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Internationaler Forschungsverbund für Diaspora-Studien

EU fördert den wissenschaftlichen Nachwuchs mit rund 3,3 Mio. Euro
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Logo des "CoHaB"-Netzwerks

Großer Erfolg für die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses: Mit einem "Marie Curie Initial Training Network" (ITN) wird der geistes- und sozialwissenschaftliche Nachwuchs an der Universität Münster und fünf weiteren Universitäten gestärkt. Die EU finanziert das Forschungs- und Ausbildungsnetzwerk "Diasporic Constructions of Home and Belonging" (CoHaB) über einen Zeitraum von vier Jahren mit rund 3,3 Mio. Euro und ermöglicht dadurch herausragenden Nachwuchswissenschaftlern aus unterschiedlichen geistes- und sozialwissenschaftlichen Disziplinen eine interdisziplinäre und internationale Anbindung ihrer Forschungsprojekte. Die einzurichtenden Stellen werden international ausgeschrieben und bieten dem Forschungsnachwuchs im ausgewiesenen Themengebiet ein ideales Umfeld für ihr Arbeiten.

Das Wort "Diaspora" stammt aus dem Griechischen und bedeutet dort "sich zerstreuen" oder "versprengt werden".  Die Gründe für die weltweite Zerstreuung bestimmter  Völker und Bevölkerungsgruppen sind ebenso zahlreich wie verschieden, gemeinsames Merkmal aller Diasporabewegungen ist die Auflösung oder Aufgabe traditioneller Heimatkonzepte. Um die kulturellen, sozialen und politischen Folgen und Herausforderungen dieser Entwicklung zu erforschen, haben sich weltweit führende Institutionen auf dem Gebiet der Diaspora- und Migrationsforschung zu dem transdisziplinären CoHaB-Netzwerk zusammengeschlossen.

Insgesamt sollen zwölf Doktoranden und drei Postdoktoranden aus sieben Disziplinen (u.a. sind verschiedene Philologien, die Soziologie, die Politikwissenschaft und die Geographie an dem Netzwerk beteiligt) ausgebildet werden - weltweit, denn neben der Universität Münster sind Hochschulen in Großbritannien (University of Oxford, University of Northampton, London School of African and Oriental Studies), Schweden (Stockholms Universitet), Indien (University of Mumbai) und drei außeruniversitäre Partner in Belgien (The Migration Policy Group), Frankreich (The European Immigration Lawyers Network) und Indien (Centre for Advanced Studies in India) beteiligt. Die außeruniversitären Partner werden auf zwei Ebenen in das Netzwerk eingebunden: jeder Doktorand - und auf freiwilliger Basis auch die Postdocs - wird ein dreimonatiges Praktikum bei einem dieser Partner absolvieren. Auf den regelmäßig angebotenen Summer Schools des CoHaB-Netzwerks werden die Einrichtungen zudem Vorträge und Workshops zu ihrem jeweiligen Fachgebiet anbieten. Für zusätzliche internationale Vernetzung sorgt der Beirat des Netzwerks, der mit Namen wie Homi Bhabha (Harvard University), Avtar Brah (Birkbeck, University of London) oder Khachig Tölölyan (Wesleyan University, Connecticut) glänzt.

Um die Ergebnisse der einzelnen Forschungsprojekte einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, ist neben dem Angebot öffentlicher Vorträge die Erstellung eines Diaspora-Wikis geplant. In dem Wiki sollen alle beteiligten Doktoranden und Wissenschaftler gemeinsam Schlüsselbegriffe und -konzepte für die Diaspora-Forschung zuerst aus der Sicht ihrer eigenen Disziplin definieren, um dann disziplinübergreifende Konzepte erarbeiten zu können.

Koordinator des Netzwerks ist Prof. Dr. Klaus Stierstorfer vom Englischen Seminar der Universität Münster. An seinem Lehrstuhl für British Studies werden sich im Rahmen des Netzwerks drei Doktoranden mit Fragestellungen zur literarischen Bedeutung von Diaspora und Diaspora-Biographien beschäftigen.

Das Netzwerk nimmt noch in diesem Jahr seine Forschungsarbeit auf. Die feierliche Auftaktveranstaltung ("Kick-off-Meeting") findet vom 27. bis 29. November 2011 unter Beteiligung aller Partnereinrichtungen an der Universität Münster statt. Die Eröffnungsreden halten Dr. Marianne Ravenstein, Prorektorin der Universität Münster für Studium und Lehre, und Netzwerkkoordinator Prof. Dr. Klaus Stierstorfer am Montag, 28. November 2011, ab 9.00 Uhr im Festsaal des Schlosses. 


Hintergrundinformationen ITN:
Mit den "Marie Curie Initial Training Networks" (ITN) fördert die Europäische Union Forscher-Erstausbildungsnetzwerke, die Nachwuchsforschern die Möglichkeit eröffnen, ihre Forschungskompetenzen zu erweitern und ihre Berufsaussichten in und außerhalb der universitären Forschungslandschaft zu verbessern.
2011 gingen 919 Anträge für "Marie Curie Initial Training Networks" bei der EU ein, 84 wurden für eine Förderung ausgewählt, davon sieben in den Geistes- und Sozialwissenschaften. 

Prof. Dr. Klaus Stierstorfer
"Marie Curie Initial Training Networks" (European Commission | CORDIS)