Sonja Riesberg

Promovierende im Promotionskolleg Empirische und Angewandte Sprachwissenschaft vom SoSe 2009 bis SoSe 2011

Mitarbeiterin am Institut für Linguistik der Universität zu Köln: https://ifl.phil-fak.uni-koeln.de/en/general-linguistics/people/dr-sonja-riesberg

 

Dissertation

Symmetrische Diathesen und Linking in Westaustronesischen Sprachen

Das Diathesensystem vieler westaustronesischer Sprachen unterscheidet sich grundlegend von Diathesensystemen wie sie beispielsweise aus indoeuropäischen Sprachen bekannt sind. Hier gibt es häufig ein Aktiv und ein Passiv, wobei die Argumente in diesen beiden Diathesen unterschiedliche Eigenschaften aufweisen, sie sich also asymmetrisch verhalten.

In meinem Dissertationsprojekt untersuche ich die Diathesensysteme in vier westaustronesischen Sprachen  - Indonesisch, Balinesisch, Totoli und Tagalog – in denen diese Asymmetrie nicht nachzuweisen ist. Ebenso wie z.B. im deutschen Passiv besitzen diese Sprachen die Möglichkeit, ein nicht-Actor-Argument zum Subjekt des Satzes zu machen. Anders als in einer prototypischen Passivkonstruktion sind diese Konstruktionen im Indonesischen, Balinesischen, Totoli und Tagalog aber morphologisch nicht markierter als die Konstruktionen mit einem Actor-Subjekt. Außerdem verhalten sich die Argumente in beiden Konstruktionen symmetrisch: d.h. das Actor-Argument wird weiterhin als Kernargument realisiert und nicht als Präpositionalphrase, wie es im Passiv der Fall ist.

Die Symmetrie dieser Systeme stellt ein Problem für die Linkingtheorien vieler Grammatikmodelle dar, die in den meisten Fällen mit semantischen Hierarchien arbeiten und entweder das höchste semantische Argument (in Akkusativsprachen) oder das niedrigste semantische Argument (in Ergativsprachen) auf die Subjektfunktion linken. Es werden daher Überlegungen angestellt, wie die bestehenden Theorien modifiziert werden können, um den austronesischen Daten gerecht zu werden.