Forschungsschwerpunkt "Zivilgesellschaft"


Zivilgesellschaft dient als Referenz, konzeptioneller Ansatz und Begriff für Beteiligung und Partizipation von Bürger*innen, Gruppen und sozialen Bewegungen sowie von intermediären und gemeinnützigen Organisationen an der politischen Entscheidungsfindung wie auch an der Implementation von Politiken. Unter den Bedingungen modernen Regierens hat die Analyse der Potentiale, Grenzen, positiven wie negativen Effekte sowie der Herausforderungen der Einbindung und Berücksichtigung von Zivilgesellschaft im Hinblick auf Good Governance auf den verschiedenen Ebenen des Regierens (lokal, national, international) an Relevanz gewonnen.

Forschung und Lehre sind aufgrund des Facettenreichtums und der Diversität von Zivilgesellschaft im Schwerpunkt multi- und interdisziplinär ausgerichtet. Der Forschungsschwerpunkt ist am Institut zum einen als „Dach“ und Referenzrahmen konzipiert, und zwar:

  • der klassischen Bereiche der Politischen Soziologie und der empirischen Demokratieforschung (Parteien-, Verbände- und soziale Bewegungsforschung, Partizipationsforschung),
  • der Analyse des Nexus von Religion und Politik,
  • der Genderforschung,
  • der Dritte-Sektor- bzw. Nonprofit- und NGO-Forschung,
  • der Beteiligungsforschung und der Analyse demokratischer Innovation
  • der Analyse von Politik in Organisationen
  • der Beforschung politischer Kommunikations- und Vermittlungsprozesse

Zum anderen versteht sich der Schwerpunkt als Querschnittbereich mit hoher Anschlussfähigkeit und vielfältigen Kooperationsmöglichkeiten. Dank der interdisziplinären Ausrichtung ist der Schwerpunkt am Institut sehr gut vernetzt und war und ist in zahlreiche Forschungsprojekte und -programme eingebunden.

Vernetzung


Der Forschungsschwerpunkt Zivilgesellschaft und Demokratie ist am Institut für Politikwissenschaft eingebettet in die Tradition der Politischen Soziologie als Sub-Disziplin des Fachs und insofern in hohem Maße anschlussfähig an die beiden anderen Forschungsschwerpunkte sowie an die interdisziplinären Zentren des Instituts, namentlich an das Zentrum für Europäische Geschlechterstudien (ZEUGS) und das Kompetenzzentrum Nachhaltige Kommunale Finanzpolitik (NKFP) sowie an das Centrum Religion und Moderne (CRM) des Exzellenzclusters Religion und Politik, an dem mehrere Mitglieder des Kollegiums beteiligt sind.

Traditionell zeichnet sich der Schwerpunkt am Institut durch eine intensive Einbindung auch in internationale Forschungskooperationen aus. Zu nennen ist hier u. a. eine ganze Reihe von EU-geförderten Forschungsvorhaben seit dem 3. EU-Rahmenprogramm. Ferner ist in diesem Kontext auch die engagierte Herausgeber*innentätigkeit der Mitarbeitenden des Forschungsschwerpunktes in nationalen und internationalen Publikationsreihen und Zeitschriften zu nennen (z. B. Femina Politica, Voluntas). Der Forschungsschwerpunkt ist zudem verantwortlich für die Vertretung des IfPol im European Consortium for Political Research (ECPR).

Dank der guten Sichtbarkeit des Schwerpunktes in der nationalen und internationalen Forschungslandschaft ist Zivilgesellschaft und Demokratie auch ein stark nachgefragter Bereich für wissenschaftliche Qualifikationsarbeiten mit einer Vielzahl an Promotionsvorhaben und Habilitationen. Im Rahmen der GraSP sind die Forschungsgruppen „Gouvernementalität“, „Politische Theorie“, „Zivilgesellschaft“ und „Kommunalpolitik“ eng mit dem Schwerpunkt verknüpft.

Der Schwerpunkt ist ebenfalls in der Weiterbildung an der WWU engagiert. Eine Reihe von Mitarbeitenden sind maßgeblich an dem berufsbegleitenden Masterstudiengang „Nonprofit-Management and Governance“ beteiligt, der Führungskräfte gezielt für gemeinnützige Organisationen ausbildet.

Laufende Projekte


Enabling the Flourishing and Evolution of Social Entrepreneurship for Innovative and Inclusive Societies (EFESEIIS) (2014-2017)

Projektleitung für das deutsche Teilprojekt: Prof.'in Dr. Annette Zimmer, finanziert durch European Commission / DG Research, FP7-SSH-2013-2

The project has four main objectives: To provide advices to stakeholders on how to foster Social Entrepreneurship and Social Innovation; to draft an Evolutionary Theory of Social Entrepreneurship to explain the different evolutionary paths of Social Entrepreneurship in Europe and how Social Entrepreneurship and institutions co-evolved during time; to identify the features of an enabling eco-system for Social Entrepreneurship; to identify the New Generation of Social Entrepreneurs, its features, needs and constraints as well as their contribution to Social Innovation.

In pursuing these four main objectives other objectives will be reached: increasing the understating of their functioning of Social Enterprises, increase the visibility of the local, domestic and international role of Social Entrepreneurship, understand which are the main problems in accessing resources for Social Entrepreneurs, understand the degree of inappropriateness of the legal environments in relation with the daily operation of the Social Enterprise.

Third Sector Impact (TSI) (2014-2017)

Projektleitung für das deutsche Teilprojekt: Prof.'in Dr. Annette Zimmer, finanziert durch European Commission / DG Research, FP7-SSH-2013-2


The main objective of the research project is to create knowledge that will further advance the contributions thatthe third sector and volunteering can make to the socio-economic development of Europe. These unique ‘renewable resources’ for social and economic problem-solving and civic engagement in Europe are needed more than ever at this time of social and economic distress and enormous pressures on governmental budgets—not as an alternative to government but as a full-fledged partner in the effort to promote European progress. To take full advantage of this resource we need a clearer understanding of the third sector’s scope and scale, its existing and potential impacts, and the barriers to its full contributions to the continent’s common welfare. The project seeks to: 1) Clarify the concept of the third sector in its European manifestations; 2) Identify the major contours of the sector; 3) Identify the impacts of this sector; 4) Identify barriers both internal to organizations and external to them and suggest ways these barriers might be overcome; and 5) Forge a partnership between the research community and European Third Sector practitioners.

Geschlechterverhältnisse in autoritären und hybriden Regimen (2013-2014)

Projektleitung: Prof.’in Dr. Gabriele Wilde; Prof.’in Dr. Annette Zimmer; finanziert vom Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung NRW (MIWF) im Rahmen des Landesprogramms für geschlechtergerechte Hochschulen, Programmstrang Genderforschungsförderung.


Im Fokus des Projekts steht die Untersuchung der Interdependenz von autoritären und bedingt demokratischen politisch-gesellschaftlichen Strukturen und Geschlechterverhältnissen. Das Erkenntnisinteresse richtet sich auf den Zusammenhang zwischen Autokratien sowie hybriden politischen Systemen und der Festschreibung von Geschlechterverhältnissen als gesellschaftliche Machtverhältnisse, die nachhaltig eine gesellschaftliche Demokratisierung verhindern, indem sie eine umfassende Teilhabe von Frauen am öffentlichen Leben systematisch behindern bis gänzlich verunmöglichen. Das Forschungsprojekt untersucht den Regime-Einfluss auf die Teilhabe von Frauen am öffentlichen Leben in den Sektoren Wirtschaft, Wissenschaft und Politik zunächst an den Fallbeispielen Nicaragua und Tunesien.

Freie kirchliche Schulen als organisierte Handlungsträger im Spannungsfeld von kirchlicher Eigenlogik, gesellschaftlichem Bildungsdiskurs und staatlicher Bildungspolitik (Juni 2013 bis Mai 2016)

Projektleitung: Prof.'in Dr. Christiane Frantz, Prof.'in Dr. Judith Könemann (kath. theol. Fakultät WWU Münster), finanziert durch DFG im Rahmen des Exzellenzcluster "Religion und Politik"

Das Projekt zielt darauf ab, freie kirchliche Schulen als Sozialformen des Religiösen im Spannungsfeld ihrer Orientierung an der kirchlichen Tradierungslogik und ihrem Organisationshandeln zu analysieren. Folgende Fragen stehen dabei im Mittelpunkt: Welchen Selbstanspruch formulieren die Kirchen im gesamtgesellschaftlichen Bildungsdiskurs wie in der Bildungspolitik sowie als Handlungsträger von Bildungsangeboten und welche Positionierungen und Institutionalisierungen werden damit inhaltlich vertreten (Menschenbild, Bildungsverständnis, Erziehungsverständnis etc.)? Wo und wie bilden sich Prozesse religiöser Institutionalisierung auf der Ebene der Organisationsprozesse und -entwicklung ab? Zu welchen Unterscheidungen zwischen der Organisationsform freie kirchliche Schule und anderen Schulen führt dies (Themensetzungen; Riten etc.)? Wo zeigen sich in der Vermittlung religiöser Eigenlogik und Anpassungsleistungen an den gesellschaftlichen und bildungspolitischen Diskurs Zielkonflikte und Norm-Inkompatibilitäten und wie wird der Umgang mit solchen Konflikten organisiert? Wie bildet sich das normative Interesse kirchlicher Schule auf der individuellen Ebene ab bei Schüler*innen, Lehrer*innen, ggf. Eltern?

ISTR-Konferenz „Civil Society and the Citizen“

Projektleitung: Prof.'in Dr. Annette Zimmer und Dr. Matthias Freise, finanziert unter anderem durch das Programm „Internationale Kongresse“ der DFG

Vom 22. bis 25. Juli richtet der Forschungsschwerpunkt den 11. Internationalen Kongress der International Society for Third Sector Research in Münster. Sie steht unter dem Oberthema „Civil Society and the Citizen“. Wie in den Vorjahren werden 600 bis 700 Teilnehmende erwartet. Die ISTR wurde 1992 gegründet und ist eine wissenschaftliche Fachvereinigung, die sich der Erforschung von Zivilgesellschaften, dem Nonprofit-Sektor, der Philanthropie und benachbarten Forschungsfeldern widmet. Alleinstellungsmerkmal der Organisation ist die ausgeprägte Inter- und Multidisziplinarität. Die derzeit gut 1.000 Mitglieder von ISTR stammen aus allen Disziplinen der Sozialwissenschaften, der Rechts- und Verwaltungswissenschaft, der Wirtschaftswissenschaft, Ethnologie, Geschichtswissenschaft, aber auch aus der Theologie und den Kulturwissenschaften.
Der Tagung voraus geht eine dreitägige interdisziplinäre Tagung für Promovierende.

Profilbildung am IfPol

Das Institut für Politikwissenshaft diskutiert momentan eine Erneuerung seines Forschungsprofils. Der Profilbildungsprozess ist noch nicht abgeschlossen, wird aber langfristig auch Auswirkungen auf die bestehenden Forschungsschwerpunkte haben.

Mehr Informationen zum Verlauf und zum aktuellen Stand der Profilbildung finden sie hier.