Religion und Biopolitik
Tagung untersucht die Rolle religiöser Organisationen in Bioethik-Debatten

Die Rolle religiöser Akteure in der Biopolitik steht im Mittelpunkt einer Tagung des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ und der Kolleg-Forschergruppe „Normenbegründung in Medizinethik und Biopolitik“ der Universität Münster. „Biotechnologien wie die embryonale Stammzellenforschung und das Klonen sind ethisch stark umstritten. An den Debatten, ob die Methoden erlaubt oder verboten werden sollten, beteiligen sich auch religiöse Organisationen“, erläutern die Organisatoren der Tagung, Politikwissenschaftler Prof. Dr. Ulrich Willems und Dr. Mirjam Weiberg-Salzmann und Philosoph Prof. Dr. Michael Quante. Solche politischen Interventionen im säkularen Staat seien jedoch umstritten. „Ziel der Tagung ist es, das empirische Wissen über Art, Umfang, und Folgen der Verwendung religiöser Argumente in bioethischen Debatten zu erweitern und ihre Legitimität diskutieren.“
Die englischsprachige Tagung trägt den Titel „Religion and Biopolitics. The Role of Religious Arguments and Religious Actors in Liberal Democracies“ (Religion und Biopolitik. Die Rolle religiöser Argumente und religiöser Akteure in freiheitlichen Demokratien). Sie findet vom 27. bis 29. Oktober im Festsaal der Universität Münster statt. Zu Wort kommen Experten aus Philosophie, Soziologie, Theologie und Politikwissenschaften. Die Vorträge beleuchten zum einen die Rolle religiöser Akteure und ihrer Argumente aus philosophischer und erkenntnistheoretischer Sicht. Zum anderen stellen sie empirische Fallstudien zu biopolitischen Debatten vor, etwa zur Stammzellforschung, zum therapeutischen und reproduktiven Klonen und zur Präimplantationsdiagnostik.
Ausgangspunkt der Tagung ist den Wissenschaftlern zufolge die These, „dass sich öffentliche Debatten und Entscheidungsprozesse in einem säkularen Staat auf Argumente beschränken sollten, die für alle Bürger zugänglich, verständlich und annehmbar sind“. Religiöse Argumente würden diese Standards nicht erfüllen. Die Forscherinnen und Forscher aus Irland, Österreich, Dänemark, Kanada, Belgien und den USA untersuchen anhand der Fallstudien, wie religiöse Akteure ihre bioethischen Positionen formulieren und welche Argumente sie zur Bekräftigung angeben. Sie zeichnen zudem nach, wie religiöse Akteure ihre Positionen politisch einbringen. Die Tagungs-Teilnahme ist kostenlos, allerdings sind die Plätze begrenzt. Anmeldungen sind bis zum 23. Oktober am Lehrstuhl von Prof. Willems unter jutta.siepert@uni-muenster.de möglich. (ska/vvm)