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Neu bei German Medical Science: Journal „GMS Infectious Diseases“

Wie die ZB Med berichtet, bekommt German Medical Science (gms), das Open-Access-Portal der Deutschen Zentralbibliothek für Medizin (ZB MED), der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) und des Deutschen Instituts für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI), Zuwachs: Seit kurzem wird das neue Journal „GMS Infectious Diseases“, das von der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie e.V. (PEG) herausgegeben wird, über gms veröffentlicht.

„GMS Infectious Diseases“ ist das 16. Journal, das über gms nach den Prinzipien des Open Access – also für alle frei im Internet verfügbar – veröffentlicht wird. Schwerpunkt des neuen Journals ist die Publikation relevanter aktueller Forschungsergebnisse zum gesamten Bereich der Infektionskrankheiten, von der Mikrobiologie über die Klinik bis zur Therapie. Die ersten Beiträge, die gerade erschienen sind, beschäftigen sich mit der Therapie von Infektionen mit tropischen Nematoden – Fadenwürmern – und des Hämolytisch-urämischen Syndroms (HUS), einer Erkrankung, die mit Nierenversagen und Schädigung der kleinen Blutgefäße einhergeht. Die Artikel können unter www.egms.de/static/de/journals/id/ abgerufen werden.

„Wir freuen uns, dass wir das Angebot von gms immer weiter ausbauen können und freuen uns, wenn Autoren ihre Artikel zur Begutachtung für eine Publikation in ‚GMS Infectious Diseases‘ einreichen“, sagt Ulrich Korwitz, Direktor der ZB MED.

Pressemitteilung (PDF)

Neue Datenbank: Cases Database

Cases Database enthält derzeit über 27.000 Fallbeispiele (peer-reviewed case reports) aus 239 Zeitschriften des Verlages BioMed Central (Springer Publishing). Die Datenbank richtet sich sowohl an medizinisches Fachpersonal als auch an Laien. In der Advanced Search lässt sich die Suche nach klinischen Aspekten, Patienteneigenschaften (Alter, Geschlecht etc.) und nach Angaben zur Publikation eingrenzen. Die Suchergebnisse bieten eine Kurzbeschreibung des jeweiligen Falles sowie die Verlinkung zum Originalartikel. Mehr als die Hälfte der verlinkten Volltexte sind frei zugänglich (open access), der Rest verfügbar je nach Lizenzierung der jeweiligen Bibliothek/Institution.

Neue Fälle können über Twitter (@CasesDatabase) oder Email (nach Registrierung) verfolgt werden.

Die neuen Impact Faktoren 2012 sind da

Ab sofort – 8 Tage früher als letztes Jahr – stehen die neuen Impact Faktoren 2012 unter http://isiknowledge.com/JCR/ zur Verfügung. Es werden gut 12.000 Titel aus Sciences Citation und Social Sciences Citation erfaßt. Zusätzlich zu den Impact Faktoren werden der „5-Jahres-Impact Faktor“, der „Eigenfactor Score“, der „Article Impact Score“, „Journal Self Cites“ und „Rank-in-Category“ jeder Zeitschrift angezeigt.

Alle 12.000 Titel, die einen Impact Faktor haben, finden sie hier als HTML-Datei.

Die Liste der titel changes finden Sie hier. Titeländerungen führen in der Übergangszeit meist zu reduzierten Impact Faktoren.

Unter den 20 Zeitschriften mit dem höchsten Impact Faktor sind 11 von Nature (Vorjahr: 8), 2 von Elsevier (2) und 1 von Taylor & Franics (0). Der Rest ist von diversen Fachgesellschaften (Vorjahr 5). Auffallend, wie wenig Artikel die meisten haben, das fängt bei 7 Artikelchen für Advances in Physics an und hört bei 25 für den Spitzenreiter CA auf (IF 153!). Die ganzen Annual Reviews-Zeitschriften (5 unter den obersten 40, Vorjahr 7) haben ja auch nur um die 20 Paper. Die beste deutsche Zeitschrift hat sich von Rang 54 auf 42 vorgearbeitet. Es handelt sich um die Open Access-Zeitschrift Living Reviews in Relativity vom Max-Planck-Instituts für Gravitationsphysik in Potsdam mit 11 (Vorjahr 9) Artikeln.

Unter den Zeitschriften, die ein „anomalous citation pattern“ aufweisen, die zu einer signifikanten Störung des Journal Impact Factor führen würden, sind mit der Zeitschrift für Pädagogische Psychologie (zum zweitenmal nach 2011) und RÖFO auch zwei deutschsprachige Zeitschriften. Beide wurden wegen einer „exceptionally high self citation rate“ aus der Impact Faktor-Liste ausgeschlossen und gelten damit als „suppressed titles“.

Achtung: Unter der gewohnten Adresse https://www.uni-muenster.de/ZBMed/zeitschriften/impact/ finden Sie zur Zeit nur die Impact Faktoren 1994-2011. Wir werden die 2012er Impact Faktoren einarbeiten, sobald wir die Daten vom Anbieter Thomson Reuters bekommen haben.

Publizieren & Urheberrecht

Gastbeitrag von Heike Seidel, Zweigbibliothek Chemie:

„Im vergangenen Monat wies ich auf die Stellungnahme des Deutschen Bibliotheksverbands zum Gesetzentwurf zur Änderung des Urheberrechts hin. Bemängelt wurde u.a. das Zweitveröffentlichungsrecht für AutorInnen erst ein Jahr nach der Erstveröffentlichung in einem Verlag. Diese Kritik wird von der Allianz der Wissenschaftsorganisationen geteilt. Ausserdem weist die Allianz in einer gemeinsamen Erklärung vom 30. April 2013 darauf hin, das neue Zweitveröffentlichungsrecht solle nicht für mit öffentlichen Mitteln finanzierte Forschungstätigkeiten gelten. Damit würde Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an Hochschulen für einen Teil ihrer Forschung die Zweitveröffentlichung verwehrt.

Obsolet wäre das Recht zur Zweitverwertung, würde alles im Open Acces publiziert. Dies wird aber wohl in absehbarer Zeit nicht der Fall sein, wie im Nature Special „The Future of Publishing“ zu lesen ist. Dort berichtet übrigens auch D. Butler über eine bisher unbekannte Form der Internetkriminalität: Den Identitätsdiebstahl von Zeitschriften. In der Folge überwiesen Autoren Publikationsgebühren vermeintlich an die Zeitschrift, das Geld landete jedoch auf den Konten Unbekannter in Armenien. (Aktuelles berichtete)

Obwohl die Akzeptanz noch zu wünschen übrig lässt, kommen immer wieder neue OA-Journale auf den Markt, so wie jetzt „Sustainable Chemical Processes“ auf der Chemistry Central Plattform. Weiterhin bieten kommerzielle Verlage ihren Autoren an, gegen ein Honorar einzelne Artikel frei zugänglich zu machen. Diese Projekte haben so schöne Namen wie „Open Access Articles“ (Elsevier, wo die zugehörige Webseite „sponsored articles“ heisst), „OnlineOpen“ (Wiley) oder „Open Choice“ (Springer). Alle haben gemeinsam, dass die Autoren zahlen – und die Abonnenten ebenfalls, denn die Zeitschriften selbst werden weiterhin im Abo vertrieben. Zahlen hier wissenschaftliche Einrichtungen nicht gleich dreifach: Die Wissenschaftler als Produzenten der Inhalte zahlen dafür, dass ihre Arbeiten in einer ansonsten nur Subsribenden zugänglichen Zeitschriften open access erscheinen, und ihre Universität zahlt im Zweifelsfall noch kräftig für das Zeitschriftenabo? Jedenfalls wird nicht ersichtlich, dass bei der Preisgestaltung für die Abonnements irgendwo berücksichtigt wird, wie viel eine Einrichtung bereits für die von ihren Wissenschaftlern eingebrachten Publikationen gezahlt hat.

Wer auch immer für die Veröffentlichungen zahlt, beklagt wird eine zunehmende „Schlampigkeit“ der eingereichten Arbeiten. Auf einer Konferenz im Mai 2013 berichtete Dr. Véronique Kiermer von der Nature Publishing Group über einen besorgniserregenden Anstieg von notwendigen Korrekturen zu publizierten Arbeiten. In den meisten Fällen seien nicht die dargestellten Ergebnisse korrekturbedürftig, wohl aber statistische Analysen, bearbeitete Abbildungen und die Beschreibung des experimentellen Aufbaus. Eine Studie aus dem Jahr 2011 habe gezeigt, dass nur etwa ein Drittel der untersuchten Forschungsergebnisse reproduzierbar waren. Nature will dem nun u.a. mit „Checklisten“ bezüglich der häufigsten Probleme entgegenwirken. Hier hilft es sicherlich, wenn diese Aspekte bereits in der Ausbildung von Wissenschaftler/innen Thema sind. Die Chemiker/innen der WWU können im Teilmodul „Computeranwendung und Informationskompetenz“ für diese Fragen zumindest sensibilisiert werden.“

Foto: Greg Klee / Kleedesign

Mehr als 10.000.000 medizinische Artikel

Mit Stand heute morgen gibt es nun mehr als 9.000.000 Volltexte in PubMed. Von den insgesamt 22,8 Mio. Datensätzen sind damit nun 37% als PDF oder HTML zugreifbar. 4 Mio sind (als Open Access) frei zugänglich, die restlichen 5 Mio. PubMed-Artikel hat die ZB Med für die Universität Münster lizenziert.

Achtung! Insgesamt stehen über die ZB Med mehr als die obigen 5 Mio. Artikel zur Verfügung. Sie finden aber nicht alle von uns lizenzierten Artikel in PubMed, da lediglich Volltexte von speziellen Verlagen dort angezeigt werden. Die restlichen Volltexte finden Sie nur über die Homepages der einzelnen Zeitschriften über die Zeitschriftensuche der EZB. Wenn man davon ausgeht, dass diese ca. 10-20% der über PubMed verzeichneten Volltexte ausmachen, stehen Ihnen nun mehr als 10 Mio. Zeitschriftenartikel im Volltext zur Verfügung.

Aufgepasst! Sham journals scam authors

Decan Butler wies kürzlich in Nature unter dem Titel Sham journals scam authors auf ein neues Betrugsmodell bei Open Access hin. Was war passiert?

Vermutlich iranische oder armenische Betrüger hatten Webseiten renommierter Wissenschaftszeitschriften gefakt, darunter Archives des Sciences (echte Webseite | Fake), Wulfenia (echte Webseite | Fake) und Bradleya. Die Schwindler kopierten dabei die Webseiten entweder bis ins Detail oder setzen eine neue, professionell ausschauende auf. Laut Nature waren die gefakten Seiten so gut gemacht, dass sie selbst Thomson Reuters hinters Licht führten, das die falschen Seiten daraufhin in seine Verzeichnisse für Zeitschriften und Impact Faktoren aufnahm.

Die Täuschung ging soweit, dass das Editorial Board um hochrangige Wissenschaftler ergänzt und aufgebläht wurde – eine Praxis, die auch von Bentham und anderen Verlagen bekannt ist.

Die Betrugsmache war Open Access, d.h. der Gewinn wurde über die Article Publication Charges erzielt: Die Fake-Journale verlangen mehr als 500 US-Dollar pro eingereichtem Manuskript. Der Betrag soll auf zwei Banken im armenischen Eriwan überwiesen werden.

List of Predatory, Open-Access Publishers

Dieser Tage wurde Beall’s List of Predatory, Open-Access Publishers aktualisiert und auch die Liste der angewandten Kriterien, wie infobib berichtete.

„On January 17th, 2017, Beall’s List and accompanying blog were taken offline“, wie Wikipedia berichtet. Die Liste ist aber weiterhin im Internet Archive aufrufbar: https://web.archive.org/web/20170112125427/https://scholarlyoa.com/publishers/ und https://web.archive.org/web/20170111172309/https://scholarlyoa.com/individual-journals/.

Auf dieser Liste finden Sie so rührige Namen wie Bentham Open Science, dessen Zeitschriften genauso zusammengemixt daherkommen wie obiges Bentham-Logo.

Achten Sie darauf: Jedes Geschäftsmodell seine Betrüger. Jede neue Möglichkeit, Geld zu verdienen (und die Verknüpfung von publikationsabhängigen Forschern und kostenpflichtigem Open Access ist definitiv eine glänzende Geschäftsidee), zieht ihr spezifisches Betrugsmodell nach sich!


Seit 2004 bekommen alle Wisssenschaftler der Uni Münster finanzielle Unterstützung für das Veröffentlichen von Artikeln in Open-Access-Zeitschriften. Seit 2011 hat die Universität dazu mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft einen Publikationsfonds für die Finanzierung von Open Access-Artikelgebühren eingerichtet. Sie gehört damit zu den ersten Universitäten in Deutschland, die eine Förderung im neuen Programm “Open Access Publizieren” der Deutschen Forschungsgemeinschaft erhalten. Die Universität Münster bezahlt aus Ihren DFG-geförderten Publikationsfond allerdings nur Open-Access-Zeitschriften, welche die im jeweiligen Fach anerkannten, strengen Qualitätssicherungsverfahren anwenden wie z.B. PLOS- oder BiomedCentral-Journale und weniger als 2.000 Euro kosten.

PeerJ: All you can publish

Der Trend zu Open Access hat zur Gründung neuer Zeitschriften und Verlage geführt. Die bekanntesten in den Biomedical & Life Sciences sind BioMedCentral (Gründer: Vitek Tracz, 2008 an Springer verkauft) und PLoS (Gründer: Nobelpreisträger Harold Varmus u. Peter Binfield, s.u.). Während BioMedCentral noch ziemlich traditionell eine Suite von zahllosen Einzeltiteln ins Leben rief, gelang PLoS mit PLoS ONE ein (disruptiver) Quantensprung. PLoS One war das erste einer neuen Art von Zeitschriften, die vielfach auch Megajournals genannt werden. Megajournals zeichnen sich durch folgende Kriterien aus: fachübergreifend, keine editorielle Einschränkung, Auffangbecken für abgelehnte Artikel aus (höherrangigen) Zeitschriften des Verlags, schneller Durchlauf, Article Level Metrics.

PLoS One war mit dieser Politik sehr erfolgreich und wurde in wenigen Jahren mit 50.000 publizierten Artikeln (über 20.000 im Jahr) zur größten Zeitschrift der Welt. So ganz nebenher bewies PLoS One, dass das Geschäftsmodell des artikelbezahlten Open Access sehr erfolgrech sein kann. Diese Erkenntnis hat zu zahlreichen Neugründungen etablierter Verlage geführt, die PloS One das Feld natürlich nicht gerne alleine überlassen wollten:

Eine umfangreiche Liste von Megajournals (mit APCs) hält die Bibliothek der Universität Berkeley vor.

Die vorletzte Neugründung war eLife, ein Gemeinschaftsprodukt von MPG, Wellcome Trust und Howard Hughes Medical Institute (keine APC!); die letzte Neugründung ist PeerJ, das am 3. Dezember die ersten Submissions entgegennimmt.

PeerJ
PeerJ ist deswegen so interessant, weil es sich im Vergleich zu allen obigen Megajournals um ein neues Geschäftsmodell handelt, das wiederum einen disruptiven Charakter hat: Statt eine Article Publication Charge (APC) für jede Veröffentlichung zu nehmen (die Rejections sind ja meist umsonst), kann man bei PeerJ nach der Bezahlung einer One-Time-Fee lebenslang umsonst publizieren. Der Slogan von PeerJ lautet denn auch „Pay once, publish for life“, von Nature schnell umgedichtet zu: „All you can publish“.

Neben PeerJ (einer peer-reviewten akademischen Zeitschrift) bietet PeerJ auch noch eine pre-print Zeitschrift bzw. pre-print Server mit Namen PeerJ PrePrints an. Beide richten sich an die „biologischen und medizinischen Wissenschaften“.

Open Access & Peer review
PeerJ legt (natürlich) höchsten Wert auf die Feststellung, dass es sich nicht um eine Eintagsfliege ohne Peer Review handelt, sondern wirbt ausdrücklich mit „Open Access & Peer review“, dazu gibt es 5 Nobelpreisträger im (distinguished) Editorial Board und einen ebenso distingierten Vorstand: Peter Binfield (ehemals PLoS ONE), Jason Hoyt (ehemals Mendeley) und … tatatata … Tim O’Reilly (Chef von O’Reilly Media Inc).


Kostenplan von PeerJ

Das einzigartige bei PeerJ ist der Kostenplan (s.o.): Für eine einmalige Zahlung von $99 kann man ein Paper im Jahr bei PeerJ veröffentlichen – lebenslang. Wenn man erst nach der Annahme eines Papers bezahlen möchte, um nicht umsonst bezahlt zu haben, dann kostet es mit $129 nur $30 mehr.

Neben dem lebenlangen und (bis auf die Einmalzahlung) kostenfreien Publizieren sind die sensationell niedrigen Gebühren der größte Eyecatcher bei PeerJ, der auch für die größte Verwunderung sorgt: Wie kann sich so ein Geschäftsmodell nur tragen? Dafür gibt es mehrere Gründe, so findet man z.B. im Kleingedruckten folgenden offenherzigen Hinweis:

However, do be aware that every author has to be a paying member before we will start the production process on your paper. In addition, don’t forget that we ask every member to contribute one review to our community every 12 months, or risk their membership lapsing.

Bei einer durchschnittlichen Autorzahl von 7 (z.B. in PNAS) würde dies bedeuten, das PeerJ für den ersten Artikel 7*129 = $903 einnehmen würde. Zum Vergleich: BiomedCentral startete 2004 mit $500. Die betrifft zwar nur die Einnahmen des ersten Jahres, aber wenn sich die Zahl der PeerJ-Autoren jedes Jahr auch nur verdoppelt, dann sinkt der Verlust für Publikationen von Altautoren jedes Jahr um 50%. Fragen Sie bitte einen Betriebswirtschaftler nach den Details, ich bin leider keiner …

Und der zweite Hinweis: Ebenso wie bei BMC ist es auch bei PeerJ zu erwarten, dass nach einer anfänglichen Phase des kreativen Kundenfangs die Preise ansteigen werden. BMC hat bei einigen Titeln bereits die Marke von $2.500 (2.000€) überschritten und auch bei PeerJ sind zukünftige Kostensteigerungen nicht ausgeschlossen – ich erwarte die erste bereits in einem Jahr.

Publikationsfond der Uni Münster übernimmt keine APC > 2.000 Euro

Wenn Sie im Vertrauen auf den Publikationsfond der Uni Münster ihre Manuskripte bisher munter bei Open Access – Verlagen eingereicht haben, sollten Sie das Folgende bitte aufmerksam lesen:

Open Access und Open Access ist nicht dasselbe. Zu denken, dass alle Biomed Central-Titel Open Access und damit förderungswürdig sind, ist z.B. ein Trugschluß: Es gibt einige Biomed Central-Zeitschriften, die zwar alle ihre Research Paper frei zur Verfügung stellen, aber eben nicht die übrigen Paper. Deshalb müssen diese Zeitschriften von Bibliotheken kostenpflichtig subskribiert werden. Publikationen in solchen so genannnten „Hybridjournalen“ werden vom Publikationsfond der Uni Münster nicht übernommen – Hybridjournale sind für die fördernde DFG ein Ausschlußkriterium.

Das zweite Ausschlußkriterium ist die APC, die Article Publication Charge. Wenn diese über 2.000€ steigt, ist ebenfalls Schluß mit der Förderung.

Aus beiden folgt, dass Publikationen in den bekanntesten Biomed Central-Titel Genome Biology und Genome Medicine strong>nicht gefördert werden können: Zum einen sind dies Hybrid-Journale, da nicht alle ihre Artikel Open Access sind, die Zeitschrift also kostenpflichtig abonniert werden muss. Zum anderen ist die APC für diese beiden Titel stetig gestiegen (Abb. siehe oben) und beträgt seit kurzen 2.025 Euro – liegt also über der von der DFG im Open Access-Programm gezogenen Grenze.

Wenn man sich alle BMC-Submissions von Forschern der Uni Münster in den letzten 3,5 Jahren anschaut (Abb. siehe oben), dann sieht man, dass die APC von durchschnittlich 1.050 Euro in 2008 auf 1.450 Euro in 2012 gestiegen ist – jedes Jahr also ziemlich genau 100 Euro mehr.


Mit dem Open Access-Programm Publizieren unterstützt die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) wissenschaftliche Hochschulen bei der Einrichtung von Publikationsfonds, aus denen die Hochschulen die bei der Veröffentlichung von Artikeln in Open-Access-Zeitschriften anfallenden Publikationsgebühren finanzieren können.

Foto: Logo von Genome Biology (c) Biomed Central

Kostenübernahme für Publikationen in Open Access Journalen

Rechtzeitig zur Open Access-Woche hat die DFG die Förderung von Open Access-Publikationen an der Universität Münster bis Februar 2013 verlängert.

Die Kostenübernahme für Publikationen in BiomedCentral-, PLOS- oder sonstigen in Frage kommenden Zeitschriften* ist damit vorerst gesichert.

* Exkludiert sind Hybridjournale und Journale, die Publikationsgebühren > 2000 Euro verlangen. Die Open-Access-Zeitschrift muss die im jeweiligen Fach anerkannten, strengen Qualitätssicherungsverfahren anwenden (z.B. Zeitschriften, die im Directory of Open Access Journals verzeichnet sind) und nicht zu den obskuren Open Access-Verlagen gehören. Siehe: http://www.ulb.uni-muenster.de/service/publizieren/publikationsfonds.html


Seit 2004 bekommen alle Wisssenschaftler der Uni Münster finanzielle Unterstützung für das Veröffentlichen von Artikeln in Open-Access-Zeitschriften. Seit 2011 hat die Universität dazu mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft einen Publikationsfonds für die Finanzierung von Open Access-Artikelgebühren eingerichtet. Sie gehört damit zu den ersten Universitäten in Deutschland, die eine Förderung im neuen Programm “Open Access Publizieren” der Deutschen Forschungsgemeinschaft erhalten.

Aachener Thesen zu Erwerb und Nutzung von E-Books

Auf ihrer Jahrestagung hat die Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches Bibliothekswesen (AGMB) vor kurzem die so genannte Aachener Erklärung „Sechs Thesen zum Erwerb von elektronischen Büchern“ verabschiedet. Die Zweigbibliothek Medizin hat an der Aachener Erklärung mitgewirkt und unterstützt diese ausdrücklich. In sechs Thesen machen sich die Medizinbibliotheken für bessere Angebote stark und fordern die Verlage auf, Zugangsbarrieren und Nutzungshemmnisse abzubauen:

1. Nutzungseinschränkungen / Digital Rights Management

Das Angebot von elektronischen Lehrbüchern durch proprietäre und/oder flash-basierte Anzeigeprogramme führt zu massiven Nutzungseinschränkungen, die von der AGMB sehr kritisch gesehen werden. Studenten wollen kein Flash- oder sonstigen behindernden Technologien, sondern freien, ungehinderten, flexiblen Zugang zu den Lehrbüchern. In diesem Zusammenhang Ist der Springerverlag als positives Beispiel zu erwähnen für seine DRM-freien Lehrbücher im PDF-Format. Behinderungen durch DRM-Mechanismen werden von der AGMB gleichermassen sehr kritisch gesehen und für Campuslizenzen von Lehrbüchern prinzipiell abgelehnt. Die AGMB empfiehlt ihren Mitgliedern denn auch mit allem Nachdruck, bei Verträgen auf den Kauf/Lizenzierung von DRM-freien Medien zu bestehen. Des weiteren sollen elektronische Lehrbücher zur Zeit folgende Bedingungen erfüllen:

– unbeschränkte, veränderbare, nicht gesicherte Dateien auf Kapitelebene (zur Zeit ist PDF das Mittel der Wahl)
– unbegrenzt ausdruckbar
– kein Registrierungzwang
– unbegrenzt lokal abzuspeichern (offline Nutzung)
– annotierbar, veränderbar, mit anderen Nutzern austauschbar
– mobil und auf allen Endgeräten nutzbar
– keine speziellen Anforderungen an die technische Infrastruktur (wie z.B. spezielle Browser, Java, Flash, usw)

2. Open Access / Open Educational Ressources

Auch auf dem Buchsektor wird der Open Access-Gedanke immer stärker. In diesem Sinne empfiehlt die AGMB den politisch verantwortlichen Institutionen (insb. den Hochschulen und Wissenschaftsministerien der Länder), neben dem Open Access-Zugang zu wissenschaftlichen Fachartikeln auch – z.B. analog der California Free Digital Textbook Initiative – den freien Zugang zu digitalen Lehrbüchern (Open Educational Ressources) zu fördern.

3. Preise / Lizenzen

Die AGMB möchte ihre Mitglieder dazu ermutigen, die angebotenen Werke einer genauen Prüfung zu unterziehen. Die Preise sind unbedingt in Relation zur angebotenen Leistung (PDF oder nur HTML, Offline oder nur Online-Nutzung, IP-Authentifizierung oder Registrierung, unlimitierter Zugriff oder DRM, mobile Nutzung oder nur via spezieller Endgeräte, usw.) sowie der Nutzung (Preis pro Seitenaufruf) zu setzen. Dazu sind entsprechende Nutzungsstatistiken einzufordern (s.u.). Wenn ein Verlag für ein Werk einen überzogenen Preis verlangt, sollte dies nicht unterstützt werden, selbst wenn die jeweilige Fakultät dies unbedingt wünscht. Wenn bei einigen Standardwerken Minimonopole vorliegen mögen, so rechtfertigt dies doch nicht den Abschluss von Verträgen zu Preisen und Konditionen, die auf langfristige Sicht durch ihre eklatante Unwirtschaftlichkeit (verglichen mit den gedruckten Büchern) Gegenstand von Kritik und Überprüfungen durch die Hochschulverwaltung und den Landesrechnungshof werden mag. Ganz abgesehen davon, dass diese Geschäftsmodelle den – durchaus wünschenswerten – Übergang vom gedruckten zum digitalen Buch eher erschweren statt erleichtern.

Hierzu möchte die AGMB anmerken, dass die zunehmende Konkurrenz durch Eigenpublikationen von Hochschuldozenten via Amazon, Apple oder OER sich auf die marktüblichen Lehrbuchpreise deutlich auswirken wird. Es ist also erfreulicherweise in Zukunft mit mehr Konkurrenz und fallenden Preisen zu rechnen.

4. Nutzungsstatistiken

In diesem Zusammenhang appelliert die AGMB eindringlich an alle beteiligten Verlage, den Bibliotheken sofort und unverzüglich (noch für das Jahr 2012) standardisierte Nutzungsstatistiken zur Verfügung zu stellen, deren genaue Art und Weise der Erhebung von den Verlagen **transparent** zu machen ist und die einheitlich für alle wichtigen Verlage sind. Sich hinter unklar definierten, d.h. fehlerhaften Normen wie Counter zu verstecken und auf deren Überarbeitung zu warten, kann nicht akzeptiert werden. Bei den im Spiel befindlichen Summen ist eine korrekte und transparente Statistik ein KO-Kriterium. Jeder Versuch einer Marktverzerrung durch „aufgehübschte“ Nutzungsstatistiken ist zu verurteilen.

5. Weiternutzung

Die AGMB unterstützt das Recht auf Einstellung in Online-Semesterapparate und/oder Veröffentlichung in E-Learning-Plattformen für definierte Nutzergruppen und eine verbesserte rechtliche Klarheit, z.B. durch Aufnahme in Verträge und Erwerb dieser Zweitverwertungs-Rechte angesichts der bedauerlichen Unklarheit der Schrankenregelungen des Urheberrechts insbesondere im Bezug auf digitale Semesterapparate, sprich die Veröffentlichung von Text- oder Bildauszügen in eng umgrenzten Seminar- oder Vorlesungsgruppen. Möglichkeit von Remix und Remerge, Annotation und Sharing.

6. Privatsphäre

Eines der größten Kulturgüter und Errungenschaften der Neuzeit ist der freie Zugang zur Information, was im wesentlichen auf der Möglichkeit des anonymen Lesens aufbaut, das die Bibliotheken für ihre Nutzer erkämpft haben. Moderne Nachverfolgungsmethoden und – Techniken wie z.B. Hiptype sowie obligate Registrierungen können das individuelle Nutzungs- und Leseverhalten von PDFs erfassen. Hierzu stellt die AGMB fest, das solche und ähnliche Praktiken entweder illegal sind oder es sein sollten und schärftens zu verurteilen sind. Die AGMB wird genauestens beobachten, welche Verlage hier versuchen eine derartige Überwachung aufzubauen und welche Verlage eine solche Erfassung von vorhinein in ihren Nutzungsverträgen ausschliessen.

Thesen in PDF-Format


Die AGMB vertritt 460 Medizinbibliothekare aus 370 Bibliotheken in fünf Ländern. Aus Deutschland, Österreich und der Schweiz sind Bibliotheken aus allen Medizinischen Fakultäten mit einem geschätzten Kaufvolumina von 50 Mio. Euro vertreten.

[via Blog der UB Mainz]