Studie an Fischen zeigt verändertes Schlafverhalten durch Infektion

Ein Team um JICE-Mitglieder untersuchte, ob und wie das Immunsystem Einfluss auf das Verhalten von Stichlingen nehmen kann
 Ein Dreistachliger Stichling in einem Aquarium am Institut für Evolution und Biodiversität
© Uni Münster – IEB

Das Phänomen ist bekannt: Wenn man nicht richtig schläft, wird man schneller krank. Umgekehrt beobachtet man, dass man bei einer Infektion anders schläft. Ein Team um Biologen vom Institut für Evolution und Biodiversität der Universität Münster hat nun untersucht, wie sich eine Infektion mit Parasiten auf das Immunsystem und auf das Schlafverhalten auswirkt – bei Dreistachligen Stichlingen, die mit ihrem natürlichen Parasiten, einem Bandwurm, infiziert waren. Ein Fazit: Infizierte Fische schlafen nach der Infektion länger als nicht infizierte Tiere. Allerdings beobachtete das Team diesen Unterschied erst einen Monat nach der Infektion. In den ersten Tagen gab es kaum Unterschiede. Die Ergebnisse sollen dazu beitragen, das Verständnis für die Wechselwirkungen zwischen Infektionen mit Makroparasiten, Schlaf und Immunantwort zu vertiefen.

Bauhus MB, Mews S, Kurtz J, Brinker A, Peuß R, Anaya-Rojas JM (2024): Tapeworm infection affects sleep-like behavior in three-spined sticklebacks. Scientific Reports 14, 23395. https://doi.org/10.1038/s41598-024-73992-7

Pressemitteilung der Universität Münster
Originalveröffentlichung in Scientific Reports

Toni Lange verstärkt Verbundprojekt InChangE

Toni Lange verstärkt Verbundprojekt InChangE
© Toni Lange

Toni Lange ist seit Oktober 2024 Teil des Verbundprojekts InChangE und erforscht den Zusammenhang zwischen Depression und immunologischen Faktoren. Seine Forschung zielt darauf ab, die genetische Veranlagung für die Krankheitsanfälligkeit und das Ansprechen auf Medikamente besser zu verstehen und damit zur Entwicklung von personalisierten Therapiestrategien beizutragen.

Lange studierte Mathematik, bevor er im Rahmen seiner Promotion ein Qualitätssicherungstool zur korrekten Zuordnung von Patientendaten entwickelte. Dabei verwendet er Machine-Learning-Methoden, um klinische Variablen anhand von Genotypen vorherzusagen.

Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen
© MKW NRW

Pflanzenstoffe beeinflussen das Sozialleben von Tieren

Dr. Pragya Singh, Postdoktorandin im Sonderforschungsbereich Transregio 212 in der AG Chemische Ökologie, leitete das Forschungsteam der Studie.
© Universität Bielefeld

Eine im Journal of Animal Ecology veröffentlichte Studie von Forschenden der Universität Bielefeld zeigt, dass bestimmte Pflanzenstoffe, die nicht der Ernährung dienen, das Sozialverhalten und die Lebensdauer der Rübsen-Blattwespe (Athalia rosae) beeinflussen. Unter der Leitung von Dr. Pragya Singh, Postdoktorandin im Sonderforschungsbereich Transregio 212 in der AG chemische Ökologie, untersuchte das Team, wie der Verzehr von spezifischen Pflanzenstoffen, sogenannten Clerodanoiden, soziale Netzwerke innerhalb von Blattwespenpopulationen verändert und gleichzeitig die Lebensdauer der Tiere verkürzt. Diese Ergebnisse können wichtige Einblicke in Pflanze-Tier-Interaktionen und soziale Netzwerke in der Ökologie liefern.

Singh P, Brueggemann L, Janz S, Saidi Y, Baruah G, Müller C (2024): Plant metabolites modulate social networks and lifespan in a sawfly. Journal of Animal Ecology 93, 1758–1770. https://doi.org/10.1111/1365-2656.14189

Pressemitteilung der Universität Bielefeld
Originalveröffentlichung im Journal of Animal Ecology

Soziale Interaktionen könnten die Evolution beschleunigen

Zusammen mit weiteren Forschenden zeigen Dr. Alfredo Sánchez-Tójar und Dr. Maria Moiron von der Universität Bielefeld, dass soziale Interaktionen die Evolution von Tieren beschleunigen können.
© Universität Bielefeld

Wie entwickeln sich Tierarten evolutionär? Das sagen Forschende normalerweise voraus, indem sie die Gene einer Art und die Umwelt, in der sie lebt, untersuchen. Neue Forschungsergebnisse heben jedoch einen Schlüsselfaktor hervor, der oft übersehen wird: soziale Interaktionen, bei denen die Gene anderer Individuen eine wichtige Rolle bei der Gestaltung der Umwelt spielen, die ein Tier erlebt. Für die Studie, die im Fachmagazin Evolution Letters veröffentlicht wurde, kooperierten Mitglieder des Sonderforschungsbereichs Transregio 212 mit Forschenden der britischen Universitäten Aberdeen und Exeter.

Santostefano F, Moiron M, Sánchez-Tójar A, Fisher D (2024): Indirect genetic effects increase the heritable variation available to selection and are largest for behaviours: a meta-analysis. Evolution Letters, qrae051. https://doi.org/10.1093/evlett/qrae051

Pressemitteilung der Universität Bielefeld
Originalveröffentlichung in Evolution Letters

„Die Anpassungsfähigkeit von Organismen gibt Anlass zur Hoffnung“

Öffentlichen Vortrag von Prof. Dr. Oliver Krüger am 4. September 2024 in Münster
 Ein Hoffnungsschimmer in Zeiten des Klimawandels: Manche Eisbären haben gelernt, im Sommer Fische zu jagen, anstatt bei fehlender Eisdecke zu hungern.
© Oliver Krüger

Schaffen Tiere es, sich an eine immer schneller verändernde Umwelt anzupassen? Wenn ja, wie? Der Verhaltensbiologe und Freilandforscher Prof. Dr. Oliver Krüger von der Universität Bielefeld gibt im Interview mit Christina Hoppenbrock Einblicke in die Anpassungsfähigkeit von Tieren und die Rolle der Verhaltensbiologie angesichts des Klimawandels. Anlass ist eine Tagung des Transregio-Sonderforschungsbereichs 212, der sich den ökologischen Nischen von Individuen bei sich ändernden Umweltbedingungen widmet, mit einem öffentlichen Vortrag von Oliver Krüger am 4. September an der Universität Münster.

Komplettes Interview
NC³-Konferenz des Transregio-Sonderforschungsbereichs 212 [en]

Neue Publikation aus dem JICE: Individualisierung aus verschiedenen disziplinären Perspektiven

Individualisation and individualised science across disciplinar perspectives
© Springer Nature

Diese Woche wurde der Artikel „Individualisation and individualised science across disciplinary perspectives“ in der Fachzeitschrift European Journal for Philosophy of Science veröffentlicht. Er ist das Ergebnis einer umfassenden interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen zahlreichen Mitgliedern des JICE.

Die Publikation vereint verschiedene wissenschaftliche Disziplinen mit dem Ziel, eine gemeinsame konzeptionelle und theoretische Basis zu schaffen und dadurch die interdisziplinäre Forschung zu Individualisierung zu fördern. Sie basiert auf einem Workshop im Rahmen des interdisziplinären Forschungsverbundes InChangE. Bei diesem befassten sich die beteiligten Wissenschaftler:innen mit Unterschieden und Gemeinsamkeiten im Verständnis von Individualisierung über verschiedene Disziplinen wie Biologie, Philosophie, Psychologie, Psychiatrie, Gesundheitswissenschaften, Soziologie und Ökonomie hinweg.

Kaiser MI, Killin A, Abendroth AK, Back MD, Baune BT, Bilstein N, Breitmoser Y, Caspers BA, Gadau J, Gossmann TI, Kaiser S, Krüger O, Kurtz J, Lengersdorf D, Malsch AKF, Müller C, Rauthmann, JF, Reinhold K, Richter SH, Stummer C, Trappes R, Voelcker-Rehage C, Wittmann MJ (2024): Individualisation and individualised science across disciplinary perspectives. European Journal for Philosophy of Science 14, 41. https://doi.org/10.1007/s13194-024-00602-8

Artikel im European Journal for Philosophy of Science

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Sommerdebatte: "Wie natürlich ist Konkurrenz?"

Prof. Dr. Jürgen Gadau (Institut für Evolution und Biodiversität) und Prof. Dr. Joachim Renn (Institut für Soziologie) gehen der Frage nach: "Wie natürlich ist Konkurrenz?"
© Uni Bielefeld - IfS

Das Institut für Soziologie lädt Studierende und interessierte Gäste am 3. Juli 2024 um 18:15 Uhr zur Sommerdebatte in den Hörsaal ein. Prof. Dr. Jürgen Gadau (Institut für Evolution und Biodiversität) und Prof. Dr. Joachim Renn (Institut für Soziologie) gehen der Frage nach: "Wie natürlich ist Konkurrenz?"

Im Mittelpunkt steht dabei zum einen die Frage, inwieweit sich das Prinzip "Konkurrenz" eignet, um Evolutionsbiologie und Gesellschaftstheorie miteinander ins Gespräch zu bringen. Zum anderen, inwiefern ein solches Gespräch aber davon abhängt, wie in beiden Disziplinen nach dem "Phänomen" gefragt wird.

Die Diskutanten setzen das Gespräch, das sie am Darwin-Tag begonnen haben, in verändertem Rahmen fort: "Evolution ist blind, aber nicht zufällig"

Weitere Informationen

DFG fördert neuen SFB-TRR 393 "Verlaufsformen affektiver Störungen"

Prof. Dr. Udo Dannlowski, Direktor des Instituts für Translationale Psychiatrie der Universität Münster und JICE-Mitglied
© Uni Münster - Erk Wibberg

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat die Förderung des neuen Transregio-Sonderforschungsbereichs "Verlaufsformen affektiver Störungen: Kognitiv-emotionale Mechanismen der Symptomänderung" bewilligt, der am 1. Juli 2024 seine Arbeit aufnehmen wird. An dem Vorhaben sind Forschende der Philipps-Universität Marburg, der Technischen Universität Dresden und der Universität Münster beteiligt – darunter Prof. Dr. Udo Dannlowski, Direktor des Instituts für Translationale Psychiatrie der Universität Münster und Mitglied des JICE, der als Standortkoordinator für den Sonderforschungsbereich fungiert.

Pressemitteilung der Universität Münster

Charlotte Kräft startet als Postdoc im Verbundprojekt InChangE

Charlotte Kräft startet als Postdoc im Verbundprojekt InChangE
© Charlotte Kräft

Dr. Charlotte Kräft ist seit Mai 2024 als Postdoc im Verbundprojekt InChangE tätig. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit der Einführung eines KI-gestützten Dienstplanungssystems für Mitarbeitende im Gesundheitswesen. 

Kräft erlangte ihre Promotion in Wirtschaftswissenschaften 2022 an der Universität Paderborn. Im Rahmen ihres Promotionsprojektes analysierte sie geschlechtsspezifische Segregation und Leistungskorrelationen im Kontext einer männerdominierten Branche. Ihre Forschungsergebnisse veröffentlichte sie u.a. in den Fachzeitschriften Gender, Work & Organization und Gender in Management. Im Wintersemester 2023/24 vertrat sie die Professur für Organizational Behavior an der Universität Paderborn.

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Wann sind Kinder am aufnahmefähigsten?

In ihrem Vortrag ging Dr. Nicole Walasek darauf ein, wie wechselnde Umgebungsbedingungen das Lernen beeinflussen.
© Universität Bielefeld

In empfänglichen Lebensphasen lernen Kinder am besten. Doch wann genau liegen diese „sensiblen Perioden“? Die Forscherin Dr. Nicole Walasek von der Universität Amsterdam hat mit Computermodellen untersucht, von welchen Faktoren sie abhängen. Ihre Befunde hat sie in Bielefeld auf dem dritten Individualisation Symposium des JICE vorgestellt. Die Aufzeichnung des Vortrags ist jetzt online.

Artikel der Universität Bielefeld
Aufzeichnung auf YouTube

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Guido I. Prieto stößt als Individualisation Fellow zu InChangE

Guido I. Prieto stößt als Individualisation Fellow zu InChangE
© Guido Prieto

Dr. Guido I. Prieto ist seit diesem Monat Mitglied der Fakultät für Philosophie der Universität Bielefeld. Als Individualisation Fellow im Rahmen von InChangE bearbeitet er ein Forschungsprojekt zur diachronischen Dimension von biologischer Individualität und Organismizität, insbesondere hinsichtlich der Entwicklung über komplexe Lebenszyklen hinweg. Dieses soll Fragen beantworten wie: Wodurch zeichnen sich Entitäten in den einzelnen Phasen eines Lebenszyklus aus? Handelt es sich um verschiedene Stadien desselben biologischen Individuums oder um verschiedene biologische Individuen, die durch Vermehrungs- und Fusionsereignisse voneinander separiert sind? Ändert sich die Art der biologischen Individualität über komplexe Lebenszyklen hinweg? Entstehen Organismen allmählich im Laufe der Entwicklung oder sind sie schon im Stadium der Zygote vorhanden? Variieren die Fähigkeiten und Prozesse von Organismen wie Handlungsfähigkeit, Entwicklungsplastizität und Nischenbildung über die Lebenszyklen hinweg? Und wenn ja, welche ökologischen und evolutionären Auswirkungen ergeben sich daraus?

Pietro studierte zuvor Biologie und promovierte in Philosophie an der Ruhr-Universität Bochum über die Beziehung zwischen den Begriffen "Organismus" und "biologisches Individuum". Zudem ist er als wissenschaftlicher Illustrator tätig.

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„Individualisierung in Prävention und Therapie unerlässlich“

Die JICE-Forschenden Prof’in Dr. Claudia Voelcker-Rehage und Dr. Niels Boissonnet haben auf dem Symposium neue Erkenntnisse aus ihren Disziplinen vorgestellt, um interdisziplinär Impulse zur Individualisierungsforschung zu geben.
© JICE - Antje Herde

Was ist nötig für eine Wissenschaft der Individualisierung? Einblicke dazu gaben Forschende aus Natur-, Geistes- und Gesellschaftswissenschaften auf dem dritten Symposium zur Individualisierung des JICE, das von den Universitäten Bielefeld und Münster getragen wird. Ausgerichtet wurde es im Zentrum für interdisziplinäre Forschung auf dem Bielefelder Campus. Im Interview erklären die Münsteraner Sportwissenschaftlerin Professorin Dr. Claudia Voelcker-Rehage und der Bielefelder Ökonom Dr. Niels Boissonnet, was den interdisziplinären Ansatz des Instituts für ihre Forschung so wertvoll macht. Sie erklären, wie der Fokus auf Individualisierung Innovationen in ganz unterschiedlichen Bereichen ermöglicht – von der Leistungsoptimierung im Sport bis hin zu ethischen Fragen der Ressourcenverteilung.

Artikel der Universität Bielefeld

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"Evolution ist blind, aber nicht zufällig"

Der Soziologe Prof. Dr. Joachim Renn (links) und der Biologe Prof. Dr. Jürgen Gadau mit Fossilien von Trilobiten.
© Uni Münster - Linus Peikenkamp

Charles Darwin, Begründer der Evolutionstheorie, wurde am 12. Februar 1809 geboren. Seit 1995 wird an seinem Geburtstag der Darwin-Tag begangen, um seinen herausragenden Beitrag zur Wissenschaft zu würdigen. Aus diesem Anlass sprechen der Biologe Prof. Dr. Jürgen Gadau vom Institut für Evolution und Biodiversität und Prof. Dr. Joachim Renn, der am Institut für Soziologie zu soziokultureller Evolution forscht, im Interview mit Anke Poppen über ihre Arbeit mit der Evolutionstheorie.

Interview

Individualisierung durch Modellierung verstehen

Dr. Olena Orlova ist angewandte Mathematikerin und Postdoktorandin im interdisziplinären Projekt InChangE
© Mike-Dennis Müller

Individualisierung ist allgegenwärtig. Wir beobachten sie bei gesellschaftlichen Trends, personalisierter Medizin oder der Anpassung von Tieren an ihre Umwelt. Im Forschungsverbund „Individualisation in Changing Environments“ (Individualisierung in sich ändernden UmWelten, InChangE) untersuchen die Universität Bielefeld und die Universität Münster die Ursachen, Mechanismen und Folgen der Individualisierung in sich verändernden Umwelten. Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit umfasst Naturwissenschaften, Sozialwissenschaften und Geisteswissenschaften, einschließlich Biologie, Philosophie, Soziologie, Wirtschaftswissenschaften, Psychologie, Geoinformatik, Psychiatrie und Gesundheitswissenschaften. Die Liste der Teilnehmenden ist lang und ihre Fachgebiete könnten unterschiedlicher nicht sein. Aber genau darin liegt die Chance, sagt Dr. Olena Orlova, angewandte Mathematikerin in der Forschungsgruppe Theoretische Biologie an der Fakultät für Biologie in Bielefeld und Postdoktorandin bei InChangE.

Artikel der Universität Bielefeld

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