine thrakische Amme im Trauergestus am Fußende des Totenbettes im Kreis der gesamten Familie.

  Beitrag der Klassichen Archäologie in der  Ausstellung "Kleine Fächer - Große Potenziale",
Themenfeld Migration, im Archäologischen Museum der WWU.